Hallo Ihr Lieben,
gestern erhielt wir eine Traueranzeige, ich war schon sehr verwundert und als ich sie öffnete sah ich, daß die Schwester meines bestens Freundes gestorben ist. Ich kenne ihn schon seit über 20 Jahren, wir waren auch mal liiert, er lebt allerdings seit 10 Jahren in Amerika, hat dort nun auch seit 2 Jahren eine sehr nette und liebe Frau und mittlerweile auch ein Kind.
Seine Schwester (war jetzt 38 Jahre alt), hatte schon seit ihrer Jugend das Borderline Syndrom, ständig Depressionen, war viel in Klinken (auch in geschlossenen) und kam mit dem Leben nicht zu recht. Sie hat schon mehrfach versucht, sich umzubringen, dieses Mal hat war es nun "erfolgreich". Sie war sehr intelligent, hat, wenn sie keine Krankheitsschübe hatte sehr erfolgreich Psychologie!!! studiert (unglaublich, was?).
Ihr Vater ist gestorben als sie 5 war, ihre Mutter nun vor 3 Jahren an Brustkrebs. Wenn ich früher dort im Haus zu Gast war, sah ich sie nur selten, sie schwebte immer wie ein Geist durchs Haus, es gingen Türen, man hörte Schritte, aber sehen hat sie sich selten lassen. Mein Freund und ich haben häufig darüber gesprochen und er sagte schon damals, daß ihr Psychologe gesagt habe, daß sie ein schwerer Fall sei und sich sehr wahrscheinlich doch irgendwann das Leben nehmen würde, was nun passiert ist.
Sie war intelligent, sie hatte keine finanziellen Probleme, aber sie war psychisch krank - und das wohl sehr schlimm.
Ich bin so traurig, auch wenn sie für mich, obwohl ich dort viel ein uns ausging, ein mehr oder weniger unbekannter Mensch war. Ich habe sie das letzte Mal vor 2 Jahren gesehe, als mein Freund hier in Köln geheiratet hat, da machte sie einen sehr aufgeräumten und auch fröhlichen Eindruck. Als ich ihn darauf ansprach, sagte er, das gehört alles dazu, die Fassade beherrscht sie für Stunden perfekt, innen sieht es ganz anders aus...
Die Beerdigung ist nun am Dienstagmittag. Ich habe meinen Freund damals viel helfen können, als seine Mutter starb (während seine Schwester in einer Anstalt saß), da war er noch Single, da haben wir viel, viel geredet und das hat glaube ich sehr geholfen. Jetzt hat er eine Frau, die ihm sicher sehr helfen wird und die sehr einfühlsam ist.
Es ist sehr schwer. Wenn Menschen alt und krank sind, dann ist es immer schwer, aber besser zu verstehen, aber so... Meinem Freund bleibt nun nur noch seine eigene, kleine Familie. Keine Eltern mehr, keine Schwester mehr - nur eine Oma, die jetzt 101 ist und die sicher in absehbarer Zeit auch nicht mehr da sein wird...
Ich finde das alles so traurig. Das komische daran ist, daß ich mich für die Tote in gewisser Weise "freue". Sie wollte ihr Leben nicht, für sie, auch wenn man es als gesunder Mensch nicht verstehen kann, war es eine Qual und ich hoffe, sie hat nun ihre Ruhe gefunden, trotzdem ist es sehr schwer...
Traurige Grüße
Sabine