Autismus oder doch nicht?
Hab mich länger nicht gemeldet, weil ich über das, worüber ich schreiben wollte noch keine Klarheit hatte. Hab ich immer noch nicht, aber mal soweit ein Zwischenstand.
Kurz vor Keiîs Geburtstag wurde ich in den Kindergarten zum Gespräch einbestellt. Keiî beteiligt sich fast gar nicht im Kindergarten, spielt vor sich hin oder starrt in die Luft, interagiert aber gar nicht mit anderen Kindern und nimmt auch nicht an gemeinsamen Projekten teil. Wir haben vereinbart, dass eine Frau einbestellt wird, die ihn begutachten soll.
Der Termin kam, die Frau beobachtete ihn einen Vormittag lang. Sie vermutete eine leichte autistische Störung und empfahl, eine Eingliederungshilfe zu beantragen. Das wäre ein Sozialarbeiter, der morgens in den Kindergarten kommt, mit Keiî spielt und dann versucht, auch andere Kinder dazuzuholen, damit Keiî mit den anderen in Kontakt kommt. Finde ich eine gute Sache, und der Antrag wurde gestellt.
Ich hab mit unserer Kinderärztin darüber geredet. Sie denkt eher nicht, dass Keiî autistisch ist, soweit sie ihn kennt, und meinte, wenn irgendwo Förderbedarf besteht, dann soll man da ruhig was unternehmen, aber ein genereller Stempel "Autismus" bringt erstmal gar nix.
Dann kam ein Brief, dem Antrag auf Eingliederungshilfe wird nur stattgegeben, wenn eine Diagnose da ist, und wir sollen zum Amtsarzt mit allen ärztlichen Berichten. Bin da hin, natürlich ohne ärztliche Berichte, woher soll ich die auch nehmen? Die Amtsärztin hat Keiî ein bisschen getestet. Eine offizielle Diagnose darf sie auch nicht stellen, aber da er definitiv eine Anzeichen von Autismus zeigt und zudem sprachlich ein bisschen hintendran ist hat sie den Antrag stattgegeben.
Wir sollen jetzt, um eventuell später weitere Förderungen zu erhalten (die Hilfen gelten immer nur ein Jahr, und in einem Jahr sollte er die Sprachdefizite aufgeholt haben) ihn dieses Jahr in der Kinderpsychatrie auf Autismus testen lassen.
So, nun steh ich hier und weiß nicht, was ich denken soll. Er ist ein sehr schüchternes Kind, sehr verschlossen, sehr intelligent (was mMn über Inselbegabung hinausgeht). Jeder, der ihn näher kennt, sagt: Schwachfug, kein Autist, nur sehr schüchtern, aber wenn man ihn näher kennt und er Vertrauen fasst ist er sehr aufgeschlossen, lebhaft und anhänglich. Die Experten, die ihn zum erstenmal sehen finden schon autismustypische Probleme (z.B. kann er die Gefühle von einem weinenden Kind auf einem Bild nicht beschreiben). Und im Kindergarten fühlt er sich einfach nicht wohl, aber ich will, dass er da bleibt, damit er sozialen Umgang lernt, gerade WEIL es ihm schwerfällt. Irgendwann muss man das ja lernen. :-X
Ich hoffe jetzt, dass die Eingliederungshilfe was bring, und werde ihn bald mal einem Psychiater vorstellen. Ich halte euch auf dem Laufenden.
lg,
eva
Autismus oder doch nicht?
hast ne pn von mir. habe exakt das selbe erlebt mit meinem großen... erfahrungen per pn. kannst gerne noch nachfragen.
Autismus oder doch nicht?
Danke für deine Nachricht. Hat mir viel zu denken gegeben. Ich antworte mal hier, da auch einige Infos die anderen Antworten betreffen.
Ich habe auf keinen Fall vor, Keiî aus dem Kindergarten zu nehmen, und ihn in Fördereinrichtungen zu geben. Allenfalls hatte ich mir überlegt, ihn in einen Montessorikindergarten zu bringen, da das Konzept mMn seinen Eigenheiten entgegenkommt. Allerdings haben die Betreuerinnen im KiGa deutlich gemacht, dass sie ihn gerne behalten würden, und die Idee mit der Eingliederungshilfe kommt ja auch von ihnen. Ich finde den Gedanken gut, ihn da zu unterstützen, wo er Probleme hat (Kontakte schließen), und ihn ansonsten in der ganz normalen Einrichtung zu lassen. Probleme gab es bisher mit einem sehr wilden Jungen dort, der ihn wohl gemobbt hat, aber auch da wird inzwischen drauf geachtet, dass der ihm nicht zu nahe kommt. Ob das der Auslöser war (oder umgekehrt das Mobbing eher auf seine verschlossene Art zurückzuführen ist) weiß ich natürlich nicht, aber so oder so ist eine Eingliederungshilfe ja nicht verkehrt.
Ich werd jetzt allerdings mal abwarten, wie viel das bringt, bevor ich weitere Schritte einschlage. Ich will auf jeden Fall, dass er auf eine Regelschule geht. Eine Förderschule würde ihn weit unterfordern, auch meine Stiefmutter (selber Sonderschullehrerin) ist der Meinung dass das nichts für ihn wäre. Nebenher kann man ja immernoch versuchen, die Defizite auszugleichen, ich muss da nochmal mit unserer Kinderärztin reden. Wie gesagt, hält sie auch nix von Stempel-Diagnosen, sondern will herausfinden, wo Förderbedarf besteht und da dann gezielt eingreifen (z.B. Ergotherapie).
Trotzdem, auch wenn es nicht sehr ausgeprägt ist, sind schon einige Anzeichen für Autismus da. Hab mich (wieder) eingelesen, und erkenne in vielem mein Kind wieder. Allerdings scheint er es zu schaffen, viele Dinge zu kompensieren, z.B. hat er es inzwischen gelernt, die Personalpronomen korrekt zu gebrauchen, und spricht auch öfter mit fremden Menschen. Ich hoffe einfach, dass er es schafft, auch andere Dinge zu trainieren, die ihm nicht intuitiv gegeben sind. Meine Sorge ist hauptsächlich, dass er es schafft, sich in ein Sozialgefüge zu integrieren und Freunde zu finden, um seinen weiteren Lebensweg zu erleichtern. Ich denke nicht, dass er darunter leiden würde, Einzelgänger zu sein, aber das ist ja heute leider oft mit Mobbing verbunden, und das will ich ihm ersparen.
Weil die Frage aufkam: Mit seinem Bruder kommt er gut zurecht, er hat ihn sehr gern und Jaime ihn auch. Es fällt ihm schwer, das gesunde Maß zu finden, wann er ihn mal in Ruhe lassen sollte, ich weiß aber nicht, ob das ein Autismusproblem ist oder er generell einfach noch zu klein ist, da Rücksicht drauf zu nehmen. Prinzipiell denke ich aber, dass es ihm guttut, ein Geschwister zu haben, an dem er auch sein Sozialverhalten üben kann.
lg,
eva
...am ball bleiben (vorsicht lang)
Ich kann mir vorstellen das dir das schon länger im inneren "rumgeht" und du ja auch jeden Tag siehst das dein Kleiner sich von anderen "unterscheidet" und es ist gut das du da dranbleibst (aufs Bauchgefühl vertrauen) und sich nicht vom Arzt sofern der mal was anderes sagt beschwichtigen lassen, von wegen "och das legt sich wieder bis zum 5. Lebensjahr".
Sowas hab ich bei unseren Kinderarzt bei der letzten und vorletzten U Untersuchung auch zu hören gekriegt bei der vorletzten hab ich noch gedacht ok lassen wir dem Kleinen mal die Zeit dafür, da war er noch nicht im Kindergarten, mittlerweile ist der seit August im Kindergarten und ein Gespräch im November bestätigte irgendwie schon meine Vermutung das mein Junior so seine Problemchen mit der Motorik hat. Und die letzte U-Untersuchung zeigte dem Kia auch das er motorische Defizite hatte aber ihn nicht dazu veranlasste irgendwas testen zu lassen geschweige uns nahe zu legen Richtung Ergotherapie was zu unternehmen. Kurz drauf hatten wir einen Augenarzttermin bei dem uns dann gesagt wurde unser Kind hat kein Räumliches Sehen und nen Mikrostrabismus (letzteres vielleicht eher weniger relevant) aber beim Räumlichen Sehen hab ich dann von meiner Seite aus die Reissleine gezogen. Das Seh"prozedere" ist mit 3 Jahren abgeschlossen"! Klasse und warum war das im Januar oder letztes Jahr noch nicht deutlich zu erkennen %) .
Noch am selben Tag hab ich mich schlau gemacht was denn mit nicht Räumlichen Sehen für Defizite usw einhergehen und paralell hab ich nach ner Ergotherapiepraxis hier in der Region geguckt und die telefonisch kontaktiert und das geschildert was wir wissen und für Feedback ausm Kindergarten kam. Erster Kommentar war, haben sie ein Rezept, natürlich haben wir das noch nich, ich also am nächsten oder am selben Tag noch (weiß ich grad nimmer genau) zum Kinderarzt hin, so ich brauch ein Rezept für Ergo. Die Sprechstundenhilfe hat mich dann mit einem Termin für ein Gespräch "abgespeist" bei dem geklärt werden soll ob ein MOT-Test gemacht werden soll, weil ohne den lässt sich vor der Krankenkasse keine Ergotherapie fürs Kind rechtfertigen. (man man Was ein Umstand..)
Also Gespräch durchgesessen alles mögliche geschildert was uns aufgefallen is (was wir auch bereits bei den vorherigen Untersuchungen erwähnt haben) und dann mit nem Termin für nen MOT Test (19. April) in der Praxis nachhaus gegangen. Dann rief die Ergopraxis an sie kann uns für den 21. April einen Gesprächstermin (ohne Kind) und für den 28. April dann 1. Sitzung anbieten. (Das ging gottsei dank flott und glück hatte ich auch dabei weil die Therapeutin wohl neu in die Praxis reingekommen is und noch Termine frei hatte)
Kurzum am 19. dann nachmittags das Kind in die Praxis gebracht damit die Mitarbeiterin die diese Tests macht sich mal das Kind anschaut und den Test "durchzieht" (wobei der Test nach "Richtlinien aus den 60ern stammen soll also nichtmehr so ganz nach heutigen maßstäben, aber grundsätzlich auch nicht so ganz verkehrt is). 20 Minuten später kam unser Kind wieder raus und sie meinte dann so ob wir denn dann bitte einen Termin für nächste Woche machen können, da die Testauswertung dauert %) . Mein Mann sie freundlich drum gebeten ob das bitte sofort machbar wäre da wir ja in 2. Tagen das Rezept vorlegen müßten bei der Therapeuten und siehe da ne Viertelstunde später hatten wir n Rezept in der Hand, weil Junior an der untere Grenze wohl wäre was seine Motorik anbelangt. (und wieso dauerte es einen satz vorher noch ne Woche %) ?^^
Also gehen wir nun brav zur Ergotherapie, damit die Körperspannung und Kraft bei unserem Junior "vorhanden" bzw ausgeprägt wird.
Autismus oder doch nicht?
Liebe Eva,
leider kann ich gar nicht viel dazu sagen, weil ich mich damit nicht auskenne. Allerdings habe ich im Bekanntenkreis den Fall eines Vierjährigen, der auch den Verdacht auf Autismus hatte.
Das war es aber nicht, sondern (s)elektiver Mutismus. Google doch mal - könnte es nicht auch das sein?
Ganz liebe Grüße
Julie
Autismus oder doch nicht?
ich bin sehr froh, dass du dich jetzt gemeldet hast, denn ich habe schon oft an dich gedacht. Bei Lucas hegte ich auch in diesem Alter auch einen Verdacht auf Autismus, da er auch bei anderen nie mitmachen wollte und auf Personen manchmal gar nicht reagierte. Ich war regelrecht erstaunt, dass meine Schwester meiner Nichte (1 Jahr jünger als Lucas) eine Frage stellte und das Kind beantwortete sofort die Frage, das kannte ich von Lucas gar nicht, er reagierte meist nicht.
Auch das erste Jahr im Kindergarten war problematisch, jeden Morgen Gebrülle, das wurde erst besser als Laura dann auch in den Kindergarten ging.
Auf Fragen reagiert er jetzt immer noch nur, wenn er Lust hat, aber sonst brennt er inzwischen darauf mit den Großen Fussball zu spielen und möchte seinen Geburtstag mit seinen 6 "Kumpels" in der Spielarena verbringen.
Natürlich weiß ich nicht, wie Keîi sich entwickeln wird, finde aber die Therapie eine sehr gute Idee, toll dass du dich durchgesetzt hast. Wie ist denn sein Verhältnis zu Jaime?
Ich wünsche Euch, dass ihr bald zu einer befriedigenden Situation für alle kommt (mit oder ohne Diagnose Autismus) und wollte dich nur wissen lassen, dass ich an euch denke,
LG,
Elisabeth
Autismus oder doch nicht?
Ich muss dir von unserem ehemaligen Nachbarskind erzählen, war im März 4, also im gleichen Alter wie unsere Mäuse...
Seine Mutter war mit ihm als 1-2-jährigem in Baby-/Krabbelgruppe und auch Musikschule (musikalische Frühförderung), musste alles abbrechen, weil J. schon beim Weg dorthin ganz anders wurde und sich dort ganz und gar unwohl fühlte... bis er dann schon Heulkrämpfe bekam, bevor sie überhaupt nur den Weg Richtung Musikschule einschlugen.
Gut 1,5 Jahre hatte J. dann nur Kontakt zu Fiona (kein anderes Kind), sie gingen auch nur auf den Spielplatz, wenn sie wußten, dass um die Zeit keiner bzw kaum jemand dort ist. Trotzdem sprach er aber immer nur mit seiner Mutter, mit Fiona und mir kam er zwar klar, dass wir hier waren, aber sprechen war nicht. Wenn Fiona ihm zum Beispiel im Sandkasten etwas kaputt gemacht hat, ging er zu seiner Mutter, sagte ihr das und sie musste dann für ihn agieren und Fiona sagen "J. möchte das nicht! Bitte..." Auch im Oktober zu unserer Halloweenparty war er eingeladen, sprach ganzen NM kein Wort (wenn mit seiner Mutter), saß am Tisch und aß und sagte dann abends laut "Mama, wir müssen jetzt gehen, es ist schon 17.31 Uhr!"
Seit September geht er in den Kindergarten, für 3 Monate war er aber nur jeweils 1,5 Stunden - mehr schafft er nicht, sagten die Erzieher. Mittlerweile isst er aber auch schon dort und ich bin mir sicher ich kenne den Grund warum er plötzlich auftaut.
Im März hat er das erste Mal mit mir gesprochen! Mit Fiona schon etwas früher. Und ich bin mir sicher, es liegt am kleinen Bruder (wird im Mai 2), ist ein voller Draufgänger, quatscht jeden zu und reißt seinen älteren Bruder zu Sachen hin, die er vorher nie gemacht hätte.
J. war schon immer sehr Zahlen fixiert, als 1-jährigen interessierten in nur die Zahlen-Pzzle-Matten und später der CD-Player, wo er auch sofort jedes Lied nach Nummer einstellen konnte...
Ich hatte früher immer das Gefühl, dass J. nichts mit anderen Kindern anfangen kann, weil er eben ganz andere Interessen hat.
Er konnte/kann auch nur schwer mit seinem Bruder (Eindringling), aber durch die Reibungspunkte kam J. aus sich heraus.
Ich hoffe, es war nicht all zu wirr geschrieben!
Ich möchte dir aber Mut machen. Noch im Oktober hätte ich nicht im Traum gedacht, dass sich J. so entwickelt! Ich kann es eigentlich noch immer nicht glauben, dass er sich uns jetzt mitteilt (wenn auch nur das wichtigste) und auch bei seinem 4. Geburtstag gelacht hat.
Förderung find ich immer gut. Wenn man den Kindern helfen kann bzw ihnen den Weg erleichtern, ist das doch ne tolle Sache. Schwieriger find ich dagegen aber dieses Kategorisieren und gleichzeitig Abstempeln. Ob jetzt Autismus, elektiver Mutismus oder nur unter Anführungszeichen extreme Schüchternheit.... meiner Meinung völlig egal. Vielleicht bin ich da aber zu sehr geprägt durch meine Arbeit in der Psychiatrie. Einmal in einer Schublade und nie mehr raus.
LG Viola mit Fiona*2.3.07 und Enya*28.5.09
Autismus oder doch nicht?
meinst du nicht, man müsste einen autistisches kind anders fördern als eine überschüchternes?
ich denke, das liegt auf der hand, oder? und das kann man doch nur, wenn man sich mal gedanken gemacht hat, was denn überhaupt vorliegt.
wie stehst du denn zur un menschsenrechtskonvention?
die "schubladen" sollten doch sowieso schon längst abgeschafft sein und die kinder generell inklusiv gefördert werden ohne sie abzustempeln und in schubladen wegzuräumen?
@lilly12345
Natürlich sollte man sich über die Defizite Gedanken machen und diese dann auch (so weit es möglich ist) fördern.
Aber jedes Kind hat seine Stärken und genau das sollte man nicht vor lauter "Fördern der Defizite" vergessen. Denn die Kinder sind in den Bereichen am meisten lernfähig, wo sie auch Interesse zeigen...
Das Buch übrigens find ich zu dem Thema ganz toll...
http://www.amazon.de/Wenn-die-Ziege-schwimmen-lernt/dp/3407773005/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1304324790&sr=1-2
"die Schubladen sollten doch sowieso schon längst abgeschafft sein"
Ja SOLLTEN, aber ich habe andere Erfahrungen gemacht!
LG Viola
@lilly12345
ja ich frag mich, warum die schubladen so schwierig abszuschaffen sind, bzw. sich eher noch vergrößern.
da sprichst du was wichtiges an, dass die in den fördereinrichtungen die mir bekannt sind sich nur auf die schwächen konzentrieren und die stärken leider komplett ausser acht lassen - ich denke anders wäre das ganze weit besser.
aber warum die so problemfixiert sind?
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