meine Tochter hat Dyskalkulie..
Ich weiss wohl, dass hier kaum noch jemand rumschwirrt, trotzdem wage ich es mal wieder einen Beitrag hierzulassen.
Celina wird im Juni 10 Jahre, besucht aktuell die 4. Klasse der Volkschule. Sie ist eine sehr gute Schülerin nur im Mathe war sie immer schon schwach.
Wieviele Tränen sind bei ihr da schon geflossen, weil sie es einfach nicht kapierte und immer wieder so richtig "dumme" Fehler machte. Zahlendreher, Zahlen falsch abschrieb, von grossen Mengen etc. einfach keine Vorstellung hat, die uhrzeit lernen... ein Graus etc. etc.
Ich habe etliche Gespräche mit der Lehrerin geführt, da kam immer nur "das wird schon werden" "manche sind einfach später dran"...
Ich liess sie nun endlich auf meine eigene Initiative hin austesten und bekam die "Diagnose" Dyskalkulie... also die Unfähigkeit mathematische Prozesse und Denkmuster zu erfassen. (so wie beim Lesen und Schreiben die Legasthenie)
Irgendwie bin ich sauer, dass von Seiten der Schule nicht darauf hingewiesen wurde, dass es das vielleicht sein könnte...
Nur weil ich selber nicht locker liess, wissen wir nun was los ist und können ein für sie passendes Fördermodell finden.
Celina ist ansonsten eine super Schülerin, hat in allen Fächern eine 1, nur eben im Mathe eine 4. Somit ist ihr der Weg in ein Gymnasium natürlich verbaut, was bleibt ist die Hauptschule....
Irgendwie tut sie mir einfach leid!
Irgendwie fühle ich mich schuldig, weil ich den Test erst so spät machen liess.
Irgendwie macht es die Diagnose zwar fassbarer aber eben auch endgültiger?!
Gibt es jemanden hier mit ähnlichen Problemen?
Freue mich über jede Antwort!
Lg Tini
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Hallo,
durch Zufall habe ich heute mal wieder hier reingeschaut und lese nun deinen Beitrag.
Eigentlich traurig, dass von der Schule niemand darauf gekommen ist und man immer als Eltern gezwungen ist, selber etwas zu unternehmen. Aber sag mal, muss sie denn wirklich auf die Hauptschule mit dem ansonsten super Zeugnis? Da ist sie doch dann völlig unterfordert. Das kann doch auch nicht der richtige Weg sein. Hast du dich da schon mal erkundigt? Gibt es bei euch Gesamtschulen?
Lea wurde auch auf unser Drängen hin auf Rechtschreibschwäche getestet. Die Schule hat extra eine Lehrerin einer Förderschule, die jede Woche für mehrere Stunden lernschwache (aber auch hochbegabte) Kinder fördert. Lea war im ersten Halbjahr der 2. Klasse schon mal bei ihr, danach wurde das nicht mehr für nötig gehalten, obwohl ihre Rechtschreibung grottenschlecht ist! Besagte Lehrerin hat Lea nun zu Beginn der 4. Klasse getestet. Ihre Leistung liegt bei ca. 30%, Legastheniker liegen bei unter 10%. Es liegt also keine Rechtschreibschwäche vor, toll ist ihre Leistung aber trotzdem nicht und sollte auf jeden Fall gefördert werden - ach nee... ;o) -. Toll, das Schuljahr ist bald rum und viel passiert ist nicht. Ihre Förderstunden fallen ständig aus etc...
Leas Glück ist, das Rechtschreibung nur einen kleinen Prozentteil der Deutschnote ausmacht. So wird sie wohl eine 3 in Deutsch bekommen. Hauptschule ist bei uns kein Thema, zumal es die hier in unserer Stadt auch gar nicht mehr gibt (Nds.). Lea wird eine Realschuleempfehlung bekommen (ganz vielleicht sogar eine Gymnasialempfehlung - da würden wir sie dann aber nicht anmelden) und sie geht dann auf die Gesamtschule oder falls sie da keinen Platz bekommt, auf die Oberschule.
LG Marion mit Lea und Malyn
meine Tochter hat Dyskalkulie..
heute hat Lea ein unangekündigtes und dadurch natürlich auch ungeübtes Diktat wiederbekommen (Wörterbuchdiktat! - die Kinder konnten also schwierige Wörter nachschlagen!). Es wäre eine 5 gewesen. Der Notendurchschnitt der ganzen Klasse ist aber so schlecht, dass das Diktat nicht gewertet wird und wiederholt werden muss! Die bessere Note zählt dann angeblich. Es gab wohl auch 6 und das obwohl die meisten Kinder aus Leas Klasse (15 von 19) nach den Ferien aufs Gymnasium gehen werden... Auf Rechtschreibung wird einfach kein Wert mehr gelegt. Traurig, armes Deutschland... Pisa lässt grüßen...
Malyns Klassenlehrerin (2. Klasse) achtet da zum Glück sehr darauf. Sie sagte beim letzten Elternabend, ihre letzte Klasse war auch so schlecht in Rechtschreibung und das passiert ihr kein zweites mal... Bis jetzt klappt es zumindest ganz gut. Unsere kleine Tochter hat eine bessere Rechtschreibung als unsere große Tochter...
LG Marion
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Erstmal DANKE für deine Antwort.
Ja, ich hab mich auch so darüber geärgert, dass man als Eltern diesen Schritt machen muss und nicht die Schule, die ja eigentlich die Experten wären.
Celina hat seitdem die Diagnose feststeht auch eine Förderlehrerin, die sie im Mathe unterstützt, aber rate mal wann die immer kommt?! Natürlich nur einmal in der Woche und natürlich genau, wann die ganze Klasse Mathe hat, also ihr dann wieder ein ganzes Stück fehlt, weil sie ja derweil mit der Förderlehrerin in einem anderen Raum übt. Mein Vorschlag, dass die Förderlehrerin sie rausholt, während die anderen ein Fach haben, worin Celina gut ist, hat niemanden interessiert.
Da wir aus Österreich sind, ist Realschule für uns keine Variante, weil es das schlichtweg nicht gibt bei uns. Hier gibts entweder Gym (dabei darf man keinen 3er haben) oder eben Hauptschule. Die Hauptschulen werden derzeit reformiert es gibt daher momentan verschiedene Varianten zBsp "Neue Hauptschule" "Neue Mittelschule". Bei uns im Ort ist es aber noch eine ganz normale Hauptschule.
Bei deiner Lea ist es aber wohl auch nicht so gelaufen wie es sein sollte, wenn Förderunterricht immer wieder ausfällt ist das ja auch nicht grad das richtige, gell.
Und eigentlich hat sie sich ja suuuuuuupper geschlagen beim Diktat, wenn da auch die anderen (baldige Gymschüler) so ihre Probleme haben.
In Deutsch ist Celina super, sie liest sehr viel, schreibt gerne Geschichten, hat eine rege Phantasie.... Ansagen etc. packt sie mit links. Mich wundert das manchmal, weil beim Austesten und Feststellen der Dyskalkulie wurde mir mitgeteilt, dass meist beides zusammenkommt, also Schreib- UND Rechenschwäche.
Somit können wir eigentlich froh sein, dass es nur ein Problem ist.
Bei uns ist morgen ein Mathetest, Thema Zeit.... oweh, da seh ich leider schwarz....
Vielleicht können wir ein bischen in Kontakt bleiben und du berichtest mir weiter von Lea und ich schreib ein bischen von Celina??
Würde mich freuen!
Lg Tini
nochmal ich :-)
Wo hast du sie eigentlich testen lassen und wer hat das gesagt? Die meisten Lehrer/Schulen haben nämlich keine Ahnung ;-) und man muss zu entsprechenden Instituten gehen ... traurig aber wahr.
LG, Julia
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Mach dir jedenfalls keine Vorwürfe, Dyskalkulie ist hier leider wirklich noch sehr wenig bekannt (die Lehrerin hätte allerdings schon ein bissl früher darauf kommen können!!) und soviel ich weiß, auch durchaus förderbar ... wichtig ist vor allem, dass sie jetzt Unterstützung bekommt.
Liebe Grüße und alles Gute!
Judith
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Vielen Dank für deine lieben Antwort!
Ja wir sind aus Ö, und wie ich oben schon an Marion geschrieben habe, ist die Hauptschule bei uns im Ort dzt. noch eine "normale" Hauptschule. Die Umstellung auf die NMS muss, soviel ich weiss, bis spätestens in 2 Jahren erfolgen. Davon erhoffe ich mir dann auch mehr!
Morgen steht wieder ein Mathe Test an.
Celina hat bis 16 Uhr Schule, danach müssen wir lernen.
Mir graut jetzt schon davor.
Lg und nochmals DANKE
Tini
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Hallo Tini,
das ist ja doof, dass die Dyskalkulie so spät und dann auch nur auf deine Initiative entdeckt wurde.
Hab jetzt schon gelesen, dass ihr aus Ö kommt. Ich weiß nicht, wie es dort ist, aber z.B. gibt es bei uns in einer eigentlich relativ kleinen Stadt ein "Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche", in dem die Kinder neben der Schule "therapiert" werden. Vielleicht gibt es auch so was in der Art bei euch?
Und ich dachte eigentlich, dass Teilleistungsstörungen bei Schullaufbahnempfehlungen berücksichtigt werden...
Liebe Grüße
Christin
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Sorry, ich hab deine Antwort erst jetzt gelesen!
Ich bin total überrascht, dass doch noch so einige hier reinlesen.
In unserer Nähe gibt es leider kein Therapiezentrum bezüglich Rechenschwäche, klar Nachhilfelehrer etc. aber das ist mir alles zu unsicher. Ich habe mich nun dazu entschieden, mich selbst in dieser Richtung fortzubilden, damit ich ihr Hilfe und Unterstützung geben kann.
Wobei, derzeit ist das für Celina nicht leicht, das mit dem hilfe annehmen, sie ist ziemlich in die Pubertät gerutscht und da ist alles was ich sage einfach nur BLÖD.....
In zwei Wochen gibts Zeugnis.
Sowas wie eine Schullaufbahnempfehlung gibt es bei uns nicht, da entscheiden die Noten des Halbjahreszeugnises der 4. Klasse über Aufnahme in Hauptschule oder Gymnasium. Und ins Gym gehts nur mit 1sern und 2ern....
DAnke für deine liebe Antwort!
Tini
meine Tochter hat Dyskalkulie..
Hallo!
Habe heute auch zufällig mal wieder reingeschaut. Mein Sohn ist 10 und auch ein eher schlechter Schüler, er nimmt die Finger noch zum rechnen und geht auch erst in die 2. Klasse, weil er ein Jahr später eingeschult wurde und wir durch einen Umzug noch mal die 1.KLasse wiederholen mussten. Bei meiner Tochter, 8 Jahre, sie geht auch in die 2,Klasse, wurde LRS festgestellt im April und die dazu gehörige Therapie soll erst am 2.7. losgehen, da sind aber Ferien und wir nicht da.
Kann man denn bei einer Rechenschwäche auch eine Therapie machen?
LG
meine Tochter hat Dyskalkulie..
wir sind ja aus Österreich, da wird es anders sein als bei euch.. lies doch mal die anderen Antworten, sind super Tips dabei.
Grundsätzlich gibts auch bei uns in Ö eine Therapie, aber irgendwie nicht so flächendeckend wie bei euch...
Ich muss jetzt mal schauen, wie ich das alles mache.
Ich wünsche dir und deinen Kindern von Herzen alles Gute!
Lg Tini
Hier auch!
ich lese leider hier äußerst selten mit (schwirre eher im akt. Sept-Okt ET Forum rum :-) ), daher habe ich erst jetzt dein Posting gelesen.
Wir haben die Diagnose seit 2 1/2 Jahren und sind auch durch "Eigeninitiative" darauf gestossen. In der Schule waren die Mathe-Leistungen damals noch nicht so auffällig, nur wenn man sich intensiv mit dem Kind beschäftigte, hat man es bemerkt. Ich weiß nicht, wie es in Ö ist, hier in Deutschland gerät man erstmal in die Mühlen der Ämter und wird ganz schön im Stich gelassen.
Aber hier erstmal die wichtigen Infos: es gibt sowohl für die Legasthenie als auch die Dyskalkulie eine Therapiemöglichkeit. Diese Therapeuten müssen aber speziell ausgebildet sein (entweder als Sonderpädagoge oder Lehrerin mit einer Weiterbildung als Dyskalkulietherapeutin). Dyskalkulie kann man niemals in Eigenregie in den Griff bekommen und auch wir mussten die Erfahrung machen, dass wir als Eltern irgendwann so sehr an unsere nervlichen Grenzen gestossen sind, dass wir irgendwann nur noch "loslassen" konnten und mussten. Dass Dein Kind bei Dir abblockt, ist ganz normal und wird es auch noch lange bleiben, auch wenn eine evtl. Therapie schon Fortschritte bringen sollte. Wichtig ist, dass Du Dein Kind emotional unterstützt, denn sie ist die Betroffene und die Diagnose tut erstmal der kleinen Kinderseele ganz schön weh.
Als erstes muss jetzt aber erst einmal sowohl der aktuelle Lernstand als auch die Schwere der Dyskalkulie getestet werden, denn hier gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Diese Test müssen dem ICD-10 Standard der WHO entsprechen! Das kann übrigens nicht jede Institution machen, hier musst du konkret nachfragen. Wenn diese Tests ergeben, dass eine Teilleistungsstörung vorliegt, dann ist dies offiziell nach der Richtlinie der Weltgesundheitsorganisation bestätigt und daran kann niemand mehr rütteln.
Die Folge daraus (zumindest in D ):
1. Eltern können in der Schule den Nachteilausgleich beantragen, d.h. die Benotung im betreffenden Fach kann komplett ausgesetzt oder nach anderen Maßstäben gewerten werten (das ist schon mal eine enorme Erleichterung für ALLE)
-> das Kind darf dann auch nicht allein aufgrund der Leistungen in dem betroffenen Fach schlechter gestellt werden, sondern darf genauso ein Gymnasium besuchen!
2. man kann beim Jugendamt einen Antrag auf Jugendhilfe in Form einer Therapie beantragen
Hier ist aber das Problem: in D muss das Kind in seiner seelischen Gesundheit beeinträchtigt oder bedroht sein, damit die Therapie gewährt wird. Dies wird in den meisten Fällen verneint, es sei denn das Kind ist schon verhaltensauffällig :-(
So ist es auch bei uns - wir haben gegen den Bescheid Klage beim zuständigen Sozialgericht eingelegt und zahlen die Therapie erstmal aus eigener Tasche, 250 € jeden Monat, seit März 2010. Bis die Klage durch ist, können locker 3 - 4 Jahre ins Land gehen - für Familien mit geringem Einkommen ein Drama. Wir sind glücklicherweise in der finanziellen Lage, die Therapie zu bezahlen, andere sind es aber nicht und diese Familien werden dann leider absolut im Stich gelassen.
Auch wichtig: Ihr habt Anspruch auf psychologische Unterstützung, dies kann für eine Weile sehr sinnvoll sein, da durch die lange Quälerei mit Mathe das Selbstvertrauen des Kindes und das Verhältnis zu sich selbst, zur Schule und den Eltern doch teilweise ganz schön angeknackst ist.
Dyskalkulie ist eine Teilleistungsstörung, d.h. dein Kind ist in diesem Bereich lernbehindert und wird es vermutlich sein Leben lang bleiben. Die Therapie kann einen großen Teil auffangen und den Kindern mathematische Grundlagen und weiterreichende Kenntnisse vermitteln, aber es wird in den seltensten Fällen eine "Komplettheilung" geben. Auch wenn die Noten sich irgendwann im mittleren Bereich ansiedeln, stellt man fest, dass gewisse Dinge schwerer oder später oder auch gar nicht verstanden werden im Vergleich zu anderen Kindern. Das kann einen immer wieder in Rage bringen, aber die Tatsache der "Lernbehinderung" muss man sich dann immer wieder ins Gedächtnis rufen... das hilft.
Diese Kinder sind NICHT intelligenter oder dümmer als "normale" Kinder, sie haben halt in einem Bereich eine Lernbehinderung. Interessanterweise haben genau die Kinder oftmals eine sehr hohe Begabung in anderen Bereichen. Unsere Tochter hat z.B. im Bereich Sprache, sprechen, Texte verstehen, Rechtschreibung extrem hohe Intelligenzwerte, die in den Grenzbereich zur Hochbegabung fallen. Sie zeigt hier in der Schule Leistungen, von denen andere nur träumen und tut nichts dafür - sie muss noch nicht mal für Deutsch üben oder lernen, weil sie es einfach kann. Auch mal ganz nett :-)
Kinder mit einer LRS zeigen übrigens wiederum sehr sehr häufig hohe Leistungen im mathematischen Bereich. Woran das liegt, haben Wissenschaftler aber noch nicht herausfinden können. Aber dass hier irgendwelche Zusammenhänge vorliegen, ist unbestritten.
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen, wenn du noch Fragen hast... gerne. Wir sind beim ZTR (Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche). Die haben eine sehr gute Homepage, da bekommst du auch noch viele Infos.
LG, Julia mit E-L aufm Sofa (10 J.) und Lotta (29+2) im Bauch O:-)
Hier auch!
Vielen Herzlichen Dank für deine ausführliche und sehr hilfreiche Antwort.
Momentan ist hier mal Entspannung, die Ferien - somit schulfreie - stressfreie Zeit tut meiner Tochter sehr gut.
Inzwischen habe ich einige hilfreiche Kontakte knüpfen können und habe sehr viele brauchbare Tipps und viel Literaturempfehlung bekommen.
Bei allem ist mir die Liebe zu meiner Tochter und das Wissen um ihre Einzigartigkeit eine grosse Hilfe, ansonsten würde ich leicht den Eindruck erhalten, meine Tochter wäre fehlerhaft :-(
Danke dir für deinen Bericht und ich wünsche dir, deiner Grossen und deinem/r Mini von Herzen alles Gute!
Tini
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