ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
tim war schon immer ein schwieriger junge, schon seit er ganz klein war, haben wir mit starken wutanfällen und trotzverhalten zu kämpfen. jeder sagte uns, es würde bald verschwinden, wäre nur eine phase. tut es aber nicht.
tim ist sehr sehr willensstark und kann mit kritik, verbesserungsvorschlägen oder einfach"nein" nicht umgehen. alles muss so laufen, wie er es sich vorstellt, sonst macht er uns den alltag zur hölle. jeden tag lebt er provokatives und oppositionelles verhalten. zu kompromissen ist er nur selten bereit.
die großeltern wollen, dass wir ihn verprügeln(was ich nicht mache), ich strafe mit "aufs zimmer schicken" und wenn er immer wieder rauskommt(meistens ist das so), dann schließ ich ihn ein. anders weiß ich mir nicht zu helfen. er ist rotzfrech, streckt zunge raus, macht grimassen und äfft uns nach. selbst schöne sachen, die wir mit ihm machen wollen, will er nicht, oder sabotiert er.
er braucht sehr strenge regeln und grenzen. die einzuhalten bei ihm fordert meine ganze kraft. jeder tag ist extrem anstrengend.
feste strukturen im alltag sind sehr wichtig, sobald abweichungen passieren, gibt es großen ärger mit ihm.
wir haben den "fehler" gemacht und sind vor 3 monaten umgezogen(wir brauchten ein zimmer mehr, wegen seiner kleinen schwester) und er musste den kindergarten wechseln. das hat er gar nicht verkraftet und alles ist noch schlimmer geworden.jeden schritt , den er machen soll(anziehen, zähneputzen, mal leise sein, am tisch sitzen, essen, usw.) muss ich mit einer androhung von konsequenzen verbinden, sonst tut sich nichts. das macht es so anstrengend.
papa ist fast nur auf arbeit, ich bin alleine mit den zwei kindern. ich kann bald nicht mehr.
er versteht zum beispiel auch nicht, wenn er mit dem fahrrad stürtzt, dass er selber dran schuld ist, weil er nicht aufgepasst hat. er macht mich verantwortlich und kommt auf mich wütend zugerast und haut mich, ich wäre dran schuld. vieles ist bei ihm komisch. kommt mir jedenfalls so vor.
bei familientherapie waren wir schon. ADHS schließen wir und der kinderarzt aus, weil er in der kita recht vernünftig ist. gibt es noch irgednwelche störungen, die so ein verhalten erklären können?
habt ihr noch tips für mich? termine beim kinderpsycholgen bekommt man bei uns nur schwer, wenn dann in einem jahr. wo könnte man noch hingehen?
liebe grüße, die manu
ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
hallo manu,
zunächst muss ich sagen, finde ich persönlich ein kind im zimmer einzuschließen mindestens genauso schlimm wie schläge, es ist halt psychische gewalt.
das zweite auch wenn es ein jahr dauert bis ihr einen termin beim kinderpsychologen habt (was übrigens fast immer so lange dauert) mach den termin, absagen kann man immer noch. weise die sprechstundenhilfe auf die dringlichkeit hin oder zur not würde ich mir ein attest vom arzt holen, das es wirklich dringend ist.
ich weiß jetzt nicht wo ihr herkommt, aber es gibt sicher auch noch weitere anlaufstellen, bei uns gibt es z.b. eine ambulante anlaufstelle von der psychatrischen anstalt für solche fälle, da bekommt man sehr schnell einen termin.
aber es MUSS sich bei uns was tun, weil der bestimmer im alltag sind die eltern und nicht die kinder. (ja jetzt nicht so ganz krass natürlich, aber eltern sollten ja schon die richtung vorgeben...)
einen tip kann ich dir leider nicht geben, ich würde es vielleicht mal versuchen mit süßigkeiten weg lassen (zucker macht ja auch nervös), soll ja wunder wirken, ausserdem würde ich versuchen das kind auszupowern mit sport o.ä. aber grundsätzlich denke ich wirklich euch kann nur ein fachmann/-frau helfen.
liebe grüße und starke nerven stefi
ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
Hallo Manu!
Ich kann Dir leider nicht wirklich weiterhelfen, antworte aber trotzdem, damit Du siehst, dass Deine Frage hier ernst genommen wird und wir uns Gedanken machen. Oft kommt ja auf eine Anfrage hier keine Antwort; das sieht dann immer so nach Desinteresse aus. Ist es aber nicht. Manchmal weiß man einfach nicht, was man sagen soll.
Ich finde die Ansätze, die Stefi Dir gegeben hat, schon recht gut. Einsperren finde ich auch furchtbar; würde für mich nie in Frage kommen. Allerdings habe ich ja aber auch nicht diese Probleme, die Du mit Tim hast. Verstehen kann ich schon, dass die Nerven da oft blank liegen, wenn jeder Tag ein Kraftakt ist.
Fühlt er sich vielleicht zurückgesetzt wegen seiner kleinen Schwester? Wie verhält er sich denn ihr gegenüber? Nimmst Du Dir manchmal Zeit nur für ihn; ohne die kleine Schwester?
Es gibt viele Verhaltensauffälligkeiten. Ferndiagnostisch kann man da natürlich gar nichts zu sagen. Auf jeden Fall wäre der Gang zum Kinderpsychologen ein sehr wichtiger und notwendiger Schritt, finde ich.
Es belastet ja die ganze Familie. Wie hat er sich denn während der Familientherapie verhalten? Was wurde Dir dort gesagt?
Euer Kindergarten arbeitet doch sicher mit Ergotherapeuten, Frühförderung oder SPZ zusammen. Such Dir doch darüber Hilfe. Schildere Deine Probleme. Vielleicht geht etwas, wenn die Erzieher sich mit einschalten.
Bleib dran und lass Dich nicht vertrösten!
Ich wünsch Dir viel Kraft und dass Euch (auch Tim!) bald geholfen werden kann!
GLG von Betsy
ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
Hallo Manu,
da du schreibst, Tim war schon so wütend, asl er noch klein war, nehme ich mal an, dass nicht die Geburt seiner kleinen Schwester der Auslöser war. Und da er im KiGa umgänglich scheint, ist es von seiner Seite aus offenbar eine Art Machtkampf mit dir. Und bislang sieht es so aus, als hätte er den gewonnen, zum Leidwesen der gesamten Familie!
Schau doch mal in die gelben Seiten, da gibt es Adressen von Pro Familia usw, da kommst du evtl eher an einen Beratungstermin als beim Psychologen. Wir haben hier im Umkreis auch die ein oder andere Kinder- und Jugendpsychatrie, wo Kinder auch ambulant (also in einer Tagesklinik) betreut werden. Vielleicht wäre das mal ein Anfang für euch?
Denn letztendlich ist Tim sicher ein sehr unglücklicher Mensch, der wahrscheinlich aus seiner "Rolle" als "Familienschreck" allein gar nicht mehr raus findet. Und du bist sicher morgens beim Aufstehen schon so auf Kampf mit Kind programmiert, dass es schon ein Selbstläufer geworden ist, oder? Er trotzt, du brüllst, er trotzt noch mehr, du strafst und schon hat der Tag schlecht begonnen :-(
Die Idee, ihn in Sportvereinen anzumelden, damit er sich dort wenigstens körperlich auspowern kann (muss!) finde ich auch sehr sinnvoll, zumal er da auch lernen muss, Regeln zu befolgen, die ein Erwachsener vorgibt!
Ich hoffe sehr, ihr findet bald Hilfe, denn das was du beschreibst, klingt nicht nach dem, wie man sich eine schöne Kinderzeit vorstellt und wünscht. Es ist ja sicher auch für eure Kleine sehr belastend!
Liebe Grüße, Nicole
ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
Oft ist es ja wirklich so dass sich einfach durch den eigenen Frust (zuhause mit zwei Kindern, Männe selten da) so viel anstaut dass man unwillkürlich dies die Kinder spüren lässt. Geht mir jedenfalls so. Das schaukelt sich dann so hoch bis beide Parteien so entnervt sind dass der sprichwörtliche Tropfen genügt um das Fass überlaufen zu lassen. Daher nochmals meine Meinung: Versuche an anderen Stellen Hilfe zu finden. Einfach damit Du nicht so alleine damit bist. Ich finde es zutiefst ungerecht dass die Frauen immer mit sowas alleine gelassen werden und hinterher sind sie es die die Schelte dafür einstecken müssen wenn was schief gegangen ist. Lass Dich nicht in diese Schublade stecken. Auch die Caritas weiß oft in solchen Dingen Rat. Oder versuche es einmal bei einem anderen Kinderarzt, da liegen ja auch oft Welten zwischen. Mache einen Termin beim Psychologen, auch wenn die Wartezeit lang ist.
Hast Du schon mal mit den Erzieherinnen im neuen KiGa gesprochen ob sie Ideen haben wie Du vorgehen könntest? Erzieherinnen neigen zwar manchmal zu Überheblichkeit in solchen Dingen aber sie haben oft doch recht brauchbare Tipps parat und können einem manchmal ganz erstaunliche Dinge über Vorlieben oder Abneigungen des eigenen Kindes berichten die man selbst noch gar nicht so gesehen hat. Tja, das ist das was mir so einfällt. Mein mittlerer Sohn ist auch oft sehr anstrengend, mit lautem Geschrei und Gebrüll, Türenknallen etc. Längst nicht so extrem wie bei Euch, aber dennoch hat es mich oft an meine Grenzen gebracht, vor allen Dingen wenn ich mal wieder tagelang alleine war weil Männe beruflich unterwegs. Dann hat es mir oft schon viel geholfen einfach nur hier oder anderweitig im Netz Unterstützung zu erfahren um mich zu vergewissern dass ich nicht alleine bin. Dieses Gefühl dass da draußen tausende Mütter täglich mit ihren Kleinkindern "Mann gegen Mann" kämpfen kann auch etwas beruhigendes haben. Manchmal kann man dann am nächsten Morgen das verzweifelt brüllende Kind schon wieder mit einem liebenden und nicht nur mit zwei genervten Augen ansehen. Manchmal. Also ich kann so ein bisschen nachvollziehen wie es Dir geht und ich hoffe dass bessere Tage für Euch kommen. Ein ganz hilfreiches Buch zu diesem Thema ist übrigens auch von Jesper Juul: Das kompetente Kind. Tenor des Buches in etwa: Kinder reagieren immer auf etwas was wir selbst angestoßen haben. Wenn wir dieses Muster durchblicken kann es uns gelingen diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Ich fand es sehr hilfreich. LG und einen dicken Tröstknuddler von Sissi
ernste frage bezüglich verhaltensauffälligkeit
ich schreibe hier selten oder gar nicht, lese aber immer wieder mal mit. Mein Sohn wird übermorgen 5. Wir hatten ziemlich genau das gleiche wie ihr. Machtkämpfe bis zum Abwinken. Am Abend waren wir immer wie durchs Wasser gezogen. Die gingen mit ca. 1,5 Jahren los. Als er 3 war, habe ich mir das Buch 'Kinder fordern uns heraus' von Rudolf Dreikurs geholt. Darin ist der Umgang mit Machtkämpfen sehr gut beschrieben, auch das Rollenverhalten in der Familie. Das Buch tat schon mal sehr gut.
Weil aber nichts wirklich half und wir recht am Ende waren, habe ich ihn mit ca. 3 Jahren im Kinderzentrum Großhadern (große Kinderklinik) in München anschauen lassen. Dort hat man sehr gute Erfahrung, gerade mit 'solchen' Kindern. Ihm wurde ein 'oppositionell aufsässiges Verhalten' bestätigt. Das Fazit war aber, dass er Sprachtherapie verschrieben bekam (er sprach sehr schlecht, was der Kinderarzt immer als ok bezeichnete) und Ergotherapie.
Und: ICH habe mich in eine Psychotherapie begeben, weil in dem jungen Alter sind es oft nicht die Kinder, die behandelt werden sollten, sondern die Erwachsenen, weil Kinder auf etwas in der Erziehung bzw. auf das Verhalten der Erwachsenen reagieren.
Man hatte uns sogar stationäre Aufnahme empfohlen. Das hätte gehiessen, dass alle Familienmitglieder für zwei Wochen in der Klinik leben, zwischen Psychologen und Kinderärzten und beobachtet werden und direkte Hilfestellung bekommen. Bis der Termin kam, hatte sich unsere Situation schon so gebessert, dass wir abgesagt haben. Aber so etwas gibt es und es ist für Fälle wie unseren denke ich gut!
Unser Fazit heute mit 5 ist: Er ist heute ein normaler Junge, mal frech, seltenst noch wie früher, meist ausgeglichen, zieht sich morgens ohne meine Anweisung an, macht sich sein Frühstück, hilft seinem kleinen Bruder, wenn der was nicht kann, benimmt sich beim Essen, KOMMT zum Essen, etc. - er akzeptiert die Regeln und wir kämpfen nicht mehr gegeneinander.
Die drei Maßnahmen des Kinderzentrums haben zumindest uns wunderbar geholfen. Dass Dein Sohn im Kindergarten unauffällig ist (war bei uns übrigens genauso), zeigt meiner Meinunung nach, dass es etwas im familiären Umfeld ist, dass ihn umtreibt - obwohl Kinder natürlich eher daheim als woanders 'die Sau rauslassen', da sie sich dort sicherer fühlen.
Ich wünsche Euch alles Gute !!
Hole Dir dringend Hilfe von Außen, am besten in einer guten Kinderklinik, warte nicht ein Jahr auf einen Wald- und Wiesenkindertherapeuten, um es mal 'krass ' zu sagen. Die Schule steht früher oder später vor der Tür, Hausaufgaben, etc.
Liebe Grüße, Alexandra
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