Hi Amelie,

interessante Frage und sicherlich von vielen Faktoren abhängig.

Ich habe direkt nach der Geburt von Joke weiter gearbeitet (erst 400 EUR von zu Hause aus, dann nach 1,5 Jahren wieder Vollzeit (2 TAge v. daheim, 3 Tage Büro).

Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass das weder mir, meiner Familie noch meinem Arbeitgeber gut getan hat. Aber ich dachte, es ginge, da mein Mann einen 3/4-Job hatte. Der ist dann gekündigt worden, so war ich Alleinverdienerin. Mich hat der klassische Karriereknick nach Babypause erwischt, trotz allen Engagements. Heute bin ich gekündigt, stehe im Rechtstreit mit meinem Arbeitgeber und all das, weil ich auf Einhaltung des Vertrages bestand (= Gehaltsanpassung). Vielleicht war auch ein Grund, dass ich neben meinem Beruf nun halt auch noch jemanden zu Hause hatte, der meine Zeit beanspruchte. So konnte ich die "150" Prozent von früher nicht mehr bringen. Und Frauen mit kleinen Kindern werden sowieso besonders argwöhnisch betrachtet, was die Leistung angeht. Leider auch besonders von ihren Geschlechtsgenossinnen. Sie sollten vielleicht diesen Argwohn in die unterschiedliche Gehaltsstruktur Männlein/Weiblein legen, da hätten sie sicher mehr zu tun.

Nun ja, momentan bin ich nicht arbeitsfähig auf Grund der belastenden Situation. Ich hoffe, ich werde wieder zu meiner alten Power finden, dann sähe auch meine Antwort vielleicht positiver aus.

Im Moment empfinde ich das, was die Gesellschaft mit den Müttern treibt, als eine echte Zerreißprobe und ich bin davon überzeugt, viele Frauen leiden sehr darunter: Allen soll man es Recht machen, man soll die Powerfrau im Business sein, liebevolle und geduldige Mutter für die Kinder, Hilfslehrerin bei den Hausaufgaben, engagierte Kindergartenmutter, die immer Zeit für Aktionen hat und ihre Hilfe anbietet und der Haushalt läuft doch mit ein bisschen Zeit-Management sowieso nebenher.....

Nur ob die Frauen, die das alles leisten sollen (und zwar nicht nur kurzfristig, sondern über Jahre), das alles mit links machen können und/oder wollen, möchte ich bezweifeln. Ich denke, viele Frauen leiden unter einem "Dauer-Schlechten-Gewissen" und machen vieles an vielen Stellen, aber können nichts zur IHRER Zufriedenheit erledigen.

Also, momentan kann ich mir gut vorstellen, meine Zeit zu Hause sinnvoll zu nutzen, ob ich mir das langfristig leisten kann und will, kann ich echt nicht sagen. Ich hoffe aber, dass meine Einstellung zum Job sich mit der Zeit wieder ändern wird.

LG und Mut zur richtigen Entscheidung, Boni