... die leider viel zu lange Geschichte eines besch..... Urlaubs.
Felix hat einen Schneidezahn verloren. Schon im August, aber bis jetzt konnte ich die Geschichte kaum erzählen, ohne selber immer wieder sehr betroffen zu werden.
Auf manche Dinge freut man sich lange - echt lange. Für mich ist das der Urlaub. Den letzten Sommerurlaub buchten wir im November vorher (weil's sonst ausgebucht wär). Da hatten wir lange Zeit, uns darauf zu freuen ....
August in Italien ist uns nicht wohlgesonnen. Zum zweiten Mal ereilt uns ein recht verregneter, viel zu kühler Badeurlaub am Meer. Die schöne Terrasse, von der wir monatelang träumen kann abends nur mit Wolldecken (August!!) genossen werden, tagsüber strapazieren unendlich laute Nachbarn anderer EU-Nationalität mit unendlich lauten Dingen unsere angepannten Nerven.
Und unsere Nerven sind wirklich angespannt:
Erster Urlaubsmorgen im kleinen Appartement mit 3 Kindern - drinnen - weil es draußen schüttet. Ausklingendes Frühstück - Felix geht ins stockdunkle (Rollläden unten) Schlafzimmer "Tschüss Mama - ich komm bald wieder" und macht die Tür hinter sich zu. Kurz darauf ein Tuscher (weiß nichts Hochdeutsches dafür) - ich stürz ins Zimmer und vor mir schreit ein Kind mit blutigem Mund und Zähnen, die man nicht sieht.
Er kraxelte über unser Doppelbett und fiel auf der anderen Seite, weil er nichts sah, ungeschützt kopfüber auf den Fliesenboden.
Er heult noch lauter, weil ich heul und ich heul, weil ich die Zähne nicht sehe.
Aber sie sind noch da. Zwei Zähne deutlich nach hinten verschoben und wackelnd wie Pudding - einer nur wackelnd wie Pudding.
Es ist der erste Urlaubstag. 14 liegen vor uns. Meine Reiseapotheke hatte nicht den Weg ins Auto gefunden und war lieber in der Küche zurückgeblieben. Ich hab nichts mit für Schmerzen oder Entzündungen. Ich hab noch nie meine Notfalltropfen so vermisst.
Ich war noch nie so knapp dran nach Hause zu fahren.
Wir hüten unseren Lauf-Hüpf-u.Kletterfelix wie unseren Augapfel. Wir tragen ihn an jeder Gefahr vorbei. Am ungefährlichsten ist es im Wasser, weil da kaum was die Zähne gefährdet. Nur das Wetter spielt halt nicht mit. Also hüten wir ihn weiter.
Solange bis er mit traumwandlerischer Sicherheit in die Kante der halboffene Zimmertüre läuft und ein Wackelzahn nur mehr herausgenommen werden muss. Das war am 5. Tag.
Und um es abzukürzen. Von Tag 6 bis 14 haben wir mit blanken Nerven nur dafür gelebt, die anderen Zähne zu retten und ihn nur ja nirgends stürzen zu lassen. Nebenbei war Urlaub mit Baden (wenn's nicht regnete), Pizza essen und Eis schlecken. Einer aß nur Nudeln - ratet mal wer :-).
Die beiden anderen Zähne wackelten etwa ein Monat lang - danach wurden sie wieder fest. Der kleine 2-er Zahn ist halt nun etwas schief, dafür hat der 1-er nun endlich genug Platz.
Meine Nerven haben sich bis heute davon nicht ganz erholt. Auch bei kleinen Stürzen von Felix bin ich oft wie gelähmt und trau mich gar nicht auf seinen Mund schauen. Aber es wird schon wieder besser.
Geblieben ist mir eine Allergie auf das Wort "Urlaub", die sich darin äußert, dass ich weder daran denken noch davon reden, noch in absehbarer Zeit etwas davon hören will. Und seine Bedeutung ist für mich eine andere, kleinere geworden. Das Jahr besteht aus 365 TAgen und nicht aus 14, die alles wert sind und der Rest nicht so wichtig ist. Ich denke es sollte wohl umgekehrt sein.
LG
Sabine und Zahnlücken-Felix im Profil