Suchen Menü

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Vielleicht deprimierend. Obwohl ich das selbst nicht so sehe.
Wer nichts vom Tod hören mag, sollte diesen Beitrag wohl nicht lesen.
Aber ich möchte ihn schreiben, weil das Schreiben gut tut.
Und weil mich eine ganze Reihe von Leuten nach meiner Tante gefragt hatten, ich es bisher aber noch nicht geschafft hatte, ensprechende Antworten zu verfassen.
Lediglich der lieben Merline dürften meine Gedanken bereits bekannt vorkommen. :-)
Drei Jahre ist es her, daß meine Tante von ihrer Krankheit erfahren hat.
Nun ist sie tot.
Viele Therapien und Hoffnungen lagen dazwischen. Aber letztlich waren drei Jahre doch eine kurze Zeit...
Meine Tante hatte keine eigene Familie, war deswegen immer eng mit der Familie ihres Bruders - meines Vatis - verbunden. Wir haben also sämtliche Familienfeste zusammen gefeiert und viele Sonntagnachmittage zusammen kaffeetrinkend verbracht. Die Bindung war durchaus eng - enger als es der Begriff "Tante" vielleicht vermuten läßt. Was aber nicht heißen soll, daß wir immer einer Meinung waren...
Wie dem auch sei, da sie keine eigenen Kinder hatte, hat sie sich natürlich sehr für Cort begeistert - und Cort sich für sie. :-)
Zuletzt hatte meine Tante stärkste Schmerzen. Es war ihr eigener Wunsch, ins Hospiz zu gehen. Auch wenn sie dort nur für kurze Zeit war. Die kontinuierliche Zufuhr von hochwirksamen Schmerz- und Beruhigungsmitteln tat ihr gut. Sie mußte nicht mit Leid in den Tod gehen.
Was ich so schön finde, ist, daß wir Gelegenheit zu einem guten Abschied hatten!
Zwei Tage vor ihrem Tod haben Cort, mein Mann und ich meine Tante nochmal besucht. Aufgrund der Schmerzen konnte sie uns nicht den Kopf zuwenden. Aber die lächelte, als sie hörte, daß wir da waren. Sie streckte die Hand unter der Bettdecke hervor. Cort hielt die Hand. Wir alle berührten sie. Und zum Abschied küßte Cort ihren Handrücken.
Wie sich später zeigte, war dies das letzte Mal, daß meine Tante auf uns reagiert hat.
Das letzte Mal, daß sie uns bewußt wahrgenommen hat?
Am folgenden Tag besuchten wir sie ebenfalls (ich mehrmals, da das Hospiz neben dem Krankenhaus ist, wo ich arbeite). Aber da zeigte sie keine Reaktion mehr.
Im Nachhinein bin ich so unendlich dankbar, daß wir genau an diesem einen Abend noch dagewesen waren - an dem letzten Abend, an dem meine Tante uns zeigen konnte, daß sie uns hört.
Es bedeutet mir sehr, sehr viel, daß Cort noch einmal ihre Hand nehmen konnte, die sie ihm hingestreckt hatte.
Der Tag ihres Todes war ein klarer, strahlender, bunter Herbsttag.
Trotz der Traurigkeit fand ich das schön. Daß das Licht weiterbesteht, das Rad des Lebens sich weiterdreht.
Ich war und bin überzeugt, daß meine Tante nicht ganz weg ist, nicht ausgelöscht ist, sondern daß man in Verbindung bleiben kann...
Als wir erfuhren, daß sie gestorben war, gingen zunächst meine Omi, meine Eltern und ich zum Hospiz.
Der Schmerz war selbstverständlich groß, als meine Omi ihr eigenes Kind tot auf dem Bett liegen sah...
Trotzdem erkannte ich dankbar, wie würdevoll und respektvoll man in diesem Hospiz mit den Toten umging.
Meine Tante war mit Blumen aufgebahrt. Die Vorhänge waren zugezogen und es brannten viele Kerzen und Teelichter. So lag sie den ganzen Tag. Jedes Familienmitglied konnte in Ruhe kommen, um noch einmal Abschied zu nehmen.
Auch mit Cort waren wir am Abend dort.
Zunächst hatten meine Eltern Bedenken, Cort mit in das Zimmer zu lassen.
Aber ich war der Meinung, diese Bedenken stammten ja genau daher, daß ihnen als Kindern auch kein natürliches Verhältnis zum Tod vermittelt wurde.
Natürlich ist der Tod traurig. Aber er gehört zum Leben und ist nicht verwerflich - nichts Falsches, was man vor einem Kind verschweigen müßte.
Es ist schon komisch, wie das Leben läuft.
Aber es läuft eben.
Läuft weiter.
Als ich bereits wußte, daß meine Tante gestorben war, aber bevor wir mit der Familie und Cort nochmal bei ihr waren, waren Cort, mein Mann und ich draußen Fahrradfahren.
Das heißt, Cort übte Fahrradfahren. Nachdem uns schon lange klar war, daß er ohne Stützräder fahren könnte, hatten wir diese endlich mal entfernt. Und der kleine Mann kurvte stolz und stützräderfrei umher. :-)
Ich war traurig. Freute mich aber über mein Kind.
Und wie gesagt, die Sonne war tröstend. An dem Tag habe ich mehrere Fotos von buntem Herbstlaub gemacht.
Weiterhin haben wir bunte Blätter gesammelt, die Cort meiner toten Tante zum Abschied geben wollte...
Zur Beerdigung hatten wir einen Strauß mit Sonnenblumen und Eichenblättern, den wir meiner Tante in den Sarg legen konnten.
Cort war immer und überall dabei.
Richtig kapiert hat er den Tod nicht. Aber das kann man von uns Erwachsenen ja auch nicht behaupten.
Es beschäftigt den kleinen Mann. Immer wieder kommen Fragen. Immer wieder versuchen wir, diese bestmöglich zu beantworten.
Neben dem tollen Buch "Leb wohl, lieber Dachs" hat Cort nun auch das Buch "Adieu, Herr Muffin". Wunderschön und liebevoll!
Ich weiß ja nicht, ob Ihr Euren Kindern ohne Anlaß Bücher über den Tod kaufen wollt. Aber falls doch - oder falls es einen entsprechenden Anlaß gibt - kann ich diese beiden Bücher wirklich empfehlen!
Das Dachs-Buch konzentriert sich mehr darauf, wie die Zurückgebliebenen mit der Trauer umgehen.
In dem Buch von Herrn Muffin, ein Meerschweinchen, geht es darum, daß der Tod nichts ist, was man fürchten müßte.
Immer wieder denke ich darüber nach, wie schön der Abschied im Hospiz war und wie kalt und seelenlos dagegen der Tod auf der Intensivstation.
Es ist ein sooo _krasser_ Unterschied!
Der Tod gehört in meinem Arbeitsalltag regelmäßig dazu. Aber selbst, wenn man das so oft sieht, selbst wenn man "Personal" ist, nimmt man die Kälte wahr. Schrecklich, wenn Sterbende/Tote im grellen Licht, noch mit Schläuchen verbunden im sterilen Zimmer liegen und die Angehörigen Abschied nehmen müssen (wohlmöglich noch mit einem zweiten Patienten im Raum, der nur durch einen Vorhang abgetrennt ist). Falls es überhaupt möglich ist, den Toten dort so lange liegen zu lassen, bis die Angehörigen nochmal in der Klinik sind...
Im Hospiz Wärme, Kerzen, Blumen - und auf der Intensivstation ... tja ... Klinikalltag eben.
Wenn ich jetzt mit Sterbenden und deren Angehörigen zu tun habe, denke ich immer wieder darüber nach - noch mehr, als ich es vor dem Tod meiner Tante getan habe.
Den Klinikalltag kann ich kaum ändern. Aber es wird mir schmerzlich bewußt, wieviel den Angehörigen dort verloren geht, wieviel Möglichkeit zum Trost ihnen schon wegen dieser herzlosen Atmosphäre entgeht.
Was ich auch gesehen habe - in den letzten Monaten - wie viel meine Mutti leisten kann. Da mein Vati arbeitet, war sie es, die meiner Tante und vor allem meiner Omi ständigen Beistand geleistet hat, Ängste, Tränen und Panik abgefangen hat. Und auch jetzt ist sie tägliche Begleiterin meiner Omi. Ich finde das bewundernswert.
Ich selbst war zwischenzeitlich an meine Grenzen gekommen.
Meine Arbeits- und Dienstbelastung erscheint mir in letzter Zeit immens hoch. Und weiterbildungstechnisch schaffe ich nie das, was ich eigentlich schaffen müßte. Dann kam der Tod meiner Tante noch hinzu. Und irgendwie wurde mir das zu viel.
Als ich dann mal heulend zusammengebrochen war, merkte ich, was ich an meinem Mann habe!
Wir sind seit 10 Jahren zusammen (haben unser 10jähriges Bestehen im Oktober in einem Liebes-Kurzurlaub gefeiert), und er kennt mich einfach.
Mein Geliebter ist der einzige Mensch, der mich so gut kennt. Der meine Zusammenbrüche einordnen kann. Der weiß, warum mir kleine Probleme manchmal riesengroß erscheinen. Der weiß, daß ich mich mit meinem Beruf identifiziere, auch wenn ich über die hohe Verantwortung und Dienstbelastung fluche und ich mich frage, wieso ich "nichts Anständiges" gelernt habe...
Und als ich eines Abends mal vollkommen fertig war, sind Cort, mein Mann und ich mit Laternen spazieren gegangen. Ich fand es schön und heilsam für die Seele, als sich die Dunkelheit wie ein Mantel um meine Schultern legte, die Alltagsprobleme abschirmte und wir mit unseren Lichtern zu den Feldern gingen.
Liebe Grüße,
Inken
Bisherige Antworten

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Liebe Inken,
gerade habe ich Dir eine mail geschrieben..... hier nur so viel, ich wünsche Dir viel Kranft für die nächste Zeit....alles Gute!
GGGLG, Ilka

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Die Mail habe ich erhalten, liebe Ilka. Vielen Dank! Ich melde mich noch.
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Hallo Inken,
was schreibt man Dir nun dazu? Ich überleg schon ne ganze Weile, aber sowas richtig tolles fällt mir nicht ein.
Natürlich wünsche ich Dir mein Beileid, aber das sagt irgendwie nicht genug. Mein Eindruck: deine Tante war mit Euch sicher glücklicher als das manch anderer ohne "eigene" Familie war und so wie Du das schreibst, habe ich den Eindruck, dass sie sich auch in dem Hospiz so wohl gefühlt hat, wie es in der Situation möglich ist.
Schön und wichtig (!!!) dass ihr noch Abschied nehmen konntet. Ich war und bin auch froh, dass ich noch bei meinem Papa war und er auch noch gemerkt hat, dass Mama und ich da sind. Ich weiß ja nicht, wie das bei Euch im KKH ist, aber so habe ich das bei uns nicht empfunden. Papa war auch auf der Intensivstation und wir durften alleine bei ihm bleiben und sogar noch Verwandte anrufen, die dann auch noch hätten kommen können. Als wir nach den Anrufen wieder bei ihm waren, hatten sie ihn sogar schon geschminkt (ist Mama nicht aufgefallen, aber mir, weil er wieder gesünder wirkte und nicht so grau wie direkt danach). Ich war dankbar dafür und er hatte auch die Bilder seiner Enkel bei sich und wir konnten selber entscheiden, wann wir gehen.
Auch danach war ich noch öfter bei ihm. Wenn ich hier jetzt aus dem Bürofenster gucke, dann seh ich das Gebäude wo sich die Leichenhalle befindet und da konnen wir ihn eben auch noch besuchen. Ich finde es SO wichtig, Abschied nehmen zu können. Angst hatte ich früher immer davor, dass ich dazu nicht in der Lage bin, aber das hat mir soviel gebracht.
Schön finde ich auch, dass ihr Cord so einbezogen habt. Ich glaube auch, dass es für die Kinder gut ist und ihnen der Umgang mit Tod damit vielleicht etwas normaler gestaltet wird. Bei C wollte ich das auch, ich wollte ihn mal mitnehmen, aber Mama und mein Mann wollten das nicht und ich habe mich dann auch nicht wiedersetzt.
Aber ich glaube, ich habe ihm das trotzdem gut vermittelt, denn für ihn scheint der Tod nicht bedrohlich zu sein. Komisch, gerade die letzten Tage fragt er wieder sehr oft danach. Und als wir an Opas Geburtstag zur Insel gefahren sind, haben wir ihm auch Blumen in die Nordsee geworfen und das war auch für C ein Erlebnis.
Ich glaube auch nicht, das nach dem Tod ALLES vorbei ist, das sehe ich wohl ähnlich wie Du.
Ganz liebe Grüße
Heike

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Hallo liebe Heike,
es hat gut getan, meine Gedanken aufzuschreiben und zu ordnen.
Und es tut auch gut, wenn man dann weiß, daß es jemand gelesen hat.
Mehr ist nicht notwendig.
Ich weiß aber, wie das ist, wenn man nicht weiß, was man auf "solche Beiträge" antworten soll... Geht mir oft ähnlich. Manchmal fühle ich mich durch die Beiträge von anderen Leuten betroffen und ich denke dann durchaus darüber nach - habe aber trotzdem _keinen_ tollen Gedanken, den man dem anderen auf den Weg geben könnte.
Daß Ihr zu Opas Geburtstag Blumen in die Nordsee geworfen habt, finde ich wunderschön!
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

..liebe inken...
deine worte kommen richtig aus deiner seele - wunderschön und ehrlich.
ich wurde ja auch in letzten monate immer wieder mit dem tot von bekannten konfrontiert....
es ist eine der grössten aufgaben im leben, das leben so zu nehmen wie es kommt, das beste aus jeder situation zu machen und an jeder noch so krassen situation für sich zu lernen und zu wachsen. ich seh es jedenfalls so.
du siehtst deine tante nicht mehr - aber sie ist da, sie ist nur nicht mehr körperlich sichtbar. ihr werdet durch die liebe zueinander immer verbunden sein.
alles liebe bine.

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Guten Abend liebe Bine,
was Du schreibst, stimmt!
Es scheint eine der größten Aufgaben im Leben zu sein - vielleicht zum Teil der Sinn des Lebens? - das Leben so anzunehmen, wie es kommt. Dinge zu akzeptieren, wie sie sind, auch wenn man sie vielleicht nicht akzeptieren möchte.
Viele liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

liebe inken,
es tut mir sehr leid, dass deine tante gestorben ist. obwohl ich sie nicht kannte, hat mich dein posting sehr betroffen gemacht, denn dass euer verhältnis in gewisser weise sehr besonders war, wusste ich schon. ich erinnere mich noch ziemlich genau an die zeit, als die krankheit ausbrach. da hatten wir gerade ein miniprivates forumstreffen geplant.
der tod ist hier nicht wirklich ein thema. es ist noch niemand wirklich nahestehendes gestorben. ich finde es auch sehr schwierig, marieke den tod zu erklären. wie ihr cort teilhaben lassen habt finde ich sehr gut. du hast absolut recht, wenn du vom natürlichen verhältnis zum tod schreibst. das wurde mir auch nie vermittelt. gerade deshalb möchte ich das bei meinen kindern anders machen. in diesem zusammenhang habe ich mir deine buchtipps auch gerne notiert.
wirklich tröstliches fällt mir schwer zu schreiben, aber ich habe auch das gefühl, dass du das eher nicht brauchst, da du mir sehr stark in deiner trauer erscheinst.
liebe grüße, birthe

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Guten Abend liebe Birthe,
klar erinnere ich mich daran, wie wir unser Treffen geplant hatten und ich das dann wegen den schlechten Nachrichten in der Familie absagen mußte! (Zumal ich damals ja noch kein Auto hatte und ich eigentlich meinen Vati bitten wollte, Cort und mich zu fahren.)
Na ja, irgendwann klappt das bestimmt mal mit einem Treffen.
Danke für Deine lieben Worte.
Wegen der Narkosesache habe ich Dir gerade nochmal zurückgeschrieben.
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Liebe Inken,
das Lesen Deiner Zeilen hat mich sehr an letzten Herbst erinnert, als mein Vater gestorben ist. Und es tut mir Leid für Deine Tante, dass sie nicht weiter leben durfte.
Es gab einige Parallelen, so haben wir z.B. auch "Adieu Herr Muffin" gelesen, was ich ebenfalls wunderschön finde. Deprimierend finde ich Deinen Bericht überhaupt nicht, eher tröstlich und Ihr werdet sicher noch oft von Dankbarkeit erfüllt sein, weil Ihr Gelegenheit hattet, Abschied zu nehmen. Und ich finde es toll, dass Ihr Cort mit einbezogen habt. Genauso haben wir es auch gemacht, auch Samuel durfte seinen toten Nonno sehen und berühren. Er ist jetzt immer noch sehr präsent und Samuel fragt eigentlich regelmäßig noch mal nach, wieso er gestorben ist und dann reden wir drüber. Es ist nicht immer leicht, Antworten zu finden, aber wir haben einen schönen Weg (Erklärung) gefunden, den ich auch für mich genauso annehmen kann. Dass der Nonno in unserer Erinnerung, in unserm Herzen weiterlebt, Samuel auch einfach mit ihm reden kann, wenn er möchte, oder sich die Bilder anschauen kann, dann spürt der Nonno das vielleicht. So in der Art.
Ich finde auch, dass der Tod dazu gehört zum Leben. Es ist einfach so. Er ist nicht immer so "schön" wie vielleicht in unsern beiden Fällen, wo ein friedlicher und würdevoller Abschied möglich war, wo die Menschen nicht noch qualvoll gelitten haben. Manchmal kommt er unerwartet, ganz plötzlich - das ist grausam, wenn keine Zeit zum Abschied bleibt. Manchmal kommt er zu früh...Aber so ist das Leben. Darauf haben wir nicht immer Einfluss.
Wir erklären Samuel z.B., dass es 'normalerweise' so ist, dass Menschen, wenn sie alt sind, sterben (er hat ja eine Uroma, die in 2 Tagen 94 wird!). Ich finde den Bezug zur Natur auch immer ganz schön (Frühling, das Leben erwacht, Sommer, Herbst, langsam geht es zuende das Leben, Winter, Tod). Dass sie aber manchmal eben auch durch 'Unfall' oder 'Krankheit' schon früher sterben können. Dass manchmal sogar Kinder sterben. Wir führen natürlich nicht ständig solche Gespräche, aber wenn dann ist er interessiert, aber nicht verängstigt oder so. Also ist es richtig.
Heute haben wir übrigens "Lauras Stern" vor dem Sandmann geschaut und da ging es auch um Tod. Ein kleiner Vogel ist gestorben, den Laura gefunden hatte. Sie war sehr traurig. Die Oma hat das gespürt und vorgeschlagen, den Vogel zu begraben. Lauras Eltern waren sich erst nicht sicher, ob das richtig sei. Aber Oma sagte, dass sie den Kindern die Chance geben sollen, Abschied zu nehmen.- Fand ich echt mal gut.
Vielleicht kannst Du sogar irgendwann Deine eigene Erfahrung mit dem Tod Deiner Tante bei Deiner Arbeit in der Klinik weitergeben. Dass Du den Menschen Mut machst, ihre Angehörigen z.B. zum Sterben nach Hause zu holen oder sie zumindest in ein Hospiz oder eine Palliativstation zu geben. Kannst ihnen erzählen, wie wichtig es für Dich war, diese Chance des Abschiednehmens zu haben. Manchmal haben Angehörige auch Angst vor diesem Schritt - mein Bruder hat sich anfangs gesträubt, wollte einerseits meine Mutter schützen, hatte aber selbst einfach Angst vor dem Moment des Todes. Das konnte er mir aber erst hinterher sagen, denn er war auch unendlich dankbar, die Hand meines Vaters gehalten zu haben, als der seinen letzten Atemzug getan hatte...
Ich wünsche Dir eine "gute Zeit der Trauer", liebe Inken, so hab ich das damals für mich bezeichnet.
Ganz liebe Grüße
Claudia

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Guten Abend liebe Claudia,
Du erwähnst den Bezug zur Natur (Frühling: Leben erwacht bis Winter: Tod).
Damit kann ich mich auch identifizieren. Unbedingt!
Meine Spiritualität ist ja sowieso eine heidnische. Und an dem Todestag meiner Tante schien ich diesbezüglich ein Mitteilungsbedürfnis gehabt zu haben - und außerdem war die Umfrage so passend - siehe hier: http://www.qualimedic.de/forum/251854
Jedenfalls sind der Jahreszyklus, der Naturzyklus und eben auch der menschliche Lebenszyklus Begriffe, die in meinem (Er)Leben eine große Rolle spielen. Und jetzt, in der kommenden Zeit der Lichterkreise, -kränze und -bögen werde ich das Thema wieder aufgreifen, um es Cort zu vermitteln...
Was den Klinikalltag angeht: wenn möglich verlegen wir Patienten auf eine Palliativstation. Weil die Atmosphäre dort besser ist und auch aus rein wirtschaftlichen Gründen, denn ein Sterbender muß kein Intensivbett besetzen... Mir gefällt auch, was ich bei Kollegen sehe. Insbesondere der eine Oberarzt kümmert sich sehr engagiert um Angehörige von Sterbenden.
Das Problem sind aber die beatmeten Patienten! Die kann man nicht auf eine andere Station verlegen. Man kann die Beatmungsgeräte aber auch nicht einfach ausschalten, weil das ein zu aktives Eingreifen in den Sterbeprozess wäre. Leider sind viele sterbende Patienten beatmtet, entweder, weil sie operiert wurden, oder weil mit der künstlichen Beatmung begonnen wurde, als man noch eine Chance auf Leben sah...
Ganz wird man dieses Problem wohl nie lösen können, weil man vorher oft nicht weiß, wie die Dinge hinterher ausgehen.
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Liebe Inken, jetzt hatte ich einen langen Beitrag verfaßt zu deinem Posting und der ist irgendwie im Nirvana des neuen Forums verschwunden. Nun habe ich nicht mehr die Nerven, da noch mal anzufangen. Das hängt immer mal bei mir auf dieser Seit.
Aber eines nur ganz kurz noch: ich bin so froh, dass du wieder hier bist. Deine Beiträge lassen mich immer innehalten und rühren mich sehr. Danke dafür.
Und: es tut mir leid, dass deine Tante nicht mehr lebt, aber ihr habt den Abschied für sie und euch ganz wunderbar und liebevoll gestaltet.
Ach, ich hatte noch viel zu dem Thema zu sagen...
Ganz liebe Grüße
Nicole

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Liebe Nicole,
ich weiß genau, _wie_ ärgerlich das ist, wenn man sich mal richtig lang und breit schriftlich ausgelassen hat und dann alles weg ist. :-/
Wie auch immer, ganz liebe Grüße zurück!
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Guten Abend liebe Inken,
es ist traurig, dass deine Tante nach so einem langen Leidensweg gestorben ist. Mein herzliches Beileid.
Es ist aber schön zu lesen, wie ihr als Familie Abschied von ihr genommen habt.
Es ist toll, wie dein Mann dich "aufgefangen" hat, als du an deine Grenzen gestoßen bist.
Wünsche Dir/Euch alles Gute und vielen Dank für die Buchtipps.
GLG und eine ruhige Nacht vom Wombelchen (Sabine)

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Danke, liebe Sabine,
Dir wünsche ich an dieser Stelle auch nochmal alles Gute!
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

liebe inken,
herzliches beileid zum tod deiner tante.
ich finde deinen beitrag überhaupt nicht traurig oder deprimierend und das liegt nur an deiner art zu schreiben und deiner ansicht der dinge, denn der tod eines noch jungen, geliebten menschen ist immer traurig. ich hoffe, du verstehst wie ich das nun meine.
meine geliebte großmutter starb vor ein paar jahren und ich war sehr traurig NICHT bei ihr gewesen zu sein.
meine mutter war zwar dort (in finnland), aber auch nicht im moment des letzten atems.
oskar war gerade ein paar monate alt, voll gestillt und kein mensch konnte sagen, wann es denn soweit sein würde. tja und ich bin nicht nach finnland geflogen.
aber wir waren ja im sommer zuvor dortgewesen und meine "isoäiti" hat ihren urenkel gesehen und bestaunt und zumindest das ist mir ein großer trost.
vielleicht auch dies ein grund warum ich in die nähe meiner eltern, zu denen das verhältnis alles andere als einfach ist, gezogen bin.
liebe grüße und alles gute
kati

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Guten Abend liebe Kati,
wegen der Nähe zu den Eltern: ich weiß nicht, ob wir hier wohnen bleiben bzw. wie lange noch.
Aber gerade durch solche Erlebnisse und Überlegungen wird mir bewußt, daß ich das ganz normale, regelmäßige Besuchen schätzen sollte. Denn man weiß ja nie, ob das, was einem heute noch als so selbstverständlich erscheint, morgen auch noch möglich sein wird.
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Oh Jeh Du arme - Fühl Dich gedrückt!!
Da hast Du die letzten Wochen wieder mal ganz viel mitmachen müssen.
Man merkt dass Du Deine Tante sehr gerne gehabt hast!!!
Das Thema Tod ist für mich persönlich ein ganz schwieriges. Der Umgang mit dem Tod ist ja in unserer Gesellschaft ja nicht gerade geläufig sondern eher kurz und knapp.
Das macht mir persönlich sehr zu schaffen.
Ich finde es sehr schön und kuraschiert wenn jemand für sich selbst die Entscheidung trifft in ein Hospiz zu gehen. Selbst diese Entscheidung zu treffen empfinde ich persönlich als etwas sehr schwieriges weil die Entscheidung so etwas endgültiges hat. Allerdings glaube ich auch dass es die beste Entscheidung ist die man für sich selbst treffen kann.
Ich selbst habe keine Erfahrung mit Sterbenden - in unserer Verwandschaft sind bisher alle einfach nur überraschend umgefallen und Ende. Ich habe es immer als großen Schock empfunden, konnte mich nie richtig damit auseinander setzen. Ich hoffe ich kann zukünftig falls ich mal einen sterbenden begleiten werde genauso schön damit umgehen wie Du, ich habe vor dem Gedanken bisher immer nur Panik....
Liebe Inken - ich habe Dir sicher mit meinem Beitrag nicht sonderlich weitergeholfen - ich wünsche Dir jedoch für die nächsten Wochen viel Sonnenschein im Herzen um den Verlust zu verdauen.
Grüße Gina

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

Danke für Deine lieben Worte, Gina!
Du hast vielleicht gesehen, daß ich Dir letztens nochmal geantwortet hatte?
(Da Du den Thread gestartet hattest, hast Du ja wohl eine Benachrichtigung erhalten. Mich stört es sehr, daß man nicht benachrichtigt wird, wenn man irgendwo mittendrin geschrieben hat.)
Liebe Grüße,
Inken

Vielleicht traurig, vielleicht auch nicht.

HUHU!!
Habe gesehen dass Du mir noch mal geantwortet hast....ich habe Dir auch noch mal geantwortet!!
Aber hättest Du nicht beim obersten Mail - das ich fast nicht gelesen hätte weil ich nicht aller Postings im Forum lese - geschrieben dass Du noch mal geantwortet hast hätte ich Deine Antwort nicht gelesen...
Ich muss sagen ich war ja anfangs nicht sehr skeptisch bzgl. des neuen Forums aber langsam geht mir die Funktionsweise echt auf den Keks ... Ich hoffe die kriegen das bald in den Griff...
Liebe Grüße und einen erholsamen Abend wünscht Gina
Meistgelesen auf 9monate.de
Rat und Hilfe zur Bedienung
Übersicht aller Foren

Mit der Teilnahme an unseren interaktiven Gewinnspielen sicherst du dir hochwertige Preise für dich und deine Liebsten!

Jetzt gewinnen