Noch zum Abschluß für heute von mir...
Habe ja länger nichts mehr über meinen Vater berichtet, aber es schaut nicht so vielversprechend aus :-(
Die unerklärlichen Schmerzen haben nun einen Namen bekommen: Herpes-Zoster oder auch Gürtelrose genannt. Hat nur indirekt was mit Depressionen zu tun, denn diese können gerade bei alten Menschen angeblich einen Gürtelrose-Ausbruch überhaupt erst verursachen. Was viel schlimmer ist - mit zunehmendem Alter steigt wohl die Wahrscheinlichkeit der nachfolgenden Schmerzattaken, die - wie ich mir ergoogelt und auch vom Arzt bestätigt bekommen habe - wohl so stark sein können, daß sie psychisch stabile Menschen noch in Selbstmordgedanken treiben können. Je älter der Erkrankte ist, desto wahrscheinlicher sind diese nachträglich lange andauernden Schmerzanfälle und mein Vater leidet derzeit sehr darunter.
Jetzt ist er von "normalen" Krankenhaus in die Kurzzeit-Pflegestation gekommen, wo natürlich nur Pfleger und Schwestern rumlaufen und ansonsten nur einmal wöchentlich der Hausarzt meines Vaters vorbeischaut. Dem fiel wohl nichts besseres ein, als ihn mit Schmerztabletten und Anti-Depressiva vollzudröhnen, daß er gar nicht mehr ansprechbar ist, fast nur noch schäft, nichts isst und immer weniger wird. Meine Schwester ist jetzt gerade wieder auf Besuch und ist außer sich, wie schwächlich er wirkt und sie mußte ihn ne halbe Stunde wachrütteln, bis er überhaupt ein paar Bissen essen konnte. Er baut sichtlich ab, hat aber am 21. Oktober die Kurzzeitpflege für dieses Jahr ausgereizt und wird dann entlassen *ironieoff*... Wo soll er hin? In seine Wohnung kann er kräfte- und zustandsmäßig auf keinen Fall. Jetzt muß wieder herumgerätselt werden, was gemacht wird. Grundsätzlich fühlt sich meine Schwester verantwortlich und hat schon bei sich in der Gegend ein Pflegeheim aufgetan, was sehr ansprechend aussieht und einen Platz frei hätte. In dem Ort meines Vaters klärt sich morgen, ob was frei ist - das wäre das Heim wo er früher immer hin wollte, wenn er mal "soweit ist". Aber wir sind hin- und hergerissen. Wenn man sieht, wie schwach er ist und wieviel Zuwendung er bräuchte, um überhaupt zu existieren - sprich wenigstens Nahrung aufnehmen zu können - das macht doch keine Schwester bzw. kein Pfleger in keinem Heim. Soviel Zeit hat man für einen alleine doch verständlicherweise gar nicht. Da hätten meine Schwester und ich auch kein ruhiges Gewissen, ihn so rumvegetieren zu lassen. Der Dok tut so, als bräuchte er ein paar Wochen "Ruhe", um dann wieder in seine Wohnung zu ziehen - ich hab ihn bisher nicht gesehen, glaube aber den Schilderungen meiner Schwester, die das ganz und gar nicht sieht und eher glaubt, wenn er weiter so unter "Vollrausch" gesetzt wird, macht sein Herz bald ganz schlapp und er wird sterben.
Weiß nicht, wer von Euch Ahnung von Medis hat - aber hier die Auswahl, die er momentan bekommt:
3 x täglich Valoron
3 x täglich Neurontin
abends Dipiperon
abens Remergil
Selbst die Schwester meinte, daß mit der Zusammensetzung etwas nicht stimmen kann, denn er liegt fast den ganzen Tag im Dämmerzustand. Und das bei ohnehin schwachem Herzen...
Als ich mir die Medis so ergoogelt habe, war ich teilweise echt geschockt. Morgen will meine Schwester nochmal mit dem Hausarzt persönlich Tacheles reden...
Sollen wir sein Auto verkaufen? Sollen wir die Wohnung kündigen (und somit Geld sparen)? Wird er je wieder auf den Damm kommen? Können wir einfach so über seinen Kopf entscheiden? Er ist ja derzeit gar nicht fähig, sich überhaupt zu äußern, geschweige denn darüber nachzudenken, wie seine Zukunft aussehen soll und was ER will!
Macht mich echt traurig alles und ich kriege schon richtig Schiß vor dem Altwerden :,(
Ich ziehe mich zugegebenermaßen ziemlich aus der Verantwortung, merke aber, daß meine (alleinstehende) Schwester wirklich gerne an die Aufgabe drangeht und es ihr sogar noch gut tut, mal für jemanden da zu sein und sich zu kümmern. Habe für mich dann zwar immer noch ein schlechtes Gewissen, bin mir aber inzwischen sicher, daß sie es nicht so sieht, daß ich alles auf ihr ablade...
So - nun habe ich genug gejammert und hoffe, daß sich das mit meinem Dad irgendwie noch zum Guten wendet. Ich wünsche ihm nämlich natürlich KEINE lebenslang andauernden Schmerzattaken, die nur mit Hammermedikamenten ertragen werden können...
GLG
Tina