Guten Morgen beisammen!
Ich eröffne den Tag zwar nicht so gerne mit einem Jammerposting aber ich weiß nicht, wie das weitergehen soll.
Thema mein Vater... Hatte Euch ja berichtet, daß er vor 2 Wochen mit Wasseransammlungen ins Krhs gekommen ist. Jetzt haben die das wohl ganz gut in den Griff bekommen, aber seit Tagen jammert er nur herum, weint am Telefon vor Schmerzen usw... Weil ich meinen Vater kenne (dem ich zwar nichts unterstellen will, der aber früher schon immer bei einer Erkältung "totkrank" war...), konnte ich mir keinen Reim darauf machen und habe eben mal mit dem Stationsarzt telefoniert.
Der bestätigt mir eigentlich meine Befürchtungen, daß das Ganze wohl eher psychische Ursachen hätte. Dauernd hat er andere Schmerzen, mal am Ohr, mal im Nacken, mal im Kopf - sie haben ihn auf den Kopf gestellt mit "Schichtröntgen" usw. und nichts gefunden. Um 10 Uhr erzählt er Witze und um 11 Uhr heult er dem Dok was vor... Der Dok will halt nur vorher alle organischen Ursachen ausschließen, nicht das doch irgendwas bisher unentdecktes ist. Er glaubt aber auch eher, daß da wohl besser ein Psychiater helfen könnte und hat uns den Rat gegeben, ob er nicht mal eine zeitlang zu uns oder meiner Schwester auf Besuch kommen kann.
Und genau DAS ist der Punkt. Wie soll das gehen? Mein Vater hat sich mit Dan auf's Ärgste gestritten vor ca. einem Jahr und ich merke Dan an, daß er heftigst enttäuscht ist, einen regelrechten Haß auf ihn hat und gute Mine zum bösen Spiel macht. Er würde es sicher akzeptieren, daß mein Vater zu Besuch käme - aber es wäre eine herbe Belastungsprobe für alle. Mein Vater kann nicht mehr so gut laufen, wir wohnen im zweiten STock - er schläft oft zwischendurch und ist dann ärgerlich, wenn die Kinder sich logischerweise dann nicht ruhig beschäftigen. Wir müßten ihm ein Kinderzimmer reservieren, wo kein richtiges Bett drin steht und mit seinen eh schon "klapprigen" Knochen müßte er dann auf 2 übereinandergestapelten Matratzen schlafen. Als er uns das letzte mal nach dem Tod meiner Mutter besucht hat, war es schon eine herbe Belastung und man merkte auch, daß er sich eigentlich gar nicht wohlfühlt und seine gewohnte Umgebung vermisst und es ihm hier viel zu "stadtmäßig" war und zu wenig Wald und Natur. Und da war die Welt zwischen Dan und ihm noch in Ordnung. Wie würde es jetzt aussehen, wo sie eh mehr oder weniger zerstritten sind? Dan hätte zwar sicher nichts dagegen, wenn mein Vater hier hinkäme, weil er dafür viel zu sehr Familienmensch ist und den Zusammenhalt einer Familie für sehr wichtig einschätzt - aber ich glaube nicht, daß es eine gute Idee wäre.
Wir haben noch zu Lebzeiten meiner Mutter ewig gepredigt, sie sollen doch hier oder zu meiner Schwester in die Nähe ziehen - wollten sie nicht. Nun ist das Jammern groß *seufz*.
Und ehrlich gesagt habe ich auch eine ziemliche Wut auf meinen Vater, der so schlecht mit seinem Leben klarkommt, sich immer hat bedienen lassen, total unselbständig ist und anderen eine Erwartungshaltung aufdrückt, daß sie sich gefälligst um ihn zu kümmern hätten.
Ich kann gewiß ne zeitlang drüberstehen - aber irgendwann kommt doch das schlechte Gewissen, immerhin IST er mein Vater und grundsätzlich hasse ich ihn ja nicht, aber bin auch egoistisch genug zu denken, er hat sich sein Leben lang so egoistisch verhalten und immer nur andere für sich machen und entscheiden lassen - nun kriegt er die Quittung.
Was mach ich nur? Er ist so ekelig und unzufrieden mit sich und der Welt seit meine Mutter tot ist, daß er auch die letzten Freunde vergrault, keinen an sich ran läßt, aber ständig jammert, wie schei.... alles ist und wie einsam er wäre. Ich fühle mich schlecht, auch wenn ich weiß, daß ich nicht dafür verantwortlich bin, wie es meinem Vater geht - aber immerhin ist er mein Vater.
Wenn ich darüber nachdenke, daß jetzt die "trübe" Zeit anfängt, wo es draußen dunkel, naß und trostlos ist und das alles meinen Vater noch mehr runterzieht, dann wird es mir schlecht und ich fürchte mich vor jedem neuen Telefonat, wo man nur Gejammer und Vorwürfe zu hören kriegt. Ich weiß gar nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll, denn eigentlich neige ich dazu, ihm immer zu sagen was ich denke, aber wenn ich dann z.B. sage, daß er sich seine ganzen Freunde ja auch selber vergrault hat durch sein ekeliges Verhalten, dann brüllt er nur rum und greift mich an und ich merke, daß weder ihm noch mir damit geholfen ist.
Der Dok will nach Abklärung aller organischen Ursachen ihn mal einem Psychiater vorstellen, ob man nicht mit Anti-Depressiva etwas machen kann. Ist man denn da wirklich so viel besser drauf und kann mit sich und seinen Gefühlen besser klarkommen?
Sorry für die Auskotzerei - aber es belastet mich derzeit total und ich bin immer hin- und hergerissen zwischen Mitleid und "Mir-doch-egal"-Stimmung, weil jeder für sein Leben selber verantwortlich ist...
Danke für's Zulesen und LG
Tina