Guten Morgen zusammen!
Muß mal einfach was loswerden, was mich total belastet - ich mir aber wirklich Sorgen mache, ob ich das schreiben soll, weil ich mich für meine Gedanken/Gefühle ziemlich schäme.
Es geht um meinen Vater... Er entwickelt sich so dermaßen zu einem "Ekelpaket" im Menschlichen, daß ich ihn immer ungerner anrufe geschweige denn besuche. Jeder geht anders mit seiner Trauer um - aber sein Weg ist meiner Meinung nach der schlechteste. Er tut sich wirklich nur noch selber leid, WENN man anruft, dann gibt es nur Jammerei - obwohl es ihm im Vergleich zu sehr vielen anderen körperlich noch total gut geht. Alles ist mist, er ist ja soooo einsam - niemand kümmert sich um ihn usw... Also immer nur auf der Schiene, anderen ein möglichst schlechtes Gewissen zu machen. Menschlich gesehen läßt er keine Gelegenheit aus, anderen vor den Kopf zu stoßen und sich unbeliebt zu machen und jammert dann wieder herum, wie einsam er doch ist.
Jetzt ist er ins Krankenhaus gekommen - er hat schon seit 2 Wochen Durchfall und ist nicht zum Arzt gegangen, obwohl er selber noch erzählte, daß er eh nichts mehr essen würde, weil alles ja direkt wieder unten rauskäme *sorry*. Dann meint er, wenn er selber Kohletabletten futtert, hätte er seine Pflicht getan. Beim Einkaufen ist er dann vor Schwäche fast zusammengeklappt und geht IMMER NOCH NICHT zum Dok. Was soll man bei soviel Starrsinn auch machen? Später ist ihm auf dem Flur dann mal die aufsichtsführende Person für die Wohnanlage über den Weg gelaufen und hat sofort nen Arzt gerufen, weil mein Vater so schlecht aussah. Vor dort aus wurde er gleich ins Krhs geschickt, hängt jetzt am Tropf, fühlt sich schlapp und fix und fertig und hat wohl noch nen Gichtanfall. Wegen dem Durchfall gibt es noch nix Neues - aber was ich so schlimm an der Sache finde... Es berührt mich so wenig. Ich hab keinen Bock auf seine Jammerei am Telefon und wie er mir wieder ein schlechtes Gewissen macht, warum wir nicht kommen und wie alleine er doch ist. Es erschreckt mich, wie wenig ich mich verbunden fühle bzw. wie sehr das immer mehr abflaut, weil ich menschlich so den Respekt vor ihm verloren habe. Ich habe noch nicht einmal Lust, meine Kinder dazu zu animieren, ein Bild für den Opa zu malen oder mal anzurufen oder so. Nichts. Aber ich bin doch seine Tochter und wenn ich überlege, daß ich meinen Mädels später eventuell auch so egal sein werde. Ob ich dann damit umgehen kann? Ich fühle mich schuldig, nicht mehr Familiengefühl für ihn zu empfinden und frage mich, ob das wirklich nur SEIN Verhalten ausgelöst hat oder ob ich da grundsätzlich ein Problem habe und nicht anders empfinden kann. Meine Schwester zieht sich jeden Schuh von ihm an, hat ein total schlechtes Gewissen wegen seiner Vorwürfe und macht sich fertig. Eigentlich wollten wir sie ja am Donnerstag besuchen -ich könnte mir glatt vorstellen, daß mein Vater sie am Telefon so lange bearbeitet, bis sie uns absagt und lieber zu ihm fährt, um ihn jeden Tag im Krankenhaus besuchen zu gehen und sich seine Jammereien und Vorwürfe anhören.
SOLLTE er mir nicth leidtund und sollte ich mir nicht Gedanken machen, wie ich ihm helfen kann, damit er mit seiner Gesamtsituation besser fertig wird? Dann denke ich wieder "Wieso? " er ist erwachsen und sollte in der Lage sein, sich Gedanken über sich und sein Verhalten zu machen und daß man nicht nach Lust und Laune mit Menschen umgehen kann und seine Wut/Launen an anderen auslassen kann, nur weil es einem gerade danach ist. Bzw. WENN man so ist, muß man sich auch im Klaren sein, daß die anderen (auch Familienangehörige) sich von einem abwenden...
Und dann denke ich wieder "Mensch - er ist doch mein VATER und kommt halt einfach nicht mit der Tatsache klar, daß er jetzt alleine leben muß!" und das sollte mir doch leid tun und ich sollte mich um ihn sorgen *find* und versuchen, ihm das Leben angenehmer zu gestalten.
Irgendwie bin ich total im Zwiespalt über mich selber - manchmal denke ich perverserweise, daß es MIR guttun würde, wenn er mal gestorben ist - nur um eine Sorge weniger zu haben *schiefgrins* - und dann denke ich wieder, wenn ER schon so kindisch/trotzig geworden ist und wie ein Kleinkind einfach nur seinen Gefühlen nachgeht und sich nicht um andere schert - sollte ICH dann nicht erwachsen genug sein, drüber hinwegzusehen und zu denken, daß es immerhin mein Vater ist und er mir eigentlich wichtig sein sollte...
Ach mönsch - vielleicht hat einer ja verstanden, was ich meine und was mein Problem ist *seufz*... Echt doof. Wenn ich bedenke, daß er vorgestern ins Krhs kam und ich es bis jetzt vor mir hergeschoben habe, dort anzurufen, weil er mir wieder einen vorjammert, maßlos übertreibt was seinen Zustand betrifft und ich danach wieder ein schlechtes GEwissen haben werde, warum mich das alles so wenig berührt und daß meine einzigen Gedanken nach dem Anruf sein werden: "Puuuh - endlich hinter mich gebracht und wieder ein paar Tage Ruhe!"....
GLG
Tina