Kloeterwoche 7: "Tue etwas für dich selbst!"
Für alle Wünsche gelten vier Stichworte: Sammeln, Sortieren, Formulieren, Bildhaft vorstellen!"
Bisher ging es ja in den Briefen nur darum, was wir tun müssen, um unseren Kindern gerecht zu werden. Im Brief 9 geht es aber auch darum, dass wir uns selbst gerecht werden müssen. Dabei geht es nicht darum sich rigoros über die Bedürfnisse hinwegzusetzen, sondern um die bedenklichen Folgen, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse immer und immer wieder missachten.
Eine Mutter kann sich ein permanentes Überziehen ihres seelischen Kontos nicht leisten. Trotzdem versuchen es viele Mütter immer wieder! Was ist die Folge? Die Mutter wird schleichend missmutig oder beginnt zu resignieren. Ein Zustand, der sich schnell auf das Kind überträgt.
Aichhorn sagte mal, dass uns in der Erziehung nur Misserfolg beschieden sein wird, solange wir noch das Gefühl haben, geduldig sein zu müssen. Wir sind erst am Ziel, wenn Wollen oder Sollen identisch ist.
Bis dahin ist es aber ein langer Weg und wir sollten die Fehler, die uns unterlaufen, nicht zu tragisch nehmen. Es ist durchaus vertretbar, dass wir ohne Gewissensbisse ganz bewusst einen Fehler machen. Davon kann ich selbst ein Lied singen. Gerade letzte Woche bin ich wieder 2x ausgeflippt, weil ich einfach über meine Grenzen war. Mittlerweile versuche ich das dann auch als reinigendes Gewitter hinzunehmen und mich nicht selbst noch fertig zu machen. Ich bin explodiert, wir haben uns angeschrien, aber danach auch wieder vertragen und uns gesagt, dass wir uns lieb haben. Aber trotzdem sollten wir nicht ausser Acht lassen, dass es auch ohne Gewitter möglich gewesen wäre.
Wieviele Mütter machen und tun für die Kinder und den Haushalt, aber vergessen sich selbst dabei. Dabei steht doch schon in der Bibel "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst". Man kann aber seinen Nächsten, auch sein Kind, nur dann wie sich selbst lieben, wenn man sich selbst liebt; wenn man ein glücklicher, ausgeglichener Mensch ist. Und ich kann euch aus eigener schmerzhafter Erfahrung sagen, wie wichtig das ist! Also denkt immer dran 1. Liebe dich selbst, 2. Liebe deinen Nächsten!
Jeder Mensch geht bei Zahnschmerzen zum Zahnarzt, aber eine schmerzende Seele, das Gefühl der Unzufriedenheit, des Unglücklichseins wird einfach überspielt. Man macht einfach weiter. Kein Wunder, dass psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind.
Jeder Kummer, jede Sorge, jeder Ärger, jeder Schmerz sollte Anlass geben, sich nach dem Warum zu fragen. Warum bin ich schlecht drauf, warum hänge ich körperlich so durch, warum sind meine Kinder so unleidlich, warum....!
Kloeters empfehlen sich ein rotes Heft und ein grünes Heft zu kaufen. Ins rote Heft schreibt man hinein, was einen ärgert, welche Sorgen man hat. Egal über was man sich so geärgert hat oder traurig war, kann man in Stichworten in das rote Heft eintragen. Greift sofort zum Bleistift, wenn ihr Rot seht!
In das grüne Heft schreibt man seine Wünsche. Egal ob man sich liebere Kinder oder einen aufmerksameren Ehemann wünscht, all das schreibt man in das Heft rein. Und man sollte sich immer mal wieder die Frage stellen, was würde man machen, wenn man beliebig Zeit und beliebig Geld zur Verfügung hätte.
Nach ein paar Tagen, Wochen oder Monate, nimmt man sich die Hefte zur Hand und analysiert sie. Man kann Ranglisten anlegen oder überlegen, was man zuerst ändern möchte. Wer mit solchen Heften keinen Vertrag hat, der geht das Problem anders an.
Es gibt vier Problemkreise im Leben eines Menschens: Arbeit (Hausarbeit), Lieblingsbeschäftigung, Gesellschaftliches Leben und körperliches Wohlergehen.
1. Arbeit
Hier kann man sich folgende Fragen stellen:
- Geht es anders leichter?
- Geht es anders schneller?
- Geht es anders billiger?
- Stimmt die Reihenfolge?
- Ist es überhaupt nötig (Bügeln, Geschirr abtrocknen)?
Hausarbeit lässt sich wie Gummi dehnen, aber dadurch verliert man Zeit, die man für sich nutzen kann! Unter der Hausarbeit leidet man erst dann, wenn man ein Hobby hat, eine erholsame Tätigkeit, dem/der man sich mit Begeisterung widmen kann. Und erst wenn man unter der Hausarbeit leidet, wird man was ändern!
2. Lieblingsbeschäftigung
Man sollte sich überlegen, von welcher Tätigkeit man sich Erholung oder Anregung verspricht. Hat man etwas gefunden, geht es darum sich den richtigen Zeitpunkt auszusuchen. Dabei ist es wichtig, einen Zeitpunkt zu wählen an dem man frisch und ausgeruht ist. Und es ist abzuklären, wer in der Zeit auf die Kinder aufpasst.
Wenn man versucht, seine erholsamen Zeiten irgendwo einzuschieben, wird man zu oft gestört und der Erholungseffekt bleibt aus.
Und man sollte sich vor Augen halten, dass auch mal wichtige Dinge unerledigt bleiben müssen, damit sich Mama eine schöne Stunde oder einen schönen Tag machen kann. Es wird deswegen nicht die Welt untergehen! Liegengebliebene Arbeiten sollten nicht nachgeholt werden, sondern überschlagen!
Auch sich mal eine ganze Nacht eine Auszeit gönnen und bei einer Freundin oder Schwester zu übernachten, sollte einer Mutter zustehen. Dieses permanente Eingespanntsein benötigt ab und an mal eine Unterbrechung!
Als erstes Ziel sollte man sich angewöhnen, eine tägliche schöpferische Pause einzubauen.
3. Gesellschaftliches Leben
Das ist wohl meine Baustelle! Und ich kann euch sagen, wie wichtig es ist ein gut funktionierendes soziales Netz zu haben. Das ist nämlich das, was mir fehlt, obwohl ich mich wirklich bemühe es zu ändern. Aber Freundschaften kann man nicht erzwingen. Für mich hat das Arbeiten hier einen Teil meiner Sehnsucht gelindert und so wie es im Moment aussieht, wird der Bau im Neubaugebiet mit netten Nachbarn nochmal etwas verändern. Auch der Englischkurs, den ich letztens besucht habe, war diesbezüglich sehr bereichernd.
4. Körperliches Wohlergehen
Dazu gehören 4 Faktoren: Ernährung, Bewegung, Abhärtung und Schlaf.
Gerade der Schlaf ist ein grosses Problem. Jeder weiss, dass chronische Übermüdung den Charakter verändert. Auch davon kann ich ein Lied singen! Man kann weder sich selbst noch dem Kind gerecht werden, weil einem einfach die Kraft dazu fehlt. Wie ändert man es? Man muss ausprobieren, ob man mit einem Mittagsschlaf oder früherem ins Bettgehen besser klarkommt und vor allem, was umsetzbar ist. Vielleicht reicht es ja schon 2x die Woche um 20 Uhr schlafen zu gehen, um über die Runden zu kommen.
5. Arbeit (Berufsarbeit)
Jeder kennt die Diskussionen darüber, ob eine Mutter zum Kind gehört oder wie schädlich vielleicht zu frühe Fremdbetreuung sein könnte. Hier ist es ganz wichtig, den Einzelfall zu betrachten. Während eine Mutter wirklich wunschlos glücklich ist, wenn sie über Jahre hinweg ausschliesslich Kinder und Haushalt versorgt, würde eine andere Mutter dabei verkümmern. Und wenn die Mutter schlecht drauf ist, dann wirkt sich das wiederum auf die Kinder aus.
Einer Mutter reichen vielleicht 4 Stunden Arbeit, um ausgeglichen zu sein, eine andere wird erst zufrieden sein, wenn sie weiter Vollzeit an ihrer Kariere arbeiten kann. Diese Entscheidung kann man niemanden abnehmen!
Übrigens gilt dieses "Tue etwas für dich selbst" auch für die Väter! LG Zauseline
Schwierig...
Ich habe das Problem, dass ich wirklich wenig für mich selbst tue, und wenn ich es tue, dabei auch noch ein schlechtes Gewissen habe.
Ich gehe ja arbeiten, aber nicht der Ausgeglichenheit wegen, sondern um unsere Existenz zu sichern. Das ist zwar einerseits gut, da ich auch Kontakt zu anderen Leuten habe, aber andererseits sehe ich das nicht unbedingt als "etwas für mich tun".
Hausarbeit und chronische Müdigkeit gehören bei mir auch dazu, da mein Mann das "tu etwa für dich" etwas überstrapaziert. Sobald ich zuhause bin, macht er, wozu er Lust hat, und ich hab die Kinder an der Backe, bis sie ins Bett gehen und mache danach noch Hausarbeit, bis ich todmüde ins Bett falle. Melden sich die Kinder nachts, bin ich auch gefordert, denn sie rufen ja nach Mama, warum sollte er da aufstehen???
Das Problem bei uns ist, dass wir nicht wirklich jemanden haben, der mal auf die Kinder aufpassen kann, da alle Verwandtschaft zu weit weg wohnt, und wir ja immer direkt 2 Kinder zum Unterbringen haben. Und ständig einen Babysitter, das können wir uns auch nicht leisten.
Was ich im Endeffekt für mich mache:
1 x die Woche Aquajogging mit einer anderen Mutter aus der Krabbelgruppe, ist zwar ganz nett, da ich mal rauskomme, aber dann kann ich mir immer anhören, wie toll ihre Kleine doch ist, und was wir in unserer Erziehung alles falsch machen. Und schon klopft wieder das schlechte Gewissen an die Tür...
Außerdem lese ich viel - Jannis wird ja noch in den Schlaf begleitet, da kann ich das gut machen.
Das war's dann aber auch schon.
Mein nächstes Highlight: Der Betriebsausflug meiner Firma nach Straßbourg!
Ich werde mir diese Woche wohl weiter meine Gedanken machen.
LG Sabine
Schwierig...
hallo sabine,
ist bei mir ja im endeffekt genauso. so richtig ganz für mich und ohne kind? wann denn denn? ich kann ja noch nicht einmal zum arzt mit ihm, der würde weder beim zahnarzt noch bei der akupunktur so lange still sitzen bleiben?
dann gehe ich ja auch arbeiten, hab 1x die woche abends nebenjob (putzen) und männe kommt erst gg. 18:00 nach hause.
mein mann sagt auch immer: tu was für dich" und kapiert nicht, das ich viel zu fertig bin, um auch noch unter der woche 3x in fitnesstudio zu rennen und am samstag mit freunden bis um um uhr in die kneipe...
a) bleibt der haushalt liegen und
b) ist mir ja tagsüber sonst auch nicht langweilig
vor der großen sommerpause hatte ich mit fabi ja auch volles programm: montags turnen, dienstags freundin, mittwoch putzen, donnerstag musikschule und freitag frei, weil männe da ab 18:00 weg ist in richtung kneipe - fototreff zum ausspannen.
jetzt geht es etweas, weil sommerpause ist und die termine wegfallen, trotzdem gibt es so viel, das ich abends gar nichts mehgr machen möchte, außer stupide in den fernseher oder rechner starren.
eine mutter sgate mal, es wäre erholung, wenn sie mit den kindern auf den spielplatz ginge und es wäre schlimm, wenn sie sich nur ohne kinder erholen könne.
für mich ist spielplatz natürlich auch pause, aber erholung sicher nicht. erholung bedeudet : ausschlafen, den ganz nach seinem eigenen befinden gestalten, sich nur um sich selbst kümmern, - das machen, was man als nicht-eltern selbstverständlich fand.
lg katina
Genau,...
Mein Mann sagt mir immer, ich könnte mich ja auf der Arbeit erholen, denn er definiert Erholung als weg-von-den-Kindern. Aber Erholung ist das definitiv nicht, denn da kann ich genauso wenig in Ruhe aufs Klo gehen wir zuhause!
Außerdem gibt es da genügend andere Arten von Stress - ich arbeite nur unter Frauen, wo auch so Super-Hausfrauen dabei sind. Da wird gibt's immer spitze Bemerkungen und wird immer doof geguckt, wenn das T-Shirt mal nicht gebügelt ist oder mal einen Fleck hat. Soviel auch zum Thema "Hausarbeit einsparen".
Und leider bin ich noch nicht soweit, dass ich da drüber stehe.
In diesem Sinne
LG und einen schönen Tag
Sabine
Genau,...
Da scheiden sich die Geister...
Ich übernehme auch sofort die Kinder, wenn ich von der Arbeit komme, und ehrlich gesagt stinkt mir das manchmal gewaltig. Wenn ich einen stressigen Tag gehabt habe, würde ich mich auch gerne mal hinsetzen und einfach nur vor mich hin stieren. Aber so komme ich nach Hause, kann weder Jacke noch Schuhe in Ruhe ausziehen, geschweige denn in Ruhe auf's Klo gehen oder sonst was tun.
Ich finde es unfair, wenn ich mich alleine um die Kinder kümmern muss, bis sie (endlich) schlafen. Denn für mich sind die Kinder genau so Arbeit wie für meinen Mann. Nur dass ich das dann noch zusätzlich zu meinem 40-Stunden-Job, dem nächtlichen Aufstehen wegen der Kindern und dem halben Haushalt mache. Und abends meistens todmüde ins Bett falle.
Wenn man keinen Dritten hat, der mal auf die Kinder aufpassen kann, dann geht die Erholungszeit des einen Partners grundsätzlich auf Kosten des anderen Partners, und damit ist keinem wirklich geholfen.
LG Sabine
Kloeterwoche 7: "Tue etwas für dich selbst!"
Wie die anderen schon geschrieben haben, ist es besonders schwierig, wenn man noch dazu arbeitet. Ich versuche ab und zu was fuer mich zu machen, z.B. war ich mit einer Freundin vor Ostern fuer 1 Tag in einem Spa. Das war sehr schön. Immer noch davon träume.
Auserdem versuche ich, Freundinnen auch mal alleine ohne Kinder zu treffen. So 2-3 Stunden bei Bierchen oder Weinchen oder Kaffee wirkt schon Wunder. Das Preoblem ist dann nur, wenn man nach Hause kommt und dann die Wäsche doch nicht gewaschen wurde, die Kueche ausschaut etc. Das ist bei mir meist das Problem. Ich komm nach Haus und der Schlag trifft dich beim Betreten der Wohnung. Da bin ich noch am ueberlegen, wie ich das besser machen kann.
Lg Leena
Kloeterwoche 7: "Tue etwas für dich selbst!"
endlich ein Thema, an dem ich nicht arbeiten muss *g*. Nein, im Ernst, etwas für mich selbst zu tun, fand ich von Anfang an (also praktisch von Rebeccas Geburt an) so wichtig, dass ich immer viel Wert drauf gelegt habe, mir Freiräume zu schaffen. Und das hat von Anfang an überraschend gut funktioniert. Ich könnte es mir gar nicht anders vorstellen, ich bin sicher, dass ich total unglücklich wäre (und das würde meine Familie garantiert zu spüren bekommen), wenn ich außer den Kindern und dem Haushalt nichts hätte, was mir Spaß macht.
Zum Glück sieht das mein Freund genauso und übernimmt ganz selbstverständlich die Kinder, wenn ich abends Russisch- oder Gymnastik-Kurs mache oder tollt mit ihnen über die angrenzende Wiese, wenn ich reite. Speziell den Russisch-Kurs finde ich für mich persönlich wichtig (obwohl ich gar nicht weiß, ob ich die Sprache jemals wirklich brauchen kann), weil ich einerseits die geistige Herausforderung brauche (bin ja derzeit noch nicht wieder berufstätig und daheim natürlich geistig nicht allzu gefordert), andererseits dort ein paar sehr nette Leute kennen gelernt habe, mit denen ich mich jetzt in den Sommerferien auch privat zum Russisch lernen und einfach gemütlich zusammen sitzen treffe und mit denen man mal über ganz andere Themen reden kann als Kinder.
Für den Vater gilt das "Tue etwas für dich selbst" bei uns natürlich genauso. Mein Freund hat auch öfter mal "kinderfreien" Abend und geht mit seinem Bruder ins Kino oder mit Kollegen nach der Arbeit auf ein Bier und für ihn ist das genauso wichtig wie für mich.
LG
Sabine
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