Gestern Nachmittag will ich Silas vom KiGa abholen.
Alle Erzieherinnen in heller Aufruhr.
Im Spielezimmer sitzt mein Kind weinend am Tisch und ist völlig verzweifelt. Seine Brille ist weg! Er sei noch mit Brille zum Schlafen gegangen, hat sie ins Brillenregal gelegt und jetzt ist sie weg. Niemand kann sich erklären, wo die Brille ist.
Wir suchen also unter allen Betten, in allen Zimmern, in den Spielsteineschubladen, auf der Toilette, in der Turnhalle; sogar in der Küche. Wir gehen alle Wege ab, die er gegangen ist. Puppenwägen werden durchsucht, genauso wie die Verkleidungskiste und die Legotruhe. Nichts.
Alle noch anwesenden Kinder werden gefragt, ob sie irgendwo eine Brille gesehen haben oder wissen, wo die Brille sein könnte. Nichts.
Mit Einverständnis der Kinder werden alle Brotzeittaschen kontrolliert. Nichts.
In letzter Instanz machen sich die Erzieherinnen dran und tasten die Hosentaschen der Kinder ab. Bingo!
Ein Mädchen hat die Brille in ihrer Hosentasche. Sie hat sie im Vorbeigehen aus dem Regal genommen und eingesteckt. Sie hat uns eine dreiviertel Stunde das Haus auf den Kopf stellen lassen und selbst bei der Nachfrage, ob jemand wüsste, wo die Brille ist, fleißig mit dem Kopf geschüttelt und verneint.
Auf die Nachfrage, warum sie das gemacht hat, hat sie nur mit den Schultern gezuckt und gegrinst.
Ich fragte dann Silas, ob er vielleicht mit ihr Streit hatte, so dass sie es als eine Art "Rache" gemacht hätte, aber er verneinte. Auch die Erzieherinnen sagten, dass Silas und das Mädchen eigentlich nie zusammen spielen oder etwas miteinander zu tun haben.
Aber es ist nicht das erste Mal, dass das Kind etwas eingesteckt hat. Sie wird öfters stichprobenmäßig durchsucht, weil sie schon Spielfiguren, Scheren und andere Sachen in den Hosentaschen verschwinden lassen hat.
Ich finde das total schlimm.
Sie hat sich auch geweigert, sich zu entschuldigen und als die Erzieherinnen ihr erklärt haben, dass so eine Brille wichtig ist, damit ein Kind besser sehen kann und niemand anderes etwas damit anfagen kann, weil der damit nichts sehen würde, hat sie geantwortet, dass es ihr egal sei, ob Silas sehen kann oder nicht.
Klar, das war Trotz. Aber mich hat wirklich erschüttert, dass sie so kalt und uneinsichtig war; offenbar keinerlei Unrechtsbewusstsein hat.
Heute Morgen wollte Silas Bezugserzieherin nochmal mit der Mutter des Mädchens reden; vor allem, weil es eben nicht der erste Vorfall dieser Art war. Bisher hat die Mutter wohl alles in diese Richtung abgewiegelt.
Die Brille hat sich zum Glück richten lassen. Der Optiker war zwar gut 10 Minuten damit beschäftigt, aber eine gute Kinderbrille hält 2 Stunden Hosentasche mit Draufsetzen schon aus ;-) .
Für die nächste Zukunft wird das Brillenregal erst mal in einer Höhe angebracht, wo die Kinder nicht hinlangen können. Die Brille tragenden Kinder müssen sie den Erzieherinnen geben, die sie dann dort ablegen und nach dem Schlafen wieder an die Kinder verteilen.
Wegen sowas wird ihnen wieder ein Stück Selbstverantwortung genommen. Schade drum.
GLG von Betsy