Hallo Angelika,

Oje, das stehst Du ja mächtig unter Druck gerade. Ich weiß nicht, ob es Dir weiter hilft (wolltest Du Ratschläge ?;-)), aber ich muss mir als Mutter eines recht fordernden Trotzkopfs einige Überlebensstrategien überlegen...

Zunächst klingt es für mich alles völlig normal, Max ist mit 2einhalb mitten im fordernden Alter und braucht und will Deine Aufmerksamkeit. Wenn er sie nicht direkt bekommt, nimmt er halt die negative Aufmerksamkeit in Kauf. Ich kenne das gut von Leo, der fängt dann z.B. an, die Bücherregale auszuräumen oder den Kleiderschrank. Du erreichst also mit dem Versuch, Dir Deine Ruhe beim Bettenbeziehen zu erzwingen das genaue Gegenteil: wenn Du ihn in sein Zimmer schickst, wird er noch mehr "nerven", Dich zu irgendeiner Form von Aufmerksamkeit zwingen. Ich beziehe Leo mit ein und mache ein Spiel draus, schmeiß ihn auf die Matraze, lass ihn auf den Kissen und Decken rumtoben und dann hilft er mir beim Aufziehen. Das dauert ungefähr genausolange wie wenn er mich "stört".
Beim Arbeiten hat er mittlerweile sein eigenes "Homeoffice". Er hat einige Ordner, mit denen er rumwuseln kann, Papier, Briefumschläge, Kugelschreiber, seinen eigenen Kindercomputer und wenn ich dringend telefonieren muss, bekommt er das zweite Telefon in die Hand gedrückt und führt auch wichtige Telefonate. Dasselbe mache ich beim Kochen, beim Putzen usw.

Auch mal andere Spiele versuchen, Leo ist gerad in der "Umschüttphase" (im doppelten Sinne): Er kann sich ewig lange damit beschäftigen, ein Kilo getrocknete weiße Bohnen zu sortieren und von einem Behälter in den anderen zu befördern, das hat mir schon manches Mal den Rücken frei gehalten.

Manchmal hilft aber alles nichts, dann komme ich zu nichts, schaltet er mein Notebook aus oder klappt einfach den Deckel zu, ärgert die Katzen, verteilt Klopapier in der ganzen Wohnung, schmiert alles mit Nivea voll und ist nur am quaken. Dann ist es so, fertig. Hätte ich Ruhe gewollt, hätte ich mir einen Goldfisch gekauft *GG* Ich hab festgestellt, je mehr Druck ich mir selber mache (oder machen lasse), desto mehr reagiert er darauf, gebe ich den Druck an ihn weiter, weißt, was ich meine? *Flüster*: Das heißt aber nicht, dass ich nicht gelegentlich am Rad dreh...

Leo ist auch viel ausgeglichener geworden, seit er ganz viel Kontakt mit anderen Kindern hat. Hast Du Bekannte mit Kindern im ähnlichen Alter? Kinderbesuch ist immer gut ;-) Die sind jetzt einfach in einem Alter, in dem ihnen Nurmama nicht mehr reicht. Oder Spielgruppen und betreute Spielplätze? Das muss es doch in München auch geben?

Uff, jetzt hab ich viel geschrieben, sorry, aber Du hast so verzweifelt geklungen... Vielleicht hab ich Dir ein bißchen weiterhelfen können.

LG
Maren

Hallo Angelika,

doch, es kann so plötzlich kommen. Leo wurde bis vor etwa 9 Monaten überall für sein "Bravsein" gelobt und plötzlich war es so, als würde ein Schalter umgelegt. Was mich sehr beruhigt hat: er war mir fast zu folgsam. Temperamentvoll und fordernd immer, aber er hat gut auf mich gehört. Jetzt ist er ein ganz normaler Zweijähriger, der seinen sehr starken Willen an mir abarbeitet.

In irgendeinem schlauen Buch hab ich mal gelesen, dass nicht die Kinder trotzig werden, sondern die Eltern :-)) Erst sollen die Kids Selbstbewußtsein entwickeln, Neinsagen lernen - aber bitte nicht zu Hause und nur wenn es sich gehört. Das ist die erste Falle, in die man tappt.

Die zweite Falle ist dieser bekloppte Perfektionsanspruch: Perfekte Mutter, excellente Hausfrau und Köchin, tolle Ehefrau und im Job natürlich auch noch top. Das Kind ist natürlich wohlerzogen, immer sauber und gekämmt. Wenn man dann noch Gegenwind aus den eigenen Reihen bekommt (sprich, der eigene Mann nicht am selben Strang zieht), dann ist das innere Chaos vorprogrammiert. Das ist bei und z.T. nicht anders gewesen. Die Wende kam, als ich dem Mann, der hier wohnt ;-), angeboten hab, die Rollen zu tauschen. Nur für, sagen wir, 2 Tage.
Ich kann nämlich mit einer Hand im Kochtopf rühren, mit der anderen mit dem Kind Türmchen bauen, gleichzeitg die Katzen füttern, RTL ein Interview geben, Windeln wechseln und dafür sorgen, dass wir hier nicht am Hausstaub ersticken. Zusätzlich sorge ich noch dafür, dass unser wahrnehmungs- und motorisch gehandicaptes Kind die optimale Förderung erhält. Außerdem bin ich alle 6 Wochen mit Leo 14 Tage allein in Hamburg, während Papa in Wien arbeitet.

Wenn er mir das nach- oder bessermacht, darf er mich gerne kritisieren, weil Leo meist schmutzig aber glücklich ist und ich seit Monaten nicht beim Friseur war. Mein Freund ist nach 3 Stunden Alltag mit Leo schon bettreif. Also hält er schön den Ball flach, sonst geh ich nämlich wieder Vollzeit arbeiten und dann ist er dran *GG*

Laß Dich nicht unterkriegen ;-)

LG
Maren