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Ich brauche bitte einen Rat... bin sehr verzweifelt...

Hallo,
ich bin ursprünglich aus dem Forum Oktober und November 2002...
Ich befinde mich zur Zeit in einem sehr großen Konflikt und in einer Entscheidungsnot. Schon klar, dass mir diese Entscheidung niemand abnehmen kann, aber vielleicht können mir ganz Außenstehende ein paar andere Denkanstöße geben.
Wir wohnen seit sieben Jahren bei meinen Eltern im Haus in einer abgeschlossenen, sehr großen, damals für uns neu renovierten Wohnung (*schlechtes Gewissen*). 2002 und 2004 kamen die Kinder und wir hatten nie größere Konflikte (letzte Zeit aber 2-3) und haben natürlich auch die Vorteile genossen, die das Leben mit Oma und Opa unter einem Dach so mit sich bringt. Die Mieter wurden damals wegen uns gekündigt. Meine Mutter fragte, ob wir einziehen möchten, da die Mieterin es von ihr wissen wollte; sie wollte sich nämlich eine neue Küche zulegen und hatte wohl geahnt, dass wir irgendwann in die Wohnung möchten.
Nun haben sich die letzten 3-4 Jahre aber so einige Dinge gezeigt, die mich immer mehr belasten. Ich muss vorwegschicken, dass meine Eltern sich sehr zurückhalten, sie stehen nicht ständig in der Wohnung und wollen was oder mischen sich sehr in die Kindererziehung ein. Klar, man ist nie 100 % einer Meinung und das spüren die Kinder natürlich auch und wissen das auch irgendwie auszunutzen. Heute morgen z.B. wollte mein Großer schon was Süßes, das möchte ich gleich morgens zur Frühstückszeit aber noch nicht. Dann wollte er sich noch oben von der Oma verabschieden und kommt runter und sagt mir, dass er von der Oma aber was bekommen hat. (Sie wusste das aber nun nicht unbedingt, dass ich vorher nein gesagt hatte.)
Kurz gesagt: Ich bin hier meistens der Buhmann, der Spielverderber, da ich etwas strenger bin bzw. auch mal sage, dass sie nicht nach oben dürfen, weil wir gleich ins Turnen gehen oder sie von oben runterhole und meine Mutter das nicht unterstützt mit z.B. "Geh schön mit der Mama runter; die Oma muss sowieso mal Bügeln und hat keine Zeit mehr.", sondern sich komplett raushält. Dieses fast tägliche Gejammer und Geschrei wg. "hochgehen dürfen bzw. runterkommen müssen" ist sehr anstrengend und - ja - ganz ehrlich gesagt bin ich auch sowas wie eifersüchtig.
Hinzu kommt noch, dass ich so das Gefühl habe, mich nie wirklich von meinen Eltern gelöst zu haben; man bleibt hier einfach das kleine Kind, dem man seine Ratschläge gibt. Ich habe auch immernoch das Gefühl, ich muss einer Meinung mit meinen Eltern sein, damit ich richtig und gut bin. Ich habe nie ein gutes Selbstwertgefühl aufgebaut, wurde immer recht ängstlich erzogen (hoffentlich passiert nichts, hoffentlich bist du nicht enttäuscht etc. statt zu ermutigen)
Ganz ehrlich: Wenn meine Eltern mal ein paar Tage in Urlaub sind, fühle ich mich befreit und habe das Gefühl, dass hier wieder Familienleben stattfindet und die Kinder nicht durch die Anwesenheit von der Oma indirekt kontrolliert sind. Das klingt jetzt so hart, ich möchte sie nicht missen, habe aber das Gefühl, dass diese Nähe mir gar nicht gut tut.
Nun haben wir uns schon nach was eigenem umgeschaut, wir möchten allerdings hier in der Stadt bleiben und natürlich meinen Eltern nicht den Rücken kehren, sondern einfach ein wenig mehr Distanz und Kontrolle haben.
Weil wir nicht wollten, dass meine Eltern das irgendwie per Zufall mitbekommen, haben wir ihnen gesagt, dass wir mit dem Gedanken spielen, uns was eigenes zu kaufen. Ich habe ihnen auch gesagt, dass ich darunter leide, wenn die Kinder ständig hochwollen und es immer Theater gibt, wenn ich sie runterrrufe oder sie mal nicht hochdürfen. Sie haben recht ruhig reagiert, sogar noch Smalltalk geführt über irgendwelche Häuser hier in der Gegend, aber die letzten Tage sieht meine Mutter sehr traurig aus und es bricht mir das Herz.
Gestern habe ich sie angesprochen, ob sie wegen meiner Oma, der es zur Zeit gar nicht gut geht, traurig ist. Aber sie sagte nein, wegen euch. Sie könne es einfach nicht fassen und mein Vater auch nicht. Schließlich würden die Enkel, wenn sie älter werden, von alleine mehr Distanz bekommen (was ich nicht glaube) und das Haus wäre später ja unser Eigentum geworden, ohne uns groß zu verschulden. Sie hätten gehofft, dass wir uns gegenseitig hier helfen würden und gemeinsam hier alt werden würden. Schließlich hätten wir ja hier reingewollt und alles so gemacht bekommen, wie wir wollten (bezahlen durften wir damals fast nix, obwohl wir es ständig angeboten hatten). Und es wäre ja egal, ob wir nun hier in der Stadt bleiben oder weit wegziehen würden; wir würden schließlich Distanz wollen und das käme dann auf's gleiche raus. Und zum Schluss meinte sie noch, Noah würde sich ja schließlich schon freuen. Ich fragte, wie sie darauf kommt und sie sagte, er hätte ihr stolz erzählt "wir ziehen in ein neues Haus". Aber meiner Meinung nach kann ein Kind in dem Alter das noch gar nicht wirklich realisieren; außerdem sagte er gestern ganz von sich aus zu mir, er wolle nicht in ein anderes Haus ziehen, sondern hier bei der Oma bleiben und nicht nur die Oma besuchen. Nach dem gestrigen Gespräch mit meiner Mutter hatte ich das Gefühl, meine Eltern in ihr größtes Unglück gestürzt zu haben und befürchte, dass sie darüber sogar krank werden können. Ich stelle unsere Entscheidung nun sogar in Frage und habe manchmal das Gefühl, wir lassen es besser sein. Meine Mutter kann gar nicht verstehen lt. eigener Aussage, dass ich unter der Situation sehr leide und nicht nur die Vorteile genießen kann und das andere unter den Teppich kehren kann. Sie war damals mit 18 von zu Hause in ein anderes Bundesland "geflüchtet" vor ihrem Elternhaus und hatte dann später keine Hilfe von irgendeiner Oma.
Was noch hinzukommt, ist der finanzielle Aspekt. Wir zahlen hier eine kleine Miete für eine große Wohnung und wären finanziell auch im Falle einer Arbeitslosigkeit meines Mannes ziemlich ungefährdet. Bei einem Eigenheim sähe das natürlich ganz anders aus und wenn es dann später wirklich dazu käme, wäre das Unglück natürlich groß (dann würde ich mir wohl Vorwürfe machen, wenn wir dann das Haus wieder verkaufen würden und in eine klitzekleine Wohnung ohne Garten ziehen müssten oder so - und hier hätten wir das Paradies).
Ich habe solche ambivalente Gefühle wie noch nie. Auf der einen Seite habe ich ganz stark das Bedürfnis, mich endlich zu lösen und abzunabeln und glaube, das nur mit räumlicher Distanz zu schaffen. Auf der anderen Seite denke ich oft, dass man unter erwachsenen Menschen doch miteinander reden können müsste und Probleme lösen können müsste.
Ich denke auch oft, es gibt viele Familien, die sich nach unserer Situation (günstige Miete, HIlfe im Haus etc.) die Finger lecken würden; mein Mann (der letztendlich mir die Entscheidung überlässt) meint, es gebe mindestens genauso viele, die nie bei ihren Eltern oder Schwiegereltern wohnen wollte.
Welche Gedanken habt ihr hierzu - evtl. auch eigene Erfahrungen?
Ich hoffe, dass jemand von euch überhaupt Lust hatte, bis hierhin zu lesen.
Vielen Dank.
Dani
Bisherige Antworten

Ich brauche bitte einen Rat... bin sehr verzweifelt...

Hallo Dani!

Ich finde Deine Geschichte sehr interessant..das könnte auch fast meine sein.Nur mit dem Unterschied, dass wir Eigentum gekauft haben und meine Eltern mit uns gezogen sind. Das macht die Lage etwas vertrackter, denn wir könnten uns also nicht einfach was Neues suchen. Ich habe die Geschichte jetzt schon oft erklärt und Außenstehende können sich oft gar nicht richtig in meine Lage versetzen...."sei doch froh, andere Großeltern kümmern sich gar nicht um die Enkelkinder, ihr habt doch immer einen Babysitter da, praktischer geht es doch nicht" etc.

Ich wäre die ersten Jahre im gemeinsamen Haus fast verrückt geworden....wegen solchen - in anderer Leuten Augen-"Kleinigkeiten".

Ob ihr nun ausziehen solltet oder nicht kann ich nicht sagen. Wir hätten es damals wohl getan, wenn es wie gesagt nicht unser Haus wäre. Wir haben uns jetzt anderes arrangiert. Es ist natürlich nicht perfekt, aber auszuhalten.

Eins habe ich gelernt :Deine Mutter kannst Du nicht ändern, Du kannst nur Deine Einstellung ändern und alte Verhaltensmuster brechen. Das ist unheimlich schwierig und schmerzhaft.Deine Mutter wird mit aller Kraft versuchen, Dich wieder in altes Rollenverhalten zu drängen. In Moment macht sie Dir ein schlechtes Gewissen, stellt Dich als undankbar hin und will Mitleid erzeugen. Es ist natürlich, dass Dir das nahe geht, aber Du solltest es auch mit einem gewissen Abstand betrachten. Denn es ist das Leben Deiner Eltern und Du hast Dein Leben, planst selber und bist nicht verantwortlich für ihr Wohlbefinden.

Egal wie Du Dich entscheidest, ziehe klare Grenzen und mache sie deutlich. Betrachte und behandele die Probleme als Erwachsene ...auch wenn Du am Anfang gegen Windmühlen kämpfst und Deine Mutter Dich immer wieder versucht in die Kindebene zu drängen. *psycho-off*

Viel Glück

Ich brauche bitte einen Rat... bin sehr verzweifelt...

Hallo,
dein Beitrag spricht mir aus der Seele, vielen Dank.
Ja, es sind Kleinigkeiten und genau die bringen in ihrer Anzahl aber auch irgendwann ein Fass zum Überlaufen.
Und es sind Schwierigkeiten in der Kommunikation zwischen meiner Mutter und mir, die es fast unmöglich machen, Dinge zu klären, ohne dass jemand beleidigt ist. Habe vor kurzem den Wunsch geäußert, dass Noah keine Bonbons mehr bekommen solle, weil er die zum Schluss immer kaut und er schon eine entmineralisierte Stelle an einem Backenzahn hat, in dem dann ja auch die Bonbonmasse richtig feststeckt. Sie solle ihm doch besser ein Stück Schokolade oder Gummibärchen geben, das geht schneller wieder aus den Zähnen. Ich habe das total ruhig und gar nicht vorwurfsvoll gesagt, und sie hat dann gefragt "Und das ist jetzt also von unseren Bonbons?" Verstehst du, was ich meine? Es ist so schwer, mit ihr zu reden....
Was vor kurzem halt auch noch war... Ich kam tobend mit Noah vom Spielplatz, weil er sich wirklich ganz furchtbar daneben benommen hat und habe ziemlich mit und über ihn geschimpft. Ich war regelrecht entsetzt über sein Verhalten und habe sehr, sehr geschimpft. Meine Mutter kam runter und hat Noah in Schutz genommen mit "Meinst du nicht, dass jedes Kind mal sowas tut?" und hat mich damit total untergraben. Dann habe ich quasi noch mehr geschimpft, weil ich ja irgendwie gegen zwei ankämpfen musste, gegen meinen Sohn und gegen die Oma, die dieses Fehlverhalten scheinbar normal fand. Dann meinte sie später, wenn ich so schimpfen würde, müsste ich ihn halt in eine Pflegefamilie geben. Das war sehr verletzend für mich. Ich habe ihr das hinterher auch gesagt. Weißt du, wenn sie mich an den Schultern genommen hätte, und gesagt hätte, beruhig dich nochmal, komm nochmal zu dir, dann wäre das was anderes gewesen.
Tja, es sind so viele Dinge....
Zwei Tage nach unserem Gespräch kann ich es auch wieder mit einem gewissen Abstand betrachte, ich habe halt Angst davor, dass sie durch diesen Kummer krank wird und nicht die Stärke hat, irgendwann auch was positives darin zu sehen. Ich bin eigentlich überzeugt davon, dass sich unser Verhältnis nach einer anfänglichen Verschlechterung (durch Enttäuschung etc.) eigentlich nur verbessern kann, denn momentan gibt es oft Reibereien zwischen uns.
Vielen Dank nochmal.
LG Dani

Ich brauche bitte einen Rat... bin sehr verzweifelt...

Hi Dani,
ich habe das Gefühl, du hast letztendlich ein recht schönes Verhältnis zu deinen Eltern und ihr redet doch auch ziemlich offen miteinander. Schließlich ist es ja schon lange ganz gut gegangen.
Trotzdem scheint der Zeitpunkt gekommen zu sein, wo du einfach weg musst.
Ich brauchte das damals auch, ich musste weg von meinen Eltern und bin dann auch gleich in ein anderes Land gezogen.
Letztendlich war es das beste was ich machen konnte.
Vielleicht solltest du es auch unter dem Aspekt betrachten, daß du nur so die gute Beziehung zu deinen Eltern aufrecht erhalten kannst. Wenn ihr dann zu Besuch seid, wird es umso schöner und die Kinder haben doch genug Ferien um solche Besuche zu organisieren.
LG Carolin.

Ich brauche bitte einen Rat... bin sehr verzweifelt...

Hallo Carolin,
lieben Dank für deine Antwort.
Das sagt eine liebe Freundin auch immer, dass sie ganz sicher ist, dass das Verhältnis dann besser wird und man sich richtig freut, sich zu sehen. Zuerst wird es aber natürlich schlechter und ich habe solche Angst, dass meine Eltern über den Kummer krank werden und ich mir dann Vorwürfe mache. Oder aber, dass wir es finanziell irgendwann nicht mehr schaffen, weil mein Mann evtl. arbeitslos werden könnte und er so schnell nichts neues mehr findet.
Nicht einfach das ganze...
LG Dani
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