Hallo Melchi
Ich glaube, dass bei Euch das Thema Essen schon einen viel zu hohen Stellenwert hat.
Eine Freundin von mir war in derselben Situation. Ihrer Ansicht nach, hat die Kleine (mein Patenkind) zu wenig gegessen. Sie machte ein grosses Theater um das Essen. Mit Spielzeug ablenken. Tausend verschiedenen Gerichte. Dauernde Aufmerksamkeit für das Kind (komm noch ein Löffel,....). Erst als sie die Kleine quasi ignorierte, kam nach 2-3 Tage der Erfolg. Heute ist sie zwar noch etwas heikel, aber ansonsten isst sie normal.
Mein Tipp: keine Aufmerksamkeit mehr. An den Tisch setzten. Essen vorsetzten. Guten Appetit wünschen und fertig. Kein Kommentar. Wenn er fertig ist, dann eben nicht mehr. Als Dessert vielleicht noch was Obst und dann mind. 2 Stunden nichts mehr. Auf keinen Fall mit dem Essen "hinterherrennen".
Mein Grosser hatte immer diese Extremphasen. Entweder hat er sich tagelang von etwas Obst ernährt und dann wieder reingeschaufelt wie ein Bagger. Aber auch heute noch isst er sehr wenig, wenn er krank gewesen ist. Er gönnt wahrscheinlich seinem Körpfer etwas Erholung. Und dann rutschen die Hosen wieder runger :-)
Auf Abwechslung würde ich einfach momentan nicht bestehen.
Ich finde, solange er sich normal entwickelt und fit ist, ist das Wenig-Essen kein Grund zur Sorge. Dass musst ich allerdings auch zuerst lernen. Mamas, habe ja immer irgendwie Angst, dass die Kinder verhungern könnten :-)
Es gibt übrigens ganz viele Bücher zum Thema "Essen, kann jedes Kind".
Von irgendwelchen Zusätzen würde ich die Finger lassen (ausser vom KiA). Damit machst Du nur Symptombehandlung.
Hat der KiA nicht die Urinketone abgeklärt? Normaler Urin enthält keine Ketone. Dies kann natürlich nach einem Infekt der Fall sein, aber auch bei eine Fehlfunktion z.B. Diabetes.
Gruss
Sara

Hallo Melchi!
Ich kann mir Sara nur anschließen. Wenn Du Deinen Sohn von anfang an als "schlechten Esser" beschreibst, dann scheint er mit wenig zufrieden zu sein und nur Du meinst er müßte mehr oder eben das "Richtige" essen. Ich denke er muß selber lernen wann er Hunger hat und wann nicht. Biete im Essen zu festen Zeiten an, wenn er möchte ißt er, wenn nicht dann kein Kommentar und es wird bis zum nächsten Essen gewartet.
LG Tanja
P.S. Hier noch ein Auszug eines Vortrages von Dr. Gonzales (siehe Anettes Posting):
" Wieviel soll ein Kind essen?
Dr. Gonzales über den Nahrungsbedarf eines Kindes.
Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL-Europa-Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC
Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga-Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse
für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte
Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch "Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. "Mein Kind isst nicht(s)" - das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich
täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer.
Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe,
warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig
ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut
Aussage der Mütter "nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig
versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen.
Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt
werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das "Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern
auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen.
Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der
diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr.
Wie viel Nahrung braucht ein Kind?
Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es
wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen.
Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein "nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt
mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal.
Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi "nebenbei" gedeckt hat?
...
Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab:
Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!"

Hallo PAC,
vielen Dank für Deine Antwort - ich werde wirklich versuchen das Thema Essen für uns beide etwas zu entspannen, aber aktuell war halt die Urinuntersuchung mit den zu hohen Ketonen und das 3-Tage-Fieber wieder der
Auslöser zum Verzweifeln :-/
Wir haben gestern Felix Kalorienaufnahme berechnet und kamen auf 540kcal - was nichtmals die Hälfte von dem ist, was er laut Gonzales und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu sich nehmen sollte.
LG Melchi

Hallo Melchi!
Ich habe gerade gelesen, das er gerne Kartoffelpüree ißt, dort kann man prima etwas Gemüse reinpürieren z.B. Kohlrabi, Erbsen oder Möhren. Vielleicht hilft es auch, wenn er auch Gemüse oder Obst schneiden darf oder einen Dip mitrühren kann. Ansonsten einfach als "Gutes Beispiel" vorangehen. Essen auf den Tisch stellen, anbieten, alleine essen lassen, abräumen und bis zur nächsten Mahlzeit hart bleiben. Manchmal hilft auch ein Merkzettel am Tisch "Der Trainer bleibt immer ruhig!!! Ommmm!!!".
Mit Deiner Schwiegermutter (oder war es Deine Mutter?) würde ich allerdings auch bei Zeiten reden, er soll Essen und nicht etwas nebenbei etwas reingeschoben bekommen. Ich weiß selber das es schwer ist, wenn man auf einen Babysitter angewiesen ist, aber bisher haben meine Mutter und Schwiegermutter auf meine Einwände gehört.
Gutes Gelingen + LG Tanja

Hallo Tanja,
das ist eine gute Idee - ihm da was in den Kartoffelbrei zu mixen - das versuche ich mal. Mit meiner Mutter habe ich auch geredet, sie will natürlich keine andere Richtung fahren als ich, es fällt ihr allerdings noch ein bisschen schwerer als mir.
Vielen Dank nochmal und LG
Christine

Mit den Kalorien, das hab ich auch schon öfters gehört. Was ich mich aber dabei frage: Z.B. ißt das Kind Kekse und Schokoriegel und noch ein bißchen was anderes und kommt damit auf seine Kalorien. Das sind aber doch Sachen, die nicht wirklich sättigen, da müsste das Kind doch trotzdem Hunger haben. Den Kalorie ist meiner Meinung nach nicht gleich Kalorie. (Verstehst du, was ich meine?)
Gibt es dazu auch eine Meinung von Dr.Gonzales? Würde mich mal interessieren.
LG Conny

Hallo Conny!
Was Dr. Gonzales dazu sagt weiß ich leider nicht und ich verstehe, was Du meinst. Ich habe mal gelesen, das ein Kind pro Mahlzeit mengenmäßig ungefähr die Größe seiner Faust essen soll. Vielleicht sättigt ein Schokoriegel nicht so, aber der Magen ist trotzdem erstmal voll.
LG Tanja

Hallo Sara,
daß Essen bei uns ein "Riesenthema" ist, kann ich nur bestätigen und ich weiss auch theoretisch dass das falsch ist und ich wahrscheinlich damit die Ursache bin, aber manchmal in Extremzeiten, wie jetzt nach der Krankheit, kann ich da nicht anders.
Die Ketone sind zu hoch (2 von 3 Kreuzchen) - das hatte ich im Nachtrag angefügt - also zu wenig Kohlenhydrate :-(
Und gestern haben wir mal die Kalorienrechnung gemacht - laut Literatur sollen die Kids ja ca. 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht zu sich nehmen. Das wären bei Felix ca. 1100kcal - er kam gestern mit "seiner Normalesserei" auf nicht mal die Hälfte, nämlich 540kcal.
Das Einzige was er richtig gerne isst - sind Fischstäbchen mit Kartoffelbrei, Schokolade, Kräuterkäsebrot und Wurstsandwich - aber er isst das alles nicht selbst, sondern nach den ersten Happen nur noch per Füttern.
Ich muss noch hinzufügen, daß er 3mal die Woche bei meiner Mutter ist, weil ich arbeite - und meine Mama rennt Felix den ganzen Tag mit Essen hinterher - das sehe ich auch als Problem an, denn er braucht sich dann nicht damit zu beschäftigen und bekommt das zwischen dem Spielen so rein-gesteckt. Dafür habe ich aber keine Zeit, wenn ich mit ihm zuhause bin, denn dann muss ich auch von zuhause arbeiten, ausserdem denke ich daß er selbständig essen können sollte, so langsam.
Ich probiere an den Zuhause-Tagen nochmal Deinen Tipp aus mit den 2h Pause und Essen nur am Tisch und ohne Spielzeug, aber es ist wirklich ein Drama und wegen der Ketone habe ich halt wirklich Bedenken, ob er das nicht länger durchhält als ich, mal wieder.
Vielen Dank für Deine Antwort.
LG Melchi

Hallo Melchi
Ich kenne diesen Teufelskreis nur zu gut (arbeite selbst 3 Tage die Woche) und gerade beim ersten Kind muss man den "Kontrollwahn" erst loswerden ;-)
Bei meinem Grossen wusste ich immer wie gross und schwer er war und bei Alex habe ich echt keine Ahung :-)
Uebrigens können die Kinder sehr gut unterscheiden, welche Regeln wo gelten. Deshalb würde ich jetzt deine Mutter mal rennen lassen und nur eines nach dem anderen in Angriff nehmen. Meine werden bei den Schwiegis auch von hinten bis vorne bedient.
Was mir als einziges wircklich Sorgen machen würde sind die Ketone. Die sollten nicht im Urin sein (obwohl nach einem Infekt natürlich schon möglich) und sind auch nicht einfach nur ein Anzeichen für zuwenig Kohlenhydrate. Das würde ich abklären lassen bzw. ein weiterer Urintest machen lassen.
Sein Speisezettel ist ja gar nicht so übel. Er hat ja mit dem Kartoffelbrei und dem Käse- bzw. Wurstbrot genügend Kohlenhydrate (nimm feingemahlenes Vollkornbrot - gesünder gehts nicht). In den Kräuterkäse vielleicht noch etwas Karotten oder Zuccetti ganz fein raffeln und schwups - dein Kind ernährt sich ausgewogen (wenn auch fantasielos mit der Zeit).
Cool bleiben und sich nicht verrückt machen lassen.
Gruss und starke Nerven
Sara
P.S. lass die Kalorienrechnerei - du spürst auch so, ob dein Kind gesund und fit ist oder nicht

Hallo Sara,
den Urin lasse ich heute nochmal untersuchen - wo können denn die Ketone sonst herkommen?
Gestern hat er auch nicht toll gegessen: 1/2 Wurstsandwich, 1 Scheibe Roggenkäsebrot, 1 Fischstäbchen mit etwas Kartoffelbrei und 1 Banane ... abends hatten wir Kartoffelbrei mit Ei und Spinat, da hat er sich zwar zu uns an den Tisch bequemt, hat aber vielleicht 2 Löffel gegessen, ansonsten etwas rumgemanscht und ist dann aufgestanden. Das wars dann - also Abendessen von gestern fehlt schon wieder :-/
Mal sehen - heute morgen will ich mal "Abendbrei" versuchen, den hatte er ja sonst auch gerne gegessen, wenn auch nicht selbständig.
Vielen Dank für die Antwort und LG
Christine