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Gedicht gesucht- Thema: mamasein

Hallo,
ich bräuchte mal Eure Hilfe. Ich glaube letztes Jahr ist hier mal ein Gedicht oä. kursiert. Es geht darum, daß eine Tochter ihrer Mutter erzählt, daß sie schwanger ist und die Mutter denkt bei sich, " wenn ich Dir erklären würde, was es beutet Mutter zu sein" und dann reflektiert die Mutter. Ich fand das total schön und zum Weinen rührig und würde dieses Gedicht gerne meiner alten Freundin geben, die jetzt schwanger ist und die jetzt hoffentlich bald weiß, was es bedeutet Mutter zu sein und warum einem dann manche Dinge nicht mehr so wichtig sind wie früher ( ausgehen und so..).
Also, würde mich freuen, wenn jemand dazu den Link hat.
Vielen Dank, Liza
Bisherige Antworten

Re: Gedicht gesucht- Thema: mamasein

Hallo Liza,
ich weiß nicht, ob es das ist was Du suchst. Ist auch kein Gedicht. Aber passt vielleicht für Deine Freundin ganz gut?
Mutter sein...
Die Zeit wird knapp für meine Freundin. Wir sitzen
beim Mittagessen, als sie erwähnt, daß sie und ihr
Mann darüber nachdenken, eine Familie zu gründen. Was
sie meint, ist, ihre biologische Uhr hat zu ticken
begonnen und zwingt sie, über Mutterschaft
nachzudenken.
Wir machen eine Umfrage, sagt sie halb im Spaß. Denkst
du, ich sollte ein Baby bekommen? Es wird dein Leben
verändern, sage ich vorsichtig und versuche, meinen
Ton neutral zu halten. Ich weiß, sagt sie. Kein langes
Ausschlafen mehr an Samstagen, keine spontanen Reisen
mehr ?.
Aber das ist es nicht, was ich meine. Ich schaue meine
Freundin an und überlege, was ich ihr sagen soll.
Ich möchte, daß sie weiß, was sie niemals in
Geburtsvorbereitungskursen lernen wird. Ich möchte ihr
sagen, daß die physischen Wunden heilen, aber daß das
Mutterwerden sie mit einer solchen offenen
gefühlsmäßigen Wunde zurückläßt, daß sie für immer
verletzbar bleibt.
Ich überlege, sie zu warnen, daß sie nie wieder die
Zeitung lesen kann ohne zu sagen: Was, wenn das mein
Kind gewesen wäre? Daß jeder Flugzeugabsturz, jedes
Feuer sie verfolgen wird. Daß, wenn sie Bilder von
hungernden Kindern sieht, sie die Mütter ansieht und
überlegt, ob es Schlimmeres geben kann als sein Kind
sterben zu sehen.
Ich schaue auf ihre perfekten Fingernägel und ihr
schickes Outfit und denke, sie sollte wissen, daß ganz
gleich wie kultiviert sie auch ist, Mutter zu werden
wird sie umgehend auf den Level einer Bärin
reduzieren, die ihr Junges beschützt. Daß ein
schwacher Ruf "Mama!!" sie dazu bringt, das Essen
anbrennen zu lassen. Daß der Ärger, den sie empfindet,
wenn es nur wegen eines fallengelassenen Spielzeugs
ist, eine Freude sein wird, die sie niemals zuvor
empfunden hat.
Ich habe das Gefühl, ich sollte sie warnen, daß egal,
wie viele Jahre sie in ihre Kariere investiert hat,
das Mutter-Sein wird sie beruflich zum Entgleisen
bringen. Sie kann möglicherweise erfolgreich eine
Kinderbetreuung arrangieren, aber eines Tages wird sie
auf ein wichtiges Business-Meeting warten, und sie
wird an den süßen Duft ihres Babys denken. Sie muß all
ihre Disziplin zusammennehmen, um nicht nach Hause zu
rennen, nur um sicherzugehen, daß es ihm gut geht.
Ich möchte, daß meine Freundin weiß, daß tägliche
Routineentscheidungen nicht mehr länger Routine sind.
Daß ein Besuch bei McDonald's und der verständliche
Wunsch eines Fünfjährigen lieber auf die
Herrentoilette als auf die Damentoilette zu gehen, ein
Riesenproblem werden wird. Daß dort, inmitten
klappernder Tabletts und schreienden Kindern,
Unabhängigkeit und Geschlechtsidentität abgewogen
werden will gegen die Sorge, ein Triebtäter möge auf
der Toilette lauern. Ich möchte, daß sie weiß, daß
egal wie entscheidungsfreudig sie bei der Arbeit sein
möge, als Mutter wird sie immer zwei mal überlegen.
Ich sehe meine attraktive Freundin an, ich möchte ihr
versichern, daß sie irgendwann die Pfunde der
Schwangerschaft wieder los wird, aber sie wird sich
niemals mehr wie vorher fühlen. Daß ihr Leben, im
Moment so wichtig, weniger wertvoll wird, wenn sie ein
Kind hat. Daß sie sofort ihr Leben geben würde, um
ihren Nachwuchs zu beschützen, aber auch sich mehr
Lebensjahre wünscht, nicht so sehr um ihre eigenen
Träume zu verwirklichen, sondern um ihr Kind zu sehen,
wie es seine verwirklicht. Ich möchte, daß sie weiß,
daß eine Kaiserschnittnarbe oder
Schwangerschaftsstreifen zu Ehrenabzeichen werden.
Die Beziehung meiner Freundin zu ihrem Ehemann wird
sich verändern, ich weiß, aber nicht so wie sie denkt.
Ich wünschte, sie könnte verstehen, wie viel mehr man
einen Mann lieben kann, der vorsichtig das Baby pudert
oder nie zögert, mit dem Sohn zu spielen. Ich denke,
sie sollte wissen, daß sie sich noch mal in ihren Mann
verlieben wird, aus Gründen, die ihr jetzt vielleicht
völlig unromantisch vorkommen.
Ich wünschte, meine moderne Freundin könnte die
Verbundenheit fühlen, die sie mit Frauen aus allen
Zeiten verbindet, welche verzweifelt versucht haben,
Kriege zu stoppen und gegen Vorurteile und betrunkene
Autofahrer gekämpft haben. Ich hoffe, sie versteht,
daß ich rationell über die meisten Dinge denke, aber
daß ich vorübergehend wahnsinnig werde, wenn ich über
die Bedrohung der Zukunft meiner Kinder durch
Atomkraft nachdenke.
Ich möchte meiner Freundin die Freude beschreiben,
wenn du siehst, wie dein Sohn lernt, einen Baseball zu
schlagen. Ich möchte für sie das Bauchlachen eines
Babys einfangen, daß zum ersten Mal das sanfte Fell
eines Hundes streichelt. Ich möchte sie das Glück
fühlen lassen, das so wirklich ist, daß es weh tut.
Der fragende Blick meiner Freundin läßt mich bemerken,
daß ich Tränen in den Augen habe. Schließlich sage
ich, du wirst es niemals bereuen. Ich beuge mich über
den Tisch und drücke meiner Freundin die Hand. Ich
bete ein Gebet für sie und mich und all die Frauen,
die in die schönste Berufung von allen gestolpert
sind.
Viele liebe Grüße!
Dany

Re: Gedicht gesucht- Thema: mamasein

Hallo Dany, tausend Dank, genau das meinte ich :-).
LG Liza
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