Hallo ihr Lieben,
leider mußte nach dem 1. HJ die über alles geliebte Lehrerin die Klasse verlassen. Stattdessen kam eine neue Lehrerin, die etwas militärisch vorgeht, und nun seit 2-3 Woche kümmert mein Arthur immer mehr dahin. Ich war gestern überrascht, als ich ihn ein bisschen schärfer ansprach (für irgendeinen Blödsinn), dass er sehr verängstigt reagierte, so nach dem Motto: "Was wird nun meine Strafe sein, lass mich doch wenigstens leben!"
Ich führe es tatsächlich auf das neue Regime in der Klasse zurück. Hier ein kleiner Auszug aus der demonstrierten "Führungskompetenz" der neuen Lehrerin:
- jeden Tag bekommt jedes Kind eine Beurteilung des Verhaltens: rot (Brief an die Eltern - Warnung des Lehrers bei Fehlverhalten wurde mißachtet und weitergemacht), gelb (Kind mußte gewarnt werden, wegen Fehlverhalten und hat es aber sofort eingestellt.), grün (alles OK)
- man kann sich jeden Tag (durch besonderes Schleimen, wie z.B. der Lehrerin helfen die Klasse zur Ruhe bringen, Tafel putzen, Datum richtig stellen, auf Sauberkeit nach Toilettengang achten - insbesondere bei anderen Kindern ?!?!) ein "Good Jo"-Ticket erwerben. Am Ende des Monats kann dann bei der Lehrerin gegen mindestens 5 solcher Tickets was "gekauft" werden.
Arthur ist zwar kein Engel (in der Klasse), aber mit Sicherheit kein schwer zu disziplinierendes Kind. Er quatscht (viel) und träumt vor sich hin. Er hat es geschafft in 2 Wochen 5 x "gelb" zu bekommen und 5 x "grün" und genau ein "good Job"-Ticket. Nach 5 x "gelb" kam auch schon ein Eintrag nach Hause, dass wir doch mit unserem Kind über sein Verhalten reden sollten ...
Ehrlich gesagt bin ich innerlich entsetzt über dieses System, aber ich bin pädagogisch nur mit 2 Kindern am Kämpfen ... also sehr laienhaft unterwegs. Ich finde das Ganze als sehr unpersönlich, militärisch, entwürdigend für 1-Klässler. Wie seht ihr das?
Arthur ist ein Sensibelchen und ihm geht es sehr an die Nieren, dass er als Individuum so gar nicht gewürdigt/wahrgenommen wird, sondern einfach über ein Raster gezogen wird. Vlt. kann ich deswegen diesem System nichts abgewinnen, aber wäre es unter normalen Umständen pädagogisch gerechtfertigt?
Ich bin kurz davor ein Gespräch mit der Lehrerin zu suchen, weiß aber nicht wie scharf meine Kritik ausfallen darf. Zumindest muß ich der erklären, dass Arthur innerlich total verängstigt ist und sehr enttäuscht, dass er sich seiner Meinung nach sehr bemüht "good job"-Tickets zu bekommen, aber es nie schafft.
Übrigens es scheint der Lehrerin völlig egal zu sein, was die Kinder lernen: es wird seit 4 Wochen NICHTS korrigiert - es kommt so bei mir an, denn Arthur hat alles richtig in seinen Arbeitsheften, aber es fehlt auch der geringste Haken drin .... geschweige denn irgend ein Zeichen des Lobes. Früher gab es dafür Smilies, Stickers, selbstgemalte Mini-Elche, Norweger-Pullis, Blumen, und ein 2 Worte des Lobes ....
Leicht verunsicherte Grüße,
Ioana.