Hm, versuch mal ein bißchen wie Jesper Juul zu denken. Der sagt ja, Kinder kooperieren, wenn auch nicht so, wie Eltern das manchmal gerne hätten.

Also wenn es überhand nimmt, stimmt irgendwas nicht. Ich kenn das sehr gut.

Arne ist ja so ein aus-der-Haut-Fahrer. Der schreit und weint und liegt am Boden. Gerne mehrmals täglich ;-)

Malte dagegen benimmt sich komplett daneben. Sprich (es ist mir fast peinlich, aber ich kann da auch dahinter sehen) er schmeißt Sachen rum, haut seinen Bruder (praktisch, wenn man einen Schwächeren kloppen kann, wenn Mama so groß ist), beschimpft Gott und die Welt (uns Gott sei dank nicht, mir reicht es schon, wenn er dann Scheißkackepiesel sagt), schreit laut rum, damit es auch die Nachbarn hören.

Mit Arne kann ich umgehen, mit malte oft nicht.

Und so mit Abstand sag ich mir, warum eigentlich nicht? Beide zeigen, daß ihnen was nicht paßt. Wenn es ihnen nicht gut geht, machen sie das ganz oft, wenn es ihnen gut geht, halten sie viel mehr aus. Das heißt, sie kooperieren, sie zeigen, wie es ihnen geht.

Wenn es so richtig schlimm ist (und das war es in letzter Zeit öfter mal), dann MUSS ich einfach versuchen, dahinterzusehen. Dann stimmt da was nicht, dann brauchen sie viel viel viel Liebe und Aufmerksamkeit und "ich hab Dich trotzdem lieb" und Vorbild (ich kann auch gut rumschreien und Türen knallen).

Wenn er so Probleme hat, Konflikte auszuhalten und immer gleich haut, egal wen, dann würde ich tatsächlich mal drüber nachdenken, seine Wahrnehmung überprüfen zu lassen. Auch Kinder, die super sprechen, können Probleme haben, andere zu verstehen. Und wer sich hilflos fühlt, haut um sich, das ist doch später auch noch so, dann aber meist verbal. Vielleicht ist es ihm auch zu laut und zu voll im Kindergarten, da wäre er auch nicht das erste Kind. In dem ersten, offenen Kiga von Malte bin ich schon nach fünf Minuten aggressiv geworden, für mich wär das einfach der Overkill (ich geh auch nicht auf Weihnachtsmärkte, die einzigen Menschenansammlungen sind Konzerte, und da kann ich das gleich wieder rauslassen).

Gott sei dank sind wir in einem Kindergarten, in dem wr einfach nichts negatives über die Kinder hören. Und da sind wirklich Satansbraten dabei :DEVIL: , da ist Malte fast noch harmlos gegen O:-) . Aber selbst über die urteilt niemals ein betreuer, das sind dann einfach die "Grenzgänger", die einfach immer schauen müssen, wie weit es geht und wie die Erwachsenen reagieren. Aber das ist niemals negativ gemeint, sie sind eben so. Und deswegen wird immer sehr gelassen reagiert, ich finde das einfach toll. So haben es so manche Kinder geschafft, aus ihrer Schublade "schwieriges, aggressives Kind" wieder rauszukommen.

Aber mach Dir keine Vorwürfe, es gibt einfach so Kinder. Willst Du denn, daß er dank Strafen brav ist und nicht muckt und sich trotzdem so fühlt, als würde er die ganze Welt verkloppen? dann richtet sich das doch eher nach innen. Wenn er Probleme mit seiner Situation (im Kiga, als Bruder, als Kind, das immerzu was machen oder nicht machen soll) hat, dann ist es dch eigentlich gut, wenn er das zeigt. Er muß nur lernen, es in andere Bahnen zu lenken.(da fällt mir noch das Mädchen in meiner Bekanntschaft ein, die tagsüber ganz viel einstecken konnte, abends aber manchmal stundenlang "grundlos" geweint hat. Ob das so viel besser ist?)

Achja, ich würde dafür sorgen, daß er ganz ganz ganz viel Möglichkeiten zum Toben hat. Und zwar sowohl ganz freies, wildes Toben als auch "bedächtiges", wenn das geht. Mein Mann geht öfter mit den Jungs klettern und wir gehen auch zusammen wandern, da muß man sich einfach umsichtig und verantwortlich verhalten und kann sich ganz toll groß fühlen und bewegt sich trotzdem ganz viel.

Probleme hat jeder, mal mehr, mal weniger. Manche zeigen es, andere nicht. Drüber nachdenken und versuchen, was dran zu drehen, ist doch das wichtigste (muß ich mir auch immer mal sagen)

LG franziska

*lol* jo, kenn ich. Mal ehrlich, so ganz objektiv gesehen ist Hände waschen ja so ein winziges Ding, da muß man nicht ausrasten.

Aber das ist halt nicht im luftleeren Raum. Ich kenn grade das Gefühl "geht es denn nicht auch nett?". ich versuch's ja erstmal nett, aber wenn da nicht reagiert wird :-X Aber dann seh ich den Fehler eben wieder total bei mir, wenn ich immer so reagiere, wird auf Nettigkeit eben nicht reagiert. Mein Mann kriegt die Krise, weil man Malte immer anfassen muß, damit er zuhört. Er meint, der muß doch auch mal so hören. Das ist für mich echt egal, er ist halt ein kind, das vieles an sich vorbeirauschen läßt (aber es wird besser, sein "Arbeitsspeicher" wird auch besser, vor einem halben Jahr hat er noch alles vergessen). Aber dann muß ich mich halt auch echt mal drauf besinnen, ihn eben anzufassen und nett, aber bestimmt um etwas zu bitten. Denn ich weiß ja, wenn ich mir da richtig Mühe gebe und nicht von ein paar meter entfernt ihm irgendwas zurufe, dann geht das auch. Der braucht es einfach, daß man ganz dicht dabei ist. Aber das vergesse ich so oft.

Und ab und zu entschuldigen und klarmachen, daß schreien für alle Beteiligten falsch ist, schadet auch nicht.

naja, was red ich, immerhin ist das Kind schon sechs und nicht vier. Aber er ist eben so, in manchen Dingen vorneweg und in manchen einfach noch klein. Und dazu noch vorschulpubertär *seufz*

Wichtig ist: Du bist nicht allein. Und mal wieder klötern schadet auch nicht (auch wenn man eigentlich alles andere hört).

Ich finde es übrigens ganz ok, daß er aufhört, wenn er keine Lust hat. Was ich schon oft gesagt hab: es ist gut und wichtig, daß die Kinder wissen, was sie wollen. Und was sie nicht wollen. Sonst müssen sie es später lernen (auch deshalb das Problem mit unserem Großen: der mußte über Jahre lernen, was genau er jetzt eigentlich will. Das kann der Kleine schon prima). Wenn es Kinder gibt, die auch über Tiefpunkte hinweg an Sachen dran bleiben in dem Alter, prima. Wenn nicht, auch gut. So spürt er sich wenigstens. Und das würde ich auch ernst nehmen. Wir haben da ganz viel kaputt gemacht, Malte war mit vier in der Musischule. Er ist zwar nur zwei Monate da gewesen und hat dann wieder aufgehört, aber bei den Stunden selbst konnte er ja nicht einfach so aufhören. Heute will er gerne Schlagzeug lernen, aber sobald ich mit Musikschule komme, geht bei ihm der Vorhang zu. Jetzt bin ich mit einem Lehrer in Kontakt, aber das wird sicher teurer und die Chance, in einem Percussion-Ensemle schon recht schnell mitzumachen, hat er auch nicht. Schadeschadeschade. Hätte ich doch mal lieber gewartet.

Und das mit dem "Schönen" kenne ich von Arne. Der ist auch so, ich finde das extrem niedlich. Beide kann man für schönes begeistern (auch schöne Städte und sowas), aber Arne ist der "Genießer". bestes Beispiel: Weihnachtsbaum, erstes Mal geschmückt und beleuchtet gesehen. Arne "Ooooh, guck mal, der Weihnachtsbaum, der LEUCHTET!" Malte "Wie sind denn die Lampen da angebracht?".

Malt er gerne? Arne malt nämlcih gerne, er hat ein Talent für Farben. Dann könntest Du versuchen, ihm eine "Malumgebung" bereitzustellen. Am besten so, daß er im Stehen malen kann. Farben bereitstellen, Umgang, Boden abdecken. Bei viel Platz auch eine dauerhafte Ecke. So malt es sich ganz anders. Und dann einfach malen lassen, nichts erklären lassen, einfach nur malen. Auch schön, um sich selbst zu spüren.

Wenn er kein Tober ist, vielleicht ist es ja wirklich zuviel Trubel im KiGa? Könnte das sein?

Wo man das testen kann... Hm, bei uns machen das auch Logopäden mit, denke ich, und die arbeiten evtl. mit Ergotherapeuten zusammen. Bei uns wurde das in der Kinderphoniatrie (HNO) in einer Klinik getestet. Wir waren wegen der Ohren da, die waren ok. Dann wurde bei Malte noch ein Sprachentwicklungstest gemacht, da wurden Verzögerungen diagnostiziert. Ob das jetzt wirklich so stimmte (es war mittags, wir hatten mehrere Stunden Tests hinter uns und Hunger), wer weiß. Vier Monate später war davon nichts mehr zu merken, Logopädie haben wir erstmal warten lassen. Aber z.B. dieser "Arbeitsspeicher" war damals wirklich viel viel schlechter als heute. Der konnte sich nichts für 30Sekunden merken, heute ist es normal, wie bei anderen Kindern. Auch aus sowas können Probleme und Hilflosigkeit entstehen.

Ach, mir fällt noch was ein: da er wie Arne ein genießer ist, ist er vielleicht auch so ein Tierfreund wie Arne? Wenn ja, vielleicht wär ja Reiten was für ihn? Arne reitet total gerne auf dem Pferd meiner Schwester und führt und putzt ihn auch (ich sag Dir, das sieht aus, ein laufender Meter, der einen Araber führt). In eine reitstunde zu gehen traut er sich aber nicht. Hier ist ein Stall, der auch so Therapien und so macht, da gibt es ganz normale Kurse für Kinder. Wir haben schon ein paarmal zugeschaut (Arnes beste Freundin ist in so einem Kurs), aber da kennt er die Erwachsenen nicht und die Pferde nicht, das ist ihm nicht geheuer. Na gut, dann nicht. Aber vielleicht wär das was für Euch. Habt Ihr ein haustier? Eine Katze, einen Hund, ein meerschweinchen? Ich könnte mir vorstellen, daß so ein Tier auch eine gute Wirkung haben kann (hat mich immer lieb und will nix von mir). Also ein Tier muß man natürlich immer auch für sich selbst anschaffen, aber vielleicht wär das ja eine Möglichkeit.

Das war's, was mir so einfiel :-[

LG Franziska