Silas feiert heute mit seinem halbtürkischen, besten Freund (ist heute 5 Jahre alt) gemeinsam Geburtstag im Kindergarten. Bei uns ist es üblich bevorzugt freitags etwas "auszugeben", da die Kinder da besonderes Frühstück in den Bezugsgruppen haben.
Die Mutter des Jungen und ich haben uns dann besprochen, gemeinsam etwas zu machen. Zuerst dachten wir, dass eben die beiden Bezugsgruppen (Silas ist in einer anderen als sein Freund) zusammen frühstücken könnten. Dann erklärte die türkische Oma des Jungen, dass sie gerne für ALLE Kinder türkische Pizza und Börek und andere leckere Sachen machen wolle. Ich fand die Idee super. So haben die Erzieherinnen einen Aushang gemacht, dass heute die Frühstückstaschen doch mitgebracht werden sollten, aber das Mittagessen komplett für alle Kinder abbestellt wird, weil die Familen X und Y das Essen anlässlich der Geburtstage der Kinder ausgeben.
Der Papa des Jungen hat im türkischen Großmarkt (ist in einer anderen Stadt) noch Ayran, Uludag und Yedigün besorgt.
Ich bat alle, mir bitte die Rechnungen für Getränke und Zutaten zu geben, dass ich das übernehmen könne. Die andere Familie hätte ja die ganze Zubereitung der Speisen und die Fahrerei.
Gestern zum Kindergeburtstag hat mir dann der Papa, weils ja grad gepasst hat, die Getränke vorbei gebracht, damit ich sie heute mit in den Kindergarten nehme. Auf dem Weg heute hab ich dann die Mutter mit Kind eingesammelt, die die Köstlichkeiten dabei hatte (wir wollten eben gemeinsam alles vorbeibringen).
Ich hab ihn dann gefragt, wieviel er bekommt oder wo er die Rechnung hat. Aber er hat gesagt: das passt so; ich möchte dafür nichts. Hab dann gesagt: das geht doch nicht; wir geben das doch gemeinsam aus! Darauf hin er: das wisst ihr und das wissen wir. Andere Leute geht das nichts an. Dein Sohn macht meinen Sohn glücklich; er ist sein Freund. Das ist uns genug.
Natürlich wollte ich das so nicht stehen lassen, denn ich fand es irgendwie doof, dass wir da jetzt für "lau" dranhängen sollten.
Er hat mir dann erklärt, dass er wirklich nichts will! Und auch erwartet, dass ich das akzeptiere. Sie haben halt eine andere Mentalität. Sie geben gerne, ohne Gegenleistungen zu erwarten.
Jetzt habe ich mich mit ihm einigen können, dass wir seinem Sohn dann einfach noch eine Kleinigkeit (zu mehr war er wieder nicht bereit) schenken.
Zu guter Letzt hat er uns dann gestern Abend noch frische, türkische Pizza zum Kosten und einige Flaschen Getränke zum Probieren vorbei gebracht. Wenigstens nahm er die Einladung an, sich zu uns zu setzen und gemeinsam mit uns zu Essen. Es war total nett. So unkompliziert. Spontan und ohne großen Bohei drumrum. Wir haben uns alle so wohl gefühlt und uns gut unterhalten.
Inzwischen kann ich mich über das "Geschenk" sogar freuen; soviel Freundlichkeit habe ich bisher selten erfahren.
Seine Mutter (die türkische Oma ;-) ) hab ich noch nie gesehen. Trotzdem hat sie explizit für uns diese Sachen gebacken, damit wir vorher probieren, was sie den Kindern gemacht hat.
Ich bin vollkommen gerührt und fast ein bisschen beschämt.
Morgen geht Silas zu Geburtstagsparty seines Freundes. Natürlich sollen mein Mann und ich abends, wenn die Kinder geholt werden noch bleiben und miteinander essen. Leider kann ich nicht, weil ich Spätdienst habe. Aber mein Mann geht gerne hin. Um uns einfach anzupassen, wird er einen Salat machen und ich werde noch ein paar Muffins backen, die haben ihnen gestern so gut geschmeckt. Das wird er einfach mitnehmen und auf den Tisch stellen. So ist das üblich ;-) .
GLG von einer völlig überwältigten Betsy