Mädels,
ich bin total verstört. Wir wohnen doch mittlerweile im Sauerland und ich bin heute zum ersten Mal seit Kyrill richtig raus in Richtung Wälder gegangen und hab mir die Zerstörung der Wälder vor Ort mal selber angesehen. Es ist unbeschreiblich! Ich stand vor einem Desaster, vor Bildern von brachialer Gewalt, Bäume in Reih und Glied übereinander auf einen Forstweg gestürzt, haufenweise Stämme, Äste, wie Mikados zerknickt. Geschlagene Schneisen, zerfetzte Stämme, mir war, als hörte ich immer noch das Knacken der umstürzenden Stämme, gespeichert in der Atmosphäre der Orte, gespeichert im Geruch des Harzes der Fichtenzapfen vor meinen Füßen die letzte Woche noch in den höchsten Wipfeln wogten.
Ich hatte den Sturm am Abend sogar genossen, die Energie, den Wind in mir gespürt, als ich am Donnerstag draußen war. Nie hätte ich geglaubt, dass diese Böen eine solche Zerstörung anrichten - sicher war es auch die Konsequenz der von mir immer angeprangerten Monokultur-Forstwirtschaft, doch mir kamen trotzdem die Tränen... Schade, dass die meisten Waldbauern wohl wieder schnell wachsende Nadelwälder aufforsten und keine Mischwälder. Ich bearbeite meinen Vater, dessen Waldgebiete zu 80% zu Boden gegangen sind. Es ist, als würde das Sauerland in die Knie gehen, gezwungen vom "Herrn", ein Schauplatz des Todes.
Ich bin so schockiert, da ich immer gerne die Energien eines Ortes von Räumen erspüre. Nicht greifbar, nicht erklärbar, aber ich weiss genau, wann und wo ich mich wohl fühle und meistens auch warum. Doch dieses Ereignis kann ich nicht begreifen. Ich weiss überhaupt nicht, wie ich damit im Moment umgehen soll. Hier weiss man auch gar nicht, wohin mit den Bäumen so schnell, wie man die Wälder räumen kann ohne ausreichend Gerät, ausreichend Kräfte und wenn die Borkenkäfer sich bei wärmerem Wetter im Holz ausbreiten sind auch die anderen Bäume in Gefahr. Welche Konsequenzen wird der Sturm für diesen unseren Landstrich haben?
Geschockte Grüße, Kathrin