Hallo Annette,
eine Freundin hat mal gesagt, sie hat gelesen, die meisten "Körperverletzungen" gehen von zwei-dreijährigen aus *g*.
Aber mal im Ernst: Es kann schon sein, dass sie spürt, dass du angespannt bist. Ob es immer das Beste ist, das nicht zu zeigen, weiß ich gar nicht. Ich habe auch immer versucht, meine Wut oder Ärger nicht zu zeigen und ruhig zu bleiben - umso aggressiver wurde meine Kleine. Bis mein Mann mir klargemacht hat, dass ich meine Wut und meinen Ärger ihr ruhig auch zeigen darf, es kommt halt darauf an wie! Klar soll man das Kind nicht schlagen, nicht zusammenbrüllen oder schlecht machen à la "du siehst doch wohl, dass ich grad genervt bin oder bist du doof". ABER ein bestimmtes: Ich bin jetzt müde, traurig, deswegen brauch ich eine Pause und will dir kein Buch vorlesen oder Jetzt werd ich aber richtig sauer, ich will, dass du dir jetzt die Jacke anziehst! schaden dem Kind unserer Meinung nicht. Wie soll sie lernen, ihre Wut (oder andere unangenehme Gefühle) angemessen zu zeigen, wenn die Mama immer alles runterschluckt? Die Kinder lernen ja so viel am Modell! Seit ich das mehr rauslasse (in angemessener Form wohlgemerkt) und auch meine Grenzen einfordere, klappt das Zusammenleben viel besser und sie ist mir gegenüber auch viel weniger aggressiv!
Das waren jetzt mal Denkanregungen von mir, was MIR viel weitergeholfen hat. Vielleicht kannst du damit was anfangen?
Was mir noch einfällt: Ist erkennbar, was in diesen Situationen Sophies Ziel ist, also quasi, was sie mit dem Schubsen etc. erreichen will? Unser Nachbarmädchen hat lange Zeit die Kinder gleich beim reinkommen geschubst, bis uns klar wurde, dass das ihre verschrobene Art war, stürmisch hallo zu sagen. Meine Nachbarin hat dann immer wieder erklärt, was sie stattdessen machen kann. Ein ander Mal haben sie festgestellt, dass die Kleine andere Kinder haut, wenn die weinen. Als würde ihr das zu viel werden und es wäre ihr Versuch, sie zum aufhören zu bringen. Da haben sie ihr erklärt, wie sie die Kinder trösten kann. Vielleicht kannst du mal mit den Erziehern in der Spielgruppe reden, ob die da was erkennen und sie selber mal ne Weile daraufhin beobachten.
Zum Thema Wut: Eine gute Idee finde ich auch den "Wutball", einen weichen Ball, den die Kinder bei Wutanfällen oder wenn sie sich über irgendwas ärgern, wild an die Wand oder durchs Zimmer schleudern dürfen, gepaart mit einem lauten "Das regt mich auf" oder "Ich bin wütend".
Das war jetzt glaub ich alles, was mir zu dem Thema einfällt. Ich wünsche euch viel Kraft und dass die ganze Situation sich zum Guten wendet!
LG, Daniela

wow, echt tolle anregungen haste da!
bin ich froh, daß jonas (noch) nicht solche phase hat/hatte! manchmal hab ich das aber auch schon beobachtet, daß er haut oder schubst.
lg coko

Hallo Coko,
danke. Wir selber hatten es teilweise (eher dass sie mich gehauen hat). Wir hatten aber auch das Thema, dass ich Marta beibringen musste, wie sie mit Kindern, die ihre Grenzen nicht respektieren, umgehen kann. Sie hat immer nur hilflos geweint und lief dann zu mir :( Inzwischen kann sie sich auch besser durchsetzen und wehren. Das ist ja auch wichtig, wenn sie im Kindergarten anfängt, denn da sitzt nicht immer ein Erwachsener genau daneben und kriegt alles mit.
Gehauen hat vor allem unser Nachbarmädchen, mit dem wir täglich Kontakt haben, so dass meine Tochter eine Zeitlang fast nicht mehr mit ihr spielen wollte. Da hab ich mich viel mit der Mutter drüber unterhalten und wir haben versucht, rauszufinden, was da los ist und wie man damit umgehen kann. Ich finde es halt wichtig, neben dem notwendigen strikten Nein auch zu versuchen rauszufinden, warum oder mit welchem Ziel die Kinder das machen, denn erst dann kann man Handlungsalternativen anbieten.
LG, Daniela

recht haste! woher die weisheit? haste berufl. damit zu tun? oder biste einfach nur gut belesen? lg coko

Beides,
bin Diplom-Psychologin und interessiere mich schon ewig für Kindererziehung (hab ne 12 Jahre jüngere Schwester und war nach dem Abi AuPair) und bin deshalb auch gut belesen.
LG, Daniela
P.S. Wie wars am Basar?

aha, daher weht der wind :-) hörte sich doch alles gleich so professionell an! nützt einem das was bei den eigenen kids? basar wird immer weniger was ich für jonas bekomm. dieses mal warn viele mädchensachen da. aber besser als nix + schwiema hat die 29 ? für nen ganzen korb voll bezahlt (hosen lang + kurz, t-shirts, langarmshirts). lg coko

Hallo Coko,
ach ich weiß nicht, ob's einem was nutzt. Oft ist es so, dass ich zwar weiß, dass es grad echt Sch... läuft und ich das grad nicht richtig mach, mir fällt aber in der Situation auch nichts besseres ein oder ich hab nicht die Kraft dazu. So wie Lehrer halt auch nicht nur Einser-Schüler als Kinder haben. Aber es hilft mir schon, viel darüber zu lesen und auch das, was ich an der Uni gelernt hab. Außerdem hab ich halt viele Kolleginnen, die sich auch gut auskennen, mit denen ich mich oft berate, wenn ich unsicher bin. Das hilft auch.
LG, Daniela

das hätt ich auch gern! aber wie du schon sagst, an der umsetzung hapert's dann oftmals! nicht nur bei dir! lg coko

Hallo Daniela,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Zumindest weiß ich jetzt, warum ich so besorgt bin. Es ist mir vollkommen schleierhaft, WARUM und mit welchem Ziel sie das macht.

Sie macht das einfach so!

Sie spricht auch schon gut, daran liegt es auch nicht. Sie ist sozial eigentlich ziemlich weit: sie tröstet immer die Kinder, die traurig sind. Sie holt die Kinder, die nur am Rand stehen, zum Spielen dazu. Sie ist kontaktfreudig und findet, wo auch immer wir sind, gleich Kontakt: zu Kindern wie Erwachsenen.

Sie hat da auch eine Freundin mit der sie gleich danach wieder richtig nett spielte.

D.h., wenn ich das hier so schreibe... die Kinder, die sie geschlagen hat, scheinen keine Grenzen zu respektieren. Vielleicht haben die auf ihr NEIN nicht reagiert?

Aber warum schlägt sie dann uns und ihre Puppe ins Gesicht?

Ich werde das wohl noch mal genau beobachten müssen.

lg, Annette mit Sophie 2j8m

Hallo Annette,
genau beobachten ist nie verkehrt. Denn auch ein Kind, das gut spricht und sozial kompetent ist, kann von negativen Gefühlen überwältigt werden. Und eine Riesen-Wut oder Frust im Bauch kriegt man durch normales reden eben nicht so gut weg - kennen wir ja auch, dass es da nicht reicht, in neutralem Tonfall zu sagen, jetzt bin ich wütend. Das muss auf irgendeinem Weg auch raus. Kinder sind ja auch sehr empfänglich dafür, was sozial erwünschtes Verhalten ist. D.h. sie wissen genau, wofür sie von den Großen gelobt und gemocht werden. Aber es ist eben wichtig, dass auch Wut, Zorn und Frust erlaubt sind und dass man den Kindern zeigt, wie sie diese Gefühle ausleben dürfen. Leitsatz, den wir in einem Elternseminar gelernt haben:
Alle Gefühle sind erlaubt, aber nicht jedes Verhalten.
Und wegen der Puppe: Meine Tochter schimpft zur Zeit ihre Puppen und Stofftiere auch lauthals. Und vornehmlich, wenn es am selben Tag mit mir Ärger gab, wir also Streit hatten. Dann schreit sie die Puppe an, "Nein Puppe, das darfst du nicht, das geht jetzt nicht, HÖR JETZT AUF". Es ist manchmal echt süß, aber ich denke, sie verarbeitet da ihre Erfahrungen und übt vielleicht auch. Eine Zeitlang hat sie die Puppe nämlich auch gehauen. Da war ich im Zwiespalt, ob ich das zulassen soll oder nicht, weil die Puppe ja unbelebt ist. Ich hab mich dann aber doch entschieden, die Regel zu verfolgen, dass Hauen grundsätzlich nicht erlaubt ist und ihr stattdessen zu sagen, was sie sonst machen darf.
Wenn sie mich haut oder gehauen hat (hatten wir auch so eine Phase, ist jetzt schon wieder besser) hat am besten geholfen, mit sehr strenger Stimme zu sagen, dass ich das nicht will und dass sie dann z.B. nicht bei mir am Schoß bleiben kann, wenn sie mich haut. Wenn sie dann wieder gehauen hat, hab ich sie auf den Boden gesetzt und gesagt, dann musst du runter, ich will nicht dass du mich haust. Da hat sie natürlich geweint und ich hab mich auch nicht toll gefühlt, aber alles andere hat nicht geholfen, es wurde für sie zum Spiel - sie haut, ich sage nein, sie haut wieder.... Mit der direkten Konsequenz, dass sie dann nicht bei mir am Schoß bleiben kann, hat sie das hauen schnell abgestellt. Ich merke aber schon auch, dass sie eher haut, wenn ihre Grenzen überschritten werden, wenn ich also z.B. weiter kitzele, obwohl sie schon einmal nein gesagt hat oder sie trotz eines Nein trotzdem geherzt oder gestreichelt habe. Da muss man auch feinfühlig die Grenzen des Kindes respektieren. Insofern könnt ich mir schon vorstellen, dass du mit deiner Theorie recht hast. Solltest du das beobachten, dass es bei den Kindern, die sie haut, der Fall ist, würd ich in solchen Situationen in ihrer Nähe bleiben und Sophie, wenn ein Konflikt auftritt sagen, was sie machen kann. Laut nein sagen, weggehen, zu jemand anders gehen, etc.
So, das war jetzt noch mal richtig viel. Ich hoffe, ihr findet einen guten Weg!
LG, Daniela

Hallo Daniela,

mit der Puppe bin ich mir auch unsicher, ob ich das nicht zulassen soll, damit sie da quasi ihre negativen Gefühle ausleben kann. Vielleicht sollten wir eine Woodoo-Puppe kaufen? ;-)

Andererseits ist die Puppe ja Symbol für das Verhalten, insofern habe ich ihr auch gesagt, sie soll die Puppe nicht hauen.

Ich versuche auch, ihre Grenzen zu respektieren, also ihr NEIN beim Kitzeln usw.

In der Spielgruppe bin ich ja nicht dabei, da ist sie ja alleine, also wäre das Aufgabe der Erzieherin, den Kindern zu sagen, was sie tun sollen...?

Die Erzieherin meinte, das Mädchen, das Sophie so "brutal" umgeschubst hat, würde immer sagen, alle seien da doof und sie will nach Hause. Vielleicht war da auch was.

Wir überschreiten ihre Grenzen oder ihren Willen aber schon öfter. Z.B. will sie sich nicht anziehn lassen, nur Schokolade essen, nicht schlafen usw. Das geht aber alles so nicht, wie sie sich das vorstellt. Andererseits ist das schon länger so und bisher hat sie nicht geschlagen.

Vielleicht liegt es doch daran, daß hier Thema Kinderbetreuung und Arbeiten so intensiv und belastend diskutiert wird zu Zeit. Vielleicht fühlt sie sich da als störend oder glaubt, sie würde mich belasten. Werde mal vorsichtig versuchen, das anzusprechen. Vielleicht empfindet sie das dann so, daß ich sie nicht mehr mag?

Heute morgen hat sie den Elch genommen und gesagt: "Der Elch haut Dich" ich: "Warum?" Sophie: "Weil er Dich nicht mag" ich "Warum mag er mich nicht?" Sophie: "Er mag Dich halt nicht."

Zwischendurch ist sie dann aber wieder das liebste Kind der Welt. Holt mir was zu trinken, streichelt mich, bringt mir Geschenke...

Sehr seltsam.

lg + danke für Deine Hilfe

Annette mit Sophie 2j8m

Hallo Annette,
der Grund für mich, Hauen auch an Puppen und Kuscheltieren nicht zu erlauben, war, dass ich ihr stattdessen lieber andere Wege zeigen wollte, mit ihrer Wut umzugehen (z.B. auf das Sofa hauen, einen weichen Ball schleudern oder verbal sich Luft machen).
Die Frage warum ist sehr abstrakt und unsere Kleinen sind nur sehr bedingt in der Lage, auf diese Frage die Beweggründe ihrer Handlungen zu erklären. Besser ist "was willst du jetzt", "was soll ich machen", "was willst du machen?". Gut ist auch, Worte für das vermutete Gefühl anzubieten also "ich glaube du bist wütend / traurig / ärgerst dich". Das Kind sagt schon nein, wenn es nicht stimmt. Dann kann man weiterfragen "was ärgert dich" oder eben "was willst du". Allerdings ist Marta nicht immer in der Lage zu solchen Gesprächen.
Es ist auch wichtig, das Kind, wenn es wütend ist, nicht als "böse" zu titulieren, bzw. zu signalisieren, wenn du keine Wut hast, bist du lieb, denn Gefühle sollen ja erlaubt sein, aber halt nicht jedes Verhalten. Also ein Kind, das vor Wut schreit und strampelt ist nicht böse, sondern wütend.
Vielleicht hat Sophie ja wirklich das Gefühl, du bist sehr belastet und deshalb muss sie lieb sein. Aber das hält natürlich niemand 24 Std. pro Tag durch. Spür doch mal in dir nach, was du brauchst, damit es dir besser geht. Also, was man halt auch verwirklichen kann. Tasse Tee und Zeitung in Ruhe oder Mittagschlaf oder mal nen freien Abend. Vielleicht wird es dann auch besser. Denn auch so lernt ein Kind "es ist okay, für sich selbst zu sorgen".
Ich hoffe, ich nerv dich noch nicht mit meinen Gedanken :)
LG, DAniela

Hallo Daniela,

was ich brauche ist eine Teilzeitstelle mit interessante Inhalt und gut bezahlt. :-) Und die werde ich dann jetzt mal suchen, irgendwo muß es die ja wohl geben. Außerdem fange ich jetzt wieder an zu laufen.

Heute in der anderen Spielgruppe war Sophie wie immer und gar nicht aggressiv.

Gefühle benennen mach ich auch meistens, nur hatte ich da gar nicht kapiert, was sie da wohl gefühlt haben mag...? Gefühle zu benennen scheint mir das A und O in einer guten Beziehung. Wenn Du Psychologin bist: kennst Du das Buch "Gewaltfreie Kommunikation"?

lg annette mit sophie 2j9m

Hallo Annette,
Na immerhin kannst du mit dem Laufen gleich anfangen :) Und oft hilft es ja schon zu wissen, was man bräuchte.
Das Buch kenne ich nicht. Aber ich habe auf einer Fortbildung einen Vortrag von einem Trainer dieser Methode gehört und war schwer beeindruckt. Wobei es mir schwer fiel, dies eins zu eins auf die Erziehungssituation zu übertragen. War leider auch keine Zeit, ihn danach zu fragen. Hast du das Buch? Werd ich mir auch mal anschauen, weil mich der Vortrag damals sehr mitgerissen hat.
LG, Daniela