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@claudia und samuel

hallo,
ich wollte gerne erfahren,wie sich eure familie geändert hat,als du die diagnose kerbs erfahren hast.lebst du jetzt besonderst bewusst,was hat sich an sich verändert???erlebst du das zusammensein mit deiner familie anderst als zuvor??
sicher fragst du dich,wieso ich jetzt die fragen stelle,ja hat ein grund.mein mann hat heute die diagnose hoden-ca bekommen.er wird am dienstag operiert.für mich und auch für ihn ist irgendwo eine welt zusammen gebrochen.wir haben uns wieder gefangen,zumal dieser krebs ja 98-100% heilungschancen hat,aber wir fragen uns,wie geht es nach der op weiter.ich möchte eigentlich,dass er eine gesprächstherapie machen soll/muss.wir haben ja auch eine menge anderer probleme .wäre es empfehlenswert???.wie kann ich ihn unterstützen???
lg bine
Bisherige Antworten

@claudia und samuel

Liebe Bine,
Mensch, jetzt schau ich hier am Sonntag Abend rein und lese solche Nachrichten. Lass Dich erst mal drücken!
Das tut mir sehr leid, mir fehlen grade etwas die Worte - das ist so plötzlich, hast mir vorgestern noch auf mein Jubelposting wegen der Kur geantwortet...
Was so eine Diagnose, verbunden mit dem Wort "Krebs" bedeutet, kann ich mir gut vorstellen. Aber dann muss man auch gleich schon differenzieren...Krebs ist nämlich wirklich nicht gleich Krebs. Und bei Hodenkrebs sind die Prognosen wirklich ziemlich gut, das hab ich auch gehört. Ein Cousin meines Mann hat ihn seit Jahren, allerdings gibt's kaum Kontakt, so dass ich da nichts Näheres weiß. Außer, dass er keinen schulmedizinischen Weg gegangen ist.
Heute Diagnose und am Dienstag schon OP? Das versteh ich nicht. Ist das so 'dringend'? Ist die Diagnose bereits gesichert? Wollt Ihr evtl. eine 2. Meinung (wobei, die hatte ich auch nicht, denn ich war mir vor einem Jahr sehr sicher, dass der vorgeschlagene Weg gut sein würde und sehe das heute auch noch so).
Falls Ihr noch Infos braucht kann ich Dir ein gutes Forum empfehlen: Krebs-Kompass. Dort gibt's verschiedene Krebsarten und Foren, mit Möglichkeit an Infos zu gelangen und sich mit Betroffenen auszutauschen. Es gibt eben auch ein Hodenkrebs-Forum - hab grade geguckt.
Tja, und dann fragst Du mich, was sich geändert hat bei mir/uns seitdem...die ersten 2 Wochen nach der Diagnose waren am schlimmsten! Ich war zwar einerseits sehr gefasst und auch ganz bald zuversichtlich, aber andererseits war ich die ersten Tage doch auch sehr verkrampft: hab gedacht, jeder Stress, egal welcher Art, jeder negative Gedanke wäre das reinste Gift...hatte einfach große Angst, mein Krebs könnte deshalb streuen (=metastasieren). Außerdem musste ich in diesen ersten Tagen nach der Diagnose allmöglichen Untersuchungen über mich ergehen lassen (Knochenszintigramm, MRT der Brust, Leber-sono, Blutwerte...). Das war Stress für mich und dann noch der selbstgemacht...aber das ist völlig normal. Als ich dann wusste, am Montag beginnt die Chemo (2 Wo nach der Diagnose), war ich wieder entspannt und ab da ging's mir eigentlich gut, wie Du vielleicht mitverfolgt hast.
Paar Tage nach der Diagnose bin ich mit meinem Mann zusammengerasselt, aber wir haben's auf die Reihe gekriegt. Es waren so viele Gefühle...allen voran Angst und Traurigkeit, auch Wut. Aber wir haben immer wieder geredet miteinander, das ist wichtig. Und ich fand das auch nicht schlimm, denn wir sind jetzt 10 Jahre zusammen und kennen uns gut genug.
Mein Mann hat mir unheimlich geholfen im letzten Jahr. Am allermeisten damit, dass er mich immer GANZ NORMAL behandelt. Nie wie eine Kranke (so hab ich mich auch nicht gefühlt...). Es war ein intensives Jahr mit Höhen und Tiefen, wie es sie sonst auch immer wieder mal gibt im Leben. Wir reden immer wieder miteinander, manchmal dauert's eine Weile, weil vielleicht auch keine Muße da ist oder andere Dinge gemacht werden müssen...ich hab mich eigentlich viel um mich selber kümmern können (viel "Kür", wie er es manchmal nennt, wenn dabei andere wichtige Dinge auf der Strecke bleiben...) und bin ihm sehr dankbar dafür. Ich weiß, dass er hinter mir steht, mich liebt, da ist für mich, mich nicht allein lässt. Dieses Gefühl ist sehr wichtig für die Genesung.
Das heißt, wenn Ihr vorher Probleme hattet, dann solltet Ihr das jetzt als Chance sehen! Ja wirklich. Aber lasst Euch Zeit...sei da für Deinen Mann...es ist für den Partner sicher genauso schwer, vielleicht sogar noch schwerer, denk ich mir manchmal. Weil man selbst ja irgendwie aktiv werden kann.
Sei da für ihn, aber lass ihn auch selber machen. Kommt er sich denn jetzt "krank" vor? Ich denke mal, die ersten Tage darf alles sein, nichts ist unmöglich eigentlich. Jede Reaktion ist richtig, nichts falsch.
Ich bin von Anfang an ganz offensiv mit meiner Erkrankung umgegangen, so bin ich aber einfach und empfand es jetzt auch als gut so. Mein Umfeld konnte gut damit umgehen, aber ich hatte auch das große Glück, dass ich während der Chemo z.B. keine großen Beschwerden hatte. Man hat es mir also nicht sofort angesehen, dass ich 'krebskrank' bin...
Du schreibst nicht, wo Dein Mann behandelt werden soll (Uniklinik?), deshalb empfehle ich Euch, nichts überstürzt zu entscheiden. bei Brustkrebs sagt man z.B. immer, es sei kein 'Notfall' und auf 2 Wochen käme es nicht an und doch gibt es immer wieder Frauen, die sich sofort für die OP entscheiden....und hinterher erst diverse Überlegungen anstellen, Infos erhalten usw.
Also, durchatmen und mit klarem, halbwegs klarem Kopf entscheiden. Und fragen, wenn was unklar ist.
Aber vielleicht ist das ja auch alles bereits schon geklärt und es besteht keine Notwendigkeit einer 2. Meinung - die nicht immer hilfreich sein muss, davon abgesehen (was macht man z.B., wenn man 2 konträre Meiningen hat?).
Liebe Bine, ich könnte jetzt noch allerhand schreiben, aber vielleicht meldest Du Dich noch mal.
Krebs ist nicht das Ende! Und man kann auch mit dieser Diagnose leben. Ich würde jetzt nicht soweit gehen, dankbar für meine BK-Diagnose zu sein, nein, das sicher nicht. Aber ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich im letzten Jahr machen durfte. Ich habe mich viel besser, auf eine neue Art kennen gelernt. Und auch andere Menschen.
D.h. nicht, dass ich alles nur noch total bewusst mache - schön wär's! (oder auch nicht, keine Ahnung). Ich bin immer noch zu ungeduldig - aber das Leben geht ja weiter und vielleicht kehrt auch erst mit Abschluss aller Therapien (noch 3x Bestrahlung :-)) die nötige Muße und wieder Ruhe ein, dass ich weiter an mir arbeite. Hab's jedenfalls vor.
Ich wünsche Dir und Deinem Mann viel Kraft und dass Ihr irgendwann mal sagen könnt "Mensch, diese Diagnose hat uns die Augen füreinander wieder geöffnet". Und vor den Kindern würde ich dosiert vorgehen. "Ernste Erkrankung" ja (wenn Chemo, dann erklären, was es bedeutet...starke Medis, mit starken NW, die aber die 'bösen Zellen' im Körper kaputt machen sollen) - aber von "lebensbedrohend" oder "tödlich" würde ich nicht reden - auch wenn es potentiell so ist oder sein könnte.
Die kommen da mit klar.
Alles Liebe!
Claudia

@claudia und samuel

liebe claudia,
puh hast ja ne menge geschrieben,herzlichen dank für deine worte.
nun,an disgnostik sind rö-thx gemacht und tumormarker.postoperativ werden sie dann ct-abdomen machen.
die stimmung meines mannes,ist wohl wie bei dir...trauer ,wut und angst.der gedanke wie es hinterher ist.
heute hat mein mann auch erfahren,dass es an der klinik therapeuten für ca-pat.gibt,die sie begleiten und diese auch nach krankenhausaufenthalt weiter begleiten.da mein mann an der uni arbeitet,wird er dies sicher in anspruch nehmen.er will es auch selbst,wie er heute sagte.
desweiteren stehen wir eng mit unserem hausarzt in verbindung,der uns beide/fam.unterstützt.
ich denke,dass dies für uns eine neue chance ist,auch unsere ehe neu zu überdenken.....nicht alles für selbstverständlich zu halten,neu zu beginnen,alltag anderst und bewusster zu geniessen,die kinder mit anderen zu sehen(mein mann vergisst manchmal das sie erst 5,4,2 jahre alt sind)die zeit zu geniessen mit ihnen ect.p.p.du verstehst.
ich selber muss sicher auch an mir arbeiten,lernen dinge zu sehen die wesentlich sind.
sicher gibt und gab es tage,wo ich dachte....NEIN ich mag nicht mehr.
ich bin ein kämpfer und unterstütze mein mann wo ich nur kann,ich lieb meine familie.
ganz liebe grüsse sabine

Das klingt sehr gut und jetzt muss ich Dir...

auch mal sagen, liebe Bine, dass ich in den letzten Wochen schon ein paar Mal gedacht habe, dass Du Dich etwas verändert hast, und zwar POSITIV verändert.
Dein Schreibstil hat sich auch irgendwie verändert, finde ich. 'Geordneter' möchte ich fast sagen und auch 'sanfter'...so als ob Du bei Dir selbst was geordnet hast (innerlich/äußerlich) und sich das u.a. im Geschriebenen widerspiegelt...
Vielleicht spinn ich mir ja auch was zusammen :-))) aber ich hab das wirklich schon gedacht.
Ich finde es jedenfalls toll, wie Ihr Euch der neuen Lebenssituation stellt und dass Ihr sie sogar als Chance sehen wollt...Aber habt Geduld mit Euch.
Ich wünsch Deinem Mann für morgen alles erdenklich Gute und werde sicher an Euch denken!
Erstmal liebe Grüße!
Claudia

Buchtipp

Liebe Bine,
wie hat Dein Mann die OP heute überstanden?
Mir ist noch was eingefallen, worüber ich neulich mit einer Ärztin geredet habe, deren Schwester und Mutter ebenfalls an BK erkrankt sind. Wir haben uns über die Art unterhalten, wie man sein Schicksal annehmen kann...Da erzählte sie mir von der Biografie von Lance Armstrong, der ja auch an Hodenkrebs erkrankt war. Und in dem Buch gibt's wohl einen Satz, den ich mir gut merken konnte, weil ich ihn ebenso beeindruckend finde:
"mein Haus ist abgebrannt, aber jetzt kann ich den Himmel sehen"
Vielleicht schenkst Du Deinem Mann einfach das Buch, kennst ihn ja und kannst Dir überlegen, ob das was wäre...muss ja nicht jetzt gleich sein.
Ich habe die ersten Bücher auch erst etwa nach 8 Wochen gelesen.
Ohne das Buch von L. Armstrong ("Jede Sekunde zählt") gelesen zu haben, denke ich, dass es sehr lebensbejahend und positiv ist. Ich will es jedenfalls auch mal lesen irgendwann.
Alles Gute!
Claudia
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