Huhu,

als erstes fand ich es mal ganz interessant, mit einem Mann (das ist der Beratungsstellenleiter und macht das seit 20 Jahren, ist selbst seit 2 Jahren geschieden, sollte sich also auskennen) über das Thema zu sprechen. Wir hatten 1 Stunde Zeit, davon habe ich eine 3/4-Stunde aus der Vergangenheit erzählt, ist ja auch wirklich alles nicht so der übliche Ablauf und viel Schlimmes passiert. Dann meine persönlichen positiven Veränderungen seit dem letzten Jahr, dass ich wieder mehr für mich mache und will und dies Josephine natürlich abgeht, denen vorher war ich ja neben meiner Arbeit 100% für sie da. Das war ja meine Befürchtung, dass es daran liegt und ich mich zuwenig um sie kümmere oder so.

Er war aber ganz anderer Ansicht. Er sieht den ganzen Zusammenhang hauptsächlich mit ihrem Vater, der Kontakt fing ja auch Ende letzten Jahres wieder an und er meinte, es ist unter den Bedingung, wie es bei uns abläuft, total hart für Phinchen, ihre eigene Identität zu finden. Als Beispiel: Phinchen rief im Januar bei ihrem Papa an und fragte, ob er mal käme, um mit ihr schwimmen zu gehen oder in einen Indoor. Er "Nein, das möchte ich eigentlich nicht, Tschüß." Und aufgelegt. Heavy, oder?

Er meinte, Kinder sind ein Teil von Mama und von Papa und das wissen und spüren sie auch normalerweise, aber Phinchen kann das ja gar nicht spüren, wenn kein Kontakt da ist. Er hat das schon ganz ganz oft erlebt, dass dann die Kinder so wie verzweifelt eigentlich versuchen, sich so zu verhalten, als wollten sie selbst den fehlenden Elternteil ersetzen. Und so komisch das klingt, ich habe immer gedacht, wenn sie so ausgeflippt ist "Mann, wie ihr Papa" weil der doch auch immer so jähzornig war.

Die beste Lösung wäre natürlich, wenn Josephine regelmäßig Kontakt zu ihrem Papa hat, der Typ meinte auch, er würde es nie verstehen, dass es Väter gibt, die sich so "heraushalten". Man könne einen Vertrag kündigen oder eine Wohnung, aber doch nicht die Beziehung zu seinen Kindern. Aber wie man den Kontakt am besten herstellen könne, wisse er in meiner Situation derzeit auch nicht, zumal ja noch die Tuss da ist, die das auf keinen Fall will.

Ich werde auf jeden Fall ein weiteres Gespräch ausmachen, bis dahin hat er einen Vorschlag gemacht, was ich mal versuchen soll.

Erstens sollen wir, wenn es sich grad so ergibt, mal nach einem Foto von ihrem Papa suchen und sie kann es sich in einem schönen Rahmen in ihre Zimmer stellen. Haben wir auch mit Oma+Opa so gemacht, die sie ja auch nicht so oft sieht, und das Foto mag sie sehr.

Dann, wenn ich in irgendeiner beliebigen Situation merke, dass sie grad was von ihrem Papa hat, Geste, Aussehen oder so, einfach mal liebvoll zu ihr sagen "Mensch, Dein Papa guckt auch immer so, wenn....." oder so was. Ihr das Gefühl geben, sie ist eben auch ein Teil vom Papa und das ist völlig okay so.

Nun ja, kann ich ja mal versuchen, mal gucken, was es bewirkt. Bin noch nicht so ganz sicher, ob es das wirklich ist, irgendwie hätte ich mir auch mehr "Erziehungsratschläge" gewünscht, aber ich guck mir das jetzt mal an, ob das der richtige Ansatz ist. Im Moment ist Phinchen wieder ganz lieb, kann ich also erstmal gelassener sein *gg*

LG
Anja