Mein 11-Jähriger lebt ja jetzt seit dem 15.Januar bei seinem leiblichen Vater 850km entfernt. Ich schreibe ihm jedes Wochenende einen langen Brief oder schicke ihm ein kleines Päckchen und wir telefonieren ab und zu. Er klingt am Telefon meist recht fröhlich, er ist auch ein sehr begeisterungsfähiger Junge der allers Neue immer erst mal ganz toll findet. Auch hat sein Vater deutlich mehr Geld zur Verfügung als ich, und das beeindruckt den Jungen natürlich auch erst mal. Aber was er mir sonst so erzählt, macht mich schon traurig. Da hatten sie neulich z.B. statt Schule einen Ausflug zum Schlittschuhlaufen. ER hatte mir schon vorher am Telefon davon erzählt. Sein Vater hat sich den Termin offenbar nicht notiert und außerdem noch verschlafen. So kam also der Junge ohne Schlittschuhe und Vesper dafür mit Schulranzen zu spät in die Schule. Klassenzimmer abgeschlossen. Die Sekretärin sagte ihm, wo die Busse abfahren und wenn er renne, könne er es noch schaffen. ER rannte und erwischte den Bus noch, leider stasnd sein Name nicht auf der Liste da ihn niemand angemeldet hatte. Letzen Endes durfte er dann doch noch mitfahren da ein Mädchen krank geworden war.
Sein Vater, für den sein Sohn das Wichtigste im Leben ist, reduziert leidernicht seine Arbeitszeit, so dass der Junge mittags irgendwo allein ne Pommes essen geht, danach in den Schülerhort bis der zumacht und dann nach Hause fährt und alleine zuhause rumsitzt bis der Vater abends heimkommt.
Beim letzten Telefonat erzählte er mir, er hätte bei seinem handy meinen Klingelton eingestellt, das würde ihn immer an mich erinnern. Und als er fragte, wann er eigentlich zu uns zu Besuch komme und ich ihm sagte, noch etwa 6 Wochen, da meinte er, "ach, da habe ich ja schon die Hälfte rum"
Ach mensch, ich bin so hin und hergerissen. Es freut mich ja, wenn er fröhlich klingt aber irgendwie in der egoistischen Seite meines Herzens tut es mir auch gut, wenn er uns vermißt, Heimweh hat und sieht, dass bei seinem Vater auch nicht alles toll ist.
Ich glaube, ich würde mich leichter tun, wenn ich wüßte, dass er dort gut betreut und versorgt ist und wenn zwischen dem Vater und mir ein normales Gespräch möglich wäre. So ist loslassen wirklich sehr schwierig.....
Eine Blume für jede, die meinen Gefühlsausbruch bis hierher durchgepflügt hat