auch die längste reha.
am dienstag muss ich wieder nach hause. ich schreibe "muss", weil ich nicht das gefühl habe, jetzt neu gestärkt alles angehen zu können.
die letzten 7 wochen waren für mich 7 wochen im schleudergang. ein wunsch ist allerdings in erfüllung gegangen: ich fühle wieder was. nur leider hätte ich gerne glück, freude, zufriedenheit gespürt, stattdessen ist es unendliche traurigkeit und wut. ich glaube, ich habe noch nie in meinem leben so viele tränen vergossen wie in den letzten wochen und tagen. man sollte halt doch vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht.
ich tu mich unheimlich schwer mit dem gedanken, wieder in meinen alltag zurück zu müssen, so sehr mir die kinder auch fehlen. leider hat sich die beziehung zu meinem mann in den letzten wochen eher zum schlechteren entwickelt und ich fürchte, da stehen über kurz oder lang sehr energiezehrende phasen mit ungewissem ende an. alleine der gedanke daran lässt mich fast mein frühstück in der schüssel zurücklassen. leider komme ich aber nicht drumrum, mich dem zu stellen.
zum glück habe ich von hier aus schon einen ambulanten therapieplatz in der nähe meiner heimatstadt ergattert. am 29.7. habe ich das erste gespräch und hoffe einfach ganz stark darauf, dass ich mit der frau zurechtkomme. es gibt leider wenige therapeuten in meiner gegend, die nach dem verfahren arbeiten, nach dem meine therapeutin hier gearbeitet hat und dann sind es, dumm für mich, überwiegend männer. ich brauch für mich aber eine weibliche therapeutin.
von meiner hiesigen bezugstherapeutin habe ich mich gestern verabschieden müssen. ich bin ihr so unendlich dankbar, wie sie sich für mich eingesetzt und nie die geduld verloren hat. am liebsten würde ich sie mit nach hause nehmen. wir haben noch einmal lange geredet und sie hat mir viel mit auf den weg gegeben. das schönste für mich war ihr angebot, dass ich sie jederzeit anrufen kann, wenn ich gar nicht mehr weiter komme. ich glaube zwar nicht, dass ich das in anspruch nehmen würde, aber alleine zu wissen, dass sie da wäre, hilft ne menge.
in den letzten tagen hier habe ich aber auch noch ein paar nette menschen kennenlernen dürfen. eine mitpatientin, mit der ich mich sofort verstanden habe, zieht in ein paar wochen in einen ort nur ca. 15 km weg von mir und wir werden auf jeden fall kontakt halten.
am dienstag ist dann noch ein mann angereist, den ich wohl als "meinen seelenverwandten" bezeichnen kann. nein, kein kurschatten, er ist sowas von homo :-). aber s. und ich haben uns gesehen, angegrinst und verstanden. ständig rutschen uns gleichzeitig die gleichen bemerkungen raus, manchmal fast schon gespenstisch. nach 2 tagen lachen über die vergeblichen baggerversuche einer mitpatientin bei ihm, haben wir gestern so offensichtlich über seine sexuelle neigung geblödelt, dass sogar sie kapiert hat, dass sie aufgeben kann..... ein köstlicher augenblick, als man gesehen hat, wie der groschen fiel. morgen fahren wir zusammen nach colmar. leider lebt s. rund 400 km weit weg, das heißt, dass es eher schwer sein wird, kontakt zu halten. so einen freund würde ich mir in der nähe wünschen, es ist so schön mal wieder unbeschwert quatsch machen zu können.
für zuhause habe ich mir vorgenommen, endlich wieder dinge zu tun, die mir gut tun. ich wusste vor der zeit hier ja gar nicht mehr, was mir gut tut. sport und musik sind es auf jeden fall. ich werde wieder zum yoga gehen. außerdem werde ich mir einen chor suchen und wieder singen.
ich muss es nur schaffen, mich nicht wieder von der stimmung zuhause so runterziehen zu lassen, dass nix mehr geht. aber das wird hoffentlich mit hilfe der ambulanten therapie klappen.
was mich auch sehr nachdenklich gemacht hat ist die diskrepanz zwischen dem, wie meine therapeutinnen hier mich wahrgenommen haben und was ich zuhause zurückgespiegelt bekomme. die aussagen meiner therapeuten (sport, psycho einzeln und psycho gruppe): sympathisch, offen, interessant, intelligent (*g*), jemand mit dem man sich gerne unterhält.... zuhause: es ist nie genug was du tust, nimm dich nicht immer so wichtig, du tust immer so, als ob die welt sich um dich drehen müsste.
da ist mir bewusst geworden, was in den letzten jahren aus mir geworden ist :-(
wie ihr vermutlich aus dem posting schon erkennen könnt, meine laune wexelt teilweise fast sekündlich zwischen abgrundtiefer traurigkeit und grenzenlosem optimismus hin und her. sehr anstrengend, zumal ich noch kein mittel gefunden habe, die ausschläge nach oben und unten irgendwie zu "regulieren".
sorry, ich musste meine gedanken irgendwie zusammenbekommen... ihr könnt das posting einfach ignorieren.
lg
urmely