Tja, gestern durfte ich dann zum Gespräch in der Schule antanzen.
Tobias ist wohl ziemlich unbequem, unangenehm.
Seine Arbeitsblätter o.ä. bearbeitet er nicht, sitzt nur rum und vertrödelt die Zeit, guckt Löcher in die Luft, stöhnt, gähnt, ärgert seine Mitschüler, liegt mehr am Tisch als dass er sitzt, usw. Wird er aufgefordert seine Unterlagen zu bearbeiten, beschimpft er die Lehrerinnen (sind ja mehrere durch die unbefriedigende Vertretungs-Lösung) auf das übelste. Mir wurde nur ein Ausschnitt dessen präsentiert, was das Kind so von sich geben muss, und mir wurde schlecht. Echt!! Wenn man ihm sagte, "dann rede ich mit deiner Mutter", kam von ihm "dann mach ich es erst recht nicht, was meine Mama sagt mache ich noch viel weniger, meine Mama ist *****wüste Beschimpfungen"
Ich wusste nicht, dass er solche Ausdrücke kennt! Keine Ahnung, woher, hier fällt sowas nicht.
Tobias kennt keine Grenzen, weder im Sinne von Regeln die einzuhalten sind, noch körperliche, er piekst seine Nachbarn ständig, oder schlägt sie.... Er hat auch beim Schreiben Probleme, die Buchstaben zwischen die Linien zu kriegen, oder Abstände zwischen zwei Wörtern zu lassen (Wahrnehmungsstörung??????)
Da man mich in der Schule durch Elternarbeit ja auch kennt, und mir eigentlich keinen solchen Umgangston zutraut, wurde jetzt überlegt woran es so liegen kann....
Zu Hause erlebe ich ihn aber anders. Klar geraten wir mal aneinander, und das kostet mich auch manchmal Kraft... aber ich halte das alles für völlig normal.
Also, klar, Verlustängste hat er. Dass er nicht nur meine Schwester und meine Eltern durch den abgebrochenen Kontakt verloren hat, dann noch der Tod meines Schwiegervaters... das ganz letzte Jahr war schlimm, für uns Erwachsene, und die Kinder kriegen das ja auch mit, und hadern damit. Hab ich da mal geschildert, was da so abgegangen ist, jetzt tut er sich natürlich auch schwer, weil keine feste Bezugsperson in der klasse ist, die Lehrerin aus der ersten Klasse hat er geliebt, also auch da Verlust. Insgesamt ist wenig hier, worauf er sich verlassen kann, Klavierlehrer hat gewechselt, suchen neuen Schwimmverein.... nix hat Bestand. Ich konnte da bei den Lehrern zumindest etwas Verständnis für seine Situation schaffen.
Diese Beschimpfungen, die er so von sich gibt haben mich aber schon schockiert... hier sagt er mir ständig, wie lieb er mich hat, ich sei die beste Mama usw... jeden Tag! Er sucht meine Nähe, kuschelt, was sonst nicht so sein Ding ist... Er hat hier ein paar Aufgaben, muss auch schon mal dran erinnert werden... er ist erst 7! Aber im Grunde macht er das... nach dem Vogel sieht er zuverlässig und gerne.
Von der Konzentration her hat er zu Hause keine Schwierigkeiten ein Sudoku zu lösen, oder ein Buch der Stufe 3 zu lesen, er übt auch ausdauernd Klavier... liegt es vielleicht daran, dass ihm die Sachen in der Schule zu "einfach" sind? Bilder auszumalen fordert ihn halt nicht unbedingt... überhaupt malt er nicht viel, er hatte eine verzögerte Malentwicklung, daher ein Jahr Ergotherapie gemacht, weil Verstand sehr weit, Motorik zurück, das kann zu Frust führren, wenn er das was er denkt nicht zu Papier bringen kann.Und wie wichtig Schreibübungen für die Handschrift sind mag ihm nicht klar sein. Vom Verständnis fehlt es nämlich auch nach Einschätzung der Lehrer nicht, mündlich arbeitet er toll mit, ist eigentlich gut, verbaut sich halt nur alles durch schlechte sozielverhalten... ich denke da so in Richtung Hochbegabung....
Nach den Herbstferien kommt ja endlich die neue Klassenlehrerin. Die bleibt dann bis zur 4. Klasse. Ich hoffe, dass Tobias sich in den 2 Wochen Ferien irgendwie berappelt, und es sich mit der Frau nicht direkt durch wüste Beschimpfungen verdirbt... seufz.... ich kann halt nicht viel machen, bin ja nicht dabei, und wenn ich dann was erfahre, liegen die Ereignisse schon Tage oder länger zurück... blöd!!
Vielleicht habt Ihr ja ne Idee...
lg C.