Hallo!

Gibt es denn einen aktuellen Grund, dass Du jetzt Schuldgefühle hast? Also, ist das Verhältnis zu Deinem Sohn jetzt nich so, wie Du es gerne hättest?

Ich kann Dich schon gut verstehen. Ich lag während meiner zweiten Schwangerschaft sehr lange in der Uni-Klinik und schlussendlich auch einige Wochen auf der Intensivstation. Unsere Tochter kam 11 Wochen zu früh und lag nach der Geburt noch 3 Monate auf der Frühchenstation. Diese Zeit war für unseren damals 2,5 jährigen Sohn auch sehr schwer.

Klar hatte ich damals auch ein sehr schlechtes Gewissen. Aber rückblickend kann ich nur sagen. Geschwister sind ein Geschenk. Mal ist der Preis etwas hoch... mal weniger. Im Leben läuft es nunmal nicht immer nach Wunsch und damit müssen manchmal auch kleine Kinder schon klar kommen. Und das tun sie auch. Allerdings sollte man daraus auch nur ein Thema machen, wenn die Kinder es einfordern.

Wenn jetzt bei Euch alles ok ist, hast Du keinen Grund für ein schlechtes Gewissen.

Hallo Kerstin,

ersten lieben Dank für deine Antwort. 

Einen konkreten Grund für meine Schuldgefühle gibt es nicht. Mein Sohn war schon als Kleinkind sehr selbstbewusst und absolut kein Schmusekind, mir fehlt bei ihm schon immer einen "Augleich" durch körperlicher Nähe. Ich kann ihn zwar immer wieder zu mir holen und sagen, dass nun Kuschelstunde ist, aber das hält er nie wirklich lange aus! (Allerdings nicht nur mit mir). Er ist trotzdem sehr sensibel und macht sich immer Gedanken um Themen, die ich eigentlich älteren Kindern zumute. Er hat in letzten ZEit einen ausgeprägten Sinn fürs Motzen entwickelt, nicht scheint ihm auf Anhieb Spaß und Freude zu bereiten (wir können ihn dann doch immer umstimmen). Die ersten 2 Ferienwochen hatten wir viel Programm eingeplant (Freunde, Wandern, Sportwoche), an dem er mit Begeisterung teilgenommen hat. Nach den 2 Wochen hat er aber Herpes im Gesicht bekommen, wie letzten Winter auch, und ich nehme natürlich dafür die Schuld auf mich (seelische Belastung, Unzufriedenheit etc...).

Vielleicht gehören all diese Dinge zur normalen Entwicklung eines Kindes. Der Schulanfang war bestimmt nicht immer ein Zuckerschlecken, aber jede Art von schlechtem Gefühl, das er seitdem ausdrückt oder seine Gesundheit lösen bei mir sofort das Schuldgefühl aus, ob ich nicht zu streng zu ihm war oder immer noch bin.

Liebe Grüße

Leia

Ich kenne Euch ja nicht und kann nur vermuten.

Viele Dinge sind einfach wie sie sind. Oft ist es am besten, man akzeptiert es und macht sich nicht immer sooo einen Kopf. Ich neige ja auch dazu, daher erlaube ich mir, dir das zu sagen

Unsere Hundetrainerin gab mir diese Woche einen guten Tipp (wir haben eine Hündin aus dem Tierschutz aus Rumänien übernommen und ich hab ständig im Kopf, was der arme Hund wohl schon alles durchmachen musste und nun soll sie es doch endlich, endlich richtig gut haben und und und und und...). Sie sagte, ich solle mir nicht ständig Gedanken machen, warum und weshalb Betty so oder so ist. Ich soll sie einfach behandeln, wie einen normalen Hund! Denn das wäre sie nämlich . Und sie hat recht! Ich (und mein Mann ist noch viel, viel schlimmer als ich, dabei wollte der gar keinen Hund) betüddel den armen Hund und packe sie in Watte. Seitdem wir einfach mehr fordern, merken wir tatsächlich, wie gut ihr das tut. Jetzt muss sie schwimmen, ob sie will oder nicht. Und obwohl das immer noch ein großes Fiasko ist, danach ist der Hund wie ausgewechselt und ist fröhlich wie vorher noch nie!

So, das wolltest Du alles ja gar nicht wissen. Ich wollte ja auch nur sagen, nimm die Eigenarten Deines Kindes einfach an und überlege nicht so viel, warum er ist, wie er ist. Er ist eben so und das ist doch auch prima! Dein Kind ist ganz sicher glücklich und absolut "normal".

ich weiß, es ist nicht einfach, aber ich denke, du solltest das einfach auf sich beruhen lassen. schuldgefühle hin oder her, du kannst die zeit nicht zurückdrehen und nix ändern. ich glaube auch nicht, dass du mit etwas, das du jetzt tust, an der vergangenheit etwas ändern kannst.

genieße deinen großen so wie er ist. aus deiner beschreibung scheint er ein sehr autonomes kind zu sein, das ist doch schön!

wir verbauen uns so viele schöne momente im leben dadurch, dass wir uns immer gedanken machen, was wir hätten anders/besser machen können.

lg

urmely

Hallo urmely,

danke für deine Antwort!

Ich weiss, man sollte den Tag leben und nicht in der Vergangenheit rumstochern, aber es fällt mir nicht leicht und besonders, wenn es ihm aus irgeneinen Grund nicht gut geht, führe ich es auf mich zurück. 

Ich werde versuchen eure Worte für mich zu nutzen und das was passiert ist einfach passiert sein lassen. 

Perfektion gibt es nicht, oder?

Liebste Grüße

leia

grade im zusammenleben mit kindern gibt es nicht ansatzweise perfektion. ich glaube, man muss einfach versuchen ehrlich zu sich und den kindern zu sein.

lg

urmely

Das stimmt! Ehrlich und authentisch sollte man sein. In diese Richtung geht auch mein Bemühen und ich werde mir dies immer ans Herz legen. 

Danke urmely