Hallo Ihr Lieben,

ich wollte noch kurz vom heutigen Tag berichten:

Ich habe Alex heute dann doch selber zur Klinik gebracht nach einem nervenaufreibenden Abend und noch schlimmeren Morgen. Er hat getobt und wollte partout noch einen Versuch auf eigene Faust unternehmen. Heute Morgen ist er dann sogar gegen meinen Willen einfach abgehauen und hat es in die Nähe der Schule geschafft bevor er dann wieder umgekehrt ist. Das konnte ich meinen Eltern nicht zumuten.

Immer wieder kam diese Panik vor der Klinik und davor was man dort wohl sagt wenn er schon wieder aufgenommen wird. Ich weiß, dass da nicht jeder meiner Meinung ist, aber ich halte es schon für wichtig, dass Alex lernt, diese Situationen, die unangenehm sind, auszuhalten und daran zu wachsen. Man kann nur Selbstwertgefühl aufbauen, wenn man solche Erfolgserlebnisse auch hat und genau so war es dann auch. Jetzt am Abend war er recht ausgeglichen beim Abholen und sagte, dass es zwar blöd war, aber als er die Fragen der anderen beantwortet hatte, war es ok.

So soll es ja auch sein, wenn er wieder auf seine Mitschüler trifft. Ich glaube schon, dass er an diesen Situationen wachsen kann und muss, denn es wird immer wieder vorkommen im Leben. Die Fluchttendezen waren bei seiner Einweisung ja noch schlimmer und auch in der Familie hatte er immer Angst vor Familientreffen und SItuationen, wo er fremd war. Das haben wir durch die Konfrontation mit eben diesen Situationen aber ganz gut in den Griff bekommen. Nun gilt es, ihn in diesen Situationen mit Gleichaltrigen zu stärken.

Ich habe heute früh auch mal ein gutes Beispiel für ihn abgegeben und der Therapeutin deutlich meine Meinung gesagt. Es war natürlich jemand für den Kontakt zur Heimatschule zuständig, der nicht auf der Station direkt arbeitet und ansprechbar gewesen wäre, aber man wird das jetzt weiterleiten und es war wohl ein extrem blödes Versehen, das nicht hätte passieren dürfen. Insgesamt habe ich klar gemacht, dass so ein Chaos für Alex und auch uns Angehörige nicht mehr vorkommen darf und sie haben dann mit Alex zusammen einen Plan entwickelt.

Morgen darf Alex nach dem Verlassen des Hauses versuchen, zu seiner Heimatschule zu gehen, aber wenn es nicht klappt, er sich nicht wohlfühlt o.ä. darf er sofort zur Klinik gehen bzw. auch zwischendurch nach einzelnen Schulstunden. Falls es morgen aber wieder nicht klappt, geht er definitiv wieder dort zur Schule und über den Kontakt zu Lehrern und Mitschülern soll dann eine Wiedereingliederung erfolgen.

So, nach den vielen Gesprächen und den Erfolgserlebissen beim Kickern auf der Station sitzt Alex nun auch ganz ruhig hier und ist wieder ausgeglichen. Bin mal gespannt, welche Variante morgen eintritt und ob er in der Klinik oder in der Schule landet. Jedenfalls weiß ich, dass er in der Klinik den Betreuern so weit vertraut, dass er dort hingeht, wenn es nicht klappt.