Hallo zusammen,
ich bin "neu" hier in dem Bereich, war vorher in 2 ET-Forum aktiv und nun schon länger nicht mehr. Ich kann euch gleich vorwahnen, es wird kein kurzer Text .
Das wichtigste von mir zu erst: Ich bin 32 Jahre und komme aus Oberbayern. Mit unserem ersten Wunschkind war ich 2012 schwanger. Leider verstarb unser Sohn Lukas in der 24. SSW im Januar 2013 nach Präeklampsie und Plazentainsuffienz. Im Herbst 2013 wurde ich wieder schwanger und wir wurden im Juni 2014 mit unserer 1. Tochter Lara belohnt. Fast genau auf den Tag 2 Jahre später, Juni 2016, bekamen wir unsere 2. Tochter Lisa, wieder ein absolutes Wunschkind. Anfang Januar 2017 dann die große Überraschung, wieder schwanger, dieses Mal nicht so geplant. Unser Sohn Lorenz wurde am 31.08.2017 geboren (Abstand zur Mittleren nur 14 1/2 Monate) . Er ist auch der Hauptgrund warum ich hier schreibe, bräuchte euren Rat und evtl. habt ihr ja Ideen.
Ich muss sagen, es war von Anfang an schwierig. Ich wollte eigentlich immer zwei Kinder, mein Mann eher drei. Bei beiden war aber der Wunsch nach einem Jungen groß, so hätte ich wahrscheinlich nach einem größeren Altersunterschied doch ein drittes nachgelegt. Es kommt manchmal anders als man denkt, und so war ich heuer im Januar doch relativ geschockt, dass sich Kind Nr. 4 einfach so eingeschlichen hat. Ich muss gestehen, ich wollte es erst nicht war haben und hab auch unter Tränen meinem Mann davon erzählt. Ich wusste nicht wie es so knapp aufeinander gehen sollte, wie wir es finanziell und platztechnisch lösen sollen usw. Ich sprach auch den Gedanken Abtreibung aus, aber tief im Inneren weiß ich, ich hätte das nie gekonnt, war doch die Hoffnung groß, dass es der erhoffter Junge werden kann. Mein Mann war von Anfang an für das Kind. Ich war glaub ich psychisch schon sehr labil zuvor, doch nun wurde es mir schon in der Schwangerschaft einfach zuviel. Immer wieder kreisten die Gedanken in die Zukunft und ich lag nächtelang einige Stunden wach. Ca. ab der 20. SSW habe ich mit Gesprächen bei der Hebamme begonnen, sie hat mir für meine Ängste und Sorgen Globulis gegeben. Mit denen wurde es teils besser, aber ich bin schon immer sehr verschlossen und kann auch meinem Mann nie meine größten Sorgen und Probleme offen erzählen, wenn erst nach großer Überwindung. Auch gegenüber anderen halte ich eher den Mund, als meine Meinung offen auszusprechen. So ging es mir also viele Wochen mal schlechter, mal besser, aber überwiegend habe ich viel geweint. Dachte das es eher Hormonbedingt sein könnte. Ja näher die Geburt kam umso unsicherer wurde ich. Hab erst spät mit den Vorbereitungen fürs Kind angefangen, die Zeit mit Bauch genoss ich nicht so sehr wie bei den anderen Schwangerschaften. Vielleicht kommt mir das aber auch nur so vor, da die 4. Schwangerschaft doch eher im Hintergrund läuft, wenn man eh schon mit 2 Kindern gefordert ist. Ab Ende Juni war ich ständig am weinen und ich war sehr gereizt und leicht zu stressen. Für die Geburt war nach 2 Kaiserschnitten (bei den Mädels) klar, dass es wieder ein KS sein muss, es war also der Termin fest geplant. Die OP selber verlief sehr gut und wir waren nicht so aufgeregt wie bei den anderen Geburten, war ja eher schon Routine. Wir waren glücklich unseren Sohn im Arm zu halten und es klappte die ersten Wochen erstaunlich gut. 11 Tage nach der Geburt fing meine große Tochter mit dem Kindergarten an, sie wird bisher immer noch überwiegend von meinem Mann hingebracht und abgeholt, es ist bei mir einfach noch nicht möglich, dass ich es organisatorisch hinbekomme. Als Lorenz 3 Wochen alt war begann er plötzlich ungewohnt viel zu schreien und hatte Blähungen. Laut meiner Hebamme kommt das bei KS-Kindern oft erst verspätet und er hat die Geburt sozusagen noch nicht verdaut und der Darm ist noch nicht richtig ausgereift. Wir waren 2 mal beim Osteopathen, er stellte keine richtig großen Ungereimtheiten fest. Ziemlich zur gleichen Zeit war ich mit ihm beim Heilpraktiker, da sich auch seine Haut stark veränderte. Er hatte zuerst die übliche Babyakne, die sich aber zu einer Veränderung an Augenbrauen und Ohren entwickelte, vom Aussehen fast wie Milchschorf, teils entzündet. Diagnose des Heilpraktikers: bezüglich des schreiens Angstattacken (auf Grund meines Schocks bei Feststellung der Schwangerschaft, die schlechte Zeit während der Schwangerschaft und Heuschnupfenallergie in meiner Jugend). Die schlechte Haut kommt auch von seiner Angst, weil sich das alles von innen nach außen zeigt. Nach mehrmaliger Globuligabe (2 verschiedene Mittel) stellte sich eine leichte Besserung ein. Ein weiterer Besuch bei diesem HP wird es wohl aber nicht mehr werden, da ich den Fehler gemacht habe und einen nahm mit 30 Minuten Fahrzeit einfach (Empfehlung meiner Hebamme). Die ganze Zeit über war natürlich auch meine Hebamme für mich da und ich konnte ihr oft mein Herz ausschütten. Als ich aber jedes Mal in Tränen ausbrach und es mir immer schlechter ging äußerte sie Ende September das erste Mal den Verdacht Wochenbettdepression. Nach einem auf und ab bekam ich Mitte Oktober eine Thrombose im Bein (meine erste Thrombose hatte ich nach der Fehlgeburt im Feb. 2013) und nach einem Gespräch mit meinem Hausarzt gleich für die Woche darauf einen Termin beim Psychiater. Nach 2 Sitzungen bei diesem, stellte er keine Diagnose für eine Wochenbettdepression, jediglich eine Anpassungsstörung ohne weiteren Behandlungsbedarf. Sollte mich nur mehr Entspannen, Zeit für mich nehmen und meine Ansprüche was alles zu machen ist herunter schrauben (Haushalt, bestimmte Vorstellungen von Aktivitäten mit den großen Kindern usw.). Ich muss sagen, die Gespräche halfen mir vorerst. Mein Mann wurde nun auch hellhöriger und als das alles besser ausgesprochen wurde, ging es mir eigentlich gut. Meine Mama unterstützte mich noch mehr wie vorher schon, die 2 Mädels wurden mir viel abgenommen. Doch es war natürlich nicht so einfach, und schon nach kurzer Zeit war ich wieder extrem genervt, nur unter Stress und Anspannung. Ende November stellte der Psychiater doch die Diagnose Depression und ich nahm nach reiflicher Überlegung seine verordneten Tabletten. Ich durfte weiter stillen und sollte mich so gut wie möglich zurück halten aus allem. Mein schlechter Zustand überträgt sich nämlich auf Lorenz, er merkt natürlich wenn es mir nicht gut geht und reagiert dementsprechend mit schreien und oft dauerstillen. Damit ich mehr raus kann haben wir ab September das Füttern mit der Flasche (Pre-Nahrung) versucht. Das stillen war für mich leider nie so einfach und ich habe wohl nur durch gutes Zureden der Hebamme so lange weiter gestillt. Jetzt habe ich im Moment keine andere Wahl, denn Lorenz verweigert strickt die Flasche und er nimmt auch keine Schnuller. Dadurch bin ich immer angespannt, wenn ich doch mal Termine ohne ihn war nehme oder einfach mal alleine einkaufen gehen will, denn ich weiß ja wie er gleich schreit und sich nicht mehr beruhigen lässt, außer an der Brust. Das schreien ist im Moment eins meiner größten Probleme. Wir waren natürlich sehr verwöhnt von den Mädels, die nach dem aufwachen nie sofort geweint haben, ab der 10. Wochen durchgeschlafen haben, bei beiden habe ich mit 7. Wochen relativ einfach abgestillt. Was ich nun schon alles bei Lorenz versucht habe schildere ich kurz:
- Heilbad. Nach einem Bad (entweder ihn allein oder auch mal zusammen mit ihm) mit Lorenz Haut an Haut kuscheln und ihm meine Gedanken mitteilen. Einfach alles erzählen ab der Empfängnis, Geburt und die Zeit danach-
- überhaupt öfter mit ihm reden, ihm erklären warum ich möchte, dass er die Flasche und den Schnuller nimmt
- ihn erzählen lassen. D.h. ihn fest im Arm halten, aber einfach mal ausweinen lassen ohne ihn nicht ständig versuchen wollen zu beruhigen, dabei mit ihm reden und ruhig bleiben. Das muss ich sagen, mach ich seit einiger Zeit nicht mehr, denn ich bring es einfach nicht übers Herz ihn so lange weinen zu sehen, ich bin auch nervlich nicht im Stande dazu, außerdem muss man sich hierzu bewusste Zeit nehmen, am besten allein sein.
Lorenz schreit also nach jedem aufwachen ziemlich aggressiv, oft habe ich das Gefühl er würde sogar noch weiter schlafen wollen, da er die Augen geschlossen hat, nur sich nicht mehr beruhigen kann ohne meine Brust. Er schläft tagsüber eigentlich schon noch ziemlich viel, ich lege ihn soweit es geht in den Nebenraum wo er ungestört schlafen kann. Spazieren gehe ich höchst selten, denn es kommt entweder sein schreien oder Hunger dazwischen, oder es geht von den Mädels her gerade nicht. Wahrscheinlich liegt es auch an mir, dass ich einfach Überfordert bin und mich lieber zu Hause zurück ziehe. Einkaufen fahre ich allerhöchstens mit 2 Kindern gleichzeitig, mit allen geht es nur mit Mann zu zusammen. Das muss aber auch nicht sein, ich wäre sogar viel lieber allein unterwegs. Zeit für mich habe ich im Moment nur während des Rückbildungskurses und meine Hebamme hat kürzlich eine Zusatzausbildung für Massage gemacht. Da darf ich Versuchsobjekt spielen und ich habe dadurch eine weitere Stunde alle 2 Wochen. Die Zeit alleine, ist mir aber auf Dauer zu wenig. Viel zu lange schon, habe ich meine Ansprüche zurück gestellt, habe verlernt auf mich zu schauen und komme nun vor lauter Sachen "To-do" auf keinen grünen Zweig mehr. Ich weiß ich brauch Hilfe, das mit dem reden mit meinem Mann fällt mir jetzt etwas leichter, meine Stimmung ist zeitweise recht gut, aber es gibt auch Stunden wo ich einfach fertig bin, das schlaucht extrem. Vor 2 Wochen hatte ich meinen ersten Milchstau, ein weiterer kleiner war vor ein paar Tagen. Ich habe das Gefühl, es kommen immer mehr Probleme und wir nehmen alles mit was es so gibt.
So nun ist glaub ich alles mal notiert, was mich so bewegt. Vielleicht hat die eine oder andere schon mal ähnliche Probleme. Was kann ich bezüglich des weinens von Lorenz machen, wie klappt das mit der Flasche (über kurz oder lang möchte ich nämlich nicht mehr stillen), wie kann ich mir Besserung verschaffen. Es tat gut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben, entschuldigt das es so lange geworden ist.
Ich wünsche euch schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Sabine