Huhu,
hab gerade mal eine ruhige Minute und wollte euch den Stand der Dinge mal wieder mitteilen.Ich hatte am Freitag ein Gespräch mit der Therapeutin und Alex hat sich in der Klinik nun als tagesklinischer Patient endlich eingewöhnt, auch wenn er zu Hause immer nur darauf schimpft und um jede Minute feilschen will. Mit der Therapeutin kommt er scheinbar gut zurecht, aber diese beiden Seiten, die in ihm stecken (vor allem die Seite als Kleinkind) ist schon sehr stark ausgeprägt und eine Therapie kann insgesamt wohl Jahre dauern... Sie kann mir auch nicht versprechen, dass die tagesklinische/ stationäre Therapie erfolgreich in dem Sinne sein wird, dass er deutlich weniger Verlustängste hat und nicht mehr so extrem frühkindlich ist in belastenden Situationen. Ich werde ein Stück weit lernen müssen damit zu leben, dass ich ein 3jähriges und dazu ein 4jähriges Kind habe anstatt einen 12jährigen... Das Nachreifen ist ein langwieriger Prozess und mir ist auch noch nicht ganz klar wie ich mich richtig verhalte, denn generell kann ich das kleinkindhafte Verhalten von ALexander schlecht kommentarlos hinnehmen wenn es zu extrem ist. Als ich gestern Abend weg war auf einem Ehemaligentreffen und nach Mitternacht zurückkam, hatte er nicht nur 2x bei mir angerufen, sondern lag wach bei offenen Türen und schrie hysterisch auf als er unten Geräusche hörte. Er kam dann völlig verstört die Treppe runter und lutschte an seinem Daumen. Das ist das regressive Verhalten, das den Alltag hier manchmal so schwer macht. Er sieht aus wie 12, aber sobald er leicht unter Stress steht, fällt er zurück in frühkindliche Muster und reagiert auch komplett trotzig so wie es der Kleine mit 3 gerade macht.
Naja, die Therapie wird sicher noch Erfolge zeigen und am Ende wird bei ihm, anders als bei den anderen Kindern als "Belastungsprobe" noch ein 2wöchiger stationärer Aufenthalt stehen um zu sehen ob er die Trennung von mir verkraftet. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg denke ich.
Ansonsten läuft es hier ganz gut und es ist so viel Leben im Haus wie lange nicht mehr bzw. sind wir auch oft woanders. Daher komme ich auch kaum zum Schreiben und bin generell sehr wenig am PC. Heute war wieder Alex' Tante da und mein Großer hat Alex und seiner Tante ein wirklich lustiges Kartenspiel (Munchkin) beigebracht, mit dem sie fast 4h verbracht haben! In dieser zeit konnte ich mich dann auch ein bisschen um Aaron und um den haushalt kümmern, so dass ich nicht wieder eine Nachtschicht einlegen muss. Zwischendurch hab ich auch immer wieder dabei gesessen und mein Großer echt total in seinem Element! Auch Alex hatte sehr viel Spaß und wir wollen das nun häufiger so machen am Sonntagnachmittag.
Die Therapeutin hat am Freitag auch mein eigenes Therapieprogramm angesprochen und mir "Freizeit" verordnet damit ich die nervliche Belastung mit Alex auch aushalten kann. Hab auch prompt am selben Tag einen Nachmittag im Fitnessstudio verbracht. Zum Glück hab ich jemanden mit dem ich nun 1-2x pro Woche gehen kann und wir haben wirklich viel Spaß, so dass die Motivation hoffentlich bleibt.
So, nun muss ich noch ein bisschen für die Arbeit machen, es kommen 2-3 stressige Wochen bis zu den Zeugnissen. Ich wünsche euch eine schöne Woche!