Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Ich fang mal vorn an. Ist ja eh nicht soviel hier los, da kann ich mir ja etwas Raum nehmen.
Heute Morgen 8.50 h... klingelelingeling! "Hallo Kerstin, ich bins, Siggi!" Mir schwante Böses, denn ich wollte gerade los fahren, ihn abzuholen. "Mir ist mein Nagel abgebrochen, ich flitz mal eben noch zur Maniküre!" Man bedenke, was mir da durch den Kopf schoß. Der Mann war bis vor einigen Jahren obdachlos und muss vor seinem großen Auftritt noch schnell zur Maniküre!! Ok, er hat künstliche Nägel fürs Gitarrespielen, aber es tönte trotzdem ziemlich abgefahren in meinen nervösen Gehörgängen.
Ich fahre also etwas später los und stehe natürlich vor verschlossener Tür. Mein Auto schüttelte sich heute Morgen auch wieder von einem Aus ins Nächsten. Irgendwann hatte ich Siggi im Auto und er erzählt mir die genauen Umstände seinen Nagelverlustes. Nur soviel: sehr unapettitlich.
Mit dem Parken war dann GSD kein Problem, ich konnte auf den Schulhof fahren und bin einfach nicht wieder weggefahren. Immerhin hab ich immer noch tierische Schmerzen.
Drinnen fing Siggi gleich an den Mordsverstärker aufzubauen, sich mit der Organisatorin zu zanken (war aber nicht schlimm, nur hatten die irgendwie unterschiedliche Vorstellungen, ob der Verstärker nun anbleiben kann oder nicht). Nach und nach kamen die anderen Leser, die Band probte ohrenbetäubend. Um 10 h konnten wir mit den Mikroproben anfangen. Suuuuper! Der Schnüffel musste bis an die Lippen. Wäre ja alles kein Problem gewesen, wenn jeder sein eigenes Mikro gehabt hätte. Ich allerdings würgte bei dem Gedanken, dass ich meine Lippen auf das Mikro drücken sollte, an dem vorher Siggi, Konrad und Jürgen genuckelt hatten. Danach gingen wir in den Keller zum Warmsprechen.
Pünktlich um 11 h ging es los, Reden, Reden und nochmals Reden. Kleine Protestzwischenrufe eines grünbeschalten Bekloppten, der die Sparzwänge der Stadt bemotzen musste. Nochmals die Band und ein paar Reden. Dann waren wir dran.
Wir taten uns alle mit dem Mikro schwer, weil wir unsere Texte nicht ordentlich halten konnten (da war ja der Ständer von diesem Sch... Mikrophon), dann den Schnüffel an den Lippen, was wiederum irritierte, weil man ihn ja spürte, aber nicht sah (wenigstens nicht unterhalb der Brillengläser).
Zuerst Andreas, gekonnt lässig wie immer. Dann Konrad mit einem total abstrusen Text (lustig! der Sparkassen-Förder-Mensch hörte etwas, was er gar nicht verstand und man sah im das Grübeln sooooo sehr an *ggg*), dann Jürgen mit einer Kurzlyrik. Danach kam Margaretes Gute-Nacht-Geschichte *schnarch*. Siggi war dann der nächste. Mittlerweile wurde soviel am Mikro gefummelt, dass die Schraube wohl etwas locker war. Siggi schmetterte los und das Mikro rutschte langsam immer tiefer und tiefer und Siggi samt Gitarre und Mundharmonika auch *gggg*. Unser Dozent tat wie blind und half nicht. Ich konnte nicht helfen, weil ich als nächste dran war und eh schon kaum auf die hohe Bühne klettern konnte. Irgendwann sprangen dann zwei Gäste (Frauen natürlich!) ein und hielten beherzt das Mikro fest. Ich sah Siggi schon liegend singen!
Noch während Siggi tapfer sang, bekam ich ne neue Regieanweisung vom Dozenten. Ich wäre die Letzte und nach mir sollten alle auf die Bühne kommen und wir sollten uns kollektiv verbeugen. Tja...
Dann ich. Und natürlich wollte der Schnüffel nicht so wie ich es gerne wollte. Mein Dozent hielt mir dann das Ding fest. Ich lutschte dann also meinen "Lockruf", versuchte krampfhaft Blickkontakt zum vereehrten Publikum und bemühte mich dabei, auch noch locker und gelassen zu wirken. Ich schaffte meinen Text fehlerfrei und dann kam's!!!! Ich dachte ja, Ende der Lesung... alle Mann auf die Bühne. Jürgen, der eigentlich nicht mehr drankommen sollte, hatte das aber nicht verstanden und schnappte sich das Mikrophon, während ich winkend auf der Bühne stand und versuchte meine Mitstreiter auf die Bühne zu locken. Die blieben aber die betoniert auf ihren Stühlen sitzen. Peter versuchte mich von der Bühne zu zerren, ich wollte bzw. sollte doch gar nicht - dachte ich jedenfalls - . Ein heilloses Durcheinander. Jürgen wollte lesen, ich wunk mit einen Wolf, Peter und Margarete lockten mich, ich weigerte mich, ihnen Folge zu leisten. Konrad guckte dumm aus dem roten Hemd, Andreas war schon wieder verschwunden (in den Keller, er musste sich noch für den anderen Auftritt umziehen), ich glotze ständig diesen Sparkassen-Fördermenschen an... Suuuuupi! Irgendwann hatten sie mich von der Bühne entfernt :-). Als wir dann zum Applausabholen wieder auf die Bühne sollten, wollte ich nicht mehr ;-). Wurde aber wieder überrumpelt und einfach auf der Bühne abgestellt.
Hab ich eigentlich schon vom Gute-Laune-Bonbon erzählt? Nee! Herr Dr. Gummersbach, seineszeichens der Chef von der VHS ließ Gute-Laune-Bonbons verteilen. Ich griff auch danach und stopfte mir kurz vor dem Auftritt eins davon unter die Nase in die Futterluke. Schmatz, schmatz, schmatz... musste ja schnell lutschen, weil ich ungerne mit Bonbon in der Schnüss lesen wollte. Da! Plötzlich!!!! BRAUSE!!! In meiner Tröte verhedderte sich so ein Brausekörnchen und brauste so vor sich hin. Ich einem Erstickungstod nahe rang um Luft und Spucke! Huuuuuust! Huuuuuuuuust! Hust-Hust-Hust! Mitten in die schönste Rede, hustete ich mich um den Verstand.
So was bescheuertes kann auch nur mir passieren!
Jedenfalls ist unser Auftritt gut angekommen, sind ja alles höfliche Leute da gewesen. Wir haben dann jeder noch ein kleines Geschenk bekommen und Häppchen und Sekt gab es auch noch.
Fotos stelle ich heute Abend mal ein.
Achso.... das waren keine echten 600 Leute, eher gefühlte 600 Leute! Aber für mich waren es locker genug.
Ich freue mich jetzt mal auf die Tierheimlesung so ganz ohne Mikro!!!
LG Kerstin
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Deine Schilder ist jedenfalls spitze!
Weiter so und LG
Petra
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Du verwirrst mich :-).
Danke für Deine Mail. So lieb, wie Ihr alle an mich denkt!!!
LG Kerstin
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Wieviele in echt waren denn nun da? Welcher ist denn der Siggi? Der das Mikro hält?
Ich wusste ja, du packst das. Und wie fanden die Leute deinen Lockruf?
LG Nicole
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
Siggi: mein Kumpel von der Obdachlosenzeitung. Die Zeitung gibt es ja in meinem Leben nicht mehr, aber Siggi ist mir geblieben. Ein irrer Typ, was der alles erlebt hat, das bringen wir hier kollektiv nicht zusammen.
Der Mikrohalter: mein Dozent Gregor. Ein neuer Trend: man trägt wieder Mikro.
Mein Lockruf? Pffff... keine Ahnung. Ich war ja schon überglücklich, dass niemand mit faulen Tomaten geschmissen hat :-).
(P.S. Die Frau Organisation hat gesagt, es wäre gut gewesen, hab doch sogar einen VHS-Pokal mit Schoki bekommen!).
LG Kerstin
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
VHS Pokal, süß! Und da war die Presse da? Na, dann bin ich mal auf den Artikel gespannt :-).
LG Nicole
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
LG Kerstin
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
LG Nicole
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
:-))
LG Kerstin
Re: Kaum zu glauben, aber ich lebe noch!
LG Silke
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