bei uns an der grundschule wirds seit 4 jahren so gehandhabt. unten habe ich einen artikel von der heutigen zeitung über unsere zwergenschule eingefügt den ich voll und ganz unterstreichen kann. lg monika
Bergisch Gladbach - Während Simon noch mit jedem Buchstaben kämpft, liest Erik schon fließend längere Texte. Und während eine Reihe weiter die Köpfe rauchen beim Kleinen Einmaleins, rätselt man zwei Tische entfernt über die richtige Lösung kniffeliger Textaufgaben. Früher hätte man die Katholische Grundschule in Sand wohl als Zwergschule bezeichnet, heute nennt man das Unterrichtsmodell ?jahrgangsübergreifend?. In den Klassen der Katholischen Grundschule in Sand sitzen Jungen und Mädchen von der ersten bis zur vierten Jahrgangsstufe in einem Raum zusammen - vom i-Dötzchen bis zum Viertklässler.
Mit diesem konsequent von der ersten bis zur vierten Klasse durchgesetzten Modell nimmt Sand eine Sonderrolle unter den Schulen im Stadtgebiet ein. Rund 15 Grundschulen hätten inzwischen altersgemischte Klassen, sagte Martin Rölen, Pressesprecher der Stadt, doch kombinierten sie vornehmlich den ersten mit dem zweiten oder den dritten mit dem vierten Jahrgang.
Zukunft war ungewiss
Im Gegensatz zur klassischen Dorfschule, die in Deutschland fast ausgestorben ist, umfasst die Sander Schule nicht eine, sondern vier gemischte Klassen. Hier drücken 93 Mädchen und Jungen die Schulbank - nicht genug, um die Zweizügigkeit zu gewährleisten und die Unterrichtsrichtlinien korrekt umsetzen zu können. Die Zukunft der Einrichtung war daher lange Zeit ungewiss.
Bis sich das Kollegium um Schulleiterin Hildegard H. entschloss, aus der Not eine Tugend zu machen. ?Bei einem Schulleiterausflug wurde von diesem »Modell eins bis vier« erzählt, das in Leichlingen bereits praktiziert wurde. Das klang so logisch und für unsere Schule passend?, berichtet H.. Nach einer Hospitanz an der Leichlinger Schule seien die letzten Zweifel verflogen, zumal auch der Schulamtsdirektor diese Lösung empfohlen habe. Zum Schuljahr 2004 / 05 ging es los. Im Sommer werden die ersten Schüler auf weiterführende Schulen wechseln, die nie eine andere Unterrichtsform kennen gelernt haben.
Organisatorisch vorteilhaft sei das Modell, da die Klassenstärke nicht so stark abweiche wie früher und sich die Klassenlehrer untereinander austauschen und vertreten könnten, so die Schulleiterin. Aus pädagogischer Sicht sei es positiv, dass die Jüngeren von den Älteren lernen könnten und das Selbstbewusstsein der Älteren durch die Hilfe für die Kleinen gestärkt werde. Dennoch gebe es immer auch Stunden, in denen die Schüler nach Jahrgängen getrennt unterrichtet würden. Mit dem Konzept einher gehe die Anleitung der Kinder zu selbstständigem Lernen. ?Jedes Kind kann sein eigenes Lernpensum wählen?, erklärt H.. Und wenn ein Kind eine Klasse wiederholen müsse, bleibe es trotzdem im Klassenverband. Trotz vieler Vorteile seien etliche Eltern zunächst kritisch gewesen - und seien es zum Teil immer noch. ?Sie sahen ihre Kinder wohl als Versuchskaninchen und hatten Sorge, dass die Qualität des Unterrichts leiden könnte?, vermutet H. Ihrer Meinung nach verständliche, aber unbegründete Reaktionen: ?Die Lernstanderhebungen waren durchschnittlich und auch bei den Empfehlungen für die weiterführenden Schulen gibt es keinen Unterschied.?
?Wie die Eltern das Modell bewerten, hängt weitgehend davon ab, wie ihr Kind mit der Situation zurecht kommt?, weiß Schulpflegschaftsvorsitzende Dorothee H. Eine grundsätzliche Ablehnung gebe es aber nicht. Begeistert vom Konzept ist Andrea S. Sie hat zwei Töchter, die in S. unterrichtet werden. ?Die werden auf Selbstständigkeit getrimmt und machen dadurch einen unheimlichen Schub.? Zudem werde das Sozialverhalten gestärkt.
Und die Kinder? Die ?Fledermäuse?, ?Wölfe?, ?Kängurus? und ?Elche? kennen keine andere Unterrichtsform: ?Ich helf' den Kleinen gerne?, meint der neunjährige Erik. Auch wenn das nicht bei allen i-Dötzchen einfach sei: ?Meiner verwechselt immer plus und minus?, stöhnt er. Auch René ist gefordert: ?Mein Patenkind ist ziemlich nervig. Der will immer alles wissen?, grinst er, nimmt das aber mit der Weisheit des Alters gelassen hin.