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Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Huhu,

unser Gespräch mit der Therapeutin war doch sehr aufschlussreich und deshalb muss ich mal berichten, weil wir ja doch verschiedene Theorien hatten und das merkwürdige Verhalten von Alex Fragen aufgeworfen hat. Er wirkte ja teilweise sehr "machtvoll" und gar nicht verängstigt wie man es von einem Kind mit einer Sozialphobie erwarten würde. Dazu diese von Alex selbst ins Spiel gebrachte Theorie mit der heimlichen Computersucht, die ihn von der Schule abgehalten hätte und die 1000 Erklärungen, die er hatte um nur schnell wieder aus der Klinik zu kommen.

Also zunächst lässt sich sagen, dass die Therapeutin in den vielen Jahren wohl noch nie (!!!) so einen heftigen Fall von Verlustangst erlebt hat und ein Kind, das mit 12 Jahren so sehr unter der Trennung von dem eigenen Zuhause leidet. Er kann dort wohl kaum schlafen und essen vor Heimweh und weint unheimlich viel. Daher ist er momentan auch gar nicht therapierbar, denn er kann seine Konzentration gar nicht mehr fokussieren aufgrund der Traurigkeit.

Seine Gedanken kreisen wohl insbesondere um mich, deshalb hat er auch ständig Kontakt zu mir gesucht. Ich hab ja schon etwas in der Art vermutet und die Therapeutin hat es bestätigt, dass er unter unserer Trennung so sehr leidet, weil er Angst hat mich (als nicht Sorgeberechtigte) zu verlieren und nicht etwa, weil er Angst hat seinen Vater an diese neue Frau und das Kind zu verlieren.

Die vermeintliche ANgststörung ist aus Sicht der Therapeuten und Betreuer gar keine, sondern einfach eine Strategie von ALex gewesen um in meiner Nähe zu sein. Deswegen ist er mir nicht von der Seite gewichen und war auch so extrem eifersüchtig auf Aaron und alle anderen Menschen, die uns besuchen oder mit mir sprechen wollten. Er ist einfach nirgendwo mehr hingegangen um in meiner Nähe zu sein und nicht weil er Angst vor Menschen hat, obwohl er natürlich trotzdem auch eine leichte Form der sozialen Angst hat, aber bei weitem nicht so stark wie er uns glauben machen wollte. Trotzdem steckte aber eine große Not dahinter und nicht etwa berechnendes Verhalten.

Die Therapeutin führt die starken Verlustängste eindeutig auf das schwere Trauma in der frühen Kindheit zurück. Alexanders Mutter hatte ja Bauchspeicheldrüsenkrebs, die Diagnose erfolgte fast "zufällig" beim Kaiserschnitt damals und nach der Geburt lief einfach alles schief. Alex kam damals mit einem Herzfehler in die Kinderklinik, seine Mutter bekam in der Onkologie sofort die 1. Chemotherapie und nach einem 3jährigen Leidensweg starb sie dann schließlich nach etlichen OPs und Chemotherapien.Durch die Trennung kam das alles wohl mit Macht wieder hoch in Alexander und all die Dinge, die immer schon auffällig waren an seinem Verhalten, haben sich um ein Vielfaches verstärkt.

Die nicht altersgerechten Verhaltensweisen, die ja zur Zeit mehr als nur offensichtlich sind (ständig etwas in den Mund stecken, einnässen, Kleidung ansabbern usw.) hat Alex schon immer gezeigt, aber eben nicht so extrem und die Therapeutin sagte, dass Alex die schwere Krankheit und den frühen Tod der Mutter (die ihn ja noch sehr lange mehr schlecht als recht betreut hat als er so klein war) einfach nie verarbeitet hat und nun durch unsere Trennung ist er psychisch einfach zusammengebrochen und teilweise auf das Stadium eines Kleinkindes zurückgefallen. IN anderen Situationen wie z.B.  in der Schule tritt er dagegen altersgerecht und sogar recht selbstbewusst auf und steckt die anderen wohl tatsächlich in die Tasche. Auch die Lehrerin dort sagte, dass sie sich kaum eine Angststörung vorstellen könnte so wie ALex sich dort präsentieren würde.

All diese Flucht- und Vermeidungsstrategien, die ALex zeigt, sind zum Großteil auf die Erfahrungen in der frühen Kindheit zurückzuführen und im Prinzip wird das die Therapie schwieriger gestalten als wenn es "nur" eine Angststörung wäre. Auch die emotionale INtelligenz resultiert wohl aus der Tatsache, dass seine schwer kranke Mutter ihn nicht richtig versorgen konnte und er sehr früh lernen musste zu erkennen wie es ihr geht um sich ggf. selbst zu versorgen wenn sie aufgrund der Chemotherapie einen schlechten Tag hatte.

Es war echt ein sehr offenes und auch emotional "hartes" Gespräch (selbst für die Therapeutin), aber es hat mir endlich mal die Last von den Schultern genommen, dass ich etwas falsch gemacht habe in den ganzen schwierigen Jahren mit Alex. Auch sein Vater hat nun endlich das erkannt, was ich ja schon immer zu ihm gesagt habe, er aber nie glauben wollte. Er hat mich ja oft als rechthaberisch beschimpft, aber heute hat er mir zum ersten Mal gesagt, dass ich diejenige war, die recht hatte mit ihrer Vermutung und er einen Fehler gemacht hat, indem er früher keine Therapie für Alexander wollte.

Tja, nun stehen wir aber immer noch vor dem Problem, dass ich einfach mal einen Gang zurückschalten muss und das hat auch die Therapeutin klar gemacht. denn von meinem Wohlergehen hängt auch das der Kinder und insbesondere auch das von Alex ab. Diese Entlastung ist zur Zeit durch die stationäre Therapie endlich mal möglich, aber auf Dauer wird ALex dort nicht therapierbar sein, weil er sich vor Kummer und Heimweh einfach nicht auf die Therapie einlassen kann. Somit würde die Therapeutin eine tagesklinische Betreuung empfehlen, aber erst, wenn ich dies auch leisten kann und das wird dann nach Weihnachten sein. Alex wird also noch bis Weihnachten dort bleiben und sich Mühe geben, aber danach wird er nicht mehr dort schlafen (kann er ja nicht zur Zeit und liegt fast nur wach). Danach wird er tagesklinisch betreut und Mo-Fr von 7.30-19.30 auf der Station sein, aber über Nacht und am WE immer zu Hause bzw. bei seinem Vater. Da wir ja ganz nah wohnen, kann er morgens allein hinfahren und ich müsste ihn nur abholen und das geht wenn der Kleine im Bett ist.

So sieht also der PLan aus und ALex hat fest versprochen sich daran zu halten, denn wenn er nicht hingeht, muss er wieder stationär bleiben und das haben wir ihm auch klar gemacht.

Puh, das war jetzt ein Roman und jeder der ihn geschafft hat, darf sich eine Schoki nehmen. ;-)

Bisherige Antworten

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Heftig =-O

weiß garnicht was ich dazu sagen soll.

Da liegt wohl noch ein langer Weg vor euch.

Gut dass sein papa nun wenigstens einsieht dass er Unrecht hatte und du Recht.

Drücke ganz, ganz, ganz fest die Daumen dass Alex (und damit auch dir) geholfen werden kann :GIRL 176:

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Liebe Sandra,

puh - das ist wirklich mehr als man so ohne weiters verarbeiten kann... Mir kam ja manches, was Du schriebst, nicht nach Angststörung vor, aber dass es so heftig sein würde bzw. so lange zurückliegt.... Ich hoffe und bete für Euch, dass Alex Therapie anschlagen wird und Du Entlastung findest, irgendwie und irgendwo, denn eins wird bei dem Ganzen ja deutlich: Es wird ein sehr langer und schwieriger Weg - und Du bis für ihn offenbar eine Schlüsselperson (Gott sei Dank hat er die in Dir finden können!!!) für ihn. Andererseits hat die Therapeutin Recht: Sieh zu, dass Du Dir Hilfe holtst und Möglichkeiten, etwas für Dich zu tun  - denn das wird noch ein schwerer Weg, der da vor Dir liegt!

Sei ganz lieb gegrüßt,

Lilli

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Die Schokolade nehm ich immer gern.....:-)

 

Puh, das ist schon alles recht heftig. Aber dass Alex unter riesigen Verlustängsten leidet ist bei DER Geschichte eigentlich nicht weiter erstaunlich. Bleibt nur die Frage, wie man ihm Vertrauen zurückgeben kann. Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, dass Du durch Adoption die Mutterstelle mit allen Rechten an ihm vertreten kannst? Dieser Schritt wäre bestimmt ein deutliches Zeichen für ihn!

Drück Dich mal Du tolle Frau!!!:ROSE::ROSE::ROSE:

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Eine Adoption stand schon früher nie zur Debatte und unter den gegebenen Umständen würde mein Ex auch nicht zustimmen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich ja immer noch den Verdacht habe er will mir ALex später irgendwann mal "wegnehmen" um sich den Unterhalt zu sparen. Jetzt im Moment ist das zwar gar kein Thema, aber falls er mit der Neuen mal zusammen wohnt und vielleicht noch ein Kind hat, wird er auch mehr Geld brauchen. Ich finde es ja im Moment schon "interessant", dass er Alex recht gern mit zu seiner neuen Freundin nehmen würde bzw. dass er ALex unbedingt mitnehmen wollte in den Center Parc. Bei Aaron ist das gar kein Thema, er hat nicht einmal gefragt ob bzw. wann er die beiden richtig bekannt machen darf...

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Auch ich drück dich ganz fest. 

Und auch wenns jetzt blöd klingt, aber ich hab mir das schon die ganze Zeit gedacht, dass der Schlüssel in dem Verlust der leiblichen Mutter liegt  (obwohl ich bisher die ganze Geschichte nicht kannte). Das kann kein Kind ohne Hilfe einfach wegstecken. Ich kann deinen Mann dahingehend überhaupt nicht verstehen, wie er seinem Sohn eine Traumatherapie verweigern konnte. Wie egoistisch ist das denn? 

Dass das jetzt solche Ausmaße angenommen hat, konnte ja keiner ahnen, aber ich denke, dass sich der Vater da ein ganzes Stück schuldig gemacht hat. Und du musst das jetzt ausbaden.:DEVIL:

Bitte nimm dir den Rat der Therapeutin und von lilli1911 an. Nur physisch und psychisch gesund kannst du/ könnt ihr das meistern.

Ich wünsche dir, dass du über die Weihnachtsferien genügend Ruhe und Erholung findest und ihr den Schritt "tagesklinische Betreuung" ohne viel Aufwand schafft.

 

Ganz liebe Grüße

Sandra

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Tja, ich habe auch nie verstanden warum ALex nie eine Therpaie bekommen hat nach so einem Erlebnis. Ich hab schon bewusst einiges weggelassen, aber das was er gesehen hat damals KANN niocht spurlos vorübergegangen sein... Du bist ja sozusagen vom Fach und ich wollte einfach mal fragen ob du so etwas schon erlebt hast und wie du die Chancen einschätzt. ALso ich bin gerade etwas skeptisch ob er überhaupt richtig "geheilt" werden kann um wenigstens ein normales Leben zu führen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Trauma so tief sitzt und die Therapeutin sagte sogar, dass das ADHS daraus resultieren könnte, denn im Gehirn finden ja durch das Trauma Veränderungen statt, die sich auf die Wahrnehmung später auswirken.

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Hui, das ist richtig heftig, musste ich gerade erst mal sacken lassen.

Schoki am frühen morgen geht nicht wirklich, aber wenn du einen Kaffee hast? ;-)

Der Plan hört sich gut an und ich kann nur hoffen und wünsche dir so sehr, dass Alex sich dran hält.

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Ich mogel mich mal dazwischen.

Was mir aufstösst: Alex ist nicht DEIN Kind, du arbeitest wegen der Trennung Vollzeit, der Vater (und damit einziger leiblicher Elternteil) kommt immerhin mal gucken und übernimmt mal ein WE...

Ehrlich, ich würde mir da von ihm etwas mehr wünschen! Ob nun finanzielles oder zeitliches Engagement- das ist er in meinen Augen euch BEIDEN mehr als schuldig!

Vor dir ziehe ich einfach den Hut! Wahnsinn was du leistest.

Deshalb pass bitte unbedingt auf dich auf. Es hilft keinem, wenn du zusammen brichst!

ich wünsche dir bald ruhige Feiertage und dass es mit der Tagesklinik so klappt, wie ihr euch das wünscht.

 

LG Kerstin

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Tja, das was sein Vater zur Zeit für einen Beitrag leistet, ist ja sogar schon mehr als in den letzten Jahren... Er ist da wo er immer war, 60km entfernt auf der Arbeit und bei einer 40-50h-Woche, die er als Geschäftsleiter macht, hab ich in den letzten Jahren auch schon Haushalt, Kinder und Job allein unter einen Hut bringen müssen. :-(

Die ANwältin wollte mir ja wenigstens mehr Unterhalt verschaffen, aber den kann er bei seinen laufenden Ausgaben nicht leisten (hat er mir auch vorgerechnet und ich kenne seine Finanzen) und bevor er pleite geht, müsste er ALex dann doch selber nehmen und z.B. von seiner neuen Freundin betreuen lassen. Mehr Zeit für Alex ist auch nicht drin, dazu kenne ich die Situation bei ihm auf der Arbeit zu gut, in dieser Branche bist du sonst ganz schnell ohne Job und davon hat ja auch keiner was.

Was du geschrieben hast stimmt absolut und das sind Dinge, die mich noch vor ein paar Wochen auch verdammt wütend gemacht haben. Er ist fein raus und lässt sich noch von seiner neuen Freundin betüddeln während ich hier rotieren muss. Unfair, aber leider nicht zu ändern im Moment. :-(

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

hallo, ich muss sagen, es ist sehr traurig, was der junge schon mitmachen musste. wieso wurde denn der armen schwerkranken mutter damals keine haushaltshilfe durch krankenkasse oder jugendamt zur verfügung gestellt? wie soll eine junge mutter, die eine chemotherapie bekommt, ein baby und kleinkind betreuen? in diesem alter sind die kinder sehr anstrengend und es muss doch jedem offensichtlich sein, dass man das als kranker mensch nicht leisten kann - zumal sie ihre kräfte auch für ihre eigene gesundung hätte brauchen können. wie schrecklich muss es sein, wenn man weiss, dass man seinem kind nicht gerecht werden kann, man aber gesundheitlich und seelisch an der eigenen krankheit zerbricht. wie können die behörden eine frau in dieser situation in stich lassen? oder wo war die verwandtschaft? war denn keiner da zu helfen - der mutter und dem kind? mich macht das sprachlos!

das verhalten deines mannes finde ich angesichts der probleme seines sohnes noch egoistischer. zieht er auch irgendwelche konsequenzen oder lebt er sein leben, wie zuvor, nur mit etwas schlechtem gewissen? - mich erschreckt, dass er offenbar alles dir überlässt und scheinbar froh ist, dass er keine konkrete verantwortung für die versorgung und das wohlergehen seines kindes übernehmen muss. vielleicht tut man ihm da unrecht, aber es scheint doch so, dass er die arbeit und den grossteil der sorge dir überlässt...

ich wünsche euch schöne weihnachtstage und dass der junge den halt und die liebe spürt, den du ihm zu bieten bereit bist. ich finde das ganz grossartig von dir, dass du diesen jungen, wie dein eigenes kind angenommen hast und zu ihm stehst, egal was kommt! ich wünsch euch alles gute und dass ihr die richtigen therapeuten und ärzte findet, die ihm und eurer familie helfen können...

liebe grüsse!

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Hallo Claudia,

hab mir schon Sorgen gemacht was mit dir und dem Baby ist. Hoffentlich geht es euch den Umständen entsprechend gut.

Also ich habe das auch nie verstanden warum sich mein Ex und seine Frau damals keine Hilfe geholt haben. Ich glaube aber, dass sie niemand Fremdes in der Wohnung wollten (es sah auch wirklich ganz, ganz schlimm aus als ich dort war). Ihre Schwester war ab und zu mal dort, aber sie musste ja auch arbeiten und konnte sich nicht täglich kümmern. Mein Mann hatte 9 Monate Elternzeit am ANfang, aber danach musste er natürlich auch wieder arbeiten, sonst hätte das Geld nicht gereicht. Leider sind ja auch gerade durch die Krankheit viele KOsten angefallen und die Kassen zahlen ja leider nur einen Teil von dem was man braucht. Mein Mann war damals noch einfacher Mitarbeiter im Baumarkt und weit entfernt von dem beruflichen Aufstieg, den er später bis zum Geschäftsleiter gemacht hat.

Vielleicht hätten sie damals Hilfen bekommen, aber keiner von ihnen kannte sich aus und mein Mann ist nicht der Typ, der gern Hilfen annimmt. Ich weiß nur, dass die Erziehrinnen in der Kita mir sagten, dass ALex viel früher dorthin hätte gehen sollen anstatt von seiner schwer kranken Mutter so lange zu Hause betreut zu werden. Er hat so viel erlebt was ein Kind in dem Alter nicht hätte erleben dürfen. Ich weiß auch nciht, ob man das durch eine Therapie überhaupt wieder halbwegs ungeschehen machen kann nach so langer Zeit. :-(

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

ich denke, es kommt auch ganz auf seine persönlichkeit an. manche menschen können unglaublich viel verarbeiten und wegstecken, was man gar nicht für möglich hält... andere zerbrechen an vergleichsweise kleinigkeiten...

alex ist noch jung und es ist eine schwere phase für ihn. die beginnende pubertät, die trennung seiner eltern, ein vater, der sich nicht so richtig kümmert, aus welchen gründen auch immer. ich finde es toll, wie du dich um ihn kümmerst und ihn so annimmst, wie er ist. das gibt seiner entwicklungsprognose sicher gute möglichkeiten. ja, ich denke, er kann das frühkindliche trauma sicher verarbeiten. ich glaube auch nicht, dass man immer alles aufarbeiten muss - mancher kommt so besser zurecht. auch das individuell. dass er mit einer totkranken mutter unbedingt in eine krippe gehört hätte ist eigentlich selbstverständlich. auch der schwerkranken mutter hätte die entlastung sicher helfen können. ich mag mir diese psychische und physische belastung kaum vorstellen.

bist du denn mit deinem mann schon zusammengekommen, als sie noch lebte - oder wieso hast du die wohnung damals gesehen? das alles klingt schrecklich und es klingt schrecklich, dass keiner so richtig geholfen hat und die beiden auch keine hilfe gesucht haben. normalerweise sollten die sozialen dienste und das krankenkassensystem von alleine reagieren - bei einer solchen diagnose einer frisch gebackenen mutter. es hätte allen institutionen klar sein müssen, dass sie das nicht leisten kann und selbst schonung braucht. das ist ein versagen des systems auf voller linie. die sozialarbeiter müssen den menschen die ängste nehmen, die angebotenen leistungen in anspruch zu nehmen. viele menschen haben da berührungsängste, wollen nicht als asozial gelten, wenn sie sich vom jugendamt helfen lassen - oder riskieren, dass sie das kind verlieren...

ich hoffe, ihr seid auf dem richtigen weg. die pubertät ist ein schwieriges alter für alle. ich denke, der zeitpunkt für die therapie ist damit gut gewählt.

schade finde ich, dass dein ex nun doch nicht die versprochene mehr-alimentierung leistet. wieso arbeitet denn seine neue freundin nicht mehr? das klingt auch merkwürdig. und nein, ich bin mir sicher, dass sie nicht unbedingt alex zu sich nehmen will. er ist schwierig und es ist schwierig mit ihm - und sie hat doch gar nicht den bezug zu ihm. sie wird ihn dir nicht streitig machen wollen, da sie nicht das für ihn empfindet, wie du. und für alex ist es sicher das beste, wenn er bei dir bleiben kann. du bist die mutter, die er kennt - leibliche verwandtschaft hin oder her... du BIST seine mutter! und ich finde, du machst das toll - auch wenn ich nur deine sorge um ihn beurteilen kann - aber daran sieht man doch, wie viel dir an ihm liegt und das ist doch schon ganz entscheidend und das wichtigste!...

ich wünsch euch alles gute! und ja, bei uns ist es noch ruhig. bin jetzt mitte 39. ssw und schon gespannt, wann es losgeht... kann ja jetzt jederzeit so weit sein. bin schon sehr aufgeregt unsere kleine bald kennenzulernen...

liebe grüsse! claudia

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Oh je, das ist ja wirklich mal eine Last die Alex da stemmen muss. Mir gehen gerade einige Gedanken durch den Kopf, die auch mit dem Vater zu tun haben...Habt ihr euch mal über eine Adoption Gedanken gemacht? Mein Mann wurde auch recht spät von seinem Stiefvater adoptiert.

Pass auf dich auf, genieße die freien Tage und gib dem Vater einen Teil der Last ab. 

:IN LOVE:

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Eine Adoption würde mein Noch-Mann unter diesen Umständen sicher nicht mehr wollen. Ich ärgere mich, dass wir es damals nicht in Erwägung gezogen haben.

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Mann, Mann, Mann... harter Tobak :-(.

Die Idee mit der Tagesklinik ist sicherlich für Alex eine gute Lösung. Doch ich bin mir nicht sicher, ob Du das alles alleine tragen kannst, denn der größte Teil wird ja sowieso an Dir hängen bleiben. Wie Du es ja schon gesagt hast, es ist enorm wichtig, dass Du bei all dem nicht auf der Strecke bleibst.

Ich hoffe nur, dass Alex sich spätestens nach Weihnachten auf die Therapie einlässt und dass ihm dann irgendwann mal wieder besser geht. Wirklich schlimm, dass er so früh so schlimme Erfahrungen machen musste :,( und auch sehr schade, dass sein Vater so lange gebraucht hat, um zu erkenne, was sein Kind dringend nötig hat.

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Tja, ich bin auch nicht ganz begeistert von dem Gedanken an die tagesklinische Betreuung, aber wenn er sich gar nicht anders auf eine Therapie einlassen kann, müssen wir es versuchen. Aber wenn es keine Verbesserung gibt, muss er wieder zurück auf die Station, darin sind wir uns alle einig. Es wird auch nur gehen, wenn er morgens ohne Theater allein dorthin fährt und dann an den Therapieangeboten aktiv teilnimmt. Der Weg ist ja zum Glück nicht weit und abholen kann ich ihn, wenn der Kleine schläft, aber mehr ist nicht drin. Ich merke gerade auch, wie meine Kräfte unter der Dauerbelastung leiden...

Der Wandertag in Münster war übrigens ein Erfolg heute und mir hat euer W-Markt auf jeden Fall besser gefallen als unser. ABer am Mittag war es auch noch relativ entspannt. Nur der lange Tag hat geschlaucht, ich war erst um 17h wieder zu Hause.

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Dann hast Du jedenfalls mehr von den Münsteraner Weihnachtsmärkten gesehen als ich :-).

Pass gut auf dich auf. Es ist keinem geholfen, wenn Du schlapp machst. Überleg mal, wann Ihr nach MS kommt (um ggf. auch einen kleinen Met zu trinken... Grüße an Rico :DRINK:)

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Hallo liebe Sanrda,

Wahnsinn Wahnsinn Wahnsinn, was ihr insbesondere Alex schon in seinen 12 Jahren durch hat ... Echt mega KRASS !!

ABER was ich super gut finde, das du trotz das er nicht dein eigener Sohn ist, besser über ihn und seine Gefühle bescheid wusstest,, HUT AB !!

Du kannst echt mega Stolz  auf dich sein und Alex hat so ein Glück mit dir, das er an dir klammert und in der Nähe sein will, ist auch super verständlich finde ich nach seinen ersten drei Lebensjahren mit einer schwer kranken Mutter die ihn dann wegen dem Krebs verlassen mußte.

Ich drücke euch ganz ganz doll weiterhin die Daumen, das Alex geholfen werden kann und du mit deinen Kindern eine entspannte gute Zukunft verleben könnt.

Ich glaube fest daran und bin mir sicher, ihr schafft das zusammen !!

 

Alles alles Liebe Sandy :THUMBS UP::KISSING::ROSE:

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Puh - ich drücke die Daumen, dass die Therapie dann spätestens nach Weihnachten, wenn Alex nachts wieder schlafen und er sich ganz auf die Therapie einlassen kann, dann richtig gut anschlägt und sich alles zum Guten für ihn wendet! Aber wie die anderen schon schrieben und wenn ich es richtig gelesen habe auch die Therapeuten sagten, du musst auf dich selber aufpassen, was Vollzeitstelle und Kind(ern) leider ganz und gar nicht einfach ist. Doch der Papa wird ja hoffentlich einen Teil der Last mittragen, oder nicht?

Die Schoki nehme ich gerne. ;-)

LG
Anke

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Naja, der Papa gibt sich zumindest mal Mühe in letzter Zeit, das muss man schon sagen. Im Gegensatz zu den letzten jahren kümmert er sich nun schon recht viel...

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Liebe Sandra,

vielen Dank für Deinen langen Bericht, den ich voller Interesse gelesen hab (danke für die Schocki). Da machst Du ja ganz schön was mit, und der arme Alex auch. Bis Weihnachten ist jetzt ja erstmal eine überschaubare Zeit, das steht er hoffentlich noch in der Klinik durch. Und hinterher in Form von Tagesklinik klingt für mich nach einer guten Lösung, hauptsache er geht dann auch wirklich hin und büchst nicht zwischenzeitlich aus.

Schön, dass der Herr Papa wenigstens einsieht, dass er die Sachlage bisher falsch eingeschätzt hat. Hoffen wir mal, dass er Dich in Zukunft aber wenigstens unterstützt und Dir bei der Versorgung von Alex hilft. Wenn Du jetzt auch noch zusammenbrichst, hat keiner was davon.

Liebe Grüße

Sanne

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Hallo Sanne, schön dass du wieder hier bist. :-)

Ich hoffe wirklich, dass wir mit dem ANsatz Erfolg haben, denn wenn ALex nicht hingeht oder dann trotzdem nicht aktiv an der Therapie teilnimmt, muss er wieder auf die Station. Ein Therapieabbruch kommt nicht in Frage und das haben wir ihm deutlich gesagt. Das ist jetzt die letzte Chance...

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Ist schon schlimm, das zu lesen, aber endlich mal eine Aussage mit der man was anfangen kann. Das mit den Verlustängsten ist m. M. nach voll nachvollziehbar. Schade, dass sein Vater so ein A...loch ist, der hätte ihm wohl als erstes helfen müssen und nicht nur auf sich schauen. Dann erhol dich mal richtig gut jetzt, damit du nach Weihnachten nicht zusammenklappst, wenn die ganze Arbeit auf dich zu kommt. Ich drück dich mal, du bist eine tolle, starke Frau und schaffst alles. :-*

 

 

LG Silke

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Liebe Sandra,

vielen Dank für Deinen langen Bericht und für die Schocki...;-)

Irgendwie hat die Therapeutin genau das festgestellt, was mein Bauchgefühl mir schon seit eurer Trennung gesagt hat...

Keiner kann sich so richtig vorstellen, welch ein verlust der frühe tod der Mutter für ihn bedeutet...Wir erwachsenen haben ja schon daran zu kauen, wenn ein verwandter an krebs erkrankt und er dann nach 2 jahren oder so stirbt...:-( Und er ja die krankheit bis zum tod in frühester kindheit komplett miterlebt, somit ist es ja nochmal schwerer, denn er konnte das ja nicht "verstehen"(wie auch?)...und nun rächt sich das, dass sie damals leider keine hilfe in anspruch genommen haben und er keine Therapie oder Trauerbegleitung etc.

Ich finde es sehr traurig, dass der Herr papa nur an sich gedacht hat bei der Trennung und nicht für seinen sohn 100% da ist...wenn er das wäre, würde Alex dir gegenüber nicht ganz so dolle "klammern" (das meine ich nicht negativ!!!) Mir tut alex unendlich leid und mich erinnert seine gefühlslage etwas an meine Kindheit (nur meine Mutter ist NICHT gestorben, sondern hat mich "abgegeben").. Bekommt denn Alex bei der Therapie auch eine trauerbewältigungstherapie (ich weiss nicht ob man das so nennt, aber du weistt sicherlich was ich meine)

Ich wünsche ihm auf alle fälle nur das Beste und eine erfolgreiche therapie (egal ob ambulant oder stationär)! (wobei ich für dich die stationäre besser finde und auch die Kontrolle für ihn besser ist...)

Dir wünsche ich viel Kraft und gutes gelingen und vor allem etwas Erholung und ein schöne (vor allem arbeitsfreie) Weihnachtszeit!

Und binde den herrn papa RICHTIG mit ein, es ist SEIN Sohn!!!

(Er feiert und geniesst sein neues Leben und du hast die Probleme am Hals - schlechter Tausch! - dem würde ich Beine machen...)

Liebe Bürogrüße aus HH

Re: Gesprächstermin in der Klinik (vorsicht lang)

Puuuh, was für eine Hypothek für Alex! Aber positiv ist doch vielleicht, dass jetzt auch der Vater seine Fehler einsieht und ihr es dann auch schafft, an einem Strang zu ziehen und Alex glaubhaft vorzuleben, dass seine Ängste Dich zu verlieren, falsch sind.

(Wenn hier irgendwo ein Komma fehlt in diesem Satz.......)

Liebe Grüße

Andrea

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