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Das Gespräch am Dienstag

So, endlich komme ich dazu, Euch zu aktualisieren ;-).

 

Die Deutschlehrerin war recht jung (Anfang 30 vielleicht), nach Jonas Schilderungen hatte ich mit einem sehr viel älteren Modell gerechnet. Sie war höflich und freundlich, aber auch sichtlich angespannt und nervös. Das zeigte sich vor allem, dass sie mit leicht zittringen Händen die Klassenarbeit samt Aufgabenzettel vorlies und immer wieder daraus zitierte. Das war natürlich unnötig, weil wir alle die Arbeit kannten. Egal.

Anfangs unterbrach sie mich oft, so dass ich dann mal freundlich nachgefragt habe, ob ich nicht zuerst zu Ende schildern könnte (was Jona zu Hause erzählt hat) und sie könne doch dann ihre Version zum Besten bringen. Die Rektorin gab mir darin recht. Ihre Version wich in den entscheidenden Punkten erheblich von Jonas Version ab. Sie hätte nie versprochen, dass er eine 4 bekäme und die Anmerkungen wären doch nur zum besseren Verständnis für Jona gedacht gewesen. Wie es dann kommen musste, bemängelte sie Jonas mündliche Arbeit und seine Haltung zum Deutschunterricht im Allgemeinen. Die Rektorin fragte, warum er sich so wenig beteilige bzw. sich anderweitig beschäftigen würde. Jona nahm dann kein Blatt vor den Mund und antwortet: "Es ist eben so langweilig." Das fand die Deutschlehrerin natürlich nicht nett (aber dann hätten sie auch nicht fragen dürfen... sollte er lügen?). Meine Güte, seit Generationen gibt es Fächer und Fachlehrer, die von Schülern als langweilig empfunden werden. So ist das eben. Aber darum ging es mir ja gar nicht... ich wollte das Kommunikationsproblem der beiden lösen und Jona zeigen, dass wir ihm helfen.

 

Das habe ich mehrfach betont. Dass er mir nicht um das Gefeilsche um einen Punkt ginge (es ging tatsächlich nur um einen Punkt %)) und dass wir Jonas Sicht der Dinge einfach mal in einem größeren Kreis auf den Tisch bringen wollten. Damit er sich wahrgenommen und ernstgenommen fühlt. Das hat sie aber nicht richtig verstanden (die Rektorin verstand das allerdings sehr gut).  Irgenwann haben wir uns getrennt und die Deutschlehrerin wollte noch mal durchrechnen, ob sich an der Zensur etwas ändern würde. Mir war gleich klar, dass sie das nicht machen würde, obwohl sie etwas angestrichen hat, was eindeutig richtig war (das sah die Rektorin auch so). Später rief sie bei uns zu Hause an. Die 5 würde bleiben, selbst wenn sie ihren Fehler (also das falsche Anstreichen eines Wortes) berücksichtigen würde. Jona würde oft so undeutlich schreiben, dass man nicht wüsst, ob das Wort groß oder klein geschrieben wäre... Mir war das allmählich echt zu blöd. Fakt ist, er bekommt eine 4 aufs Zeugnis.

 

Nach dem Gespräch mit der Deutschlehrerin haben wir die Rektorin noch auf das unmögliche Verhalten der Mathelehrerin angesprochen. Jona hat das alles sehr sachlich geschildert und ich bin mir sicher, dass wir nichts Neues erzählt haben. Ich habe noch bekräftigt, dass Malin und mein Neffe ähnliches berichteten. Die Rektorin sah aber keinen Erfolg in einem Gespräch, was sie auf unseren Wunsch hin selbstverständlich geführt hätte. Wir befürchten allerdings, dass eine Zurechweisung Jona eher schaden würde. Die Dame ginge bald in Pension und die Wahrscheinlichkeit, dass sich in dieser ausgeprägten Persönlichkeit noch etwas ändern würde, wäre ja eher gering.

 

Sie versprach Jona im Falle einer ungerechten Beurteilung, ihm zu helfen. Sollte er wider erwarten in eine Nachprüfung müssen, säße sie in der Kommission und wüsste nun von den Antipathien. Sie versprach auch hier, gut auf ihn aufzupassen und für eine faire Behandlung zu sorgen.

 

Ich denke, sie wird mit der Dame sprechen, wenn unser Name in der Schule nicht mehr so präsent ist. Ich finde es zwar skandalös, dass so eine Person auf Junge Menschen losgelassen wird und dafür auch noch bezahlt wird, aber so kurz vor Schluss wird man von offizieller Seite wohl nichts mehr machen (können). Jona solle versuchen, dieses Verhalten zu ignorieren. Und er sagte, er wolle es zumindest versuchen. Wir haben zu Hause allerdings besprochen, dass er einfach mal aufschreibt, wann und was die Lehrerin sich alles an Frechheiten rausnimmt. Mit so einer Liste argumentiert sich ja irgendwie besser... falls noch mal Gesprächsbedarf herrscht.

 

Jona ging sehr unzufrieden aus dem Gespräch. Ihm kam es so vor, als wenn wir nichts erreicht hätten. Was wir langfristig bewirkt haben, wird sich evt. ja noch zeigen.

 

Jetzt hoffe ich einfach mal, dass das restliche Schuljahr ohne größere Katastrophen vergeht und wir friedliche Ferien haben.

 

Nochmals vielen Dank für Eure Daumen, Wünsche und Mails! Mir tut diese Zuspruch sehr gut. Ein besonders fetter und warmer Dank an Anke und Sandra! Ihr habt mir sehr geholfen, ruhig und sachlich zu bleiben. :-*

Bisherige Antworten

Re: Das Gespräch am Dienstag

Hi Kerstin,

ich glaub, die ruhigen und erholsamen Ferien braucht Jona nach alldem, was in der Schule gelaufen ist, dringend! Und ihr braucht sie genauso auch. Wenn ich's richtig weiß, habt ihr aber noch 3 1/2 Wochen bis zu den Ferien, oder? Kommen denn noch viele Arbeiten?

Ich drück die Daumen, dass das Schuljahr ohne größeres Theater mit diesen zwei Damen zu Ende geht und dann wirklich Ruhe einkehrt!

Wie geht es denn Rita? Und so ganz "nebenbei": Wie geht es Dir nach dieser heftigen Woche?:-(

Liebe Grüße,

Lilli

 

Re: Das Gespräch am Dienstag

Das Thema Rita habe ich gerade ausführlich in einem extra Posting geschildert :-).

 

Jona ist echt fertig. Er schläft neuerdings nachmittags... das kenne ich gar nicht von ihm! Malin ist allerdings auch platt und genehmigt sich hier und da ein Mittagsschläfchen! Nur Esther scheint noch Reserven zu haben. Sie ist ständig unterwegs (wie jetzt z.B., da ist sie auf dem Send :-)).

 

Obwohl ich erst seit zwei Wochen wieder arbeite, bin ich urlaubsreif! Der private Brassel würde ja reichen. Aber das, was gerade im Büro abgeht ist wirklich eine Zumutung (und das Ganz bei ständigem Baulärm direkt über uns). Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr, so laut ist das!

 

 

Re: Das Gespräch am Dienstag

Ach Du Schande, an den Baulärm hab ich ja gar nicht gedacht. Eigentlich klar, wenn ihr umzieht... Na super, das fehlt ja zu allem noch. Hast Du alles geschafft, was die Woche anstand?

Meine Mädel schlafen mittags auch - aber die sind auch etwas jünger :-D. Ich muss ehrlich sagen, dass ich froh bin, wenn hier mittags mal Ruhe herrscht...

Liebe Grüße,

Lilli

Re: Das Gespräch am Dienstag

Wie ich heraus lese, habt ihr eine ganz gute Rektorin, das ist schon viel Wert. 

Jetzt ist die Deutschlehrerin wahrscheinlich beleidigt, weil ihr Unterricht langweilig ist;-). Aber damit müssen die Lehrer leben, denke ich. Mein Sohn fand seinen Erdkundeunterricht total super, jetzt hat er eine neue Lehrerin und es ist.....LANGWEILIG!

Und was die ältere Mathelehrerin betrifft, leider ist es wohl so. Es gibt einige Menschen, die kurz vor dem Ende keine Lust mehr auf ihren Job haben. Allerdings sollten sich Erzieher und Lehrer bewußt sein, dass sie eine Verantwortung haben... 

Ich hoffe, es wird im nächsten Schuljahr entspannter!

Re: Das Gespräch am Dienstag

Jona hat die betreffende Lehrerin seit 5 Jahren ununterbrochen in mehreren Fächern! Der hat die Schnauze gestrichen voll... und ich finde das absolut nachvollziehbar.

Re: Das Gespräch am Dienstag

Das mit dem Aufschreiben der Frechheiten der älteren Lehrerin find ich gut. Ich kann Jonas Unzufriedenheit verstehe, aber letztendlich habt ihr mit Sicherheit erreicht, dass die Deutschlehrin weiß, dass sie beobachtet wird und Jona nicht alleine dasteht und sie nicht einfach alles so machen kann wie sie denkt.

 

 

LG Silke

Re: Das Gespräch am Dienstag

Ja genau. Hätte schlechter laufen können. Von daher... irgendwann ist das Thema ja durch. Dann gibt es neue Themen :-)

Re: Das Gespräch am Dienstag

Da schließe ich mich Silkes Worten an. Genauso sehe ich das auch.

Re: Das Gespräch am Dienstag

So, und nun komme ich auch endlich zum Antworten, wobei ich eigentlich schon längts meine Korrekturen machen müsste, daher muss ich mich kurz fassen.

Das war ja nicht ganz so konstruktiv wie ich gehofft habe, aber wenigstens ist die Rektorin auf eurer Seite. Dass die Lehrerin jung ist hätte ich jetzt auch nicht gedacht, hätte eher auf eine ältere Dame getippt wie du auch. Aber manchmal sind die jüngeren auch so übermotiviert, dass sie sich selbst und ihr Fach viel zu ernst nehmen. Dazu kommt dann vielleicht auch die Unsicherheit und die ANgst vorm Verlust der Autorität wenn man Fehler eingesteht und  schwupps hat man eine unberechenbare Lehrerin, die das alles viel zu persönlich nimmt und sich unbewusst an den Schülern "rächt", weil sie nicht auf ihre pädagogischen Konzepte angespringen.

Aber für Jona ist es natürlich extrem blöd, zumal er mit der Mathelehrerin ja auch noch Stress hat und sich alle (bis auf die Rektorin) auf ihn eingeschossen haben. Ich würde das Ganze weiterhin im Blick behalten und ggf. echt über einen Schulwechsel nachdenken, bevor Schule an sich zum totalen Reizthema bei euch wird. Es ist so schade, dass manche Kinder von unserem starren Schulsystem regelrecht kaputt gemacht werden und die Lust am Lernen verlieren.

Re: Das Gespräch am Dienstag

Ein Schulwechsel in der (dann hoffentlich) 10. Klasse geht leider nicht so einfach. Wir müssten das bei der Bezirksregierung beantragen und das auch sehr plausibel begründen können. So jedenfalls erklärte uns das die Direktorin. Sie schien gut im Thema... Jona erzählte, dass ein Junge aus der Parallelklasse wechseln würde und hat nicht verstanden, warum es bei ihm nicht auch gehen sollte. Allerdings kenne ich den Jungen und würde mal behaupten, das ist ein ganz anderes Kaliber wie Jona. Aber ich spekuliere nur, dass es daran liegt.

Re: Das Gespräch am Dienstag

Das klingt ja nicht gerade nach einem erfolgreichen Gespräch. Das einzig positive was ich daraus lese, dass die Direktorin wenigstens auf Eurer Seite ist, und dass sie Jona notfalls zu einem erfolgreichen Schulabschluss verhelfen wird. Und vielleicht denkt die Deutschlehrerin in Zukunft drüber nach, wie sie Jona beurteilt, weil sie weiss, dass Ihr und die Direktorin hinter ihm stehen.

Ein Schulwechsel zum jetzigen Zeitpunkt dürfte wohl ziemlich schwierig werden, aber könnte Jona nicht vielleicht in die Parallelklasse wechseln, wo er nicht mehr unter der Deutsch- und der Mathelehrerin zu leiden hat? Da kennt er doch bestimmt auch schon einige Schüler und müsste sich nicht komplett neu eingewöhnen.

Lang ist dieses Schuljahr ja nicht mehr, aber unter solchen Bedingungen kann es sich natürlich in die Länge ziehen........ Ich drück die Daumen, dass Ihr es möglichst problemlos übersteht.

Liebe Grüße

Sanne

Re: Das Gespräch am Dienstag

Ich war einige Tage nicht online, darum antworte ich jetzt erst.

Das Gespräch verlief ja nicht ganz so wie erhofft, aber es war auch nicht nur negativ. Immerhin etwas! Dass eine Berufsanfängerin einen Fehler eingesteht ist manchmal nur schwer zu erreichen - leider. Aber es gibt hier wie auch bei den älteren Kollegen natürlich völlig unterschiedliche Typen von Lehrer! Das Aufschreiben finde ich gut.

Ich wünsche euch noch ein friedliches Ende des Schuljahres und dann entspannende Ferien!

LG
Anke

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