Hallo Ihr Lieben,
für alle Leserinnen, die so wie ich unter einem niedrigen AMH-Wert leiden, möchte ich heute meine Geschichte erzählen:
seit 01/2017 - Kinderwunsch
04/2018 – AMH-Wert 0,47 (damals war ich 36 Jahre alt), von meiner normalen Gynäkologin als „unauffällig“ interpretiert. Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß, hätten wir viel früher gehandelt!
Ende 2018 – Diagnose OAT III bei meinem Mann und Entschluss zur künstlichen Befruchtung. Hierfür mussten wir erst noch heiraten
04/2019 – erstes Beratungsgespräch in der KiWu-Klinik, Empfehlung ICSI, AMH-Wert 0,7
09/2019 – 1. Versuch ICSI
- Stimulation mit 300E Bemfola für 7 Tage, an Zyklustag 10 waren im Ultraschall ca. 4-6 Follikel sichtbar und mir wurde zum ersten Mal klar, dass die Ausbeute bei niedrigem AMH deutlich geringer ist als bei normalem AMH, schon vor der Punktion war ich am Boden zerstört
- Punktion an Tag 12: es konnte keine einzige Eizelle gewonnen werden! Erst wurde vermutet, dass die Auslösespritze nicht gewirkt hat, es konnte aber hcg im Blut nachgewiesen werden. Es wurde jedoch festgestellt, dass mein LH viel zu gering war und vermutlich deshalb kein Eisprung stattgefunden hat. Für den nächsten Versuch wurde mir daher ein Präparat mit LH-Anteil empfohlen
- Der Versuch wurde als abgebrochen gewertet, also nicht auf die 3 bezahlten Versuche der Krankenkasse angerechnet. Neben Medikamenten und Anästhesie mussten wir ca. 112 EUR für die Behandlung an die KiWu-Klinik zahlen, da nur Maßnahmen bis vor der Punktion berechnet wurden
Warteschleife bis zum 2. Versuch
- Nach einem Pausenmonat in 11/2019 nächster Versuch: an Zyklustag 2 Ultraschall und Bluttest; mein FSH-Wert lag bereits bei 20 lag und damit viel zu hoch, um mit der Stimulation beginnen zu können. Wie ich heute weiß, ist das bei Frauen mit niedrigem AMH nicht ungewöhnlich. Anstelle der Stimulation musste ich nun einen Monat lang Cyclo Progynova einnehmen, um den FSH-Wert zu senken.
- nächster Zyklus: erneut an Zyklustag 2 Ultraschall und Bluttest; FSH-Wert war in Ordnung, allerdings eine Zyste im Eierstock. Ich konnte also erneut nicht mit der Stimulation beginnen und musste erneut einen Monat Cyclo Progynova nehmen
- Nächster Zyklus Ende 12/2019: Ultraschall und Blutabnahme zu Zyklusbeginn. Die Zyste war verschwunden, allerdings lag der FSH-Wert nun wieder bei 20, also erneut keine Stimulation, sondern Einnahme von Cyclo Progynova. Die Weihnachtsfeiertage habe ich nur geheult und langsam nicht mehr dran geglaubt, jemals noch einen Versuch starten zu können!
- Nächster Zyklus 01/2020: keine Zyste, aber FSH-Wert bei 26, also nochmal deutlich höher als zuvor. Cyclo Progynova scheint bei mir den gewünschten Effekt nicht zu erzielen. Stattdessen habe ich vor der Periode aber in jedem Monat ca. 1 Woche Schmierblutungen. Ich nehme mir vor, es mit diesem Medikament nur noch einen Monat zu probieren und informiere mich über Alternativen ohne Stimulation, wie z.B. natural ICSI.
- Nächster Zyklus 02/2020: FSH-Wert zu Zyklusbeginn erneut bei 26; meine Ärztin schlägt vor, es nochmal einen Monat mit einer Anti-Baby-Pille zu probieren und wenn das den FSH-Wert ebenfalls nicht senkt, eine natural ICSI ohne Stimulation zu probieren. Ich entscheide mich für die Pille (Kleodina)
03/2020 - 2. Versuch ICSI
- Die Anti-Baby-Pille hat Wirkung gezeigt, mein FSH-Wert ist zu Zyklusbeginn unauffällig, im Ultraschall keine Zysten, ich kann also mit der Stimulation starten!
- Vorsorglich wird auch der AMH nochmal bestimmt, er liegt bei nur noch 0,22, beginnende Wechseljahre mit 38 Jahren?
- Stimulationsplan: Pergoveris 300E (FSH/LH-Kombi-Präparat) für insgesamt 10 Tage, da die Follikel einfach nicht wachsen wollen, immerhin ein Follikel wird irgendwann größer
- Punktion an Tag 16: ein Follikel wird punktiert, dieser enthält auch eine Eizelle, immerhin!
- Wieder zu Hause kommt der Anruf vom Labor, die Eizelle war leider unreif! Und wieder ist alle Hoffnung dahin
- Auch dieser Versuch gilt als abgebrochen und wird von der Krankenkasse nicht angerechnet
04/2020 – Pausenmonat
Diese ganzen Rückschläge muss ich erstmal verdauen. Zum Glück haben wir Urlaub und das Wetter ist schön, wir lenken uns ab und freunden uns langsam mit dem Gedanken an, dass wir vielleicht kinderlos bleiben. Wir wollen zwar auf jeden Fall mindestens eine natural ICSI probieren, rechnen uns aber wenig Chancen aus. Mit diesem Mindset geht es mir psychisch gleich viel besser.
Im Beratungsgespräch mit der neuen Ärztin im KiWu-Zentrum legen wir eine neue Strategie fest: ich werde für den nächsten Versuch erneut das Präparat wechseln (nunmehr Menopur = Menogon), da bei Frauen mit höherem Alter und niedrigem AMH mit natürlichem FSH bessere Erfahrungen gemacht wurden als mit synthetischem FSH. Zudem ist dieses Präparat auch preislich günstiger. Mir wird zum ersten Mal die Einnahme von Vitamin D empfohlen, womit ich sofort starte.
05/2020 – 3. Versuch ICSI
- Das neue Mindset und die Einnahme von Vitamin D sowie der Verzicht auf jegliche Hormonpillen im Pausenmonat haben meinen Körper normalisiert: an Zyklustag 2 ist mein FSH normal und keine Zyste sichtbar, ich kann starten!
- Stimulationsplan: ab 2. Tag zwei Mal täglich Synarela-Nasenspray zur Unterdrückung des Eisprungs, ab 3. Zyklustag 225 Einheiten Menogon
- An Zyklustag 8 sind im Ultraschall 2 große (18mm und 12mm) und 1 kleiner Follikel sichtbar, daher Steigerung auf 300 Einheiten Menogon, damit der kleine Follikel noch die Möglichkeit hat, nachzureifen
- An Zyklustag 9 morgens 150 Einheiten Menogon und abends das letzte Mal Nasenspray
- Punktion an Tag 11: da es nur wenige Follikel sind, wird mir Punktion ohne Narkose vorgeschlagen, welche ich recht angenehm finde, der Stich von der Punktionsnadel ist kurze Zeit unangenehm, dafür kann ich aber alles auf dem Bildschirm mit verfolgen und sofort nach Hause, es wurden 2 reife Eizellen gefunden
- 2 Tage nach Punktion findet der Transfer statt: beide Eizellen ließen sich befruchten, jedoch hat sich nur ein Embryo weiterentwickelt und dieser wird mir als 6-Zeller eingesetzt
- Leider bin ich am Ende nicht schwanger, aber dennoch frohen Mutes, weil ich endlich mal so weit gekommen bin!
07/2020 – 4. Versuch ICSI
- Nach einem Pausenmonat kann ich erneut mit der Stimulation starten, da alle Werte in Ordnung sind!
- Stimulationsplan: Zyklustag 3 – 11: 300 Einheiten Menogon, ab Tag 2 Synarela-Nasenspray zur Unterdrückung
- An Zyklustag 8 sind mindestens 6 gut entwickelte Follikel erkennbar, eine solche Ausbeute hatte ich noch nie!
- Zyklustag 14: Punktion (mit Narkose): es wurden 5 Eizellen gefunden, davon waren 3 reif und 2 konnten befruchtet werden
- An Zyklustag 16 werden mir beide befruchteten Eizellen als 4-Zeller in A- und B-Qualität eingesetzt
- An Zyklustag 23 halte ich einen positiven Schwangerschafts-Frühtest in den Händen! Inzwischen bin ich in der 31. Woche schwanger und werde mit 39 Jahren mein erstes Kind zur Welt bringen.
Meine Geschichte soll Euch zeigen, dass es immer noch eine Chance gibt, auch wenn man schon längst aufgegeben hat und auch Frauen mit niedrigem AMH und Diagnose „beginnende Wechseljahre“ noch Erfolg bei einer künstlichen Befruchtung haben können. Ich wünsche allen da draußen, die auf dieses Glück noch warten müssen, alles erdenklich Gute!