Hallo, liebe Frau Dr. Elfrath,
ich bräuchte mal Ihren Rat. Denn hier gehts ziemlich rund ... und das nicht wirklich im positiven Sinne...
Mein Mann hat sich um einen Job in Hamburg beworben, aber leider gibt es immernoch keine Entscheidung.
Und damit hört auch die Ungewißheit für uns nicht auf, wo wir zukünftig leben, wo die Große in die Schule und die Kleine in den KiGa gehen wird etc. Und vor allem für die Große scheint das alles NOCH schlimmer zu sein, als wir dachten.
Im Nachhinein denke ich auch, es wäre am besten gewesen, wenn sie das alles jetzt noch nicht mitbekommen hätte und wir ihr erst dann, wenn was "spruchreif" ist, was gesagt hätten. Aber sie hat es leider vorher mitbekommen (man nennt sie auch "Miss Radar" ;o))) und ich halte eben auch nichts davon, sie anzulügen. Also gehe ich (kindgerecht) auf ihre Fragen und Sorgen ein und rede mit ihr darüber, wenn SIE mit dem Thema ankommt. Von mir selber aus thematisiere ich es nicht.
Es fing vor einigen Wochen schon an -- zuerst "kleinere" Aktionen wie z.B. sich selber mit Filzstiften vollmalen (überall), den Fußboden vollkritzeln. Heftiger wurde es, als sie ihrer kleinen Schwester im Streit mit einem dicken schwarzen Filzstift quer über den Kopf malte (die schönen blonden Haare *schluck*). Weiterhin hat sie sich selbst immer wieder mit Zahnpasta beschmiert.
Letzte Woche kamen dann heftigere Sachen dazu .. Sie hat Feuchttücher (diese Kandoo-Dinger) ausgenuckelt (!) und dementsprechend heftigen Durchfall bekommen. Das derzeitige "Highlight": sie zieht sich untenrum aus, legt die Hose, Unterhose und Strumpfhose auf den Boden, k*ckt drauf (!!!!), kippt den Stinker dann ins Klo, verreibt die Reste auf den Klamotten und zieht sie wieder an. Das alles hab ich nur nach und nach herausgefunden ... und das war auch für mich echt schlimm.
Ich hab natürlich immer wieder mit ihr geredet, hab nicht geschimpft (auch wenns manchmal schwerfiel), aber ihr natürlich gesagt, daß ich das nicht gut finde. Als ich sie fragte, warum sie das macht, sagte sie, sie tue das, weil "ihr Herz so schwer" sei. Daraufhin haben wir wieder lange und intensiv miteinander gesprochen; sie sagte, daß sie nicht nach Hamburg will etc. Und wir haben vereinbart, daß sie, wenn ihr Herz wieder einmal schwer sei, lieber zu mir kommt und mir sagt, daß ich sie mal in den Arm nehmen solle. Das tut sie seitdem auch und ich lasse wirklich alles stehen und liegen in solchen Momenten.
Gestern abend, nach einem wirklich wunderschönen Tag, an dem es harmonisch und schön war; sie hat neue Schuhe bekommen (die sie selber aussuchen durfte), wir waren in der Bücherei, auch dort hat sie lauter schöne Sachen mitnehmen dürfen), ging es wieder los -- sie machte all das, was sie nicht sollte, immer und immer und immer wieder. Als ich sie fragte, warum sie das macht, sagte sie, sie wolle, daß ich mich ärgere und daß ich traurig bin. Dabei weinte sie aber und sagte immer wieder, wie leid ihr das täte ...
Ich verstehe ja, daß ihr diese Ungewißheit total zusetzt (zumal das nun schon so lange geht; seit Mitte November). Und ich verstehe auch, daß das alles die Reaktion darauf ist. Aber ich weiß langsam nicht mehr, wie ich darauf reagieren soll ! Und ich hab Angst, daß das so weitergeht bzw. immer schlimmer wird.
Klar, irgendwann wird wohl ENDLICH eine Entscheidung kommen; dann hat die Ungewißheit ein Ende und dann wirds hoffentlich endlich besser, für uns alle.
Mein Mann und ich haben nun auch beschlossen, daß wir, wenn DIESER Job nun nicht klappt, endgültig hierbleiben und er sich dann einen neuen Job sucht, der von hieraus erreichbar ist, so daß wir eben NICHT umziehen müssen. D.h. entweder es klappt JETZT mit Hamburg oder wir bleiben endgültig hier.
Für mich wäre eines so gut wie das andere, denn beides hätte seine Vor- und Nachteile. Alles, was ich will, ist eine Entscheidung, damit ich mich ENDLICH drüber freuen kann -- so oder so.
Für unsere Große wärs vermutlich gut, wenns nicht klappt mit Hamburg und wir hierbleiben ...
Ich hab heute morgen bei der Familienberatung angerufen, die uns schon einmal sehr gut geholfen hat. Aber ich weiß, daß es dauern wird, bis ich da einen Termin bekomme, da die immer SEHR ausgebucht sind.
Was meinen Sie, was kann ich noch tun ? Ich fühle mich langsam aber sicher echt hilflos ... Braucht meine Große psychologische Hilfe ? Wie dringend schätzen Sie hier den Handlungsbedarf ein?
Tschuldigung, daß es so lang geworden ist, aber ich wollte möglichst alle Aspekte einbringen ...
Danke vorab und liebe Grüße,
Moon (2 Töchter, geb. 07/2001 und 12/2004)