„Ob ich es diesmal schaffe?“
Ein „ob ich es diesmal schaffe?“ rauscht durch den Kopf.
Kaum hat der Wecker geklingelt kommt dieser Gedanke, der sich mal wieder nur ums Essen dreht. Wer kennt das schon nicht?
Mit halb verschlossenen Augen geht es erstmal zur Kaffeemaschine und dann schnell ab ins Bad. Schon wieder: „Ob ich es diesmal schaffe?“ – Na klar! Noch haste ja nix im Magen und der Tag verspricht gut zu werden.
Von der Toilette aus geht der Blick direkt rüber zur Waage. „Ob sie´s mir gleich wieder zeigt, dass ich es nicht geschafft habe, oder meint sie es heute gut mit mir?“ Nun wird auch gleich noch versucht die Blase „auszuwringen“, so dass auch ja kein einziges Tröpfchen zuviel auf der Waage landet. Und dann der Gedanke:
„Soll ich heute mal mit Schlafanzug drauf? – Hm. – Versuchen kann ich`s ja mal.“ So ein Mist – keine Abnahme, auch nicht, wenn ich die 300g Schlafanzug abziehe! – morgen muss es aber klappen. „Woran kann das bloß liegen?“ gestern hab ich extra keine Kartoffeln gegessen – die wiegen doch so schwer am Folgetag. Und auf salziges hab ich auch verzichtet. Oh Mann „Ob ich es diesmal schaffe?“
Heute muss ich akribisch vorgehen und darf auf gar keinen Fall schwach werden. Immerhin wird das von mir erwartet. Von meinem Mann, dass sich das viele Geld auch lohnt und von meinen Kindern, weil ich denen ja auch immer Sachen verbiete und die sich dran halten müssen. Und von den Freunden erst…“hätt` ich das mal nicht erzählt mit meinem Vorhaben…“ Die schlanken Weibsen wissen ja gar nicht, was ich da durchmache. ABER: ich will es denen beweisen: auch ich kann schlank sein! Ja – ICH! Habt ihr richtig gelesen!
Der Kaffee ist durch. Nun geht es an den Kühlschrank: das Frühstück fertig machen. Alles läuft nach Plan. Fettiges wurde eliminiert und tatsächlich: ich habe einen tollen Teller zusammengestellt. Naja, eigentlich wäre mir anstatt nach Quark mit Marmelade eher nach Salami gewesen – aber: heute steh ich es durch!
Nun noch schnell runter die Zeitung aus dem Briefkasten fischen. Kaum wieder die Treppe hoch gehechtet: fällt auch schon die Werbung in der Mitte raus: Pizza-Taxi, Döner-Imbiss, Gutscheine fürs goldene M. „Wie lange ich da schon nicht mehr war?“ Ohje! Und wenn, dann immer nur dieser elendige Salat und dann die Blicke: „Die hat es auch nötig! – nen fettigen Burger sollte die auch nicht f.essen – die f.tt. K..“ Jetzt ist es wieder da das elendige Gefühl. Ein Happen in mein Frühstück, das mich ab und an so richtig anwidert. „Ob ich es diesmal schaffe?“ Schnell weg mit der Werbung!
Ein Blick auf den „Tagesplan-für-alle-Fälle“ gleich mit nem Kugelschreiber in der Hand.
Montag:
Einkaufen
Schwimmen am Abend mit Eva
Essen: Hühnersuppe
Für mich ohne Klöße! – dabei mag ich die am liebsten da drin – Was kosteten die mich noch mal. – eben schnell nachgerechnet, ob ich mir da nicht doch welche von leisten kann – wo ich doch heute Abend zum Sport gehe. Da hab´ ich´s: die würden den Wert der Suppe fast verdoppeln. Aber ich könnte sie auch etwas kleiner machen und mir dann ein wenig davon gönnen. So mach ich das!
Der Vormittag vergeht mit Hausputz und Hinterräumservice für die ganze Familie – zwischendrin noch die Fahrten zu Schule und dem Kindergarten – schnell noch beim Aldi rein und: „Ob ich es diesmal schaffe?“ „Du musst stark bleiben“, denke ich so bei mir, während der Einkaufswagen direkt an den Süßigkeiten vorbeifährt. Und jetzt die Falle: auf der anderen Seite steht das Brot und dort im Regal auch gleich Kuchen und Berliner! „Nein – heute kaufe ich nur, was auf meinem Zettel steht und fertig!“
Die Fahrt geht weiter … endlich ganz stolz an der Kasse angekommen. Bezahlt und jetzt nur noch nach hause – Essen kochen.
Was brauche ich jetzt alles für meine Suppe? Ahja das Gemüse ist hier, das Hähnchen ist von seiner Haut befreit jetzt kann alles kochen!
Jetzt geht es zu den Klößen: ich krieche regelrecht in den Schrank, um das Mehl zu finden und wen finde ich? Meinen inneren Schweinehund, der mir hinter der Packung eine Tafel Schokolade versteckt hat, damit ich da nicht so schnell dran komme, sie jedoch dann automatsich in meine Hände fällt, wenn ich das Mehl rausziehe. „Mistkerl“, denke ich und in meinem „normalen“ Trip mache ich die Packung auf und schwupps: ein Stück schmelzendzarte Schokolade liegt in meinem Gaumen. Ich hantiere weiter und als ich noch mal bewusst nach der Schokipackung greifen will – der Schreck: nur noch ein Stückchen drin! Schnell wird mir klar: „Du hast die ganze Tafel gegessen! – 40g Schokolade! So geht das nicht!“ meine Laune sinkt in den Keller – zudem laufen im Radio heute irgendwie nur so Herz-Schmerz-Songs. „Noch ist der Abend nicht da und mein Punktekonto nicht leer. Ich kann den Tag noch retten – immerhin treffe ich mich heute Abend mit Eva.“
Doch es kommt, wie es kommen sollte:
Eva hat im Laufe des Nachmittags abgesagt und ich das Schwimmen gestrichen. Und als hätten sich die beiden abgesprochen, ruft mein Mann an: er würde heute eher kommen und gerne mit uns zum Griechen. „Jetzt ist es auch egal“, denke ich bei mir uns bestelle: Gyros-Mataxa.
Abends im Bett die elendige Frage:
„Ob ich es morgen schaffe?“
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Du bist bis hierhin gekommen? Denk mal über deinen Tag nach!
vlg und eine erfolgreiche Woche
Daniela