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Postpartale Depression

Hallo Ihr,
erstmal muss ich sagen, dass dieses Forum echt super ist! Das Wichteln war
total schön und hat mir auch gerade in einem Moment geholfen, als es mir
nicht so gut ging! (Da hab ich einfach das Paket geöffnet...) Dank vor allem an
Nicki und an die Wichteline!
In den letzten Tagen ist mir klar geworden, dass die Frühgeburt mit allem
Drum und Dran bei mir zu einer Depression geführt hat. Vielleicht gibt es hier
welche, denen es ähnlich ging? Ich würde mich über Eure Erfahrungsberichte
freuen. Bin jetzt am Überlegen, was ich unternehme. Habe Schuldgefühle,
Ängste, kann mich selten richtig gut fühlen, muss öfter weinen. Das nur kurz.
LG erde
Bisherige Antworten

Re: Postpartale Depression

huhu erde,
ich weiß genau, wovon du sprichst. ging mir nicht anders. ich war bis kurz vor amelies geburt in psychologischer behandlung. auch beide kuren (2004 und 2005) habe ich wegen der psychischen belastung durch frühgeburt genehmigt bekommen.
ich kann dir nur raten, dir hilfe zu suchen. mir hat das sehr gut getan und ich kann heute viel besser leben als noch vor 1,5 jahren beispielsweise.
vlg, nicki
ps: wenn du reden magst, meine mail-addy hast du

Re: Postpartale Depression

Hallo Erde,
ich weiß nicht, ob ich der richtige Mensch bin, um Dir zu raten. Ich werde Dir einfach mal berichten, wie ich die erste Zeit mit Tobi (29+3 SSW wg. Gestose) erlebt habe. Schuldgefühle wegen der Frühgeburt hatte ich nicht, denn vor Tobi hatte ich zwei späte Fehlgeburten (jeweils 21. SSW), so dass ich nie das Gefühl hatte "wie furchtbar, eine Frühgeburt", sondern mich gefreut habe "immerhin 30. SSW und endlich ein lebendiges Kind". Was mir allerdings sehr zugesetzt hatte, waren die ersten Monate mit Kind daheim. Vor allem die extreme Isolation hat mich fertig gemacht (die Kinderärztin hatte uns geraten, wegen der Infektionsgefahr Kontakte zu anderen Menschen, speziell Kindern, soweit wie möglich einzuschränken, außerdem brauchte Tobi 1 - 1,5 Stunden pro Fläschchen Milch, am Anfang habe ich auch noch abgepumpt, so dass gar nicht daran zu denken war, mit ihm irgenwo hin zu gehen). Hinzu kamen die schlaflosen Nächte, ein Leben, das sich auf die Frage "wann kann ich endlich mal schlafen?" reduzierte und der selbstgemachte Druck, Tobi mit Muttermilch ernähren zu wollen. Das kalte unfreundliche Winterwetter tat sein Übriges. Geholfen hat mir die Umstellung auf Fertigmilch (Zeitersparnis, weil ich nicht per Pumpen musste, und auch sehr viel weniger innerer Druck). Mit der Umstellung auf Fertigmilch hat Tobi auch sehr bald begonnen, nachts durchzuschlafen, das hat meine Stimmung schlagartig gehoben. Auch bin ich nach ein paar Monaten wieder arbeiten gegangen und teile mit meinem Mann die Elternzeit (ich arbeite 3 Tage pro Woche, er 2 Tage, so dass immer einer von uns daheim bei Tobi ist). Arbeiten war der wichtigste Faktor, seit ich wieder arbeite, geht es mir richtig gut.
Was spielt bei Dir die Hauptrolle? Depressionen aufgrund von Schuldgefühlen wegen der Frühgeburt? Oder doch eher die soziale Isolation? Gibt es an der Geburtsklinik Deines Kindes und/oder in Deiner Heimatstadt Treffen von Frühcheneltern? Ich fand es immer hilfreich zu hören, dass ich nicht die einzige bin, deren Kind endlos lang am Fläschchen nuckelt, nicht trinken will, spuckt, entwicklungsverzögert ist etc.
Gibt es vielleicht Krabbelgruppen für Frühchen oder überhaupt für Kinder, an denen Du teilnehmen könntest?
Kannst Du Dir durch Mithilfe anderer (Mann, Eltern, Schwiegereltern etc.) freie Zeit nur für Dich verschaffen? Gibt es in der Klinik, in der Dein Kind geboren wurde, Psychologen und/oder Seelsorger, die sich speziell um Frühcheneltern kümmern und deren Hilfe Du auch jetzt noch in Anspruch nehmen könntest?
Wenn Du innerlich soweit bist, dass Du selbst etwas gegen Deine Depression unternehmen willst, dann bist Du auf jeden Fall auf dem richtigen Weg. Aus meiner Erfahrung mit Tobi würde ich sagen "das erste Jahr mit Kind muss man irgendwie überleben, dann wird es besser"
Viele Grüße
Stefanie

Re: Postpartale Depression

Hallo Erde,
das kenne ich. Bei mir kam der Tiefpunkt, als es Noah besser ging und er nicht mehr so viel Aufmerksamkeit brauchte. Ich hatte nie Zeit mich von all dem zu erholen. Noah wurde in der 27SSW geboren. Die Sorge war groß und als er nach drei Monaten nach hause durfte, da ging es weiter. Dreimal pro Woche KG, dann Arzttermine, Kliniktermine, der Monitor...
Kurz vor seinem zweiten Geburtstag waren alle Therapeuten und Ärzte mit ihm zufrieden und die Termine wurden deutlich weniger. Zuerst war ich froh, denn so war man "freier" und konnte sich auch mal spontan verabreden, ohne Termindruck. Nach einer Weile habe ich dann gemerkt, das es mir immer schlechter ging. Mir ging es wie dir jetzt. Gut ist, dass du es schon selbst erkannt hast. Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich war dann bei meiner Hausärztin und sie hat mich an eine Psychologin überwiesen. Ich hatte dann drei oder vier Sitzungen und habe gemerkt, dass es mir gar nicht so schlecht geht. Ich hatte wieder die Kraft und den Mut die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
Jetzt bin ich wieder schwanger und es geht mir gut. Keine Ängste und keine Zweifel.
Ich hoffe du findest deinen Weg. Lass dich drücken...
LG Sandra

Re: Postpartale Depression

Hallo Sandra,
ich war heute vormittag bei meiner Hausärztin. Sie hat mir gesagt, nur ich
selbst könne mich da rausholen. Bin jetzt etwas ratlos. Viele hier haben mir
zur Therapie geraten. Meine Ärztin eigentlich nicht. Sie meint wohl - wie
mein Mann - dass ich das allein könnte. Ich bin mir da unsicher.
Vielen Dank für all den Zuspruch.
erde

Re: Postpartale Depression

Hallo Erde,
grundsätzlich hat deine Hausärztin nicht Unrecht. Man muss einen Weg finden um dort wieder herauszukommen, aber dazu braucht man Hilfe. Mach einfach einen Termin bei einem Psychologen. Vielleicht merkst du ganz schnell, dass du evtl. keine Therapie brauchst und es alleine schaffst. Vielleicht ist es aber auch anders und bevor du noch tiefer in dieses Loch rutschst, hol dir Hilfe. Eine Kur ist bestimmt auch eine gute Möglichkeit.
LG Sandra

Re: Postpartale Depression

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, wie es Dir geht. Direkt nach Emilys Geburt hatte ich diese Schuldgefühle zwar nicht, aber direkt nach meiner Chemotherapie / Bestrahlung haben sie mich auch erwischt - und es hat eigentlich bis heute angehalten. Dazu kamen die verdrängten Ängste / Probleme mit meiner Krebserkrankung während der Schwangerschaft und nicht zuletzt jetzt der Verdacht auf Multiple Sklerose. Im letzten November bin ich an all diesen Dingen regelrecht zusammengebrochen. Ich kann nur von mir reden: Mir hat jetzt endlich eine ganz, ganz tolle Psychologin geholfen, mit der ich während meiner Kur viel gearbeitet habe (Gruppengespräche wegen Krebsbewältigung, Einzelgespräche "für den Rest"). Ich versuche gerade krampfhaft, auch hier bei mir in der Nähe solch fachmännische Hilfe zu bekommen. Mir tut das einfach gut, mit jemandem zu Reden, der "von außen in meine Suppe guckt" (wie meine Psychologin immer gesagt hat ;o)) Ich konnte offen über alle Ängste reden, sie hat diese Ängste mit mir ausgehalten und mir Bewältigungsstrategien aufgezeigt, ich konnte auch mal hemmungslos weinen. Für mich war das einfacher als mit meinem Mann oder meiner Mutter darüber zu reden, wo ja oft nur beschwichtigende Sinnlosigkeiten zurückkommen ("Ihr seid doch nun beide gesund..." "Mach Dich doch nicht verrückt...")
Ich würde Dir also auf jeden Fall professionelle Hilfe emfehlen!
LG und Kopf hoch (noch so eine sinnlose Floskel *seufz* aber sie kommt von Herzen!!! ;o))
Jeanine
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