Auch einfach mal zu Wort melde....
manche kennen mich vielleicht aus anderen Foren. Habe heute mal hier in diesem Forum gelesen und hatte gleich wieder Pipi in den Augen.
Himmel, was haben wir mit unserem Sohn für einen Leidensweg hinter uns, was hat er gelitten, was hat er für Wunden un Narben kassiert...
Jojo, heute 9, kam als Schreibaby auf die Welt, schrie, schrie, schrie.... Niemand wusste warum, wie oft habe ich den Vorwurf gehört, es läge an mir, bin doch ne besorgte Erstlingsmutter....
Besser wurde das schreien erst als er sich, sehr früh übrigens, artikulieren konnte. Dann verlegte er sich aufs Dauerquengeln und Dauerquatschen ;-). Er war ewig unzufrieden, konnte nie alleine spielen, wirklich nie. Und schon als Kleinkind waren seine "Ausraster" Phänomenal.
Die Kindergartenzeit war durchwachsen, anstrengend, schmerzhaft. Die Hölle erlebten wir dann nach der Einschulung, die ersten zwei Schuljahre waren derartig schlimm, das ich sicherlich nicht nur einen Nervenzusammenbruch hatte. Kaum ein Tag ohne Einträge ins Heft, ohne Anrufe, ohne ein völlig wutentbranntes, aufgelöstes Kind. Ich habe mich damals so mies gefühlt, schuldig, als Versager. In Worte fassen lässt sich diese Zeit nicht.
Eines Tages kam mein Sohn wieder völlig aufgelöst aus der Schule, weinte, schrie, schlug um sich und brüllte mir ins Gesicht: Mama, da war ein rotes Auto, da wollte ich davorfahren, ich kann einfach nicht mehr...So geschockt war ich noch nie im Leben. Wir haben dann sofort einen Notfalltermin bei einem Psychiater gemacht, in der Hoffnung, Hilfe endlich zu bekommen. Ich war immer der tiefen Überzeugung, ich bin schuld an seinem Verhalten, ich habe ihn kaputtgemacht.
Dann Tests, Untersuchungen, die Diagnose. ADHS. Viele können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber ich war an diesem Tag glücklich. Wusste ich doch endlich, was hier so verdammt schief läuft.
Elternschule, Erziehungsprogramme und seit knapp eineinhalb Jahren auch Medikamente. Seit dem ist unser Sohn wie ausgewechselt. Er ist ein sehr guter Schüler, sehr lieb, hilfsbereit, keinerlei Ausraster mehr....Wir waren lange Zeit einfach nur glücklich.
Seit ein paar Wochen realisiere ich allerdings, das er noch lange nicht über den Berg ist. Er ist mir persönlich viel zu introvertiert, nach wie vor ein Einzelgänger, hochgradig sensibel, sein Sprachfehler hat sich verschlimmert....Ich empfinde ihn als trauriges Kind. Manchmal hat er für mich schon fast ganz, ganz leichte autistische Züge. Emotional zu ihm vorzudringen ist nicht leicht. Er hat sicherlich vielerlei Folgeschäden aus seiner undosierten Zeit zurück behalten. Mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste, ein sich nicht angenommen fühlen...Es sind so grausame Dinge in diesen zwei Jahren passiert, das ich heute noch nicht ohne Tränen darüber erzählen kann. Aber nicht nur er hat Schäden zurückbehalten. Ich auch. Ich lebe bis heute recht zurückgezogen, mein Selbstbewusstsein ist mir unterwegs sicherlich abhanden gekommen, Ängste habe ich jeden Tag...
Noch heute, wenn mal etwas nicht ganz so toll läuft mit dem Grossen, greift eine eiskalte Hand nach meinem Herzen und drückt feste zu. Mich packt dann einfach nur noch die nackte Angst.
Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, alle beiden, aber ich glaube feste daran, das wir es schaffen.
Jetzt ist erstmal eine Vorstellung beim Logopäden dran. Dann werde ich sehen, was ich zu seiner Verhaltenstherapie noch hilfreiches ausbuddeln kann.
Ich hoffe, Ihr alle stärkt Euch hier gegenseitig den Rücken und führt nicht auch noch hier Kämpfchen aus.
Ich denke, Verletzungen haben wir alle genug eingesteckt.
Passt gut auf Euch und Eure Kinder auf, vor allen Dingen auf Eure Seelen.
Lg Britta
Re: Auch einfach mal zu Wort melde....
lange nix mehr von Dir zu lesen bekommen! Deine Beiträge waren immer interessant. So auch dieser: Ehrlich, schockierend. Macht einen traurig, das zu lesen.
Ich wünsche Euch, daß Ihr viel Hilfe und Unterstützung auf Eurem Weg bekommt. Und übrigens: Dein Sohn kann sich glücklich schätzen, eine so tolle Mutter zu haben. Meine ich jetzt mal so.
LG Arielle. auch mit einem speziellen Kind, wenn auch kein ADS
Dein Beitrag hat mich berührt...
ich finde es Klasse wie Du Dein Leben und Deine Erfahrungen mit Deinem Sohn schilderst. Ich spüre regelrecht Deine Verzweiflung, Ratlosigkeit - aber auch Deine Kraft und Deine Energie!!
Ich bin zwar nich persönlich von dem Thema betroffen, habe aber jahrelang mit Kindern die Verhaltensauffälligkeiten hatten gearbeitet.
Ich kann diesen mühevollen und aufreibenden Alltag nur zu gut nachempfinden - genauso ging es mir auch oft. Man hat das Gefühl wie ein Hamster im Laufrad zu rennen: mach macht und tut und es wird nicht besser......
Ich persönlich finde auch daß Medikamente hilfreich sein können - wenn sie denn mit genauer Diagnose und therapie begeleitend eingesetzt werden. Und ich denke davon sollte man doch eigentlich ausgehen :-o?
Wenn jemand die Einstellung hat ohne Medikamtene die Situation in den Griff zubekommen dann ist das doch Toll und schön - aber man solte jeden sein eigenes Empfinden zulassen. Denn es kann nur jeder für sich selbst entscheiden wie belastend eine Situation ist und welchen Weg man gehen kann und will.
Ich wünsche Euch noch ganz viel Kraft und Energie um euren Weg zu gehen und daß es Deinem Sohn immer ein bischen besser geht.... - es gibt viele Erwachsene die gelernt haben mit Dieser Krankheit umzugehn und gut zu leben.
GLG Simone
Re: Auch einfach mal zu Wort melde....
lass dich mal ganz feste drücken (((Britta))). Wie gut kann ich nachvollziehen, was du gefühlt hast bzw. fühlst.
Unser Sohn (jetzt 6) hat Ähnliches durchgemacht, zum Glück vor dem Beginn seiner Schulzeit - ich weiß nicht, wie oft die Erzieherinnen mit mir gesprochen haben, wie sehr er ausgegrenzt wurde, wie schlecht es ihm manchmal ging, wie oft ich mich unfähig und machtlos gefühlt habe und und und ... Auch er hat schon (und das im Alter von 5 Jahren) gesagt, dass es besser wäre, er wäre tot (und das ganz bestimmt nicht, weil wir ihm unsere Liebe entzogen hätten). Die wenigsten Menschen kamen mit ihm klar, die "normale" Erziehung mit logischen Konsequenzen funktionierte schlichtweg nie (bei unserem Kleinen funktioniert sie - und ich sehe zum ersten Mal, dass wir wohl doch nicht alles falsch gemacht haben), er war immer ein "Contra". Vor allem seine Impulsivität und seine geringe Frustrationstoleranz machten es für alle oft sehr schwer, mit ihm umzugehen. Wie macht man es richtig?
Ich bin sehr froh, dass er jetzt Medikamente bekommt, die ihm weiterhelfen - und auch er stellt Veränderungen an sich fest. Erstmals konnte er nun z. B. sagen: "Mama, du hast Recht." Und er ist wesentlich kooperativer und geht längst nicht so stark hoch. Es ist immer noch nicht alles "einfach" (wann ist es das schon jemals?), aber einfacher. Die erste Schulwoche ging vorüber - und die Lehrerin sprach davon, dass sie unseren Sohn "kein bisschen auffällig" fände *aufHolzklopfe*.
Ich hoffe so sehr, dass er jetzt noch mehr positive Erlebnisse hat, denn die braucht er so sehr! Natürlich "arbeiten" wir auch auf andere Weise weiter daran, die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Da ich z. B. seit langer Zeit weiß, dass ich mit der Androhung von Konsequenzen bei ihm nur kurzfristig weiterkomme, mache ich es mittlerweile oft so, dass ich ihn einfach in den Arm nehme, wenn er mal wieder einen seiner Ausraster hat (und die hat er in abgeschwächter Form auch mit Medis). Dann ist er wesentlich zugänglicher und wir können miteinander über sein Verhalten reden. Und Punktepläne, mit denen er sich Punkte für erwünschtes Verhalten verdienen und diese später gegen Vorteile einlösen kann, helfen uns ebenfalls. Aber da erzähle ich dir sicher nichts Neues, nicht wahr?
Liebe Britta, auch ich wünsche mir einen positiven Austausch - nur manches möchte ich einfach nicht unwidersprochen stehen lassen. Und ich denke, das ist auch okay so!
Ich schicke euch ganz viel Kraft und ganz liebe Grüße
Simone
Re: Auch einfach mal zu Wort melde....
ich wünsche euch ganz arg viel Kraft.
Denke, das wir die alle gut gebrauchen können - hmm?
C.
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