kinder brauchen grenzen
lg. swchen
Kinder brauchen Grenzen
Beate Weymann-Reichardt
Was sind Grenzen?
Unter einer Grenze versteht man einen bestimmten Punkt, an dem es nicht mehr
weitergeht. Dieser Endpunkt darf nicht überschritten werden. Wer sich nicht
daran hält, muss mit Folgen (Konsequenzen, Sanktionen) rechnen.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Kinder Grenzen kennen lernen. Eine
gewisse Hartnäckigkeit, dass die Grenze eingehalten wird, ist wichtig. Dies
beinhaltet auch, dass Grenzüberschreitungen geahndet werden, denn sonst wären
die Grenzen ja nur Lippenbekenntnisse. Sanktionen bei Grenzüberschreitungen
betonen die Grenze und machen die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit noch mal
deutlich. Mit Sanktionen sind aber keinesfalls psychische oder physische Gewalt
gemeint!!
Das Motto ist also: Vorher wird angekündigt, wie weit das Kind gehen darf, wo
eine Grenze gesetzt wird, an welcher Stelle die Freiheit aufhört. Grenzen
müssen ganz klar und vorhersehbar gesetzt werden. Sinnvolle Regeln sollten
unmissverständlich formuliert sein. Es nützt niemandem, wenn gewisse Erwartungen der
Familie unausgesprochen existieren. Wird sich nicht an die Vereinbarung
gehalten, dann muss das Kind spüren, dass es etwas Verbotenes getan hat. Es ist das
Ziel, dem Kind verständlich zu machen, dass man für Fehler Verantwortung
übernehmen muss und zur Wiedergutmachung aufgefordert ist.
Beispiele für Grenzen: Um 17.30 Uhr muss das Kind zuhause sein. Oder: Nur am
Wochenende darf der Fernseher eingeschaltet werden. Niemandem ist es erlaubt,
dazwischen zu reden. Das Kleinkind darf nicht den Hof verlassen. Sagt die
Mutter "Nein", dann stellt das eine Grenze dar (der Wunsch des Kindes wird somit
nicht erfüllt, das Thema ist vom Tisch!).
Weshalb sind Grenzen ungeheuer wichtig?
Ob Grenzen notwendig sind oder nicht - dieses ist unter Fachleuten heutzutage
kein Thema mehr. Niemand sagt mehr, dass ausschließlich die totale Freiheit
eine optimale Entwicklung gewährleistet. Zwischen den Extremen: Zucht- und
Ordnung-Methoden der Urgroßeltern einerseits und den antiautoritären Idealen der
68er-Elterngeneration andererseits wird heute ein Mittelweg als am geeignetsten
angesehen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass der Mittelweg
zwischen Autorität und Laisser-faire tatsächlich ein goldener ist.
Diana Baumrind, eine hoch geschätzte Entwicklungspsychologin aus Berkeley in
Kalifornien kam nach jahrelangen Forschungen zu folgenden Ergebnissen: Die
selbstbewusstesten und kontrolliertesten, zufriedendsten, unternehmungslustigsten
und unabhängigsten Kinder entwickelten sich bei einer Erziehung, die sowohl
klare Grenzen beinhaltete, auf der anderen Seite aber auch eine besondere
menschliche Wärme anbot. Ein Familienklima, das sich durch große Offenheit, Wärme
und Liebevollsein auszeichnet, erleichtert Kindern das Grenzenbefolgen
ungemein.
Da die Welt für das Kind voller Aufregungen und Geheimnisse steckt,
unüberschaubar erscheint (und ist), braucht es Grenzen und Orientierung, um sich
zurecht zu finden. Grenzen verschaffen
Kindern eine Möglichkeit, sich sinnvoll zu orientieren.
Erspart man dem Kind dieses, so läuft es zwangsläufig gegen Mauern und stößt
sich den Kopf, was vermieden hätte werden können. Das Leben selbst hält
Grenzen bereit. Es ist also unrealistisch, dem Kind vorzumachen, dass alles und
jedes machbar ist. Selbst wenn die Eltern und Großeltern immer so springen würden,
wie das Kind es wünscht, wäre es unausweichlich, dass irgendwann eine Grenze
auftaucht.
Beispiele: Die Erzieherin im Kindergarten widmet sich allen Kindern, nicht
nur einem - und auch diesem nur so, wie sie es pädagogisch für richtig hält
(erfüllt dem Kind eben nicht jeden Wunsch). Wer meint, dass einem als
Fußgänger/Radfahrer die Straße gehört, wird sehr bald vom Gegenteil schmerzlich überzeugt.
Jeder Schüler hat Erfahrung damit, dass man oft nicht die Zensur / die
Beurteilung bekommt, die man sich vorgestellt hat. Es ist schwierig, einen
Arbeitsplatz in einer bestimmten Firma / Behörde zu bekommen. Man wird nicht unbedingt
so geboren und ausgestattet, wie man sich das ausgesucht hätte (Größe,
Gesundheit, Intelligenz, Begabungen, Talente usw.). Anhand dieser paar Beispiele
sieht man bereits, dass Grenzen zum Leben gehören und nicht zu leugnen sind.
Es gibt verschiedene Arten von Grenzen - dieses wurde eben auch deutlich:
Einerseits setzen einem andere Personen und Institutionen Grenzen (Erzieherin,
Lehrerin, der Partner, Schule, Firma, Behörde usw.), andererseits die Umwelt:
Die Straße ist nun mal für Autos v.a. da; das Freibad hat im Herbst bereits
geschlossen; wenn der Staat eine bestimmte Währung neu einführt, kann man sich dem
nur fügen; falls auf dem Flughafen gestreikt wird, muss man Verspätungen oder
Flugausfälle hinnehmen; ist eine Busfahrt ausgebucht, so kann man sich nur
noch umorientieren.
Nicht zu vernachlässigen sind an dieser Stelle die Grenzen, die einem die
eigene Persönlichkeit setzt: Man spielt nicht Gitarre wie Santana, dichtet nicht
wie Goethe oder profaner: Die Geduld läst sehr zu wünschen übrig; ohne 9
Stunden Schlaf ist man nicht leistungsfähig; die Handschrift bleibt trotz
intensiver Übung ein Gekritzel.
Wenn also die Umwelt sowieso genügend Grenzen bereithält, warum soll man dann
zuhause den Kindern vermitteln, es gäbe keine? Hieran sieht man, dass das
Verwöhnen nicht vorteilhaft ist. Als viel angemessener erscheint es daher, die
Kinder schon frühzeitig an Grenzen zu gewöhnen. In dem Falle fällt es ihnen
leichter, mit den Menschen und der Welt auszukommen. Ansonsten würden sie bei
jeder Grenze verwundert sein, sich beschweren und gegen sie ankämpfen. Motto:
Zuhause ging alles. Warum jetzt bloß nicht? Das kann doch nicht sein!! Dieses wäre
für die Kinder und die Mitmenschen, die das mit ansehen, peinlich. Es lohnt
sich, Kindern einen anderen Weg aufzuzeigen. Grenzen- und schrankenlose
Freiheit kann es nicht geben - dieses wird zunehmend akzeptiert.
Kindern sollte auch gegen ihren Willen Grenzen deutlich gemacht werden.
Schließlich sind sie noch nicht in der Lage, von einer übergeordneten Sichtweise
aus das Ganze zu betrachten.
Beispiel: Ein Kind möchte lange aufbleiben. Es denkt nicht daran, dass es den
nächsten Morgen nicht ausgeschlafen hat, nicht aufstehen möchte, kann; dass
es unkonzentriert und unfallanfällig ist. Oder: Ein Kleinkind ist bestrebt, die
Welt zu erkunden. Es weiß ja nicht, wie gefährlich eine Steckdose oder das
eingeschaltete Bügeleisen ist. Ein Jugendlicher möchte mit seiner schnellen Mofa
imponieren. Ihm sind die Konsequenzen (dass die Fahrerlaubnis erlischt, dass
keine Versicherung aufkommt bei einem Unfall, wenn die Mofa bauartlich
verändert wurde = getunt wurde) gar nicht bewusst.
Je älter und reifer das Kind, desto besser erkennt es den Sinn und Zweck
hinter Regeln, Geboten, Verboten und Grenzen. Sie merken, dass das Zusammenleben
besser gelingt und mehr Freude macht, falls sich alle an gewisse Regeln und
Grenzen halten.
Beispiele: Es begreift, dass man ausgeschlafen sein muss, wenn man den
nächsten Tag fit und leistungsfähig sein möchte. Das Kind sieht ein, dass Feuer
schnell gefährlich werden kann und deshalb erhöhte Umsicht nötig ist. Den Sinn von
sozialen Regeln vermag es zu erkennen: jemanden ausreden lassen, zuhören
können, Rücksicht nehmen, Kompromisse aushandeln, usw..
Zusammenfassung
Es sollte nicht versäumt werden, Kindern klare Grenzen aufzuzeigen. Grenzen
stellen eine sinnvolle Orientierungsmöglichkeit für Kinder dar.
Grenzüberschreitungen sollten geahndet werden, um die Bedeutung einer Grenze auch auf diese
Weise zu betonen. Auf das richtige Verhältnis zum Fehlverhalten ist unbedingt
zu achten. Konsequenz ist sehr wichtig, d.h. dem gleichen Verhalten des Kindes
muss die gleiche Reaktion des Erziehungsberechtigten folgen. Das Ziel besteht
darin, dass das Kind Verantwortung für sein Handeln (seine Fehler) übernimmt.
Die Erziehung gelingt am besten, wenn außer dem Grenzensetzen ausreichend
(viel) Zuwendung, Zeit und Liebe eingebracht wird.
Autokrate Erziehung
also ich glaube das ist der Begriff dafür. Die Kombination aus Wärme + Erziehung. Gibt noch 4 andere Typen (mehrere Unterformen). Eine Mischung aus Demokratisch und Authoritär. WObei damit nicht der "GEHORSAM" Typ gemeint ist.
Ich finde das an sich auch recht gut, nur muss man dabei natürlich auch das Alter des Kindes berücksichtigen und die eienen Grenzen überlegn. ETwas zu verbieten und dann darauf zu beharren, nur aus Prinzip...also das finde ich nicht gut. Wenn ein Kind ein gewisses Alter hat muss es eben auch mal etwas selbst entscheiden können. Genau wie man sich auch bei jedem Verbot überlegen sollte "Warum eigentlich"? Warum muss ein Kind ruhig sein wenn erwachsene sprechen? (umgekehrt den nicht auch)?
LG Sabine
sehr interessant, aber...
hallo acoreana
mal das bsp. stühle aus der whg. verbannen. natürlich kannst du das nicht, aber du kannst, in meinen augen, durchsetzen, daß armin nicht auf den stuhl klettert und die schränke öffnet. und wenn du ihn hundermillionen mal daran hinderst, hochzuklettern bzw. ihn streng wieder runtersetzt, wenn er schon oben sein sollte. das setzt natürlich voraus, daß du deinen kleinen jederzeit im auge hast, bei ihm bist und weißt/siehst, was er tut. mir ist schon klar, daß das weder geht, noch man die nerven dafür hat, aber... dann muß er in solchen zeiten, wo du etwas anderes tun mußt, in sein kindersicheres kizi ohne stühle z.b. oder du bietest deinem sohn eine alternative: entweder du läßt das klettern, oder du gehst für 1 std. in dein kizi, damit die mama mal essen kochen kann, ohne nur auf dich aufpassen zu müssen...
bsp. straße. wenn du die erfahrung gemacht hast, daß er sich plötzlich losreißt (das kann ja auch lebensgefährlich sein, wenn er unerwartet auf die straße läuft), dann gilt ab sofort, nur noch fest an der hand angefaßt laufen. nur auf dem spielplatz darf er allein laufen, sonst nur an der hand. wenn er theater macht, dann an gefährlichen situationen (straße) in den kiwa. kannst was damit anfangen?
lg. swchen
Re: hallo acoreana
p.s. hab mal dein profil angeschaut: respeeeekt! ich wär wahrscheinlich mit 4 kindern schon ein fall für die anstalt...
noch mal ich...
alles wird gut.
lg. swchen
Re: alles wird gut....
Ich hoffe, dass mit No. 2 tatsächlich mehr an Gelassenheit zu mir kommt ;-) - orgarnisert bin ich glaube ich ganz gut.
LG, Meritxell
P.S. und dir drücke ich die Daumen, dass entgegen aller Wahrscheinlichkeit die Mens NICHT kommt - ist ein Bluttest bei ES+12 denn verlässlich?
hallo meritxell
danke fürs daumendrücken.
lg. swchen
Re: kinder brauchen grenzen
Ich bin persönlich auch der Meinung, dass Kinder genauso wie Erwachsene Grenzen brauchen. Für uns Erwachsene haben Grenzen dann den Namen "Gesetz" z.B. um es mal drastisch zu formulieren. Ich denke, dass man grenzenlosen Kindern keinen Gefallen tut und ihnen das Leben eher schwerer macht, als es ohnehin schon ist oder eben später wird. Überall wo es soziale Kontakte gibt, existieren Regeln und Normen... mal mehr mal weniger.
Für meine Familie kann ich sagen, dass es auch klare Grenzen gibt, die uns aber allen guttun, wie ich denke. Klar, darf der Große (8Jahre) schonmal mit uns diskutieren und wenn er gute Argumente hat: bitte, ich lass mit mir reden! Es ist nicht so, dass mein Wort hier unbedingt befolgt werden muss, aber alles zu seiner Zeit. Das klingt vielleicht hart- so schlimm bin ich aber in Wirklichkeit nicht ;-)
Es gibt für jedes Alter sicher geeignete Grenzen und auch "Sanktionen" , die man benutzen kann....
LG Conny und DANKE für den Text!
Das Thema ist vom Tisch..
LG
Berit
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