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Nochmal Kindheit...

Astrid Lindgren schreibt in dem Buch ?Das entschwundene Land? über ihre eigene Kindheit:
?Es war schön, dort Kind zu sein, und schön, Kind von Samuel August und Hanna zu sein. Warum war es schön? Darüber habe ich oft nachgedacht, und ich glaube, ich weiß es. Zweierlei hatten wir, das unsere Kindheit zu dem gemacht hat, was sie gewesen ist ? Geborgenheit und Freiheit. Wir fühlten uns geborgen bei diesen Eltern, die einander so zugetan waren und stets Zeit für uns hatten, wenn wir sie brauchten, uns im übrigen aber frei und unbeschwert auf dem wunderbaren Spielplatz, den wir in dem Näs unserer Kindheit besaßen, herumtollen ließen. Gewiss wurden wir in Zucht und Gottesfurcht erzogen, so wie es dazumal Sitte war, aber in unseren Spielen waren wir herrlich frei und nie überwacht. Und wir spielten und spielten und spielten, so dass es das reine Wunder ist, dass wir uns nicht tot gespielt haben. Wir kletterten wie die Affen auf Bäume und Dächer, wir sprangen von Bretterstapeln und Heuhaufen, dass unsere Eingeweide nur so wimmerten, wir krochen quer durch riesige Sägemehlhaufen, lebensgefährliche, unterirdische Gänge entlang, und wir schwammen im Fluss, lange bevor wir überhaupt schwimmen konnten. Keinen Augenblick dachten wir an das Gebot unserer Mutter ?Aber nicht weiter raus als bis zum Nabel!? Überlebt aber haben wir alle vier.
Teil 2 folgt
Bisherige Antworten

Teil 2

Unsere Kindheit war ungewöhnlich frei von Rügen und Schelte. Dass unsere Mutter nicht mit uns zankte, mag daran gelegen haben, dass man Ihr meistens gleich gehorchte, wenn sie etwas anordnete. Sie war es, die uns erzog, und ich kann mich nicht entsinnen, dass Samuel August sich da eingemischt hätte. Hannas Art der Kindererziehung war, so finde ich, recht großzügig. Dass man zu gehorchen hatte, war selbstverständlich, aber sie stellte nie unnötige und unerfüllbare Forderungen. So verlangte sie beispielsweise nicht, dass man unbedingt pünktlich zu den Mahlzeiten erschien ? kam man zu spät, musste man sich selber etwas aus der Speisekammer holen. Ohne Vorhaltungen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass sie uns je Vorwürfe gemacht hätte, wenn wir mit zerrissenen oder beschmutzten Kleidern nach Hause kamen. Wahrscheinlich hielt sie solche Pannen, die im Eifer des Spiels passieren konnten, für das gute Recht eines Kindes. Sie zeterte nicht über Missgeschicke, für die man nichts konnte.?
Danach erzählt sie dann weiter von den Pflichten, die sie als Kinder trotz aller Freiheiten hatten (helfen bei der Ernte etc).
Teil 3 folgt

Teil 3 (sorry...)

Ich finde, das zeigt recht schön dieses Gemisch aus Regeln und Freiheit, das Kindern anscheinend wirklich gut tut?auch wenn vieles heute natürlich ganz anders ist als damals?man kann sicher seine Kinder hier nicht mehr so unbesorgt alleine den ganzen Tag durch den Wald laufen lassen usw., leider. Aber ich hoffe, dass ich für meine Kinder einen solchen Mittelweg finde.
Alles Liebe, Marcia
P.S. Das Buch ist übrigens überhaupt sehr schön!!!

Schon komisch...

In diesem Zusammenhang ist mir gerade was eingefallen. Wieso kann man Kinder heute nicht mehr einfach draussen spielen lassen? Ich habe mal einige Statistiken gelesen, in der Uni drüber diskutiert usw. und jedenfalls gibt es heute nicht mehr Gewaltverbrechen als früher. Im Gegenteil...sie sind sogar etwas zurück gegangen. Es war für Kinder früher genauso gefährlich wie heute...nur gab es keine Medien um darüber zu berichten, und Gewalt gegen Kinder galt als normal. Also ich werde auf meinen Sohn sicher immer ein Auge haben usw. aber irgendwie ist mir doch mulmig dabei wenn ich dran denke wie oft das früher versäumt wurde

nicht die gewalttaten ....

die angst hat zugenommen !! wir erfahren zuviele schreckliche dinge ,haben zuviel angst zu versagen und stehen unter zu grossem druck,da die gesellschaft von der karrier über den eq,sq und iq bis hin zum perfekten aussehen alles vorbestimmt und einem keinen freiraum für kleine macken oder persönlichkeit lässt...
ich bin leider auch ein kopfmansch und vermittle meinen vielen ängste leider auch immer wieder an meine kinder..ich wünschte ,ich könnte etwas naiver oder unbeschwerter sein,aber die kinder ein stück weit gehen zu lassen (und immer noch nicht so weit wie sie eigentlich gehen könnten) ist jedesmal grösste anstrengung....
nachdenkliche grüsse alex

Re: nicht die gewalttaten ....

Einerseits finde ich es ja ganz gut wenn die Leute sensibler geworden sind...sie Leben heute viel sicherer und gesünder als früher (werden ja auch deswegen älter)...andererseits stimmt es schon. Man macht sich wegen vielen Sachen unnötig verrückt.

Re: nicht die gewalttaten ....

Hallo Alex,
ich glaub auch dass die Angst zugenommen hat. Weiter unten hat eine Krieg erwaehnt, dabei ist D. doch soweit davon entfernt. Und wenn ich an die Reaktionen auf den 11. Sept. 2001 denke - Panik - und warum eigentlich.
Ich glaube wir sollten wirklich sehr sehr vorsichtig sein wovor wir Angst haben und vor allem auch wieviel davon wir an unsere Kinder ranlassen.
lg bila

Re: Teil 3 (sorry...)

Ich lese gerade ein Buch von Largo (Kinderjahre) und der meint eigentlich genau das, was Astrid Lindgren beschreibt. Man soll den Kindern überall da Freiheiten geben, wo sie bereits kompetent genug sind, selber zu bestimmen, umd ihnen somit die Gelegenheit geben, das Leben selbständig zu entdecken. Aber anderseits sollen auch ganz genaue Grenzen gesetzt werden und zwar in den Bereichen, in denen das Kind noch nicht fähig ist, sich selbst zu bestimmen. Und das ganze sollte unter dem großen Deckmantel der Geborgenheit der Hauptbezugsperson/en möglich sein, so dass das Kind immer einen Ort bzw. eine Person greifbar hat, bei der es Rat oder Hilfe oder eben Geborgenheit holen kann.
Dieser Gedanke gefällt mir eigentlich recht gut, wenn es mir auch manchmal schwierig erscheint festzulegen, wann das Kind schon kompetent genug und wofür ist, aber ich bin bemüht, meinem Kind möglichst viele Freiheiten zu geben, habe aber andererseits z. B. einen ganz festen Tagesrhytmus (also z.b. wann wird Mittagsschlaf gemacht und wann gehts abends ins Bett usw. )
LG Petra

Re: Teil 3 (sorry...)

Hallo Marcia,
ich glaub auch das schwierige ist die Freiheit, wie schaffen wir es wirklich genug loszulassen?
Und als ich den Text gelesen hab, hab ich mir auch gedacht, dass ich vielleicht selber zu viel Astrid Lindgren gelesen haben muss - woher kommen sonst all die Wuensche nach unbeschwerter laendlicher Kindheit? Selber hatte ich die teilweise auch, aber grossteils halt gar nicht.
lg bila
P.S: wir sind inzwischen ziemlich am Land und am Ende der Welt ;-)
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