Hallo,
mir geht es genauso wie dir. Ich bin im Nov. ss geworden und am 20.1. bin ich zur regulären Untersuchung gegangen. Dort sagt meine FÄ, dass Herzchen schläg nicht mehr. In der Praxis ging es mir noch gut, aber im Fahrstuhl bin ich dann zusammengesunken und habe nur noch geweint. Mittlerweile sagen wir uns, dass es das baby so entschieden hat. ich habe alles von meiner seite getan. ich habe gesund gegessen und gelebt. Ich bin trotzdem noch sehr traurig. Wir haben schon einen dreijährigen Sohn und ständig überlege ich, was würde das baby jetzt machen. hätte es genauso ausgesehen oder wäre es vom wesen ähnlich gewesen. Die AS fand ich ganz schlimm. Ich schwankte zwischen -das ist mein baby, dass gebe ich nicht her- und -holt mir das tote baby daraus-. Danach habe ich mich so leer gefühlt. Einen Tag vorher dachte ich noch alles wäre in Ordnung. Manchmal denke ich, ob ich überhaupt noch mal ss werden möchte. oder möchte ich es nur, damit diese leere aufhört. bei mir wird das mit einer neuen ss nicht so einfach gehen. ich habe keine eisprünge mehr und ich vertrage diese tabl. alle nicht. dieses hin und her macht mich ganz hibbelig und deswegen bin ich manchmal unausstehlich. manchmal werde ich auch wütend, wenn der kleine mal wieder super frech wird. dann denke ich, mensch sei doch mal dankbarer, du darfst leben. ich weiß, dass es falsch ist so zu denken. der geburtstermin rückt immer näher und ich frage mich nur warum.....warum darf ich es nicht in den armen halten. Ich wünsche dir von ganzem herzen ,dass es bald bei euch klappt. Ich denke sehr oft an alle, die es versuchen. Sorry für den langen text. Ganz liebe grüße Sabine

Liebe Sabine,
es tut mir leid, dass auch du dein Baby verloren hast und du hast es auch noch am selben Tag erfahren wie ich! Mir ging es ähnlich wie dir, denn in der Praxis habe ich weiter funktioniert (wie eine Maschine), ich war wie unter Schock, ich konnte es einfach nicht glauben. Danach habe ich nur noch geweint. Und ich habe mir Vorwürfe gemacht und mich gefragt, was ich wohl falsch gemacht habe. Dabei habe ich mir die größte Mühe gegeben und mich um alles gesorgt, genau wie du. Bei uns war es so, dass ich Anfang der 11. Woche beim Arzt war und er hat mir gesagt, dass das Kind nur so groß wäre wie bei 8+4 und eben kein Herzschlag mehr. Ich habe dann natürlich angefangen nachzurechnen und dabei habe ich festgestellt, dass wir uns an dem Tag, wo das Herzchen wohl stehen geblieben sein muss, heftig gestritten haben, also mein Mann und ich. Im Prinzip war es kein großartiger Streit, aber es hat mich emotional so sehr mitgenommen. Und da dachte ich natürlich, dass wir mit unserem Streit unser Baby umgebracht haben! Es war echt eine super-schreckliche Vorstellung! Die Ärzte sagen, dass es damit nicht zusammenhängen kann. Aber wer weiß es schon? Das hat uns beide wirklich schwer getroffen... Bei mir war es dann aber so, dass ich so schnell wie möglich wieder schwanger werden wollte. Ich hatte die Vorstellung, dass unser Baby dann wieder zurückkommen würde. Natürlich hat es dann aber nicht gleich wieder geklappt. Nach 3 Monaten war ich mit den Nerven so am Ende, dass es mir lieber war, wieder die Pille zu schlucken, als vergeblich zu hoffen. Die Pille habe ich nur ein paar Wochen lang genommen und sie dann wieder abgesetzt, weil mein Wunsch nach einem Kind so auch nicht weniger stark war...
Heute wäre mein Geburtstermin und rückblickend kommt mir alles ganz unwirklich vor. Ich habe mir letzte Woche ein kleines Körbchen mit Deckel gekauft, darauf ist ein Herz mit Perlen gestickt. Am Wochenende habe ich alle Erinnerungsstücke in dieses Körbchen auf Rosenblättern gebettet. Eigentlich gibt es da nicht viel - die Schwangerschaftstests, die zwei Ultraschallbilder, eine liebe Glückwunschkarte von meiner Schwester - aber ich möchte, dass diese wenigen Dinge, die mich an das kleine Baby erinnern, sich an einem schönen Ort befinden. So wird das Baby irgendwie geehrt, finde ich.
Darf ich fragen, wann dein Geburtstermin gewesen wäre? Hast du Angst vor diesem Tag? Und habt ihr auch gleich wieder versucht, schwanger zu werden? Wie haben sie herausgefunden, dass du keinen Eisprung mehr hast? Ich habe gehört, dass bei manchen Frauen, die eine FG hatten, es so ist, dass der Körper nicht richtig kapiert hat, dass die Schwangerschaft beendet wurde. Und so ist es irgendwie im Bauch ?gespeichert?, dass man schwanger ist. Das ist solange so, bis der offizielle Geburtstermin vorbei ist. Solange wird man dann auch nicht mehr von neuem schwanger, weil der Bauch ja quasi noch "besetzt" ist. Vielleicht braucht auch die Psyche solange, um sich von diesem Schock zu erholen. Ich denke auch, dass so eine AS nicht wirklich der richtige Weg ist. Ich hatte sehr gehofft, dass ich vor der AS Blutungen bekomme und das mir diese AS erspart bleibt. Es war für mich die absolute Horror-Vorstellung, dass ich nackt auf einem OP-Tisch festgeschnallt bin, irgendwelche Leute in mir herumstochern und mein Baby aus mir heraus kratzen! Man geht ins Krankenhaus rein und kommt ohne Baby wieder heraus und soll dann so tun, als ob alles wieder normal ist?!? Eine ziemlich perverse Vorstellung, finde ich! Ich denke, wenn man einen "normalen" Abgang hat, mit Blutungen etc., dann ist es zwar auch bestimmt schlimm, aber man kann es im Kopf doch irgendwie besser verarbeiten, weil es auch Realität wird. Ich hatte vor der AS Valium genommen, das mit der Arzt verschrieben hatte - es hat überhaupt nicht gewirkt bei mir, dann habe ich mir Baldriantropfen aus der Apotheke geholt - haben natürlich auch nicht gewirkt. Im Krankenhaus habe ich darum gebeten, dass ich schon tief und fest schlafen möchte, wenn ich in den OP geschoben werde, weil ich sonst wahrscheinlich noch vom Tisch hüpfe und abhaue. Sie haben mir die doppelte Dosis an Schlaftabletten verabreicht - und was soll ich sagen: Ich bin dann sogar noch von selber auf den OP-Tisch geklettert, so topfit war ich. Ich hab dann nur gehofft, dass wenigstens die Narkose wirkt - glücklicherweise tat sie das dann auch. Danach ging es mir körperlich relativ gut. Meinen Kopf habe ich in dem Moment ausgeschaltet, als ich in die Klinik hinein marschiert bin und erst Tage danach bin ich aus diesem Schock-Zustand erst wieder nach und nach aufgewacht. Sonst hätte ich die Schmerzen in meinem Herzen wohl nicht ertragen, denke ich.
Ich kann verstehen, dass es dir oft nicht gut geht und dass du manchmal auch wütend auf deinen kleinen Sohn bist, der quicklebendig herum springt. Aber du weißt ja, dass er überhaupt nichts dafür kann. Es ist nur dein Verlust-Schmerz und die Hoffnungslosigkeit, die sich in dir breit machen. Vielleicht kannst du in ganz schlimmen Situationen deinen Sohn bei einer Oma vorbeibringen um etwas Zeit nur für dich haben? Oder du machst dir eine kleine Freude und geht einkaufen oder so?
Ich hoffe sosehr, dass alles gut wird bei uns allen und dass es auch wieder klappt mit dem Schwangerwerden. Am schlimmsten finde ich die tollen Tipps, wie ?Du musst dich einfach nur entspannen und dann klappt es schon wieder? oder "Denk einfach nicht daran" etc. Es ist so ironisch, so etwas zu sagen!
Uuups, jetzt habe ich dir einen ganzen Roman geschrieben! Würde mich aber freuen, wenn du noch mal antwortest und mir schreibst, wie es bei dir so ist ;)
Liebe Grüße,
Simona

Hallo,
ja, bei mir war es ähnlich. ich war auch anfang der 11.Woche. ich weiß auch genau, wann es gestorben ist, aber ich wollte es nicht wahrhaben. wir wollten am 30.12. in den urlaub fahren und in der nacht davor ist es gestorben. ich konnte nicht schlafen und bin nur auf und ab gegangen. ich hatte herzrasen und mir wahr sehr schlecht. ich bin dann gegen 4 uhr morgens eingeschlafen vor dem ferseher und mein mann hat mich um 5 uhr geweckt, weil wir losfahren wollten. ich hatte es auf die aufregung geschoben, aber da wir jedes jahr dort hinfahren, war es nur eine ausrede. ich wollte es nicht wahrhaben. die tollen ratschläge von vielen konnte ich irgendwann nicht mehr hören. ab besten war der spruch "schreibe dir doch mal die vor-und nachteile der FG auf und wäge dann ab, was besser ist". ich hatte bis dahin nicht gewusst, dass es auch sogenannte "vorteile" geben kann. das hat mich umgehauen. wir wollten gar nicht sofort ss werden. dann wurde mein zyklus immer länger. nun soll ich angeblich das pco-syndrom haben und nicht mehr auf normalen weg ss werden. aber ich denke, dass ich diese baby innerlich noch nicht hergeben konnte. mein gefühls-entbindungstermin war der 12.8. eingetragen wurde der 18.8. je näher er rückt, desto mehr möchte ich nur noch alleine sein. ich habe das gefühl, dass ich zu hause nur noch funktioniere. ich möchte gar nicht hier sein. viele im bekanntenkreis meinen, dass ich besser kein zweites bekommen sollte, ich wäre ja schon mit einem überfordert. das bin ich aber gar nicht. meine gedanken kreisen nur um den verlust und wie werde ich wieder ss, oder werde ich es nie mehr. bin ich nicht in der lage noch ein kind zu bekommen? es tut weh, wenn andere so etwas sagen und gar nicht wissen, wie es in einem aussieht. manchmal sitze ich auf dem sofa und könnte einfach nur schreien. manchmal weiß ich nicht, ob ich überhaupt noch ein kind möchte, oder ob ich nur den verlust wieder ausgleichen möchte. ich bin mir gar nicht mehr sicher. am mittwoch habe ich den nächsten arzttermin. mal sehen, was sie dann sagt. Ganz liebe grüße Sabine. nach dem termin werde ich mich nochmal melden.

Liebe Sabine,
also die "Vorteile" der FG konnte ich auch noch irgends entdecken - das ist ja echt gut!!! Dein Zustand hört sich gar nicht gut an und das tut mir sehr leid. Ich hoffe nur, dass du einen sehr einfühlsamen Arzt hast, denn ich finde, dass ein verständnisvolles Gespräch oft mehr bringt, als 1000 Medikamente! Nach der FG hatte ich ein paar Termine bei einer Psychotherapeutin, weil ich Angst hatte, es nicht alleine verarbeiten zu können. Ich kann jetzt nicht sagen, ob es tatsächlich geholfen hat, aber es tat zumindest gut, darüber zu sprechen. Sie hatte Erfahrung bei solchen Fällen, weil sie direkt an eine Frauenarztpraxis angeschlossen ist. Vielleicht fragst du deine Frauenärztin auch mal danach - es ist gar nicht so komisch, wie man es sich vorstellt...
Vielleicht hilft es dir aber schon etwas, wenn du mir mal eine Stunde ganz für dich nimmst und in der Natur spazieren gehst, ganz alleine.
Ansonsten kann ich deine Gedanken sehr gut verstehen und ich denke, dass es jeder Frau so geht, die ein Kind verloren hat. Ich glaube es ist im Endeffekt die Angst, keine "richtige" Frau zu sein, weil man es nicht geschafft hat, ein Kind auszutragen, oder dann wieder schwanger zu werden. Man fühlt sich total sinnlos und hoffnungslos. Und ich denke, dass es keiner wirklich verstehen kann, der es nicht selbst erlebt hat...
Ich drücke dir auf alle Fälle ganz fest die Daumen, dass es dir bald wieder gutgeht!!! Und ich würde mich freuen, wenn du dich mal wieder meldest :)
Liebe Grüße,
Simona

Hallo Simona,
du hast genau das ausgesprochen, was ich fühle. Danke für die netten Worte. Es hilft mir immer sehr, wenn ich weiß, dass ich nicht alleine da stehe. ich fahre ja zu meiner heilpraktikerin und sie ist auch psychotherapeutin. daher erhoffe ich mir dort hilfe. am meisten tut mir mein sohn leid, da er die schlechtgelaunte mutter jeden tag ertragen muss. und er hat schon genug mitgemacht. ständig sieht er mich krank und im bett liegen. ich hatte vor vier wochen auch noch scharlach. da war ich auch völlig ans bett gefesselt. er leidet immer sehr darunter. ich werde mich auf jeden fall wieder melden. lg Sabine