Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
?Ach so?, sagt mein Chef im Vorbeigehen, ?gegen halb elf kommt A. Der kann Sie dann ja gleich mal kennen lernen.? Sprach?s und verschwand in seinem Zimmer. A. ist derjenige, an dem meine Zukunft hängt. Ab nächstem Jahr werde ich einen Job in einer Gesellschaft haben, in der er Schatzmeister und Patron ist. Außerdem ist er der Enkel eines sehr bekannten Menschen, und allein der Name flößt eine gewisse Ehrfurcht ein.
Langsam sehe ich an mir hinunter. Ich bin fast komplett ungeschminkt. Ich habe einen kleinen Pickel, meine Haare sind unordentlich zusammengebunden, mein T-Shirt habe ich bereits in der Schwangerschaft getragen, und Hendrik würde wahrscheinlich jetzt noch drunter passen, so ausgeleiert ist es. Außerdem hat es ein kleines Loch an der Seite. Meine Hose ? na ja, die geht. Und Turnschuhe. Nein, so kann es nicht bleiben. Zwei Möglichkeiten eröffnen sich mir:
a) Ich fahre nach hause. Ein Blick auf die Uhr sagt mir: Schlechte Idee. Bis nach hause brauche ich eine halbe Stunde, wenn ich mich dann noch umziehen und schminken muss --- passt nicht.
b) Ich suche Kirsten, die etwa die gleiche Größe und die gleiche Statur hat wie ich, und hoffe inständig, dass sie nicht so schlunzig angezogen ist wie ich. Ist sie aber.
Da greifen nur harte Maßnahmen. Ich renne in die Stadt, reiße eine Bluse aus dem Regal, bezahle sie und renne zurück ins Büro. Dort stelle ich fest, dass die Bluse sehr schön ist, aber durchsichtig. Geht gar nicht. Kirsten fragt nach meiner Größe und rast mit dem Fahrrad los, um ein Top zu besorgen. Die Gute! In der Zwischenzeit versuche ich, das Beste aus dem Bad Hair Day zu machen und fahnde in den unendlichen Weiten meiner Handtasche nach dem Lippenstift. Kirsten kommt mit einem Top, das zwar ein bisschen zu groß ist, aber der Trockner wird?s richten. Für die aktuelle Situation muss es reichen. Außerdem bringt sie eine Kette, weil sie sagt, sonst sieht mein Hals nackt aus. Gute, liebe Kirsten.
So sitze ich da. Pünktlich um halb elf und verstecke verschämt meine Turnschuhe unter dem Tisch. Aber ansonsten sehe ich blendend aus. Und vor mir sitzt A. Mit halb geöffnetem Hosenstall und einem 5x2cm großen Fleck auf der Krawatte?
Ist das nicht toll? Leute, ich bin erledigt. Noch drei Stunden bis Feierabend.
Ganz liebe Grüße
Lena, die es immer noch nicht fassen kann
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
Wir Frauen machen uns einfach zu viele Gedanken! Aber dafür haben wir auch die besseren Geschichten zu erzählen :-) Mit Deinem Organisationstalent bist Du für Deine neue Stelle ja bestens gerüstet!
Viele Grüsse,
Regine
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
ich bin mir ganz sicher. Wäre ich geblieben, wie ich war, hätte er ein makelloses Outfit getragen und abschätzig an mir heruntergesehen!
Ich hoffe, ich bin gerüstet. Zeigen wird es sich nächstes Jahr, wenn es losgeht.
Ganz liebe Grüße
Lena
*vor Lachen vom Stuhl kippt*
Danke für diese herrliche Geschichte, die das Leben schrieb... ich musste so herzlich lachen, der Tag ist gerettet ;-)
So was kann man sich echt nicht ausdenken!
GLG
Nicola
Re: *vor Lachen vom Stuhl kippt*
nein, ich hätte nicht im Traum gedacht, daß der Kerl so aussehen würde. Aber ich schwöre Dir: Wäre ich geblieben, wie ich war, wäre er wie aus dem Ei gepellt aufgetreten. Ganz sicher!
Ganz liebe Grüße
Lena
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
Und die Moral von der Geschicht: Entweder, man geht nur noch gestylt aus dem Haus oder man hat ein entsprechendes Outfit im Büroschrank :-))
Hatte A. wenigstens ne saubere Unnerbüchs an?
LG, Cherish
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
wie habe ich mir in dem Moment Deinen weißen Hosenanzug herbeigesehnt!
Ob die U-Hose sauber war, weiß ich nicht. Es war der Zipfel vom Hemd davor, und ich habe jeden Blickkontakt mit dem Hosenstall vermieden, so gut ich konnte...
Ganz liebe Grüße
Lena, die jetzt immerhin eine neue Bluse hat
*rofl* herrliche geschichte! lg, sep
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
'rum???
Wir lernen heute auch Hootfollee (kölsche Aussprache) von Bielefeld kennen.
Lustigerweise hat mein Mann sich extra nen neuen dunklen Anzug gekauft, ist
jetzt aber zu feige, ihn anzuziehen (könnte ja overdressed sein). Nach Deiner
Geschichte übrigens durchaus möglich...
LG und vielen Dank für diese Story,
Arte
Nee. A war nur der 1. Buchstabe, der mir einfiel!!
Haha, und Männer machen sich doch Gedanken über ihr Outfit. Heute morgen um halb elf zweifelte ich daran bereits! ;)
Ganz liebe Grüße
Lena
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
GGLG Anna
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
ja, so'ne Kirsten sollte man wirklich haben. Die ist mit Geld gar nicht zu bezahlen.
Das T-Shirt konnte ich eh nicht mehr sehen. Es war nur das einzige, das noch gebügelt war. Bei dem Wetter bin ich immer so faul, was das angeht...
Aber Schuhe kaufen! Gute Idee.
Ganz liebe Grüße
Lena
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
Ich wünsch Dir, dass Du bald mit diesem berühmten Enkel bei nem Kaffee sitzt, Ihr euch diese Geschichte erzählt und vom Stuhl fallt vor Lachen! (Denn schließlich: Weißt DU denn, ob ER vorher wußte, dass DU heute da bist... vielleicht hatte er bis dahin gar keine Krawatte um und nun hat er schnell die Alte aus dem Handschuhfach umgebunden... oder er hat dich und dein Outfit schon von Ferne gesehen und fix die Krawatte in den Dreck getunkt, damit es für Dich nicht so unangenehm wird... Der Möglichkeiten gibt es viele!)
Mir ist vor Jahren mal genau der konträre Fall passiert... ich hatte ein ungewolltes Vorstellungsgespräch (als ich mal arbeitslos war, *räusper*, Du verstehst...) und dachte, wat mach ich nu, ich will da nicht arbeiten. Bin also zu spät gekommen und war sehr schlunzig gekleidet - aber mein Gesprächspartner kam noch später und war noch schlunziger gekleidet...
VLG
Angie
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
hast Du die Stelle dann gekriegt? *g*
Ich werde gar nicht viel mit ihm zu tun haben. Er gibt nur das Geld für meine Stelle.
Ganz liebe Grüße
Lena, die sich aber schon zusammen mit ihrem Chef sehr kaputtgelacht hat
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
Nööö, ich war dann ehrlich, dass ich sie nicht will, weil ich nicht voll arbeiten wollte. Er hat dann noch länger überlegt, wo er mich evtl. halbtags einsetzen könnte, aber da hat sich dann nix ergeben. War auch o.k., wäre eine elende Fahrerei geworden.
VLG
Angie
Lena, mehr davon *lach*
Danke für die nette Unterhaltung zwischendurch und Kompliment an deinen Schreibstil :-))
GGGGLG Claudia
Re: Lena, mehr davon *lach*
Wieso erlebe ich immer solche komischen Sachen? Das möchte ich mal wissen!
Ganz liebe Grüße
Lena
Re: Lena, mehr davon *lach*
Desaster' - jetzt wissen wir, woher er das hat *fg*
grins
Klasse....der Mann ist mri sympatisch.
LG Glasi
Mir auch! *g*
Re: Wenn man sich im Job zu sehr vorbereitet....
Oder: Ich treffe ungeschminkt eine Bekannte beim Gassi, Beine bis zu den Knien total verstaubt und dreckig wg Sandalen und Waldweg. Da gings auch schon mal in den nächsten Supimarkt um Lipstick zu kaufen und das Waschbecken zum Füßewaschen zu missbrauchen, denn die nette Bekannte hatte mich hinterher noch zum Kaffee eingeladen. Hihi, unser SUpermarkt im Dorf ist spitze, das Bad sehr gepflegt...
Tja aber sone gute Geschichte mit wichtigen Chefs und Co hab ich nicht auf Lager.
Obwohl ich mal total unpassend auf einer Feier angezogen war, die in einem total rustikalen Lokal gefeiert wurde. Ein seltsamer Anblick, alle Kollegen in Abendgarderobe und Fendi in blue jeans ständig an ihrer zerknitterten Bluse zupfend... ;) LG Fendi
Hi, Fendi,...
Group dazu geschrieben hast.
Also bei ner Einladung (wie rustikales Lokal) finde ich es typisch deutsch
'stieselig', daß da nicht steht, welche Kleidung erwartet ist. In England gibt es für
jeden Teil einer Feier (also Morgen, Mittag, Abend) differenzierte Auskünfte wie
'smart casual' usw., damit es kein vertun gibt. Ist also echt nicht Deine Schuld.
Noch blöder ist es aber, wenn eine Führungskräftekonferenz die Losung
'business casual' ausgibt (also eigentlich Kombination ohne Krawatte) und die
Jungs (sind nunmal überwiegend Jungs) dann nur dunkle Anzüge oder verlumpte
Freizeitklamotte haben. Da zeigt sich immer, wer wirklich Stil hat. Also nächstes
Mal mit Designerjeans und Cashmerepullover ins rustikale Lokal und Du bist
vermutlich besser angezogen als die Dorfpomeranzen in Plastikabendkleidchen.
Ohweh, das kann böse Kommentare von anderen zur Folge haben...
LG, Arte
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