Kann man prophylaktisch Abschied nehmen?
ich lese hier schon laenger mit, habe aber noch nie gepostet, da ich eigentlich mit dem Kinderwunsch noch gar nicht abgeschlossen habe. Mein Mann hat OAT und wir versuchen seit ca. 3 Jahren ss zu werden.... Anfang des Jahres wollten wir mit ISCI anfangen, dann hatte ich aber auf einmal Verdacht auf Eierstockkrebs, wurde sozusagen notoperiert, der Verdacht hat sich Gott sei Dank nicht bestaetigt und mein Eierstock konnte gerettet werden... seit dem weiss ich eigentlich gar nichts mehr, meine Einstellung zu ss werden und so hat sich etwas relativiert...., mit ISCI wollen wir nun noch etwas warten (auch wegen der OP) oder es vielleicht ganz bleiben lassen. Trotzdem habe ich nicht das Gefuehl, dass ich jemals 100% mit dem Kinderwunsch abschliessen kann. Warum lese ich also hier mit? Kann es sein, dass man versucht einen Teil des Schmerzes im voraus (z. B. vor ISCI) zu "absolvieren", damit es hinterher (im Falle des negativs oder des endgueltigen Abschieds) weniger weh tut, obwohl man voll unterdrueckter Hoffnung ist, die man sich nicht mal selbst eingestehen will? Kann man sich so selbst betruegen? Kann man ueberhaupt endgueltig Abschied nehmen, wenn eine ss nicht 100%ig ausgeschlossen ist? Wie geht es Euch?
Ich freue mich auf Eure Antworten.
Kiki
Re: Kann man prophylaktisch Abschied nehmen?
puh, schwierig, auf Dein Posting zu antworten....erstmal: Freut mich, dass sich der Verdacht auf Krebs nicht bestätigt hat!!
So, nun nehme ich mir mal Deine Fragen vor :-)) :
"Kann es sein, dass man versucht einen Teil des Schmerzes im voraus (z. B. vor ISCI) zu "absolvieren", damit es hinterher (im Falle des negativs oder des endgueltigen Abschieds) weniger weh tut, obwohl man voll unterdrueckter Hoffnung ist, die man sich nicht mal selbst eingestehen will?"
Ich denke, dass man das unbedingt tun sollte!! Trotz aller medizinischen Möglichkeiten bleiben doch einige Paare kinderlos und auch wenn die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung sehr gut sind (so wie bei Euch) , gibt es keine 100%tige Garantie für ein Kind. Wenn man das weiß und sich vor Augen hält, kann man eine IVF/ICSI ganz gut durchstehen und auch ein Negativ wegstecken, ohne in Depressionen zu verfallen (ist zumindest meine Erfahrung).
"Kann man sich so selbst betruegen?"
Selbstbetrug ist eigentlich was relativ normales - ein reiner Schutzmechanismus, den man manchmal braucht, um schwierige Situationen meistern zu können. Solange das nicht pathologisch wird - kein Problem (sagt Dr. psych. Cherish :-)))) )
"Kann man ueberhaupt endgueltig Abschied nehmen, wenn eine ss nicht 100%ig ausgeschlossen ist?"
Ein absolutes "NEIN!". Ich jedenfalls kann es nicht - aber man kann sich lösen: Andere Dinge genießen, keinen Terror mehr veranstalten, wenn der ES naht, der Partner aber absolut keinen Bock auf xlen hat usw. usw.
"Wie geht es Euch?"
Überwiegend gut - so in 90% der Zeit komme ich gut zurecht und der KiWu hat einen normalen Raum in meinem Leben.
In 5% der Zeit bin ich froh, keine Kinder zu haben (z.B. wenn ich wie gestern bei dem schönen Wetter in der Eisdiele sitze, einen riiiiieeesigen Eisbecher vor mir habe und mich mit meinem Schatzi angeregt über die Kapitalismusdebatte streite (wir sind da nämlich unterschiedlicher Meinung, hihihi) OHNE dabei hinter einem Kind herrennen zu müssen.
In 5% der Zeit heule ich, bin wütend, neidisch, Muttihasser... :-))
LG, Cherish
P.S. ich wünsch Dir viel Glück für eine eventuelle ICSI-Behandlung!
Re: Kann man prophylaktisch Abschied nehmen?
auch ich bin froh, dass sich Deine Diagnose nicht
bestätigt hat.
Cherish - unsere Schlaue - hat Dir ja schon prima
geantwortet. Ich glaube auch nicht, dass man sich
betrügen kann oder sollte. Darum sind hier manche
Postings so 'austeilend' gegenüber 'Muttis', die
glauben, uns Mut zusprechen zu müssen/können.
Es ist ein sehr langwieriger Prozess und erst mit 47
werde ich wissen/glauben, dass ich/wir ganz bestimmt
keine Kinder mehr bekommen (dann allerdings:
hoffentlich nicht mehr!!).
Die ICSI-Versuche habe ich schon hinter mir und es ist
gut von Dir, den Schmerz schon vorauszunehmen,
denn der holt Dich sicher ein. Suche Dir am Besten
schon vorher ein anderes (sportliches oder kreatives)
Ziel/Hobby mit dem Du Dich in den
Behandlungspausen ablenken kannst.
Viel Glück bei allem,
Caroline
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