Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
Was ist euch lieber, ehrliche Freunde, die einen auch mal vor Augen führen, wie gering nunmal die Chancen auf eine SS sind, oder immer diese falschen Hoffnungen (wird schon, sei nicht pessimistisch, klappt schon noch, ihr habt ja noch Zeit, es gibt so viele Wunder.....)??
Wäre es manchmal nicht besser, es so zu akzeptieren und nicht diese dauernde Einplanung von evtl. Kindern? Wenn wir mal Kinder haben, aus dem Zimmer machen wir unser Kinderzimmer etc.?
Pessimisten können nunmal nicht enttäuscht werden - nur bestätigt. Oder ist das falsch?
Genauso geht es mir manchmal im Repro-Forum - soll man anderen Mut machen, weil der Früh-SST negativ war und man (rein theoretisch trotzdem ss sein könnte) oder soll man einfach sagen, vergiss es?
Mir hat letztens eine Freundin vor Augen geführt, wie viele Sorgen und Probleme sie mit ihren Teeni-Kindern hat und wie gut es wir doch eigentlich haben.
Im Grunde genommen hat sie Recht, obwohl ich in dem Moment eigentlich lieber Trost haben wollte. Aber warum eigentlich? Immerhin hat sie mich mit ihren Problemen von meinen abgelenkt.
Soll ich nicht auch lieber endlich die Augen aufmachen und mich damit abfinden (wenn es so einfach wäre)?
Zumindest bin ich jetzt froh, dass ich ab 1.1. einen neuen Job anfange und mich nicht mehr damit von den Bewerbungen abgehalten habe, vielleicht bin ich dann ja schon ss?
Dexis
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
ich glaube, diese "Kopf-hoch-klappt-schon-noch-Sprüche" kommen deshalb, weil unser jeweiliger Gesprächspartner auch nicht weiß, was er sonst zu unserer kilo-Misere sagen soll. Mal ehrlich, geben wir nicht alle mal diese Floskeln von uns in und zu allen möglichen Lebenslagen?
Das Einplanen einer möglichen SS in mein übriges Leben habe ich abgeschafft. Obwohl ich mitten im ICSI-Versuch stecke, hab ich Urlaub gebucht (mit Reiserücktritt, die dann eventuell greifen muss), mittlerweile drei (interne) Bewerbungen sind am Laufen. Sollte es bei einer dieser Stellen klappen, würde ich sie auch im SS-Falle antreten - schließlich komm ich ja mal wieder.
Das mit der Pubertätszeit halte ich mir auch immer vor Augen, wenn ich mal so richtig schön frustriert bin. Leider befindet sich dann gleichzeitig ein kleines Männchen in meinem Kopf, das mir zuflüstert: "Das wird die einzig bescheidene Zeit mit Kind sein, erst kommt die schöne Baby- und Kinderzeit, dann die Erwachsenen- und Enkelzeit, das dazwischen muss man einfach ausblenden." Und so relativiert sich für mich - leider - auch dieser Aspekt.
....tja, und so werde ich wohl auch mit 42 noch in KiWu-Praxen herumsitzen :-(((
LG, Cherish
Ich setz' mich auch zu dir! ;-)
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
also ich bin von Natur her schon immer eher der pessimistische Typ gewesen. Was nicht unbedingt negativ ist. Ich schaff es immerhin, mich nicht an sinnlose Hoffnungen zu klammern.
Allerdings ist es schwer, anderen gegenüber dann knallhart pessimistisch (oder sollte man nicht besser sagen "realistisch"?) zu sein, siehe das Beispiel mit dem negativen Früh-SST. Ich bin aber der Meinung, dass Fakten akzeptiert werden sollten. Der Test ist negativ, also sieht´s schlecht aus. Dass doch immer mal wieder eine trotzdem schwanger ist, ok, aber das sind doch eher die Ausnahmen.
Fazit: Mir sind ehrliche Freunde lieber, die einem sagen, dass man sich wohl sinnlos an die kleinsten Fünkchen Hoffnungen klammert und sich das Leben damit selbst schwer macht.
Klar, ich hatte auch die Phase, wo ich in Gedanken das Kinderzimmer eingerichtet habe, wo ich mich nirgendwo anders bewerben wollte, wo ich selbst den Urlaub nicht langfristig geplant habe. Aber ich hab auch erkannt, dass das ein Ende haben und ich den Tatsachen ins Auge sehen muss. Ich hätte mich doch sonst nur weiter gequält mit immer wieder enttäuschten Hoffnungen...
LG
Nina
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
glg stella
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
Ihr plant jetzt schon für Anfang 07 den Urlaub??? Wir sind immer absolute Spätplaner, am Dienstag hab ich erst unseren Urlaub für jetzt am Samstag gebucht.
Indien klingt aber echt toll, wollte ich auch immer schon mal hin.
Dexis
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
lg stellalein
ps: indien ist wahnsinnig schön!! war schon mal da. traumhaft.
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
also mir sind die Ehrlichen lieber! Mir in die Tasche lügen und sinnlose Hoffnungen machen kann ich selbst ;-)
Die Aussagen mit Wunderschwangerschaften etc. ersticke ich meist im Keim. Diese blöden Aussagen (ihr kennt sie ja alle!), habe ich mir lange genug angehört. Mir persönlich ist auch am liebsten, wenn die Leute realistisch unsere Lage betrachten - erkennen und sagen, dass die Chancen wohl schwinden (ich bin 39 und wir versuchen's ja immerhin schon 6,5 Jahre - was soll denn da bitteschön noch passieren?) - und dann dürfen sie ruhig gerne sagen, dass sie das total Sch**** finden und es ihnen für uns leid tut. Das ist dann der Balsam für meine Seele, den ich brauche und der mir auch ausreicht.
Das mit dem neuen Job finde ich total gut. Ich habe mich nur etwas gewundert - ich gestehe - dass eine mögliche, zukünftige SS für Dich ein Grund war, Bewerbungen NICHT zu schreiben. hihihi. Also solche Gedankengänge hatte ich noch nicht. Aber wer weiß .... GLG von Feli
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
ich kann das nicht so pauschal sagen. Wichtiger als ein spontanes "wird schon" oder "mach 'n Haken hinter" finde ich, daß mein Gegenüber erstmal zuhört und fragt, wie es mir geht. Was die passende Antwort ist, hängt ja sehr vom jeweiligen Gemütszustand ab. Wenn eine Meinung geäußert wird, sollte sie immer ehrlich sein, das erwarte ich von Freunden.
Dein Statement "Pessimisten können nunmal nicht enttäuscht werden - nur bestätigt. Oder ist das falsch?" stimmt mich nachdenklich.
Wenn ich wählen könnte, wäre ich Optimistin, so ein richtiges Sonnenscheinchen. Ist aber nicht so einfach, wenn man von Natur aus skeptisch und kritisch ist.
Ich glaube, daß Optimisten es leichter haben, nicht daß sie häufiger enttäuscht werden. Der Glaube kann Berge versetzen. Auch im Kinderwunsch erhöht er für viele Paare die Chancen (vor allem für die, bei denen kein Befund vorliegt oder hormonelle Störungen). Aber es ist nicht so einfach, immer das Gute für möglich zu halten. Mir fällt es zumindest sehr schwer, vor allem wenn man schon Enttäuschungen hinter sich hat.
Vaclav Havel hat gesagt:
"Die Hoffnung ist nicht die Erwartung, dass es gut ausgeht; sondern die Hoffnung ist unser Engagement in der Gewissheit, dass es Sinn hat, egal wie es ausgeht."
Daß Du Deinen Job wechselst, finde ich große Klasse. Ich habe eine Weile wegen Hoffentlichbaldschwangersein nicht gewechselt, das tut aber nicht gut, weil es nicht Leben, sondern Warteschleife ist. Jetzt finde ich nichts, aber ich halte die Augen offen.
Liebe Grüße, Carla
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
Das mit Vaclav Havel hat mich auch ein bischen nachdenklich gemacht. Klar wäre es blöd, von Anfang an von einem schlechten Ende auszugehen, dann ist man wirklich nicht motiviert. Aber bei mir gibt es immer dann einen Rückschlag, wenn ich richtig gut gelaunt bin.
Am Montag zum Beispiel bin ich mit einem vollen Grinsen in die KIWU Klinik gegangen. Richtig gute Laune. Dachte noch, jetzt nur deine Eskimos abholen und dann Urlaub und dann ss. Wird schon, klappt schon....Und hab mich über die Gesichter gewundert, die da voll geknickt rumsassen. Weiss natürlich nicht, was die gerade erlebt hatten, aber mir kam es vor, als wenn nicht einer gut gelaunt oder hoffnungsvoll war. Und dann am Dienstag dieser Dämpfer, dass nicht eine Eizelle das Auftauen überlebt hat.
Irgendwie dachte ich mir, mal wieder typisch.
Kaum gut gelaunt, schon wieder voll enttäuscht.
Ich drück dir die Daumen, dass es bei dir auch mit dem Wechseln im Beruf klappt.
Dexis
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
ich bin auch niemand, der sich gerne falsche Hoffnungen macht. Deshalb halte ich mich im Reproforum bei solchen SST-Postings auch immer sehr zurück. Ich habe auch Angst, dass ich, nur weil ich eben immer enttäuscht wurde und Negativerfahrungen gemacht habe, anderen den Mut und Optimismus raube.
Ich bin Realist, ein totaler Kopfmensch eben. Da fällt es schon schwer, mir nach jetzt fast 8 Jahren KiWu noch Hoffnung zu machen. Und wenn dann andere mit ihren "schlauen" Sprüchen kommen, bin ich echt gereizt!!
Da war mir nach meiner letzten IVF meine Freundin auch mehr Trost als alle andern, die meinten, es würde schon noch klappen..., weil sie mich in den Arm nahm und meinte: "Wenn du wüsstest, wie oft ich dich beneide, umd das Leben, was ihr führen könnt!" (Sie selber hat drei Kinder und kann sich überhaupt nicht beklagen.)
GGGGGLG Claudia
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
Ich finde es super, dass Du einen neuen Job gesucht und gefunden hast. Ich habe dies auch so gemacht. Seit 1 1/2 Monate bin ich im neuen Job und es ist super hier. Der KIWU ist zwar immer noch da, aber nicht mehr im Vordergrund.
Ob Freunde uns in Gesprächen Hoffnungen machen oder eher das Gegenteil, ist mir je länger je mehr egal. Wir sehen realistisch in die Zukunft. D.h. wir planen ohne Kinder, falls da doch noch ein Zufallstreffer eintrifft, nehmen wir in mit Freude an. Aber wir rechnen nicht mehr damit.
lg
ascona
Re: Ehrlichkeit oder falsche Hoffnung?
ich denke, die Ehrlichen sind mir auch lieber. Ich bin groß genug, um mir selbst was vorzumachen, dazu brauche ich keine Hilfe. Die brauche ich nur, um mich, wenn nötig, wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. So formuliere ich das dann auch meistens in meinen Postings im Forum: "Ich bilde mir ein, dass es aus den und den Gründen geklappt hat etc. Bitte holt mich auf den Teppich zurück." Dementsprechend tue ich mich dann auch beim Mut machen ein wenig schwer. Ich weiß nicht, wer das geschrieben hat, aber ein einfaches "Sch***, tut mir leid, was ihr da erleben müsst" wäre schön. Mehr braucht es nicht. Aber gut, bei uns wissen sowieso die Wenigstens Bescheid.
Ich würde den Kinderwunsch gerne nicht mehr so wichtig nehmen, schaffe es aber einfach nicht, ihn z. B. bei der Urlaubsplanung unberücksichtigt zu lassen. Von daher haben wir auch für nächstes Jahr noch nichts geplant, weil wir den Versuch im Februar abwarten wollen . *seufz*
Ich meinte neulich zu meinem Mann, dass, wenn das mit dem Baby nicht klappt, ich aber ganz oft verreisen möchte. Tja, leider sieht er das nicht so; er ist nicht so reisesüchtig (hat er so gesagt!) wie ich. :-(
LG
Jani*
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