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Alex 92/93

Alex 92
Der doch so kompliziert begonnene Tag setzte sich entspannt fort, Matthias wollte gerne an einem seiner Motorräder schrauben, weil er eine Sonderzusatzteil auf einer Oldtimer-Messe gekauft hatte, das nun unbedingt an seinen vorgesehenen Platz sollte. Und Alex hatte sich vorgenommen, sich endlich an ihre Steuererklärung zu setzen, natürlich ganz in Ruhe.
Das tat sich dann auch, nur leider lockte das Bett im Raum sie dann so sehr, dass sie sich mit einem neuen Buch dorthin zurückzog, wo sie prompt in tiefen Schlummer fiel. Am frühen Nachmittag versuchte sie dann, Matthias über Handy zu erreichen, vergeblich, und als sie zu ihm in die Garage gehen wollte, konnte sie schon von weitem die Silhouette von Jürgen erkennen, der an den Eingang gelehnt genüsslich eine Flasche Bier köpfte. Beide Männer lachten.
?Oh, hallo Alex.? Jürgen umarmte Alex flüchtig und verkniff sich ein Lachen. Damit war Alex einiges klar: 1. Der gemeinsame Spaziergang war gestrichen. 2. Sie hatten einen Männerwitz gemacht 3. Ein gemeinsamer Abend war auch gestrichen. Denn erfahrungsgemäß würde Jürgen nun stundenlang bleiben, zwischen Witzen über Frauen, die weder er noch Matthias verstanden, über PS, Umdrehungen, Spaltmaße, gespachtelte Sicken und so weiter diskutieren und ganz in aller Gemütlichkeit ein Bierchen nach dem anderen zischen. Ein echter Männersonntag würde es werden.
?Ich wollte euch nicht stören, ich wollte nur fragen, ob wir den Spaziergang noch machen wollen, aber ich sehe schon? ist aber nicht so schlimm, ich kann mich gut anders beschäftigen, genießt eure Zweisamkeit.? Mit diesen Worten hauchte sie einem nach Motoröl und Bier riechenden Matthias einen Kuß auf die Wange, winkte Jürgen und verschwand.
?Boah, du hast echt eine tolle Frau, Matze, andere hätten das nicht so akzeptiert?, sagte Jürgen. Und Matthias sagte nur stolz zur Erklärung: ?Naja, ist ja auch meine?? und damit war der Fall erledigt und der Geist wieder bei PS und Prozent.
Alex hingegen zog sich warm an und brachte Hannah das Thermometer. Die Sonne schien warm auf ihren Rücken und ein paar vorwitzige Meisen riefen einander ihr ?Zitzedäh? zu. ?Es wird Frühling?, dachte Alex bei sich und freute sich an jeder Kleinigkeit, am schönen Wetter, an den Vögeln, an freundlichen Gesichtern, die ihr entgegenkamen. ?Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, Mann, wie ging das nur weiter?? Osterspaziergang im Faust, soweit so gut, aber der Text??,grübelte sie etwas unzusammenhängend vor sich hin. Und da war noch etwas, woran sie sich erinnern sollte, etwas, worauf sie Hannah ansprechen wollte. Doch es fiel ihr nicht ein, und so platzierte sie das gut eingepackte Thermometer in der Zeitungsrolle an Hannahs Briefkasten. Sie hatte zwar geklingelt, doch aufgemacht hatte niemand, scheinbar nutzen Hannah und Thomas das schöne Wetter ebenfalls aus.
?Egal, wir sehen uns ja auch morgen?, dachte Alex noch, als sie sich auf den Rückweg machte.
Der Tag verging wie im Fluge. Matthias kam gut gelaunt aus der Garage, zum Glück nur leicht nach Bier riechend und sang kurz darauf lauthals unter der Dusche. ?Wenn bei Capri des Maurers Capri im Meer versinkt?, konnte Alex undeutlich verstehen. Sie verdrehte die Augen und dachte nur, dass sie von Glück sagen konnte, dass er nicht das Kufsteinlied sang. In manchen Dingen unterscheid sich ihr Geschmack deutlich.
Eine Stunde später lagen sie angekuschelt im Bett. Es war ja Sonntag und somit Tatort- Tag.
?Heute gibt?s wieder meine Charlotte?, schwärmte Matthias und deutete auf die Fernsehzeitung, auf der Maria Furtwänglers Bild zu sehen war. ?Tolle Frau..?
?Danke, mir gefällt Tobias auch gut ? und Martin ist so einfühlsam?, konterte Alex spöttisch. ?Meinst du, dass das abfärbt, wenn man beim Fernsehen Sex hat und bestimmte Typen sieht? Also, würde dann ein Kind schwul wie Martin ? immer noch besser als Maddin fällt mir dabei ein ? oder so toll blond wie Maria oder so dick und unbeweglich wie der Benno werden?? Alex lachte und stellte sich das vor. Ein kleiner fetter Ottfried würde in ihr wachsen, welche unglaubliche Vorstellung. Wäre bestimmt eine äußerst ruhige Schwangerschaft ohne jegliche Anzeichen, denn vor lauter Wachsen könnte sich Otti ja gar nicht bemerkbar machen.
?Egal, Hauptsache ein Kind?? hörte sie da von ihrem Angetrauten und fühlte sich zärtlich in den Arm genommen.
Alex 93
Am nächsten Morgen musste Alex ins ihr Büro, die schöne Urlaubszeit neigte sich dem Ende zu und ihr Chef hatte wegen dringender Projekte darum gebeten, dass sie kurz vorbei käme. Und wie es dann so war, natürlich blieb Alex fast den ganzen Tag, klönte mit Kollegen, sah den wachsenden Bauch von Frau Berthold und konnte sich ehrlich darüber freuen und genoß den Kontakt zu den guten Bekannten dort. Vielleicht lag ihre gute Laune auch nicht nur am schönen Tag, sondern auch daran, dass der LH-Test am Morgen zwar wieder kein Eisymbol hervorgerufen hatte, sie sich aber aufgrund der Stärke bzw. Schwäche der Linien ganz sicher war ? zumindest fast ganz ? dass sie das Eisprungsymbol nur aufgrund der widrigen Umstände mit der Klorolle verpasst hatte, nicht aber den Eisprung selbst. Und auch das X im Kalender passte perfekt.
Der Tag verstrich angenehm, und um 18 Uhr stand Alex dann vor Hannahs Tür, um ihre Reise ins Wellness-Land am nächsten Wochenende genau zu besprechen. Sozusagen wollten sie alle nichtigen Details klären.
?Hallo Süße, komm rein.? Hannah öffnete die Tür weit in ihre gemütliche, wenn auch nicht sehr große Wohnung. Es war ein Mischmasch aus alten und neuen Möbeln, Erbstücken von Tanten, weißen Billi-Regalen mit zahlreichen Bildbänden und Künstlermonographien, gemütlichen alten Teppichen und echten Ölbildern an der Wand.
?Magst du einen Sekt? Ich habe ihn schon offen.?
?Klar? gerne. Übrigens, da war noch was, ich wollte dich noch was fragen, aber ich komme nicht drauf.? Hannah lachte sie aus und machte sich über ihre Vergesslichkeit lustig.
?Mann, wenn das bei dir jetzt schon anfängt, dann sehe ich schwarz für deine Zukunft. Aber dass ich Hannah heiße, das weißt du noch, oder?? Sie lachte fröhlich.
?Du siehst echt gut aus heute, neue Creme für die Frau ab 30?? Grinste Alex und streckte ihr die Zunge raus.
?Prost, auf uns.?
?Auf uns.? Und danach klönten sie eine Weile über das bevorstehende Wellness-Wochenende, sprachen ab, wer fahren sollte, überlegten, was mitzunehmen sei und und und. Nach einer knappen Stunde fiel Alex die Frage ein: ?Mensch, jetzt weiß ich es, deine Temperatur, wie war die denn heute??
?Du, wo du es sagst, deine Thermometer ist genauso ein Versager wie meines, auch erhöhte Temperatur?? antwortete Hannah und kramte ihre Kurve hervor. Beide starrten auf das Blatt und schauten sich dann an.
Schließlich sagte Alex trocken: ?Hast du mal an eine Test gedacht??
?Nee, bisher nicht?? sagte Hannah und starrte weiter auf den Strich, der so schön triphasisch anstieg. ?Und ich dachte, ich hätte vielleicht eine Infektion, von der ich nichts gemerkt habe, ich Idiot.?
?Na, das kannst du ihr dann bei der Einschulung erklären. Los, jetzt wird getestet, wo ist der Test??
?Hab? keinen..?
?Was? Bist du wahnsinnig? Da willst du schwanger werden und hast keinen Test zuhause?? Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
?Komm, bis zu mir ist es zu weit, das halte ich nicht aus, aber deine Drogerie hier um die Ecke hat doch die billigen Frühtests, oder? Nichts wie hin!? bestimmte Alex, die schon aufgestanden war und sich den Mantel anzog.
?Los, komm, die machen gleich zu?? Nun kam Leben in Hannah, die teilnahmslos auf dem Sofa gesessen hatte und ihre Kurve anstarrte. Und kurze Zeit später sah man zwei hektische Frauen die Treppe hinunter stürmen, wobei sie sich noch den Schal umlegten und den Mantel schlossen.
Der Laden war nur um die Ecke, aber leider war es nach 19.00 Uhr- und somit war er geschlossen. Doch es brannte noch Licht, und Alex, ganz beherzt, klopfte laut an die Tür, während Hannah sie zurückhalten wollte mit einem ?Nee, laß man, die arme Verkäuferin?? Doch zu spät, die Zitierte schrak Böses ahnend zusammen, als hätte sie einen Einbrecher gesehen. Realistisch betrachtet lag diese Vermutung ja auch nicht allzu fern um jene Zeit. Beim Anblick der beiden Gestalten stand sie aber gutmütig auf und kam zur Tür.
?Bitte, wir MÜSSEN noch mal rein.? Sagte Alex und machte eine flehende Geste. Ein Kopfschütteln und ein Fingerzeig auf die Uhr waren die Antwort. ?Bitte, wir brauchen GANZ DRINGEND noch etwas.? Alex zeigte in die Abteilung, die mit dem Schild ?Damenhygiene? ausgewiesen war. Welche Frau kennt nicht die Pein, dringend Damenhygiene zu benötigen und diese nicht zu bekommen? Ein verständnisvoller Gesichtausdruck, begeleitet von einen ?Na gut?, wurde hörbar, als der Schlüssel das Schloss bereits entriegelte. Wie Junkies, die den nächsten Schuss brauchen, stürmten Alex und Hannah in das Geschäft, vorbei an allen Alkoholika, um dann beratend vor den Kondomen und den Schwangerschaftstests zu verharren.
?Na, schon gefunden?? tönte es aus dem Hintergrund. ?Nehmen Sie ruhig die Hausmarke, die ist sehr gut?, fügte die freundliche Verkäuferin gutmütig an.
?Haben schon alles?, sagte Alex und nahm 5 Schwangerschaftstests ab 15 Einheiten vom Haken. ?Die sollten reichen?? bestimmte sie zur errötenden Hannah gewandt und hastete zur Kasse.
?Danke, das war echt ein Notfall?, informierte sie die erstaunte Drogerieangestellte, die dann mit flinken Fingern und wachsendem Verständnis den Betrag eintippte. ?Na dann viel Glück, so oder so?? sagte sie zum Abschied, und schloss ? sich ein wenig ängstlich nach echten Einbrechern umschauend- endgültig hinter ihnen die schwere Ladentür.
?Boah, Schwein gehabt, das war nett?, sagte Alex, als sie triumphierend die Tests schwenkend nach Hause gingen ? oder eher hasteten, denn mit beider Ruhe war es vorbei. Und kurze Zeit später sahen sie mit steigender Spannung erst einen, dann einen weiteren Strich auf drei Teststreifen erscheinen, zwei waren für den nächsten Tag oder zur Nachkontrolle.
?Ich bin schwanger?, sagte Hannah tonlos.
?Mensch, du bist echt schwanger!? sagte Alex und umarmte Hannah stürmisch. ?Und du hast es wirklich verdient!?
Bisherige Antworten

Schön!

Hallo Fairwind!
Hab mich grad gestern gefragt, wies denn Alex wohl so geht - und mich
heute gefreut, wieder mal von ihr zu lesen:-)) LG Espoir

Oh-oh...

Nun ist Alex übrig. Wenn das mal nicht zu einer Krise führt...
Lass bald mal wieder von Dir hören, Süße.
Lena

Re: Oh-oh...

Ja, so ist das Leben, eine bleibt meist zurück. Aber wir werden sehen... GGGLG, Fairwind
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