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Alex 76

Alex 76
Entgegen der Überzeugung seiner Frau war Matthias nun aber nicht so ahnungslos von Instinkten geleitet, wie er den Eindruck erweckte. Zwar hatte der Anblick der Blumen auf dem Tisch keinen Verdacht aufkommen lassen, dass es sich um einen Test handelte, und er hatte die Blumen auch nicht als Maiglöckchen identifiziert ? wie sollte er auch, für deren Blüte war es ja auch viel zu früh. Aber als Alex dann das Stichwort sagte, regte sich eine Erinnerung ganz hinten in seinem Gedächtnis. Allerdings konnte er sie nicht einordnen. Erst als seine Frau den Artikel hervorzog, wurde ihm schlagartig klar, dass er in seiner Recherche zur Spermienqualität etwas gesehen hatte, das mit Maiglöckchen zu tun hatte. Und da der Gesichtsausdruck von seiner Gattin höchste Anspannung verriet, zog er die schnelle Konsequenz: Er brauchte einen Wissensvorsprung.
Und so stürmte er nach unkonzentrierter Autofahrt ins Büro, begrüßte nur kurz seine Mitarbeiterin und informierte sie bestimmt: ?Ich möchte die nächsten zwei Stunden nicht gestört werden.? Mit diesen Worten verschwand er in seinem Zimmer.
Der Suchlauf im PC ergab zahlreiche Treffer zu ?Maiglöckchen? und ?Spermien?. Matthias las sich durch wissenschaftliche Untersuchungen zur Kinderwunschbehandlung und zu den Möglichkeiten einer hormonfreien Verhütung, die aus der Fähigkeit der Spermien, den Duft der Blume der reinen Liebe wahrzunehmen, erwuchs.
?Und warum war Alex dann so aufgeregt?? Matthias ahnte, dass er weitere Informationen brauchte und suchte weiter. Und schließlich blieb er bei einem Artikel hängen, in dem geargwöhnt wurde, dass die Spermien von Männern, die den Duft der Pflanze nicht riechen konnten, langsam und ziellos seien. Und dass sie daher kaum eine Chance hatten, eine Eizelle zu befruchten.
Matthias war wie vor den Kopf geschlagen. Konnte es sein, dass er den Duft neben den Waffeln nicht zuordnen konnte? Oder hatte er eine Erkältung? Oder?. Vermutlich kannte er den Duft einfach nicht, Alex konnte ihm ja wohl kaum etwas abverlangen, was er nicht zuordnen konnte.
?Genau, das ist es. Ich wusste ja nicht, was ich riechen sollte.? Erleichtert lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück. Er schaute aus dem Fenster, legte seine Beine auf den geöffneten Rollcontainer und sog die Büroluft tief ein. Hier roch es ja auch wie immer, leicht nach Papier, sonst nichts. ?Dass Frauen immer so übertrieben reagieren müssen. Für alles gab es doch eine logische Erklärung, und wenn Alex vernünftig mit mir gesprochen hätte??, ? an dieser Stelle verdrängte er kurz und brutal die Tatsache, dass er ja überstürzt das gemeinsame Heim verlassen hatte ? ??dann hätten wir das sofort klären können?, sinnierte Matthias vor sich hin und betrachtete nun gut gelaunt den blauen Himmel.
?Und jetzt eine schöne Tasse Kaffee?, dachte er aufgeräumt und stand auf. Als er seine Bürotür geöffnet hatte, schaute seine Schreibkraft kurz auf:
?Kann ich Ihnen helfen?? sagte sie hilfsbereit. Sie kannte ihren Chef, und wenn er so stürmisch ins Büro kam wie heute Morgen, dann musste man ihn solange in Ruhe lassen, bis die Tür von alleine aufging. Und dann wollte er meist einen Kaffee.
?Soll ich Ihnen einen Kaffee holen?? fragte sie folgerichtig. Aber Matthias war sehr gut gelaunt und antwortete nur: ?Nein, nein, das mache ich schon selber, danke. Möchten Sie auch einen? Übrigens: Die Bluse steht Ihnen ausgezeichnet.? Und mit diesen Worten schritt er den Korridor entlang zur Kaffeemaschine.
Wie so oft traf er hier Ralph, den passionierten Kaffeetrinker. ?Hallo Ralph, na, auch einen Dope?? grinste Matthias. Der Tag war schön geworden, fand er. ?Wollen wir uns kurz über das Projekt ?Cross Mentoring? unterhalten, die Firmenspitze sucht noch freiwillige Opfer?? Matthias lächelte großherzig, er fand die Idee, im Rahmen des Gender Mainstreen jungen aufstrebenden Frauen aus Sicht der Männer die Strukturen näher zu bringen, irgendwie albern, aber nun gut, so war es vorgegeben.
?Klar, ich habe gerade Zeit, oder besser, ich stocke eh? in meiner Bilanz, also wollen wir gleich??? gemeinsam gingen sie also traut und mit Kaffeetassen in der Hand in Matthias Büro.
Beim Betreten schnüffelte Ralph: ?Hast du ein neues After Shave? Wenn du mich fragst, ich würde es nicht nehmen, es riecht so weiblich? genau? nach Maiglöckchen??
Matthias erstarrte. ?Nein, habe ich nicht, wieso?? Ihm wurde ganz heiß. Was sollte das bedeuten? Steckte Ralph mit Alex unter einer Decke?
Ralph schnüffelte sich durch den Raum und blieb am Mantel stehen. ?Riech mal, hier muss es sein. Hat Alex Parfüm darüber gekippt? Muss aber gewesen sein, um dich zu ärgern, stinkt ja wie ein ganzer Damenpuff.? Ralph amüsierte sich köstlich.
Matthias ging um den Schreibtisch herum, an dem er sich gerade niederlassen wollte, und untersuchte seine Manteltaschen. Und tatsächlich, in einer seiner zahlreichen Innentaschen fand sich ein kleines Bündel Maiglöckchenblüten, die Alex dort versteckt hatte.
Bisherige Antworten

*lach*

Herrlich fairwind...einfach nur herrlich...ich freue mich über jede Alex-Folge .die Maiglöckchenaktion war supergenial...weiter so...
LG Glasi

Re: *lach*

Danke! Irgendwie müssen wir Matthias doch zum Andrologen kriegen, oder? Wenn er sich Alex immer entzieht... der Schuft, typisch Mann (obwohl meiner äußerst freiwillig gegangen ist). GLG, Fairwind
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