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Alex 74

Alex 74
Schlafen konnte sie nun ohnehin nicht, also ging Alex ohne rechtes Ziel ihrer Tätigkeit ins Bad, wo der Parsi sie mit diesem frustrierenden grünen Lämpchen anlächelte. ?Warum mache ich dich eigentlich jeden Morgen auf, ich weiß ja eh, was du sagst?? dachte sie entnervt. Sollte sie vielleicht eher einen Clearplan kaufen, um noch deutlicher den Hormonhaushalt beobachten zu können? ?Nein, nur das nicht, nicht noch mehr Fixierung auf den Kinderwunsch?, mahnte ihr gesunder Menschenverstand. Und der stand eben im ewigen Widerstreit mit ihren Gefühlen.
Ihren Plan, ihrem Mann ihr Hausfrauendasein mit allen Konsequenzen deutlich zu machen, folgend machte sie erst einmal Frühstück. Matthias hatte noch ein wenig Zeit, bis er aufstehen musste. Unruhig deckte sie den Tisch und platzierte die Vase mit den Maiglöckchen mitten auf dem Tisch. Alex überlegte sich zunächst, was sie zum Frühstück machen sollte, um nicht den Geruch der Blumen zu überdecken; Eier waren also auszuschließen, auch Toast war vom Geruch her zu intensiv. Aber etwas Besonderes sollte es schon sein, und kurze Zeit später stand sie am Waffeleisen und fertigte morgendliche Köstlichkeiten. Sie war außerordentlich gut gelaunt, und sie empfand es als Triumph über widerstrebende Materie, wenn sie den klebrigen Teig als perfekte Form aus dem Eisen lösen konnte. Besser konnte ein Tag doch gar nicht anfangen, oder?
Fröhlich pfiff sie vor sich hin, wanderte um Phoebe behende herum und fertigte eine Waffel nach der anderen. Im Vorratsschrank war noch ein Glas Schattenmorellen, so dass heißen Kirschen auf den Waffeln nichts mehr entgegenstand. Sogar das Haltbarkeitsdatum lag noch nach dem heutigen. ?Immerhin, eine sooo schlechte Hausfrau bin ich denn dann doch nicht?, dachte Alex befriedigt und goß die Früchte in eine Kasserolle, um sie leicht zu erhitzen.
Schnell war der Teig in der Schüssel weniger geworden, und nun war nur ein kleiner Rest übriggeblieben, den die gute Hausfrau einfach nicht wegspülen wollte. Und da Waffelteig einfach nicht so gut schmeckt wie Rührteig, entschloss Alex sich dazu, in zwei eleganten Schwüngen den Teig zu einer Herzform zu gießen. Leider hatte sie die Kapazitäten der Kelle überschätzt, und so brachte sie zwar den ersten vollen Schwung zustande, für den zweiten fehlte dann aber der Teig. Egal, das Waffeleisen wurde geschlossen und Alex starrte wie gebannt auf die rote Lampe am Eisen, die dann von einer grünen abgelöst würde. ?Meine Güte, ist ja wie beim Persona?, dachte sie noch schmunzelnd. Sie hatte eindeutig gute Laune. Und ?pling?, mit einem leisen Geräusch schaltete sich das Gerät um? und die behände Bäckerin öffnete das Eisen.
?Oh nein?, entfuhr es ihr, und sie starrte auf die Waffel: Sie hatte die Form eines Fötus, wie Alex sie so oft auf Ultraschallbildern gesehen hatte! ?Und wie bekomme ich die jetzt raus?? Alex war ratlos, normalerweise nahm sie eine Gabel, stach in die Waffel und rollte sie vorsichtig vom Rande her auf, aber das ging ja nun wirklich nicht. Sie konnte doch nicht in ein Kind hineinstechen, wie klein es auch sein mochte. Aber verbrutzeln lassen konnte sie es ebenso wenig. Leichte Panik kam bei ihr auf, sie musste schnell handeln. Also nahm sie einen Teigschaber und löste die kindliche Form langsam und vorsichtig vom Rande her ab, krampfhaft bemüht, die Waffel nicht einreißen zu lassen. Vorsichtig platzierte sie sie auf einem Küchentuch, so dass sie ganz glatt lag; auf die anderen Waffeln hatte sie sie nicht legen wollen.
Die Frage, die sich nun stellte, war klar: Was sollte sie mit dieser Waffel tun, die sie so sehr an ein Kind erinnerte? Aufessen? Trocknen lassen? Oder gar wegwerfen??? Nichts davon kam für sie infrage. Nur: Aufheben war ja ebenso albern. Alex war sich ihrer merkwürdigen Situation sehr wohl bewusst, aber da war er wieder, der Streit zwischen Kopf und Herz. Während der Kopf sagte: ?Es ist nur einen missratene Waffel, die solltest du essen?, sagte der Bauch ?Du kannst doch nicht zur Kindsmörderin werden!? Alex musste sich erst einmal setzen, und als Matthias ganz frohgemut in die Küche kam und den Duft der Waffeln einsog, sah er seine Frau auf dem Küchenstuhl niedergelassen- und sie starrte in Richtung Waffeleisen.
?Hmmm? das duftet ja, Mensch, und auch noch mit heißen Kirschen?, sagte Matthias mit einem Blick in die Kasserolle, in der eine rötliche Masse blubberte. Alex schaute auf. ?Hat es draußen auch geduftet?? fragte sie so beiläufig wie möglich, aber wie ein Flitzebogen gespannt.
?Ja, nach Waffeln?? war die Antwort.
?Sonst nichts??
?Doch, Kaffee. Aber was soll das?? Er war irritiert. Alex stand auf, ging ins Wohnzimmer zum Esstisch und schnappte sich mit einer entschiedenen Bewegung die Vase.
?Hier, riech mal?? forderte sie ihren Mann in einem Ton auf, der keinen Widerspruch duldete.
?Märzenbecher, und??
?Maiglöckchen, und?? entgegnete sie gereizt.
?Ich riech nichts?? sagte Matthias und biß beherzt und gutgläubig in eine mißratene Waffel, die auf Küchenkrepp lag.
Bisherige Antworten

Futter riechen sie immer!!!

Huhu Fairwind,
au ja, lecker Waffeln. Es ist so typisch. Das Männchen folgt dem Geruch des Essens und hat für die Blümchen keinen Sinn.
MÄNNER!
Ganz liebe Grüße
Lena, die total erkältet auch nix riecht. Weder die Waffeln noch die Maiglöckchen

Re: Futter riechen sie immer!!!

*lach*, das ging mir letzte Woche auch so. Da mußte eine Freundin die Soße mit den Pilzen anbschmecken, und zwei Tage später war ich wieder beim Kochen, und meine Schwester meinte, mehr Salz solle nicht hinein, worauf ich völlig erstaunt war, ich hatte a) noch gar kein Salz dran, nur wenig Brühe b) nichts geschmeckt, ich fand es lasch. Habe aber auf sie gehört... *g* GLG, Fairwind
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