Alex 69
Kurz darauf kam Matthias aber wohlgelaunt aus dem Schlafzimmer. Seine gute Laune rührte aus der Tatsache, dass ein Porsche 993 zu verkaufen war -?Der letzte Luftgekühlte?, strahlte der Autoliebhaber ? und er sich wieder einmal vorstellte, einen solchen Wagen zu fahren. Und so auf den Tag eingestimmt konnte das Frühstück nur gut verlaufen.
?Hast du heute etwas Besonderes vor?? fragte er kauend.
?Nö. Eigentlich nicht, ich bin ganz für dich da.? Alex schaute ihn aus den Augenwinkeln herausfordernd an.
?Prima, dann machen wir uns einen gemütlichen Tag zuhause, okay? Meine Eltern wollten eh vorbeischauen.?
Nun hatte sich Alex den gemeinsamen Tag zwar anders vorgestellt, aber sie mochte ihre Schwiegereltern ja, und deshalb bot sie an, doch noch schnell einen Kuchen ?zu zaubern?, wie sie mit leichtem Unterton sagte.
Matthias nahm das Angebot dankend an und verschwand nach dem Frühstück mit der Auto-Zeitung in der Garage. Das machte er immer, wenn er seine Ruhe haben wollte, und Alex blieb nichts übrig, als ihm voller Verständnis diese Freiheit zu lassen. Selbst wenn sie dabei etwas zurückstecken musste; denn sie hätte gerne mehr von ihrem Mann gehabt.
Also verschwand sie ihrerseits in der Küche und stellte alles für den Kuchen zusammen. Und gerade, als sie anfangen wollte, alles der ordnungsgemäßen Reihenfolge entsprechend in die Rührschüssel zu geben, klingelte wie so oft das Telefon.
?Hi, störe ich?? fragte Bea.
?Nö. Ich muss nur nebenbei einen Kuchen ?zaubern?, also wundere dich nicht, wenn ich komisch klinge, dann ist der Hörer verrutscht, den ich einklemmen muss.? Leicht verrenkt, weil sie den Hörer zwischen Schulter und Kopf hielt, wandte sich Alex dem künftigen Teig zu. Eigentlich hatte sie nämlich keine Lust, mit Bea zu sprechen, aber das hatte sie einmal mehr nicht gesagt.
?Was ist los??
?Peter will das Kind nicht.?
?Das wusstest du doch vorher?, rutschte es Alex heraus. Und in der nächsten Sekunde bedauerte sie ihre Reaktion schon wieder, immerhin war ihre Freundin Nöten, und sie gab sich schnippisch. Am anderen Ende der Leitung war ein Schniefen zu hören.
?Ja?, sagte Bea kleinlaut, ?aber ich dachte, das würde sich ändern.?
Alex zog hörbar die Luft ein und hätte beinahe den Hörer in die Rührschüssel fallen lassen. ?Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Hast du wirklich gedacht, du würdest durch vollendete Tatsachen etwas an der Einstellung von ihm ändern, die er dir ja klar und deutlich vorher gesagt hat? Oder war es deine gekränkte Eitelkeit, weil er kein Kind von DIR hatte haben wollen?? Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, wurde ihr klar, dass auch aus ihr gekränkte Eitelkeit sprach, weil Bea so mühelos das geschafft hatte, was sie immer noch nicht hinbekommen hatte. Bea heulte nun haltlos am Telefon.
?Ach Süße, so war das doch nicht gemeint?, entschuldigte sich Alex sofort. Ihr schlechtes Gewissen schien ihr wie ein Felsen auf den Schultern zu liegen, aber vielleicht war es auch nur die unbequeme Haltung mit dem Hörer.
?Mensch komm, so schlimm wird es schon nicht sein. Vielleicht hast du auch Recht, und er wird sich noch hineinfinden in seine neue Rolle. Und wenn nicht, dann war es eben nicht der Richtige für dich, denn du freust dich doch auf das Baby, oder??
Bea heulte kleinlaut ins Telefon. ?Aber wie soll ich das denn alleine schaffen? Und von Peter trennen will ich mich nicht, in keinem Fall, ich liebe ihn doch wie er ist.?
Alex bohrte nach: ?Und was, wenn er sich eben nicht freut und das Kind wirklich nicht will? Ich weiß, das wird nicht eintreten, aber was wäre wenn??
?Weiß nich??
?Wie, weiß nicht, was soll das denn heißen??
?Ich weiß nicht, was ich dann tun soll. Ich will ihn nicht verlieren.?
Alex wusste nun nicht mehr so recht, was sie sagen sollte. Sie verdrängte den unangenehmen Gedanken, der blitzartig in ihrem Kopf aufstieg und fragte weiter: ?Was hat er denn gesagt, als du es ihm gesagt hast??
??dass er sich von mir überrumpelt fühlt. Ich hätte ja gewusst, dass er keine Kinder haben wolle. Und dass das keine Grundlage für eine Beziehung sei??
Alex dachte hier nur, wie Recht Peter doch hatte, doch sie wollte ihrer Freundin helfen. ?Ach, der kriegt sich schon wieder ein, du wirst sehen, und in ein paar Tagen wird er dir bestimmt ein Kuscheltier als Entschuldigung mitbringen. Mach dir nicht so viele Gedanken!?
Bea schluchzte noch lauter. ?Aber er will das Kind nicht, und es ist ja auch die falsche Zeit, wir sind doch noch recht frisch zusammen und haben noch so viele Pläne, und ich konnte doch nicht ahnen, dass sich dieses Kind einen so falschen Zeitpunkt aussuchen würde.?
Alex blieb die Luft weg. Nun hatte sich das Kind den Zeitpunkt ausgesucht? Bea war wohl ganz von Sinnen. ?Du hast doch aber die Pille weggelassen, da kann das Kind doch nichts für?? sagte sie bissig.
?Trotzdem, es passt eben zur Zeit nicht?, beharrte ihre Freundin.
?Daran hättest du eben früher denken müssen.? Sie hatte nun auch keine tröstenden Worte mehr, aber sie versuchte es tapfer: ?Sieh mal, Süße, in ein paar Wochen spürst du Leben in dir, das ist doch das Tollste der Welt, und alles wird sich für dich verändern, du hast etwas geschaffen, was ganz einzigartig auf dieser Welt ist: einen kleinen vollkommenen Menschen. Und der wird dann irgendwann ?Mama? zu dir sagen und vertrauensvoll seine kleine in deine große Hand schieben. Ist das nicht eine wunderschöne Perspektive??
?Ja, schon, aber doch nicht jetzt??
?Weißt du Bea, koch dir einen Tee oder einen Kaffee, setzt? dich hin und rede ruhig mit Peter, und wenn es gar keinen Konsens gibt, dann musst du dir eben überlegen, wie viel wert dir Peter ist. Und wie viel du dir selbst wert bist. Ich weiß, das ist schwer, aber da kommst du nicht drum herum. Und denke dabei daran, dass sich dein Wert jetzt auch durch den eines zweiten Wesens bemisst.?
?Du verstehst mich eben nicht??
?Doch, aber das verstehst du nicht. Willst du vorbei kommen??
?Nein, ich gehe jetzt in mich?? sagte Bea bockig und hängte wieder einmal auf.
Bea macht mich aggressiv!
Ganz liebe Grüße und Du weißt ja: Kopf zusammenbeißen und Zähne hoch!
Lena, die eine solche Freundin mal aussortiert hat (nicht schön das.)
Re: Bea macht mich aggressiv!
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