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Alex 64

Alex 64
Als Matthias nach Hause kam, war die Wohnung blitzsauber, Kerzen waren frisch angezündet und erhellten eine gedeckten Tisch und alles duftete nach einem schönen Abend. Alex rief aus der Küche: ?Ich bin gleich fertig!? und Matthias wickelte noch schnell den Blumenstrauß aus, den er auf dem Rückweg für seine Frau gekauft hatte. Warum, das wusste er auch nicht so genau, es war so eine Mischung aus schlechtem Gewissen, wobei er sich eigentlich keiner Schuld bewusst war, und dem Bedürfnis, ihr eine Freude zu machen. Und da Alex rote Rosen mochte, wie er sich eingeprägt hatte, kaufte er in solchen Fällen immer diese Blumen, meist von Palmenblätter umgeben und mit Efeubeeren und -ranken aufgelockert.
?Für dich, mein Schatz?? sagte er strahlend, als seine Frau aus der Küche kam.
?Och Mensch Matthias, das ist aber lieb von dir!? Ganz Hausfrau stellte sie den Teller, den sie in der Hand hatte, ab und nahm die Blumen.
?Rote Rosen!? Alex freute sich ehrlich, gerade heute konnte sie Trost gebrauchen. Doch als sie Vase herausgesucht hatte und in der Küche die Stiele schräg schnitt, überkamen sie ganz andere Gedanken. Was wäre, wenn Matthias fremd ginge und der Strauß nur eine Wiedergutmachung war? Oder was, wenn er sich von ihr trennen wollte? Alex hatte in ihren Studententagen eine Freund gehabt, der ihr zum Abschied ein Bund gelbe Tulpen geschenkt hatte mit den Worten ?Du bist viel zu gut für mich?, und das, obwohl sie wusste, dass er Schnittblumen hasste. Und genau dieser Schreck wie beim Anblick der gelben Tulpen (die sie im übrigens bis heute nicht mochte) durchfuhr sie jetzt bei den Rosen.
?Vielleicht kann er es mit einer Frau wie mir gar nicht aushalten?? dachte sie und schluckte schwer.
Zur gleichen Zeit schaute sich Matthias im Wohnzimmer um. Alex hatte das alles liebevoll eingerichtet und dekoriert. Vielleicht mochte er manche Spielerei nicht so gerne, wie die zwei geflügelten Schweine aus Gusseisen, die ihn nun aus einer Schale mit Duftblütenblättern angrinsten. Was hatte Alex lachend gesagt, als sie sie gekauft hatte? ?Na, wenn die uns nicht endlich mal Glück bringen, dann weiß ich es auch nicht?? Und Henriette hatte sie stundenlang betrachtet, als sie Onkel und Tante besucht hatte.
Damals hatte Kinderlachen den Raum erfüllt, und beide hatten stundenlang alle Warum-Fragen der Kleinen geduldig beantwortet. Und als Henriette dann abgeholt worden war, hatten Alex und er noch stundenlang aneinandergekuschelt gesessen und sich ausgemalt, wie es denn mit Kindern so sein würde. Das war ja nur ein paar Monate her, aber es erschien Matthias endlos. Zum ersten Mal hatte er ähnliche Gedanken wie Alex: Was passiert, wenn es mit dem Kind nicht klappte? Bisher hatte er ja nie ernsthaft einen Gedanken daran verschwendet, aber nachdem er all diese Informationen über den Kinderwunsch gelesen hatte, wusste er zumindest, dass es eben doch nicht so leicht war, Kinder zubekommen.
Matthias straffte die Schultern, er war sich sicher, das galt nicht für sie beide, immerhin hatte er bisher alles im Leben erreicht, was er hatte erreichen wollen. Und Alex straffte ebenfalls die Schultern, wenn es denn sein musste, dann musste es eben geklärt werden.
?Schatzi, gibt es einen Grund, dass du mir Blumen mitbringst??
Matthias lachte und nahm sie in den Arm. ?Nein, ich finde bloss, dass ich dich in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe.? Alex machte sich steif. Fing so nicht immer in Melodramen das Ende der Beziehung an. Musste sie da nicht mißtrauisch werden?
?Hmm? wie war denn dein Tag, war was Besonderes los??
?Nö, wieso?? Matthias machte das absolut unschuldige Gesicht eines Mannes, der etwas zu verbergen hat, allerdings etwas, was er durchaus irgendwann erzählen würde. Jede Frau kennt die unterschiedlichen Kategorien dieses vermeintlich lässigen ?Nös?. Immerhin entspannte sich Alex dabei, sie musste also nur bohren.
?Okay, dann setz dich und wir essen, und dabei erzählst du mir, was losgewesen ist.?
?Was meinst du denn?? wieder dieser Unschuldsblick. Alex musste nun schon fast lachen: Dass Männer immer meinen, man könne sie nicht durchschauen?
?Schatzi, wenn du so guckst, hast du etwas vor mir zu verbergen.?, insistierte Alex.
?Nein??
?Okay, dann später?? Alex ließ nicht locker.
?Sag mal, du hast doch vorhin angerufen, was war denn los?? fiel Matthias der Anruf wieder ein. Eine Ablenkung vom Thema war ihm nur recht. Und Alex fing Feuer:
?Ich war heute Morgen bei Bea, und sie wollte das Kind nicht?? Alex erzählte Matthais nun in allen Einzelheiten das erste Gespräch mit Bea. Und Matthias war betroffen und reagierte zum Erstaunen seiner Frau an den richtigen Stellen mit den ? fast- richtigen Einwürfen. Naja, er war halt ein Mann, aber dafür war er diesmal erstaunlich gut bei der Sache.
?Solche Leute sollte man gleich sterilisieren, die ihre Kinder dann nicht haben wollen?? oder ?Die hat das Kind ja auch nicht verdient?, derartige Sätze waren Balsam für Alex geschundene Seele. Und dann setzte Matthias noch eine Satz hinzu: ?Aber ich finde, wir hätten das jetzt langsam verdient, oder?? Und kurz darauf hatte Matthias erneut eine weinende Alex im Arm, die sich nun ganz sicher war, dass Matthias ebenso unter dem Kinderwunsch litt wie sie, während er merkte, wie sehr sie darunter litt. Doch keiner von beiden vermochte den Partner auf die brennende Frage anzusprechen: Was tust du, wenn ich Schuld habe?
Bisherige Antworten

Re: Alex 64

Hallo!
Na, du bist ja aktiv - freu mich jedes mal, wenn ich wieder ne neue Alex-
Geschichte lese!
Naja, die Schuldfrage - bin froh, dass wir die geklärt haben:-) Und zusammen
bleiben wollen - ob ohne oder mit Kind, denn verheiratet sind wir, weil wir
uns lieben - und wir sind glücklich! Mit einem Kind wären wir anders
glücklich!
Freue mich zu lesen, wie Alex&Matthias mit dem Problem umgehen werden!
LG Espoir

Re: Alex 64

Kann dir verraten: Ich weiß es derzeit auch noch nicht *g*. Jedesmal setze ich an, dass er aus dem Knick kommt mit seine Befürchtungen, und dann bekommt er einfach die Kurve nicht. Vermutlich versetze ich mich zu sehr in ihn hinein. Dabei bin ich durch und durch weiblich, nur dass ich mich nach dem X wie ein Mann umdrehe und einschlafe...*grübel* bin ich vielleicht doch ein verkappter Mann? *lach* LG, Fairwind
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